Abgrenzen Ja oder Nein? Und wie?

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Bacci2
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Abgrenzen Ja oder Nein? Und wie?

Beitrag von Bacci2 »

Ja ja, wiedermal mit meinen Problemen. Ich merke dass mich die kaputt machen, meine Gesundheit geht den Bach runter. Und jedes noch so kleine Teilchen löst bei mir extreme Reaktionen hervor.
Jetzt frage ich ich soll ich mich abgrenzen und wie mache ich das, das nicht immer alles so an mich ran kommt und ich mich so aufrege? Kann ich die Verantwortung meinem Mann voll und ganz für seine Kinder übergeben, auch wenn ich sehe, dass das was er macht, später negative Konsequenzen für Ihn die Kinder und auch unsere Kinder hat?
Beispiel, er vergöttert seinen Erstgeborenen. Alles was er macht wird noch so in den Himmel gelobt und natürlich auch mit Geld und Geschenken belohnt. Und das obwohl das keine speziellen Sachen sind die er macht. Mein Mann schreibt ihm Zettelchen auf denen steht ich liebe dich brutal fest, die Zettelchen sind in der Schublade des Stiefsohnes, also auch die anderen Kinder können die lesen. Stiefsohn wird nur ermahnt wenn ich was sage, die anderen werden auch so ermahnt. Wir haben genug Geld, aber wir können nicht oft was mit den Kindern unternehmen was kostet. Stiefsohn will ins Konzert wird erlaubt. GG geht mit. Der Abend kostet 200.--. Wohlgemerkt nur er darf. Stiefsohn muss mich auch nicht begrüssen, nicht danke sagen etc. Aber nur er. Mein Mann will schon lange wieder mal ans Meer in die Ferien zelten gehen. Ich zelte nicht gerne, lasse ihn daher mit den Kindern gehen die auch wollen. Unter anderem auch Stiefsohn. Damit er auch ans Meer kommt, haben wir abgemacht, dass wir ohne STiefkinder 1 Woche nach Italien fahren, und er nachher mit den STiefkids und unserem mittleren zelten. Da ich aber jetzt ein neues Auto brauche, habe ich auf die Woche in Italien verzichtet, weil für mich Ferien nicht unbedingt nötig sind. Ich habe ihm dann gesagt, dass er so ja die Möglichkeit hat nach Italien zelten gehen kann, was er schon lange möchte. Ja würde er gerne, aber Stiefsohn will lieber ins Tessin, weil er dort vor 3 Jahren mal eine gesehen hat, die ihm gefällt. Da frage ich mich wirklich ernsthaft, ob das nicht langsam krankhaft ist. Keine Frage, er macht alles für mich und uns, da kann ich nicht jammern. Aber diese übertriebene fast kranke Liebe, macht mich noch wahnsinnig. Wie kann ich mich da abgrenzen? Ich gehe wirklich noch daran kaput. Und mein Mann auch, denn er bekommt ja noch die Probleme von der Ex dauernd mit wo er sich auch noch kümmern sollte. Und sie will, dass er sich noch mehr kümmert und zahlt obwohl sie 200 km weg wohnt, und 5 mal im Jahr in die Ferien geht, eine Eigentumswohnung hat, nochmals zwei Kinder und und und.
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Bacci2
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Beitrag von Bacci2 »

Ach ja, Stiefsohn ist übrigens 16 Jahre alt, hört nur Kastelruther Spatzen Musik, hat keine Hobbys keine Kollegen, und möchte am Liebsten jedes WE zum Papa kommen. Er hat auch keine eigenen Vorlieben, Lieblingstier wie Papa, Lieblingsmusik wie Papa, anziehen wie Papa, Lehre wie Papa arbeitet (hat leider nicht geklappt) Aber das ist doch auch krank. Und sagt jetzt nicht er wird älter und kommt dann weniger. Denkste.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Bacci,

Du meinst, wenn Du locker lässt, wird das schlechte Folgen haben. Aber ist das wirklich so? Ist es nicht vielleicht eher so, dass manche Dinge eintreten werden (oder können), ganz egal wie viel oder wie wenig Du Dich bemühst sie zu verhindern? Macht es wirklich so einen großen Unterschied, ob Du Dich aufreibst oder nicht? Und wenn der Unterschied gar nicht so groß ist, wozu dann der Kampf?

Ich kenne dieses Gefühl von Veranwortung schon auch, aber ich habe es mir teilweise wirklich abgewöhnt. Ich habe festgestellt, machen Dinge passieren nicht, obwohl man sie befürchtet hat. Und andere passieren, obwohl man sich abgestrampelt hat, um sie zu verhindern. Wir haben nicht immer wirklich sooo viel Einfluss. Manche Dinge muss man einfach auch mal treiben lassen und einfach das Vertrauen haben, dass es schon nicht so schlimm wird.

Solche Dinge wie dass der Stiefsohn nicht grüßen muss oder gar nicht ermahnt wird, dass ist schwierig. Es greift ja auch die Basis der Beziehung zwischen euch Erwachsenen an. Was sagt denn Dein Mann, wenn Du den Stiefsohn auch nicht grüßt und ihn komplett ignorierst?
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Beitrag von Bacci2 »

Das mache ich inzwischen auch, weil mir das andere zu blöd wurde. Er meinte er kann ihn halt nicht zwingen. Er kann bei allen Kids durchgreifen nur eben bei ihm nicht. Ich möchte ja los lassen und das Vertrauen haben. Aber habe leider schon oft erlebt dass das Vertrauen auch ausgenutzt wurde.
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Bacci

Als ich folgenden Text gelesen habe, da habe ich mich selber als Jugendliche wieder entdeckt. Genauso war ich auch
Bacci2 hat geschrieben:Er hat auch keine eigenen Vorlieben, Lieblingstier wie Papa, Lieblingsmusik wie Papa, anziehen wie Papa, Lehre wie Papa arbeitet (hat leider nicht geklappt) Aber das ist doch auch krank.
Ich habe mir überlegt, warum das so war. Ich habe auch 1:1 meine Mutter kopiert. Ein eigenes ICH gabs nicht. Ich war damals in der Schule total unbeliebt, weil ich meine Mutter nachgeäfft habe. Ich hatte zwar Freunde, aber nicht die lässigen coolen. Eher jene, die auch Aussenseiter waren.
Ich wurde für meinen Musikgeschmack ausgelacht. Mir gefällt diese Musik zwar bis heute, aber all das, was Jugendliche in der Pubertät machen, das durfte bei mir nicht statt finden. Meine Mutter hatte mich auch da fest unter Kontrolle.

Ich weiss bis heute nicht, was Ursache und was Wirkung war.
War ich seit Kleinkind so naiv und unselbständig, dass man mich anders erziehen musste oder hat mich meine Mutter so bevormundend erzogen?

Ich weiss nun nicht, ob ich meine Mutter mit deinem Partner vergleichen kann.

Für meine Mutter gab es nur ihre Massstäbe und dort wo wir wohnten, war sie eigentlich total unglücklich. Auf dem Lande, wo wir wohnten, hatten die Leute nicht ihr geistiges und kulturelles Nieveau.
Sie erzog mich so, als wäre ich etwas ganz Besonderes. Eigentlich war ich ihre Marionette und musste das Leben leben, welches sie nie haben durfte.

Aus heutiger Sicht war das eine psychische Vergewaltigung, was da meine Mutter gemacht hat. Auf diese Art konnte ich micht nicht entwickeln. Was sie dann später selber erkannte und prompt wurde ich wieder durch sie manipuliert.

Am besten wäre es, wenn du und dein Partner einen Coach aufsuchen würdet um herauszufinden, weshalb die beiden in dieser Symbiose leben. Eine Familienaufstellung/Entstrickung könnte da auch helfen.
Warum darf/kann der Junge kein eigenes Individuum haben? Oder warum lebt dein Partner nur via sein Sohn?

Ich für mich brauchte diverse Therapien um mich von meiner Mutter und ihrem Wunschbild loszulösen. Heute würde es mir gut gehen. Meine Mutter will aber bis heute nicht akzeptieren, dass ich mein eigenes Leben lebe. Es kommt mir manchmal vor, als wenn ich ihr Eigentum wäre.




Und warum beginne ich eigentlich alle Sätze mit "ich"? *grübel
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Du fragtest nach Abgrenzen.

Bei uns ist es ein wenig anders als bei euch. Mein Partner fühlt die gleiche Trauer und Resignation wie ich. Lange Zeit hat er seine Söhne verteidigt, wenn sie sich m.E. wieder mal nicht nach unseren Vorstellungen verhielten. Seit diesem Jahr bin ich es nun aber, die dafür sorgt, dass er seine Kinder nicht ganz aufgibt.

So oder so haben wir eingesehen, dass wir nie die Familie sein werden, die wir uns wünschten. Wir verabschieden uns bereits heute von idyllischen Weihnachtsfeiern mit all unseren Kindern und Enkel.
Mein Partner hat bereits jetzt Angst, dass sich die Muster bei seinen Kindern wiederholen werden. Sprich: man hat Kinder und schiebt diese dann irgendwem ab. Von Vorteil den Grosseltern, die fühlen sich ja irgendwie verpflichtet.
Sprich: irgendwie wird auch dann jemand Schuld sein, dass es diese Kinder gibt, also sollen sich auch die für die Kinder verantwortlich fühlen. ;-)

Sag niemals nie. Es kann gut sein, dass da mal eine grosse Wandlung passiert und eh alles anders kommt.

Uns hilft immerhin, dass wir uns von Erwartungen und Vorstellungen gelöst haben. Mein Partner muss ja v.a. akzeptieren, dass seine Söhne nicht das Leben leben wollen, wie er es sich mal vorgestellt hat. Sie leben jetzt halt wie die Mutter. Im Moment ist dieses Leben ganz klar falsch. Nur damit müssen sie selber klar kommen.
Schlussendlich müssen wir akzeptieren, dass deren Leben einfach anders sein wird wie unseres. Unsere Traditionen und Wervorstellungen werden nicht ihre sein, ihre nicht unsere. Und dabei müssen wir aufpassen, dass sich meine Geschichte nicht wiederholt und wir den Kindern dauerhaft vermitteln, dass sie nicht gut sind, wie sie sind. Das heisst, wir müssen ganz klar Verhalten und Persönlichkeit trennen.
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Bacci
Das sind drei Themen:
1.Abgrenzung
Kann ich die Verantwortung meinem Mann voll und ganz für seine Kinder übergeben, auch wenn ich sehe, dass das was er macht, später negative Konsequenzen für Ihn die Kinder und auch unsere Kinder hat?
Was deine Stiefkinder anbelangt: Warum nicht? Es sind ja nicht deine Kinder.

2. Finanzen
Kann eine Beziehung eben auch sehr belasten. Vorallem wenn rundherum alle ganz viel Geld haben und ausgeben können. Dann will man selber auch und wenn dann der Partner Geld für in den eigenen Augen Blödsinn ausgibt, kann das schon Spannungen geben. Das kenn ich sehr gut! Auch wenn man sagt, Geld sei einem nicht wichtig. Es ist eben schon wichtig!

3.das Verhalten deines Stiefsohnes, welches von deinem Mann nicht gesehen wird.
Da dein Mann jahrelang keine Änderung sehen will oder sieht oder was auch immer, glaube ich nicht, dass er das jemals tun wird. Für ihn ist sein Erstgeborener ein Wunderkind und daran kann wohl nicht mal die eigene Mutter rütteln. Aber warum ist es denn dazu gekommen??? Braucht er es, dass der Junge sein grösster Fan ist?
Was wäre, wenn Eure gemeinsamen Kinder sich so verhalten würden, wie der Stiefsohn, hätte er sie dann auch so "brutal lieb" oder würde er mal merken, was da bei ihm und seinem Erstgeborenen falsch läuft? Und weshalb Zetteli??? Das tönt überhaupt nicht nach einem Erwachsenen! Könnte es vielleicht sein, dass dein Stiefsohn diese Zetteli selber beschriftet und für die anderen Kinder sichtbar macht, damit sein Status nicht angegriffen wird und alle wissen dass er der Lieblingssohn ist?
Ich würd da vor den Kindern mal Klartext reden, egal ob Papa dabei ist oder nicht und wenn alle Kinder beisammen sind, mal sagen, dass Papa alle Kinder lieb hat, nicht den einen mehr und den anderen weniger und dass keines der Kinder vom Papa bessergestellt sei! (egal ob es so ist oder nicht. Das gibt den anderen Kindern Rückendeckung von dir! Sie können sich dann immer, wenn der Stiefsohn sagt, "der Papa habe nur ihn gern", auf deine Aussage beziehen und sagen, dass der Papa alle gerne habe und er gar nicht das Recht hat, bessergestellt zu sein, nur weil er einen Sonderstatus als Wochenendkind hat)
Buchenholz
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Re: Abgrenzen Ja oder Nein? Und wie?

Beitrag von Buchenholz »

asja hat geschrieben:Ist es krankhaft, dass der Sohn dem Vater nacheifert und so sein will wie er? Nein, es spricht für eine sehr enge Bindung, die - wenn sie nicht von einer Seite aufdiktiert ist und freiwillig vom Kind heraus kommt - ein schönes Zeichen ist. Der Sohn bewundert den Vater, findet ihn toll und möchte so sein wie er. Er ist auch gerne mit ihm zusammen.
Sind alles Dinge, die schön sind und nicht krank oder gefährlich.
Siehst Du diese Gefahr tatsächlich, oder spielt auch da eine gewisse Eifersucht eine Rolle? Hast Du nicht eher das Gefühl, dass der Sohn Dir den Raum mit Deinem Partner nimmt?
Danke Asia für deinen Text. Da konnte ich auch für mich wieder viel rausnehmen. Trotzdem muss man das mit dem Nacheifern differenziert betrachten. Kinder müssen irgendwann auf eigenen Beinen stehen. Das Vorbild "Vater" ist irgendwann nicht mehr verfügbar und dann sollte vom Kind etwas Eigenes kommen. Etwas Eigenes erarbeitetes ist auch befriedigender, als von anderen vorgearbeitet.

Dann kamen mir beim Eingangstext Situationen aus meiner Ehe in Erinnerung. Da frage ich mich auch oft, ob ich Efersüchtig war auf unsere kleine Tochter. Mein Ex-Mann überliess oft der Tochter die Entscheidung, resp. er liess es zu, dass Tochter unsere Pläne/Entscheidungen über den Haufen werden durfte und das stellt das Kind in der Familienaufstellung an die falsche Position. Ich finde das nicht gesund für die Entwicklung des Kindes. Mein Ex-Mann sah darin nichts falsches. Als dann das Pachtwork bei meinem Ex-Mann für meine Tochter zum Problem wurde, hat sie es selber super genau auf den Punkt gebracht.
"Warum kann die neue Frau nicht einfach nur Haushaltarbeit und Kinderbetreuung übernehmen, so wie ich (Mutter) das jeweils gemacht habe? Schliesslich hätte ich die Zwiesammkeit Vater-Tochter auch nie gestört."

Hallo???? Natürlich hat sie das damals mit Kindermund beschrieben. Sie betrachtete sich als Partnerin ihres Vaters und ich war sowas wie die Haushälterin der beiden. Gelebter Ödipuskomplex.

Unsere Tochter himmelte ihn an, hat ihn auch nie hinterfragt, klar hat ihm das geschmeichelt. Ich war halt kritischer und habe manches Verhalten von ihm in Frage gestellt. Heute, 12 Jahre und ein Burnout später muss er jetzt eingestehen, dass er in der Vergangenheit viele Fehler machte. Er war nie bei sich selber.
Ihm wurde jetzt so quasi eine Midlife-Crisis verordnet, all die Auseinandersetzungen, denen er sich damals verweigerte, die muss er jetzt medizinisch angeordnet nachholen.


Wenn hier also Eifersucht im Spiel ist, naja, dann muss Bacci an sich arbeiten. Wenn aber das Umfeld wie die Schule negative Beobachtungen machten, dann liegt der Ball beim Vater.
Babell
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Beitrag von Babell »

das hast du gut beschrieben Buchenholz. In etwa das hat uns
die Therapeutin auch gesagt.
Zuletzt geändert von Babell am 29.11.2012 06:01, insgesamt 1-mal geändert.
Babell
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Beitrag von Babell »

Babell hat geschrieben:das hast du gut beschrieben Buchenholz. In etwa das hat uns Therapeutin auch gesagt.
Entschuldigung für die Rechtschreibefehler. War ein Problem im System.
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