Rosinen picken

Alles rund um die Partnerschaft
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ninivé
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Rosinen picken

Beitrag von ninivé »

Ihr Lieben

Auffahrt habe ich mit einer guten Freundin auf einem wunderbaren Städtetripp verbracht.
Mein Liebster war mit den drei Kids in Bergen unterwegs, die Kinder waren offenbar recht schwer zu irgendwas zu motivieren - Bilanz seines verlängerten Wochenendes: eher mühsam und anstrengend. Und auch wenn keine Andeutung in diese Richtung kam, merkte ich eine gewisse Frustriertheit darüber, dass ich mir ein schönes Wochenende machen konnte, während er seine Kids (mässig erfolgreich) bespasste.

Manchmal finde ich es wirklich schwierig, objektiv abzuschätzen, ob ich durch mein Abgrenzen (in diesem Falls: Städtetripp statt Wochenende mit ihm und den Kids) Verantwortung für mein Wohlergehen übernehme oder mich schlicht egoistisch verhalte. Immerhin gibt es den Beziehungsleitspruch "in guten, wie in schweren Zeiten" - und ich mauschle den irgendwie so um: "in guten, wie in schweren Zeiten - ausser es betrifft die Kids, die Du mit einer anderen Frau in die Welt gesetzt hast, da bist Du alleine verantwortlich". Und das ist doch eigentlich nicht korrekt... Wie steht ihr dazu?
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BabyOne
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Re: Rosinen picken

Beitrag von BabyOne »

Hallo ninivé,

die Bilanz könnte man doch auch umformulieren: er hat gemerkt, dass seine Kinder nicht immer nur nett und kleine Engel sind. Das war ein Stück Alltag, den er sonst mit den Kindern vielleicht nicht so oft hat. Und diese Erfahrung und realistische Betrachtungsweise seiner Kinder kann später mal nützlich und wertvoll werden, wenn es mal zu Konflikten kommen sollte. Wer hat gesagt, dass Eltern-Sein immer nur Spaß machen soll? Du wirst ja außerdem nicht jedes Wochenende solche Ausflüge ohne ihn machen.

Etwas für sein eigenes Wohlergehen tun und egoistisch sein sind keine Gegensätze, sondern das eine beinhaltet immer auch teilweise das andere. Ein wenig Egoismus muss sein.
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Babell
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Re: Rosinen picken

Beitrag von Babell »

Hallo Ninive

Ich glaube, dass Väter häufig nach einer Trennung zuerst mal die Verantwortung für die Kinder selber übernehmen. Dann kommt eine Freundin und sie fallen wieder in das Muster von vor der Trennung von der Exfrau zurück: sie übergeben die Verantwortung der Frau im Haus. Dies machen sie natürlich nicht extra und auch vor der Trennung war ja vielleicht so, dass die Mutter der Kinder halt automatisch (oder gewollt?) mehr übernommen hatte und deshalb die Väter weniger übernehmen konnten, was Verantwortung und Beziehung zu den Kindern anbelangt. Aber dass sie wiederholt in das alte Muster fallen, muss man ihnen schon deutlich machen, wenn einem die Beziehung wichtig ist. Dies geschah bei Euch intuitiv mit Taten: du gehst auf eine Städtereise und er probiert etwas Schönes mit den Kindern aus, welches schön sein kann oder eben, wie es bei deinem Freund der Fall war, sehr anstrengend sein kann. Die Enttäuschung von ihm war ja nur, weil er es sich mit den Kindern schön vorgestellt hatte, weil es vielleicht immer so war, wenn du mit dabei warst! Hätte er gedacht, dass es sowieso anstrengend wird, dann wäre er zurück gekommen und hätte gesagt: "war gar nicht schlecht, und wie wars bei dir? Hast du es genossen?" Er hätte dir im Voraus einen schönen Städtetrip gewünscht, weil er gewusst hätte, dass es anstrengend ist mit den Kindern und du es verdienst, mal etwas anderes zu machen. So ist es jetzt mit meinem Freund: er weiss, dass es anstrengend ist mit unserem Kind und sagt mir: "geniesse die freien Stunden!" und wenn ich zurück komme, sagt er: "und wie wars?" er meint das ehrlich, weil er selber weiss, wie es ist.

Dein Freund scheint eine Erwartungshaltung gegenüber dir zu haben, etwas von dir zu verlangen, das du gar nicht tun musst und das eine Mutter ebenfalls nicht tun müsste. Salopp: er erwartet von dir die Kinderbetreuung, unbezahlt. In einer guten Elternbeziehung sprechen sich die Eltern ab, wer wann wieviel übernimmt und wer wann Auszeit hat. (Natürlich gibt es auch die Zeiten, in denen beide überfordert sind, weit und breit kein Krippenplatz in Aussicht ist, und die Grosseltern auch nicht zur Verfügung stehen) In einer Patchworksituation ist nur einer vom Paar der Elternteil. Dass er dabei dir gegenüber diese Erwartungshaltung hat, kann davon kommen (ich phantasiere mal), dass er dich unbewusst in die Rolle des anderen Elternteils hineingedacht hat. (Das kannst du nun auch als Kompliment auffassen ;-) du bist schon so integriert in seinem Leben, dass er dich bereits überall an deiner Seite sieht..)
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Re: Rosinen picken

Beitrag von ninivé »

Ich glaube, es geht in diesem Fall eben genau nicht darum, dass er Verantwortung abschieben will, er verbringt ja viel Zeit mit den Kindern (drei Nachmittage/Abende pro Woche plus die Samstage), das war auch vor der Trennung so aufgeteilt (…zumindest die Nachmittage…). Dadurch ist er durchaus ein alter Hase, betreuungstechnisch. Einen Teil der Zeit davon bin ich ja ohnehin nicht dabei (ich arbeite 100%).

Was mich gerade beschäftigt ist, dass zwischen uns diese Regelung besteht (...von mir aufgestellt...): Wenn er die Kinder hat, darf ich „dafür“ machen, was ich will. Ich lege Verabredungen, Hobbys etc. fast grundsätzlich auf seine Betreuungszeiten, oder nehme mir auch die Freiheit mir samstags einfach einen schönen Tag zu machen. ABER: Ich liebe ihn - da habe ich doch auch Verantwortung für unser gemeinsames Leben, unser gemeinsames Wohlergehen. Er beklagt sich nicht, aber ich merke halt, dass es ihn schon etwas knickt, wenn ich mich so vom Acker mache und ihm dadurch zu verstehen gebe, wie wenig attraktiv ich meine Zeit mit ihm und den Kindern werte. Und das kann ich schon irgendwie verstehen... Oder wie sehr es ihn freut / wie erleichtert er ist, wenn wir alle gemeinsam einen tollen Tag verbracht haben.

Und dann denke ich halt: Mensch nini, gib Dir halt einfach etwas mehr Mühe!! :roll:

Er hat es einmal so formuliert, dass es sein Wunschtraum wäre, dass ich die Kinder als ein „gemeinsames Projekt“ (scheussliches Wort, aber gerade fällt mir kein besseres ein) zwischen ihm und mir sehen würde, für das er klar die Hauptverantwortung hat (zusammen mit seiner Ex), auf das ich mich aber einlasse und mich auch einbringe. Gegen das ich mich nicht innerlich immer etwas sträube. Und mich zurückziehe, wann immer mir danach ist.

Hat da irgendwer ein Gleichgewicht hingebracht, mit dem beide Partner gut und zufrieden leben können?
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Re: Rosinen picken

Beitrag von BabyOne »

Hallo ninivé,

ist das denn so, dass Du Dich grundsätzlich gegen gemeinsame Zeit mit seinen Kindern sträubst?

Ich meine, drei Kinder sind ja auch kein Pappenstiel. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass er Dich auch bei diesem Teil seines Lebens dabei haben will. Das Eltern-Sein ist ja ein wichtiger Teil seines Lebens. Wenn Du da grundsätzlich und fast immer fehlst (?), dann fehlt euch ja auch gleichzeitig viel gemeinsame Paar-Zeit. Aber von der Arbeit zu kommen und dann vielleicht drei übermüdete, nölige Kinder vorzufinden, ist halt etwas, was einem als Nicht-Elternteil halt in der Regel nicht viel Freude macht.

Im Patchwork-Leben muss man ja immer viel Geduld haben und in langen Zeiträumen denken. Vielleicht wird es Dir leichter fallen Dich darauf einzulassen, wenn die Kinder älter und vernünftiger werden. Und es ist immer wieder auch ein Abwägen zwischen dem was man ertragen kann und will und dem was man davon hat - emotional oder wie auch immer.
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Re: Rosinen picken

Beitrag von Ria »

ninivé hat geschrieben:Was mich gerade beschäftigt ist, dass zwischen uns diese Regelung besteht (...von mir aufgestellt...): Wenn er die Kinder hat, darf ich „dafür“ machen, was ich will. Ich lege Verabredungen, Hobbys etc. fast grundsätzlich auf seine Betreuungszeiten, oder nehme mir auch die Freiheit mir samstags einfach einen schönen Tag zu machen. ABER: Ich liebe ihn - da habe ich doch auch Verantwortung für unser gemeinsames Leben, unser gemeinsames Wohlergehen. Er beklagt sich nicht, aber ich merke halt, dass es ihn schon etwas knickt, wenn ich mich so vom Acker mache und ihm dadurch zu verstehen gebe, wie wenig attraktiv ich meine Zeit mit ihm und den Kindern werte. Und das kann ich schon irgendwie verstehen... Oder wie sehr es ihn freut / wie erleichtert er ist, wenn wir alle gemeinsam einen tollen Tag verbracht haben.
Da verstehe ich, dass es auch dir nicht so 100% wohl ist dabei. Mir sind dazu ein paar Gedanken gekommen:
Du liebst einen Mann, der auch Vater ist. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass ihn das - oder die Art wie er diese Rolle lebt - attraktiv für dich gemacht hat, als du dich in ihn verliebt hast.
Heute im Alltag nimmst du dir die Freiheit, diese Seite auszuklammern und dich während der Zeit mit seinen Kindern "aus dem Staub zu machen".

Grundsätzlich glaube ich, dass eine Patchwork-Beziehung nur dann eine Chance auf langfristiges Gelingen hat, wenn der kinderlose Partner seinen Teil dazu beiträgt, dass er/sie auch gemeinsame Zeit mit den Kindern geniessen kann. Das heisst, dass er sich überlegt, wie er/sie sich einzubringen und mitgestalten kann, dass es ihm selber Spass macht! Sonst geht es eben schon in Richtung "Rosinen picken", wie du ja auch die Überschrift gewählt hast.

Auf der anderen Seite ist es auch ganz wichtig, die Verantwortung für sein eigenes Glück zu übernehmen, sich nicht aufzuopfern... und sich auch zu erlauben, sich zurückzuziehen oder eben ohne die Familie etwas zu unternehmen.

Aber es sind die gemeinsamen Erlebnisse, die den Boden für gute Beziehungen bilden. Gerade auch für Stief-/Bonuskinder und -eltern.
Er hat es einmal so formuliert, dass es sein Wunschtraum wäre, dass ich die Kinder als ein „gemeinsames Projekt“ (scheussliches Wort, aber gerade fällt mir kein besseres ein) zwischen ihm und mir sehen würde, für das er klar die Hauptverantwortung hat (zusammen mit seiner Ex), auf das ich mich aber einlasse und mich auch einbringe. Gegen das ich mich nicht innerlich immer etwas sträube. Und mich zurückziehe, wann immer mir danach ist.
Es gibt ja nicht nur schwarz und weiss. Es ja nicht darum, die ganze Zeit mit den Kindern zu teilen oder keine.
Aber ich kann deinen Partner eben auch gut verstehen.
Die Gefahr könnte auch bestehen, dass du dann nicht mehr so recht dazugehörst, wenn du dich zurückziehst, wann immer dir danach ist.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es die Beziehung nicht belastet, wenn ich den Vater mit seinen Kindern allein etwas unternehmen lasse und mich zurückziehe, weil es mir gut tut. Aber eben nicht mit der Absicht, NICHT mit seinen Kindern zusammen zu sein, sondern weil ich auftanken wollte.
Und wir haben daneben auch viel Zeit zusammen mit den Kindern verbracht. Und ich habe das auch genossen - nicht immer, aber oft.
Aber es war für mich einfacher, weil ich ja auch Kinder hatte.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Re: Rosinen picken

Beitrag von carlotta37 »

Liebe ninive,

ich kenne diese Situation so gut - allerdings aus Sicht derjenigen MIT Kindern und mit kinderlosem Partner.....Wir haben keine Lösung gefunden und uns schlussendlich getrennt.

Unsere Situation war insofern anders, als dass wir nicht zusammen gelebt haben. Da war das Rosinen picken noch viel stärker ausgeprägt und ich habe ihm das auch oft vorgeworfen.
Jetzt kann ich also sozusagen die Seite von Deinem Partner aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen. Er hatte allerdings nie die gleichen Fragen und Gedanken wie Du, für ihn war immer klar, dass für die Kinder ein anderer Mann verantwortlich wäre, der diese Verantwortung eben nicht ausübt.

Ich habe mich irgendwann gelöst, mir überlegt, welche Werte ich wirklich mit einer Partnerschaft verbinde. Aus der Erinnerung an diese Zeit würde ich heute sagen: es muss ein gemeinsames Leben geben, Kinder sind ein Teil davon. Wenn dagegen vom kinderlosen Partner eine grosse Abneigung besteht, empfindet das der Elternteil auf Dauer als Ablehnung seiner Person, denn die Mutter- oder Vaterrolle ist ja ein ganz wesentlicher Teil der eigenen Persönlichkeit.

Aber auch heute würde ich sagen, es gibt noch zwei weitere Säulen im Leben: jeder darf und soll etwas für sich allein tun können, um die eigenen Batterien aufzufüllen. Und das Paar sollte auch Zeit nur als Paar haben.
Das sind im Alltag wohl ganz schöne Ansprüche und sicher total schwierig zu realisieren! Aber ich glaube, es ist wichtig.

Vielleicht kannst Du einen Kompromiss finden? Gelegenheiten, bei denen Du Verantwortung übernimmst, regelmässig. Etwas, das Du gut kannst, das aber zum Kinderalltag gehört, wie Hausaufgaben gemeinsam machen oder was auch immer. Es sind diese kleinen Dinge, die eine Beziehung entstehen lassen, auch zu den Kindern. Und als Elternteil fühlt man sich dem Partner gleich sehr verbunden, wenn man sieht: da kommt etwas, er/sie interessiert sich und bringt sich ein. Solche kleinen Momente wirken Wunder - so war es jedenfalls bei mir!
Und Dein Partner sollte Dich einbeziehen bei der Planung gemeinsamer Aktivitäten mit den Kindern: plant einen Ausflug mit ihnen auch gemeinsam, bringe Deine Ideen und Wünsche ein. Wenn Du Mitverantwortung trägst, darfst Du auch mitreden.

Die Erholunsgpausen nur für Dich würde ich mir aber an Deiner Stelle auch nicht nehmen lassen. Immerhin arbeitest Du 100%, die brauchst Du! Ich bin mir sicher, wenn Dein Partner die Situation als ausgeglichen empfindet und nicht als Ablehnung gegenüber seinen Vaterpflichten, wird er Dir diese Pausen gönnen. Und dass er dann halt auch mal etwas niedergeschlagen ist, wenn ein Wochenende mit den Kindern anstrengend war....das muss sich nicht gegen Dich udn Deine Entscheidungen richten! Das ist halt dann die Realität....und ist ja schön, wenn er Dich auch in seinem Leben mit den Kindern vermisst!

Bleibt doch einfach im Gespräch darüber. Seine Kinder sind nicht Dein Projekt, aber sie gehören doch auch zu eurem gemeinsamen Leben. Ihr scheint beide kompromissbereit, probiert neue Wege aus und tauscht euch darüber aus. Mit Verständnis und Bemühungen von beiden Seiten, klappt es bestimmt.

Ach ja, was mir noch wichtig wäre an seiner Stelle: ich wollte wissen, was kann ich ändern, damit sich mein Partner auch MIT einen Kindern wohl fühlt, wenn wir gemeinsam etwas unternehmen. Kannst Du ihm darauf eine Antwort geben? Was brauchst Du, damit Du solche Tage besser akzeptieren kannst?
Babell
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Re: Rosinen picken

Beitrag von Babell »

Hallo Ninive

Ohne die anderen Beiträge noch /schon gelesen zu haben: mir kommt noch in den Sinn:
Ist es vielleicht so, dass ihr noch zu fest miteinander "verschmelzen" wollt? Verliebte haben doch diesen Drang, der eigentlich gar nicht gut ist für den Einzelnen. Man muss sich selber auch in der Beziehung spüren können, nicht nur im Beruf, unter Freunden, in der Familie.
ninivé hat geschrieben: Ich liebe ihn - da habe ich doch auch Verantwortung für unser gemeinsames Leben, unser gemeinsames Wohlergehen.
Finde ich nicht. Ich mache auch nicht alles mit meinem Partner und vor allem nicht alles mit seinen Kindern. Manchmal hat man halt nicht die gleichen Vorstellungen vom gemeinsamen Leben und dann muss man Kompromisse finden. Mein Partner kommt zum Beispiel auch nicht an alle Familienfeste von mir, obwohl ich mich über seine Begleitung freuen würde.
Frage dich mal: Warum erwartest du das von dir? Was genau steckt hinter dieser Idee? Was würde passieren, wenn du die Verantwortung für euer gemeinsames Leben, unser gemeinsames Wohlergehen tatsächlich übernehmen würdest? Was hiesse das genau von dir? Was würde es für ihn bedeuten? Und was hätte er für ein Bild von dir? bzw. bist du dann noch die Frau, die er kennen gelernt hat? Und würde es ihn nicht stören, wenn du die Verantwortung übernehmen würdest?

Weisst du, manchmal jammert man gerne, dass man alle Verantwortung selber tragen müsse, damit andere auf einen aufmerksam werden und finden, man sei ein Tausendsassa. Auch wenn er es nicht ausspricht. Es tut ihm doch auch gut, sich so zu fühlen. Glaub mir, ich übernehm auch viel Verantwortung und manchmal bin ich auch froh drüber, denn ich habe so ein Stückchen Macht, das er nicht hat. Und mein Kind ist dann mehr auf mich fixiert als auf ihn und das gibt mir ja auch das Gefühl ich sei eine super Mutter. Und noch etwas: wenn man die Verantwortung für jemand anderen übernimmt, gibt einem das auch Kontrolle über den anderen. Willst du Kontrolle über ihn?


Glaube an das, was du fühlst. Vertraue deinen Gefühlen!

Er hat es einmal so formuliert, dass es sein Wunschtraum wäre, dass ich die Kinder als ein „gemeinsames Projekt“ (scheussliches Wort, aber gerade fällt mir kein besseres ein) zwischen ihm und mir sehen würde, für das er klar die Hauptverantwortung hat (zusammen mit seiner Ex), auf das ich mich aber einlasse und mich auch einbringe. Gegen das ich mich nicht innerlich immer etwas sträube. Und mich zurückziehe, wann immer mir danach ist.
Die Kinder würden sich auch sträuben. Es ist gut, wenn du deinem Gefühl folgst, und da nicht mitmachst. Denn es ist nicht der Platz, der dir zugewiesen werden sollte. Böse gesagt: das ist nicht dein Platz, sondern der von der Mutter. Und das würden die Kinder dir und ihrem Papa übel nehmen, wie auch immer sie es dann zeigen, wäre unterschiedlich.
Babell
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Re: Rosinen picken

Beitrag von Babell »

Gedanken zu den anderen Beiträgen:
carlotta37 hat geschrieben: Wenn dagegen vom kinderlosen Partner eine grosse Abneigung besteht, empfindet das der Elternteil auf Dauer als Ablehnung seiner Person, denn die Mutter- oder Vaterrolle ist ja ein ganz wesentlicher Teil der eigenen Persönlichkeit.
Das kann ich gut nachvollziehen. Ich kann nicht von allen anderen reden, aber bei mir war es so, dass es nicht eine Abneigung war, sondern dass ich das Gefühl hatte, dass ich das was ich mir vom Leben vorstelle, zugunsten seiner Lebensgestaltung zurück stellen muss. Dieses Gefühl begleitete mich lange.
jeder darf und soll etwas für sich allein tun können, um die eigenen Batterien aufzufüllen. Und das Paar sollte auch Zeit nur als Paar haben.
Genau! Unbedingt! Und das Miteinbeziehen für Aktivitäten ist auch wichtig. Und da muss man als Stiefelternteil aber auch ehrlich mit sich sein und nicht bloss etwas vorschlagen, was die Kinder gerne machen würden, weil man sich dadurch die Gunst der Kinder erhofft, sondern etwas, was man wirklich selber gerne tun würde und sich in Gegenwart der Stiefkinder vorstellen kann. (also kein Candlelightdinner in einem gehobenen Restaurant :wink: )
Ria hat geschrieben:Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es die Beziehung nicht belastet, wenn ich den Vater mit seinen Kindern allein etwas unternehmen lasse und mich zurückziehe, weil es mir gut tut. Aber eben nicht mit der Absicht, NICHT mit seinen Kindern zusammen zu sein, sondern weil ich auftanken wollte.
Diese beiden Bedürfnisse (auftanken oder nicht mit den Kindern zusammen sein wollen) ist meiner Erfahrung nach für eine kinderlose Stiefmutter gar nicht so einfach. Zu schnell traut man seinen eigenen Empfindungen nicht (ich bin erschöpft und brauche Auszeit) oder gibt dem Umstand Kinder die Schuld an der Erschöpfung (weil die da sind bin ich müde), weil man einfach noch keine Erfahrung hat. Als Mutter weiss ich, dass ich mich manchmal ab meinem Kind nerve, weil ich selber erschöpft bin. Obwohl ich natürlich erschöpft bin, weil die Kinderbetreuung anstrengend ist. Es hat ja tatsächlich einen direkten Zusammenhang. Aber als Mutter mache ich mir keine Schuldgefühle, wenn ich mich in solchen Situationen zurückziehe um aufzutanken. Ich zweifle als Mutter auch nicht dran, dass ich das brauche. Ich brauche es und fertig. Als kinderlose Partnerin denkt man schnell mal: "hab ich die Kinder vielleicht nicht genug lieb? Ich hab ihn ja mit den Kindern genommen, da sollte ich doch..."
Aber eben nicht mit der Absicht, NICHT mit seinen Kindern zusammen zu sein.
Ich hatte mich einmal zurück gezogen, weil ich NICHT mit den Kindern zusammen sein wollte: Ich brauchte die Auszeit um mir klar zu werden, ob ich das patchworken noch weiter mitmachen will. Von dem her war es auch eine etwas andere Auszeit, eher eine kriselnde Phase in der Beziehung zur Patchworkform und damit zu diesem Mann. Mir tat der Abstand damals sehr gut und ihm auch. Er merkte erst, dass seine Kinder ja ziemlich anstrengend sein konnten, was er sonst immer auf mich geschoben hatte, dass er wegen mir müde sei, weil ich auch noch etwas fordern würde. Mir tat es gut, weil ich merkte, dass ich sie vermisste.
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