Patchwork zu siebt!

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Glückswerk
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Patchwork zu siebt!

Beitrag von Glückswerk »

Hallo Zusammen,
So einen erfahrenen Haufen wie euch habe ich gesucht. Ich brauche einfach ein bisschen Ausstausch mit Gleichgesinnten...

Seit kanpp einem Jahr habe ich eine Fernbeziehung zu einem Mann in 550km Distanz. Er ist alleinerziehend, arbeitet 7 Tage die Woche und hat drei Söhne (13/10/8). Auch ich habe zwei Söhne (12/10). Kennengelernt haben wir uns durch seine Arbeit in der Schweiz. Er ist ein bis drei WE pro Monat in der CH. In dieser Zeit sind seine Kinder bei mir. Je nach Besuchsrecht sind dann auch meine Jungs hier. Dann wird es ganz schön turbulent. Mal stecke ich das leichter weg und mal ist es mir wirklich zuviel.

Es ist ja auch so, dass man die eigenen Kinder so erzogen hat wie man sie gerne hätte, bei den Kindern des Partners ist es halt anders. Dann bin ich hin und her gerissen zwischen "meine Regeln" durchziehen an die sich ja meine Söhne auch halten müssen, und freundlich und tolerant sein damit sie sich wohl fühlen und mich beim Papa nicht in der Luft zerreissen. Das ist ein schwieriger Spagat.

Dazu kommt, dass wir als Paar sehr, sehr wenig Zeit füreinander haben. Einerseits weil wir halt eine Fernbeziehung führen, und andererseits, weil mein Partner ja immer arbeitet, auch wenn er hier ist, oder ich bei ihm bin. Dann kommt er nach der Arbeit müde Heim, und als erstes verlangen dann seine Kinder nach ihm, verständlich. Aber es bleibt nichts für uns.

Nun ist im Haus wo ich wohne eine Wohnung frei geworden, er hat sich drum beworben und die Zusage bekommen. Wir haben uns im Vorfeld schon oft darüber unterhalten, wie er sich hier selbständig machen kann. Dazu benötigt er natürlich meine Unterstützung, sei es geschäftlich oder mit den Kindern. Diese habe ich ihm auch zugesagt. Hin und wieder habe ich aber auch meine Zweifel angebracht, dass ich nicht sicher bin, das neben meiner 55% berufstätigkeit alles zu schaffen. So geschehen auch gestern. Nun hat er Angst, sich nicht auf mich verlassen zu können, meinen "Launen" ausgesetzt zu sein, und da sei ihm das Risiko zu gross, sein komplettes Leben und das Leben seiner Söhne aufzugeben. Ich verstehe ja, dass er sich genauso Sorgen macht wie ich ob das alles funktionieren wird, aber das werden wir nur durch das tun rausfinden. Und Garantien kann doch keiner abgeben. Wenn er hier beruflich Fuss gefasst hat, dann läuft für ihn alles einfacher und geregelter (schliesslich hat er eine Kinderbetreuung, Putzfrau und Köchin - überspitzt ausgedrückt). Für mich und meine Kinder wird aber alles anders, Dreisamkeit ade, meine Söhne werden auch viele Kompromisse in Bezug auf meine Ansprache eingehen müssen.

Ich war so lange unabhängig und komplett selbständig für meine kleine Familie verantwortlich... ich habe Angst vor der Veränderung, bin aber dennoch bereit dazu.

Bin ratlos, haben uns gegenseitig unsere Ängste und Verletzungen um die Ohren geknallt, was natürlich nicht hilfreich ist. Aber selbst zum richtig Streiten und Ausdiskutieren bleibt uns im Alltag zuwenig Zeit... Er scheint nun beleidigt und versteckt sich hinter Sätzen wie:"das reicht nicht als Basis für einen solchen tiefen Einschnitt in seinem Leben", oder "soll ich nun kommen?", "willst du dass wir daheim bleiben?", "ich will deine Familie nicht stören" etc etc...

Ich weiss nicht mehr was richtig ist.... Vielleicht hat er in seinem gekränkten Stolz auch schon die Wohnung abgesagt, keine Ahnung. Ich weiss nur, für eine Fernbeziehung habe ich nicht mehr lange Kraft.

Danke für eure Rückmeldungen, vielleicht hat ja jemand ähnliches erlebt?
Es gibt keine Wahrheiten - nur Standpunkte
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Hallo Glückswerk,

ein Patchwork-Vorhaben wie das, was Euch erwartet, sollte man mit viel Enthusiasmus, viel gutem Willen und vor allem ohne grundsätzliche Zweifel beginnen.

Was Du da von Deinem Partner beschreibst, klingt nicht so, als wäre er sich wirklich sicher. Keine gute Voraussetzung! Und es ist auch nicht Dein Job, ihm diese Sicherheit "einzureden", die muss aus ihm selber kommen. Natürlich kann man im Vorfeld einer solchen Entscheidung Bedenken haben - das dies kein leichtes Vorhaben ist, ist ja offensichtlich - aber das, was Dein Partner da äußert, sind schon heftige Zweifel.

Das finde ich für den Beginn eines solchen "Projektes" :wink: nicht gut.
Patchwork unter einem Dach ab 6/2010:
Mein Mann: 3 Söhne (14, 18, 21)
Ich: Sohn (15), Tochter (11)
Bis auf den 18-jährigen Sohn meines Mannes lebten alle Kids bei uns.

Seit 06/12 patchwork in getrennten Wohnungen (ist das dann noch patchwork?)
Minnie2010
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Beitrag von Minnie2010 »

Also ich glaube Dein Partner hat Zweifel, weil Du ja zweifelst.
So wie Du geschrieben hast weisst Du ja nicht, ob es Dir zu viel ist.
Er würde ja sein ganzes Leben für Dich aufgeben und noch ein Orts wechsel.
Würdest Du das für Ihn tun?

Somit verstehe ich seine Zweifeln. Das Problem liegt eher bei Dir.
Mami vo 2 wunderbare Kinder
Glückswerk
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Beitrag von Glückswerk »

Liebe Minnie,
natürlich haben wir beide unsere Ängste und Sorgen. Deswegen finde ich es wichtig diese klar zu äussern und anzusprechen. Es ging mir dabei jedoch nie um die Diskussion, dass er deswegen seine Pläne ändern sollte. Er wollte ja schon vor der Beziehung zu mir in die Schweiz kommen.

Ich bin verletzt, weil er seine Zweifel äussern darf und ich anscheinend nicht, nein, ich darfs sie noch nicht mal haben.

Ja ich hätte diesen Schritt auch getan, hätte jedoch dabei meine Söhne an den Papa "verloren", so war und ist das nie ein Thema zwischen uns gewesen.

Ich verstehe nicht warum das Problem eher bei mir liegt, alles was ich in diesem Forum gelesen habe, dreht sich darum wie schwierig sich das Zusammenleben einer Patchworkfamilie gestalten kann, wie problematisch die Beziehung zu "Stiefkindern" sein kann, und dass es viel Zeit und Geduld und Toleranz auf allen Seiten benötigt. Warum also sind meine Ängste unangebracht und "das Problem"?

Es ist doch wichtig, dass wir ehrlich miteinander umgehen, ich denke nicht, dass schweigen hilfreich ist um eine stabile Beziehung aufzubauen.
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mira
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Beitrag von mira »

Hallo Glückswerk

Euer Vorhaben ist wirklich mutig, dass da Ängste aufkommen, finde ich verständlich. Jetzt ist die beste Zeit darüber zu sprechen. Ich vermute, eure Diskussion ist ganz frisch. Wenn ihr ein paar Nächte darüber geschlafen habt, könnt ihr sicher in Ruhe ohne gegenseitige Vorwürfe über eure Ängste sprechen. Besser als wenn ihr diesen Schritt voller Naivität macht und danach bereut.
Vielleicht hat dein Freund noch viel mehr Angst vor dieser Veränderung als du und glaubt deshalb, dass er doch der viel Ärmere sei, der ein viel höheres Risiko eingehe als du, weil er ja in die Schweiz komme etc. Ist ja nicht ganz unrichtig, aber dass es für dich auch nicht einfacher ist, finde ich nachvollziehbar.

Wäre eine Zwischenstufe nicht eine Erleichterung? Z.B. wenn er mit seinen Jungs zwar in die Schweiz kommt, aber vielleicht nicht grad ins gleiche Haus zieht? Sondern sich z.B. eine Bleibe in der Stadt oder Umgebung sucht? Das gibt immer noch eine gewisse Distanz und trotzdem ist es nicht wirklich eine Fernbeziehung mehr.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo Glückswerk

Ich bin mit meinen Vorschreiberinnen einverstanden: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt um ganz genau hinzuschauen, was jeder von euch will, welche Zweifel da sind... denn du siehst jetzt schon, dass das eine grosse Herausforderung wird!

Eines habe ich noch nicht richtig verstanden: Wer schaut für seine Kinder, wenn er in der Schweiz wohnt?
Wollt ihr dann in getrennten Haushalten leben? Das wäre sicher eine Möglichkeit, um sich auch als Familie näher zu kommen.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Basis für unsere gelingende Patchworkfamilie war, dass mein Mann und ich 100% überzeugt waren, dass wir das wollten. Auch dann noch testeten die fünf Töchter aus, ob es da nicht eine Lücke gäbe und sie uns auseinander bringen und wieder den alten Zustand erzwingen könnten.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist, sich im Gespräch klar zu werden, was einem in Bezug auf Kindererziehung wichtig ist, welche Regeln für ALLE gelten sollen. Und darüber hinaus ist Toleranz und Respekt für eine andere Meinung sehr wichtig. Dies gilt vor allem dann, wenn die Kinder in einem ähnlichen Alter sind.

So wie es sich anhört, seid ihr kräftemässig eher am Limit. Nehmt euch selber ernst und überstürzt nichts, das euch später leid tun könnte. Vielleicht findet ihr eine Lösung - wie schon vorgeschlagen - zuerst einmal in die Nähe zu ziehen.

Und denk daran: Du kannst die Verantwortung nur für dich und deine Kinder übernehmen, nicht auch noch für ihn. Unterstützung ist toll, aber seinen Weg muss er selber gehen und gehen wollen!
Ich wünsche euch viele ergiebige Gespräche und dabei Verständnis und Respekt füreinander.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Glückswerk
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Beitrag von Glückswerk »

Danke liebe Mira und Ria,
eure Worte haben mir gut getan. Und natürlich habt ihr Recht. Die erste Wut ist auf beiden Seiten verraucht, und beiden tut es leid, so heftig reagiert zu haben. Es wäre halt vieles einfacher zu besprechen, könnte man sich an den Tisch setzen und einander ins Gesicht sehen, dann wäre es nie so weit gekommen (mit dem Streit). Dank Sms, Email und anderen Kommunikationsmitteln redet man so oft aneinander vorbei und häuft ein Missverständnis aufs andere. Nun, wir werden unsere Situation klären, mein Partner ist am WE da, ohne Kinder.

Das schöne an unserer Beziehung ist, dass wir ganz einfach wissen und spüren, dass wir zusammengehören, dass wir aus unseren früheren Beziehungen Vergleichswerte haben, und dass wir den Wert unserer Partnerschaft zu schätzen wissen. (Ja ich weiss, weiter oben klingt das alles ein bisschen anders, da war ich jedoch gekränkt und verstand nicht worum es ging)

Mein Partner ist natürlich darauf angewiesen, dass ich die Kinderbetreuung übernehme wenn er arbeitet. Das war mir auch von Anfang an klar, nur hin und wieder kriege ich einfach schiss vor dieser Aufgabe, und die möchte ich dann nicht unter den Deckel kehren sonder ansprechen dürfen.

Von daher ist es natürlich ideal, wenn er mit seinen Kindern hier im Haus in einer eigenen Wohnung lebt. Das gibt uns die Möglichkeit für Nähe, und seine Kinder sind auch in ihrer Wohnung troztdem betreut und nicht alleine, und doch hat jede Familie ihre Rückzugsmöglichkeit und die Eigenverantwortung.

Heute sehe ich ja schon wieder viel, viel klarer und gelassener. Ich bin halt realistisch, möchte mir kein Traumbild erschaffen was dem Alltag nie und nimmer standhalten kann. Ich konfrontiere mich gerne mit dem was auf mich zukommt, meist ist es dann gar nicht "so schlimm" wie ich oft dachte, und dann bin ich überrascht, wie toll alles gelingt.

Es wird spannend, und ich bin froh, dieses Forum gefunden zu haben. Denn ich werde bestimmt noch ganz oft froh um ein paar Tips sein und um Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten.
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