wie im Streit reagieren, wenn das Kind da ist?

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Babell
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wie im Streit reagieren, wenn das Kind da ist?

Beitrag von Babell »

Hallo Zusammen

Aufgrund Überlegungen zur Verantwortung unter der Tratsch-Rubrik kam ich auf dieses Thema.

Im Allgemeinen übernehmen die Mütter ja schon mehr Verantwortung für die Kinder und das nutzen vielleicht die Väter ein bisschen aus. Sie wissen, dass die Mutter nicht anders kann, als sich ums Wohl ihres Nachwuchses zu kümmern. Bei uns ist es jedenfalls so, dass im Streitfall ich diejenige bin, welche nicht vor dem Kind streiten will. Bei den Stiefkindern ist es nicht ein Problem, da will er auch nicht vor den Kindern streiten, denn die sind so selten da, dass er an diesen Tagen auch gar nicht auf die Idee kommt, zu streiten. Aber beim gemeinsamen Kind scheint er es nicht so ernst zu nehmen, bzw. ist ihm die Auseinandersetzung mit mir momentan wichtiger als die Gefühle des Kindes. Vielleicht weil es noch so klein ist, aber mir tut es dann schon weh und dann sag ich lieber nichts mehr und nicke bloss, wobei er dann wütend wird, weil er findet, ich sei nicht ehrlich. :roll:
Würde ich aber in die Auseinandersetzung einsteigen, dann wäre es noch schlimmer, denn dann würden wir ja laut streiten. So kommt es dann, dass ich bei vielen Details meine Zustimmung gebe, aber da ich es ja nur dem Frieden wegen gebe, aber es gar nicht meine Meinung ist, gibt es dann noch Folgestreits. Mein Freund sagt dann, dass wir das doch abgemacht hätten und ich weiss es nicht mehr...

p.s. ach ja, die Streits drehen sich meistens um alltägliche Dinge, wie Haushalt usw und meistens geht es dabei so: Mein Freund hat eine Meinung dazu und versucht die mir mit übertrieben vielen Argumentationen aufzudrücken. Ich hab eine andere Meinung und bin nicht gewillt, nun anders, z.b. den Abwasch zu machen, als bisher. Seine Argumente stimmen ja schon, mit dem Wasserverbrauch uns so, aber es geht eben schneller :oops: Ich weiss, es sind im Prinzip lächerliche Dinge. Ich hab dafür Probleme, wenn er den Müll nicht richtig sortiert und dann bin ich die, die meckert. Es ist also schon gegenseitig.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Sind diese Streits nicht oft auch Ausdruck davon, dass wir einander nicht besonders respektvoll behandeln? Wieso soll es der Partner genau so sehen wie wir? Wieso sind unsere Argumente schwerwiegender als seine?

Ich erlebe mich selber manchmal als ziemlich überheblich. Meine, "alles" besser zu wissen. Und die ach so hehren Werte vertreten zu müssen. Und dagegen MUSS sich mein Mann doch wehren, wenn er kein Schlappschwanz sein will! :oops: Manchmal schneide ich mir dann lieber eine Scheibe von ihm ab und tue etwas unvernünftiges, einfach weil es Spass macht :D Das tut der Beziehung echt gut und mir auch.

Ich bin davon überzeugt, dass gegenseitiger Respekt und Achtung einer der Grundpfeiler (neben Nr. 1, Liebe und Vertrauen) für eine glückliche Beziehung sind. Aber gerade da hapert es leider oft. Manchmal auch unbewusst, weil wir sogar im Grunde meinen, die Frauen seien halt doch etwas besser als die Männer? :twisted: Sind sie aber nicht, nur anders.

Und noch zur Eingangsfrage wegen dem Streiten vor den Kindern: Warum sagst du dann nicht, dass du das lieber später unter vier Augen ausdiskutieren willst?
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Babell
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Beitrag von Babell »

gelöscht
Zuletzt geändert von Babell am 17.08.2013 12:07, insgesamt 1-mal geändert.
Babell
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Beitrag von Babell »

ach ja, und dann haben wir eben eine unglückliche Beziehung!! Na und??!! Trotzdem will ich nicht vor UNSEREM Kind streiten, weil das Kind sonst verwirrt ist.
mira
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Beitrag von mira »

Liebe Babell

Dein Problem kenne ich in dieser Form nicht, da ich keine eigenen oder mit meinem Partner gemeinsame Kinder habe. Wir haben nie vor seinen Kindern gestritten, was mir auch sehr wichtig war, und ich hätte es bei meinen oder gemeinsamen Kindern genauso gewollt. Ich kann dich deshalb sehr gut verstehen.
Wie äussert sich denn dein Partner zu deinen Bedenken, vor dem Kind zu streiten? Ich nehme an, du hast ihn auch schon darauf angesprochen.

Wenn Streit entsteht, sind wir sehr emotional geladen und sagen Dinge, die wir später bereuen. Deshalb finde ich es grundsätzlich sinnvoll, Auseinandersetzungen zu 'verschieben', auch wenn keine Kinder anwesend sind. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich beide wieder etwas beruhigt haben, ist es einfacher auf einer sachlicheren Ebene zu diskutieren.

Vielleicht kannst du das deinem Partner auf diese Weise erklären. Es wäre dann unabhängig von dem Thema unser Kind/deine Kinder und es gäbe weniger Missverständnisse (Nicken als Zusage oder Unehrlichkeit). Also, konkret so etwas wie: "Können wir das später besprechen, ich bin gerade etwas emotional geladen und möchte das lieber in Ruhe diskutieren." Oder: "Darf ich mir das noch überlegen, ich kann jetzt gerade keinen klaren Gedanken fassen?" Etc.

Mein Partner und ich machen das leider zu selten. Aber jedes Mal, wenn wir den Streit stoppen, bevor er ausartet, gibt es später ein gutes Gespräch mit konstruktiven Lösungen für beide.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Ich denke, streiten kann man auf unterschiedliche Art und Weise.

Lauten, verletzenden und demütigenden Streit mag ich selber nicht. Da bin ich echt traumatisiert. Meine Mutter hat jeweils mit meinem Vater gestritten und mir gegenüber ist sie auch ein paar Mal so ausgerastet. Sie schreit dann, bis sich die Stimmbänder überschlagen, die Stimme krächzt und sie aus dem Mund schäumt und sich die Augen fast gelb verfärben. Dazu kommen die niederträchtigen Aussagen. Horror und ganz klar häusliche Gewalt.


So etwas möchte ich in meinem Leben nie mehr erleben. Mit meinem Partner haben wir früher fast täglich über seine Scheidungssituation diskutiert und meine Tochter meinte auch, wir würden ständig streiten.
Ich musste ihr dann erklären, dass dies kein Streit sei, sondern eine angeregte Diskussion mit dem Ziel einer Lösungsfindung.

Und sowas dürfen grössere Kinder mitbekommen. Eine konstruktive Streitkultur kann man nämlich auch lernen. Sachlich und beim Thema bleiben. Wichtig ist einfach, dass die Kinder auch mitbekommen, dass eben eine Lösung gefunden wird und man sich nachher wieder versöhnt. Das andere ist einfach nur rumgezicke und bringt nichts.

Was ich nicht mag, wenn man mich runtermacht, anfiggt (pubertärerer Ausdruck). Wenn jemand etwas stört, dann darf man mir das mit einem ganzen Satz, gerne in ICH-Botschaft sagen. Sonst sage ich klar, dass ich nicht zuhöre. Und bis jetzt hat das so ganz gut funktioniert.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Babell,

ich finde es auch fürchterlich nervig, wenn in Haushaltsfragen einer meint er weiss es besser und es muss unbedingt SO gemacht werden. Beim ersten Mal höre ich es mir an und entweder finde ich die Idee gut und übernehme sie, oder ich sage dass ich es lieber auf meine Art mache. Wenn dann nochmal was kommt, dann ist meine Antwort regelmäßig "wenn Du willst dass es unbedingt auf Deine Art gemacht werden muss, dann mach es selber. Wenn ich es mache, mache ich es auf meine Art." Umgekehrt beisse ich mir dann aber auch mal auf die Zunge und behalte es für mich, wenn ich finde ich könnte es besser.

Unterschiedliche Meinungen sind ja nicht automatisch ein Grund zu streiten. Streit wird es erst dann, wenn man die Meinung des anderen nicht gelten lassen kann. Aber man sollte auch immer sagen dürfen wenn man etwas anders sieht.
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Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Mira

Vielen Dank für deine liebe Antwort.
Ja, auf diese sachliche Art wie im zweiten Abschnitt beschrieben, kann ich es ihm schon klar(er) machen. Ihm passt es besser, wenn möglichst keine Emotionen oder Konfrontationen kommen. Und Ich-Botschaften findet er sowieso "zu psychologisch". :roll:

Vielen Dank auch an die anderen Antworten!

Manchmal habe ich ein grosses schlechtes Gewissen meinem Kind gegenüber, weil ich ihm nicht das bieten kann, was Kinder mit zwei Elternteilen ohne eine Vorgeschichte, welche sich finanziell und emotional auf die Familie auswirkt, haben können. (z.b. Mama die immer da ist). Dann bin ich sehr verletzlich und schnell eingeschnappt. Schliesslich fühle ich mich ja dann eh schon schlecht.

Nun, ich probiere es im Positiven zu nehmen: mein Freund hat ja immernoch( :?: oder :!: ?) ein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Kindern von dessen Mutter er geschieden hat. Ich war immer ungeduldig und fand, er könne das "doofe schlechte Gewissen" mal ablegen. Jetzt kann ich lernen, ihn zu verstehen und auch, weshalb er gewisse Dinge gemacht hat, die aus dem schlechten Gewissen resultierten.
mira
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Beitrag von mira »

Weisst du Babell, mein Vater hat mir einmal von seinem schlechten Gewissen mir gegenüber berichtet. Nach der Scheidung (vor 40 Jahren!) hat er deswegen sogar eine Therapie gemacht, weil er mit diesen Gefühlen nicht klar kam. Er hat mir oft etwas geben wollen, das ich nicht brauchte, meistens Geld… Er tat mir leid, ich konnte ihm das schlechte Gewissen nicht nehmen, das musste er selber tun. Ich glaube, er hat das bis heute nicht wirklich geschafft.

Ich hatte nie das Gefühl, dass mir meine Eltern mit der Scheidung etwas zu Leide getan haben. Es gab negative Folgen, aber es gab auch viele positive wie zweimal Ferien und Festtage, ein zusätzliches Zimmer, unterschiedliche Lebensweisen, bei meinem Vater durfte ich dies, bei meiner Mutter das, völlig unterschiedliche Bekanntenkreise, eine bereichernde Stiefmutter. Ich habe heute mehr Kontakt zu den Geschwistern meiner Stiefmutter als zu meinen leiblichen Onkeln und Tanten (und von denen habe ich viele :-)), und das obwohl sie vor 16 Jahren gestorben ist.
Dank der Scheidung meiner Eltern habe ich heute eine Stiefschwester und bin stolze Stieftante (obwohl mein Beitrag dazu mehr als bescheiden ist). Als Einzelkind aus intakter Familie hätte ich das nicht.

Leider habe ich selber keine Kinder und kann deshalb nicht wirklich mitreden. Aber aus der Sicht eines Kindes sage ich, Eltern sollten aufhören zu glauben, sie müssten den Kindern eine perfekte Familie bieten. Ich glaube, Kinder erwarten und brauchen das nicht. Sie brauchen Liebe, Anerkennung und die Gewissheit, dass sie gut sind, so wie sie sind. Dieses Gefühl kann man einem Kind in einer intakten Familie als auch in einer Patchworkfamilie geben. Und glaube mir, viele Kinder aus vermeintlich intakten Familien hätten sich gewünscht, Ihre Eltern hätten sich getrennt. Einem Ex-Freund von mir ist es so ergangen.

Mein Rat: konzentriere dich nicht zu sehr auf das, was du deinem Kind nicht geben kannst, sondern auf das. was es zusätzlich bekommt.
TinuK
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Wenn Eltern vor Kindern streiten

Beitrag von TinuK »

Hier noch einige Tipps zum Thema "Wenn Eltern vor Kindern streiten":
https://www.elternclubschweiz.ch/artike ... n-streiten

Man denkt vielleicht nicht ständig daran, aber für unsere Kinder sind wir Vorbilder. Vorbilder in dem Sinne, dass sie uns beobachten, unsere Verhaltensweisen übernehmen, durch unser Beispiel lernen. Kinder orientieren sich an ihren Eltern und ahmen sie nach. Deshalb nehmen sie auch mit feinen Antennen wahr, wie ihre Eltern miteinander umgehen, in welchem Ton sie miteinander sprechen. Sie spüren, wenn Vater und Mutter freundlich und zärtlich zueinander sind – genauso wie sie merken, wenn Unstimmigkeiten herrschen.

Kinder beziehen alles auf sich
Kinder haben feine Antennen. Auch wenn sie noch nicht jedes Gespräch verstehen, erfassen sie, ob die Stimmung angespannt oder friedlich, traurig oder fröhlich ist. Kinder im Alter von ein oder zwei Jahren können noch nicht verstehen, warum Eltern sich ärgern oder wütend werden. Sie spüren einfach, dass etwas los ist, wissen aber nicht, worum es geht. Komplizierte oder widersprüchliche Zusammenhänge können sie noch nicht erfassen und verstehen. Was Mama und Papa machen, in welcher Stimmung sie sind, beziehen die Kleinen tendenziell auf sich. Das sollte man auch in Konfliktsituationen immer im Hinterkopf behalten und dem Kind, wann immer möglich, zu verstehen geben, dass man es gern hat – auch wenn zwischen den Eltern dicke Luft herrscht.

Streiten lernen ist wichtig
Auseinandersetzungen, Streit, Meinungsverschiedenheiten – das alles ist normal, wenn Menschen zusammenleben und muss vor Kindern nicht verborgen und unterdrückt werden. Nicht beständige Harmonie macht eine gute Beziehung aus, sondern die Fähigkeit, Konflikte respektvoll auszutragen. Ihr Kind kann und soll solche Diskussionen mitbekommen. Nur so lernt es, dass die Menschen verschieden sind und nicht alle gleich denken und fühlen. Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder – auch was das Streiten angeht: Von seinen Eltern kann ein Kind lernen, Meinungsverschiedenheiten respektvoll auszutragen.

Wann schadet Streit dem Kind?
In manchen Familien kann es beim Streiten ganz schön laut zu- und hergehen. Doch die Lautstärke alleine schadet dem Kind nicht. Schlecht ist es hingegen für ein Kind, wenn Eltern einander durch grobe Beschimpfungen seelisch verletzen oder handgreiflich werden. Dies kann beim Kind grosse Ängste auslösen und tiefe Spuren hinterlassen. Versuchen Sie beim Streiten deshalb – Ihnen und Ihrem Kind zu Liebe – fair zu bleiben.

Gern haben trotz Streit
Wenn Ihr Kind Zeuge eines lautstarken Streits geworden ist, erklären Sie ihm, warum Sie sich gestritten haben. Zeigen Sie ihm auch, dass es keine Angst zu haben braucht. Da ein kleines Kind alles auf sich bezieht, wird es vielleicht glauben, es sei schuld an Ihrem Streit. Für Ihr Kind ist es deshalb wichtig zu spüren, dass es an Ihrem Konflikt keine Schuld hat.

Versöhnung ist wichtig
Wenn der Streit vorüber ist, ist es für ein Kind beruhigend und erlösend, wenn es sieht, dass die Eltern sich wieder versöhnen. Ein Lächeln, eine Umarmung oder ein Kuss können Ausdruck dafür sein, dass die Eltern sich trotz eines Streites gerne haben.
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo TinuK

Vielen Dank für die Ausführungen. Es ist immer gut, von einem Fachmann die Meinung zu hören. Dasselbe steht ja auch in den Ratgebern.

Trotzdem denke ich, dass zuviele Streitigkeiten ein Kind traumatisieren könnten und dass es dann nicht lernen kann, wie man konstruktiv streitet und das ist ja etwas sehr Wichtiges fürs Leben. (natürlich vorausgesetzt man streitet nicht konstruktiv, was bei uns eben der Fall ist!)

Hallo Mira

Du kannst sehr wohl auch ohne eigenen Kinder mitreden, da du dich noch sehr gut an deine Kindheit erinnern und dich somit einfühlen kannst.

Ich werde deinen Ratschlag beherzigen und nicht in die selbe Falle treten, wie mein Freund mit seinen ersten beiden Kindern getreten ist. Es hilft ja dem Kind nichts, wenn man ein schlechtes Gewissen hat. Also das Beste machen und sich drauf konzentrieren, was es mehr gewonnen hat, als was es verzichten muss.
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