Erwartungen an eine Partnerschaft

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carlotta37
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Erwartungen an eine Partnerschaft

Beitrag von carlotta37 »

Das ist ja nichts Neues....: mal wieder beschäftigt mich die Entwicklung meiner Beziehung.

Ich habe den Eindruck, in den letzten Jahren haben sich unsere Erwartungen an eine Partnerschaft sehr verändert, mindestens meine. Mein Freund und ich sind jetzt seit über 5 Jahren zusammen. Es gab und gibt bessere und schlechtere Zeiten und immer wieder das Problem der mangelnden Zeit füreinander.
Anfangs waren wir uns sehr einig, dass wir in absehbarer Zukunft keinen gemeinsamen Haushalt möchten. Dann gab es eine Phase, in der ich damit immer unzufriedener war. Inzwischen steht das im Hintergrund, in unserer Konstellation ist es weniger möglich denn je und da sind wir uns einig. Wir haben einiges probiert und verändert, er wohnt nun schon lange in unserer Nachbarschaft, wir haben immer viel miteinander geredet und verstehen uns immer noch sehr gut, haben viel Respekt füreinander und unsere jeweiligen Bedürfnisse. Trotzdem beschäftigt mich die Frage ganz grundlegend, was ich eigentlich von einer Beziehung erwarte oder mir wünsche.

Es ist komisch: je länger ich in dieser aktuellen Konstellation festhänge, desto weniger kann ich diese Frage beantworten. Was wünsche ich mir? Was kann ich leisten? Wieviel will ich geben? Was ist realistisch? Das sind so die Knackpunkte an dieser Frage. Mir fehlt der Abstand, sie zu beantworten.

Irgendwie hängen wir fest, alle beide wahrscheinlich. Wir haben unglaublich viel gemeinsam, Interessen, Einstellung zum Leben, Werte. Wir verstehen uns super, können miteinander lachen, schätzen uns gegenseitig extrem. Und trotzdem läuft die Beziehung überhaupt nicht.
Logischerweise machen wir beide Kompromisse. Zu viele? Für mich ist es absolut unmöglich, diese Frage zu beantworten. Für ihn wohl auch. Eine Trennung stand öfter im Raum und dann schaffen wir den Schritt doch nicht, weil es eben auch so viel Gutes gibt.

Etwas konkreter sind meine offenen Fragen: kann eine Beziehung ohne Alltag und gemeinsame Wohnungen funktionieren?
Könnte ich selber - mit einem anderen Mann, wenn das irgendwann mal kommen sollte - einen Alltag leben? Verzichte ich nur darauf, weil ich Angst davor habe oder passt es gar nicht zu mir?
Mein Freund hatte immer Probleme damit, dass er in unserer Beziehung mehr gibt als er bekommt. Damit kommt er zwar inzwischen besser zurecht, aber für mich ist das Thema immer noch aktuell: ich habe weniger Zeit, lebe finanziell in bescheideneren Verhältnissen, bin durch 365 Tage Kinder im Jahr sehr gebunden. Er verdient für sich allein gut (hätte er Kinder, wäre es auch nichts so viel mehr als ich), ist kinderlos, ungebunden, engagiert im Job, aber ansonsten frei.
Er möchte verständlicherweise mehr Zeit mit mir als Partnerin, ich bin dazu je länger je weniger in der Lage. Zu müde, zu abgelenkt. Es passt nicht in mein Leben. Oder nur sehr selten.

Aber ich sehe auch, dass dieses Thema mit jedem Mann auftreten würde, den ich kennenlerne - ausser er hat seinerseits eine Grossfamilie ;-) Und das würde dann wieder andere Probleme mit sich bringen.
Ausserdem scheint es mir, dass die Männer mit Mitte 40, vielleicht geschieden oder auch kinderlos, eigentlich egal, eher daran interessiert sind, das Leben zu geniessen. Da das zu zweit mehr Spass macht, wäre eine Partnerin nicht schlecht. Aber bitte nicht mit allzu vielen Verpflichtungen! Ist das ein total falsches Bild?

Inzwischen frage ich mich, ob es nicht schlau wäre, auf eine Beziehung zu verzichten, bis meine Kinder noch etwas älter sind. Denn ob nun mein Freund oder ein anderer, die Frage, wo und wann ich eine weitere Person in meinem Leben unterbringen soll, bleibt gleich.
Es ist ja nicht so, dass ich keine Freizeit hätte. Aber so gut wie keine planbare, kinderlose Freizeit.
Ich gehe mal mit Kollegen einen Kaffee trinken nach der Arbeit oder Mittagessen, ich habe Bekannte und eine sehr enge Freundin mit Kindern, da sind halt immer unterschiedlich viele Kids dabei, wenn wir zusammen sind. Ob ich am Wochenenden einen meiner geliebten Ausflüge in die Berge mit 1, 2, 3 oder gar keinem Kind mache, ist für mich nicht so ein Unterschied, es ist in jedem Fall erholsam und schön. In den Ausgang gehe ich so wie nie, Kino vielleicht einmal im Jahr, abundzu ein Konzert - dort kämpfe ich dann meistens gegen den Schlaf (das ist seit meinem burnout so.....aber es belastet mich nicht, ich suche mir die schönen Erlebnisse mehr im Alltag). Einmal im Jahr etwa habe ich ein verlängertes kinderfreies Wochenende, da war ich bisher immer mit meinem Freund in Italien. Und das war jeweils ganz, ganz toll zusammen!! Aber mehr davon liegt nicht drin.

Natürlich kann er sich auch nicht immer nach mir richten, er arbeitet ja auch und oft genug am Wochenende. Wir müssten also planen und das ist schwierig bzw. setzt mich innerlich auch sehr unter Stress. Und WENN ich dann mal Zeit habe - wie dieses Wochenende, meine Kinder sind bei Freunden ganz spontan - dann ist er nicht, denn er hatte sich für einen Kurzurlaub mit einem Freund entschieden. Und nun ist er total unglücklich, weil er Zeit mit mir verpasst hat, was aber einfach nicht planbar war. Spontanität ist sowieso nicht so sein Ding....

Meine Lieblingsvorstellung ist, genau diesen Mann einfach noch weitere 6 Jahre einzufrieren und dann wieder aufzutauen, wenn ich etwas mehr Freiheiten habe. Als Paar funktionieren wir gut, als Familie oder auch schon als Paar mit Alltag geht es so gar nicht!

Übrigens haben wir uns mal beraten lassen, aber langfristig war das nicht finanzierbar und die ersten Erkenntnisse daraus haben sich schnell in Luft aufgelöst. Mein Verdacht ist, dass wir beide auch Angst haben vor den Konsequenzen. Er mindestens hat Angst, eine Beratung könne ihm sagen, dass so eine Beziehung auf Abstand und ohne Alltag mit einer Alleinerziehenden nicht aufgeht....

Sorry, das war lang!! Aber es ist schwierig, das knapp auszudrücken.
Mich würde einfach mal interessieren, was Eure Erwartungen an eine Beziehung waren oder sind und zwar gerade bei Paaren, deren Ausgangsbedingungen unterschiedlich sind (Kinder, Job, Einkommen etc.).
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Liebe carlotta,

Mein Freund und ich sind jetzt seit über 5 Jahren zusammen
Anfangs waren wir uns sehr einig, dass wir in absehbarer Zukunft keinen gemeinsamen Haushalt möchten. Dann gab es eine Phase, in der ich damit immer unzufriedener war. Inzwischen steht das im Hintergrund, in unserer Konstellation ist es weniger möglich denn je und da sind wir uns einig.
Darüber stolpere ich ein wenig. Wenn in einer so langen Beziehung weder das Bedürfnis da ist, miteinander zu leben noch Lösungen für anfängliche Hindernisse dafür gefunden werden, könnte es sein, dass hier eine Unverbindlichkeit aufrechterhalten werden soll. Es sei denn, Ihr seid beide grundsätzlich der Beziehungstyp, der egal unter welchen Voraussetzungen sowieso nie mit dem Partner unter einem Dach leben wollen würde. Denn gerade wenn einer der Partner keine Kinder hat, fällt da schon mal eine Menge Konfliktpotential für gemeinsames Wohnen weg.

Vielleicht ist das auch ein wenig der Grund, warum Du gerade über das hier nachdenkst:
mal wieder beschäftigt mich die Entwicklung meiner Beziehung.
Denn es entwickelt sich ja nichts, sondern Ihr steht an einer Stelle, auf der Ihr schon länger steht.

Wir haben unglaublich viel gemeinsam, Interessen, Einstellung zum Leben, Werte. Wir verstehen uns super, können miteinander lachen, schätzen uns gegenseitig extrem. Und trotzdem läuft die Beziehung überhaupt nicht.
Was genau fehlt Dir denn da? Wenn Du das herausfindest, bist Du einen großen Schritt weiter. Die Beschreibung dessen, was Du da beschreibst, klingt für mich wie die Beschreibung einer guten tiefen Freundschaft?

kann eine Beziehung ohne Alltag und gemeinsame Wohnungen funktionieren?
Das ist sicherlich unterschiedlich von Mensch zu Mensch und der jeweiligen Enge der Bindung, die derjenige einzugehen in der Lage ist. Es gibt sicher Menschen, die in einer solchen Beziehung glücklich sind, es sind aber wohl wesentlicher weniger als jene, denen gemeinsam gelebter Alltag und auch räumliche Nähe wichtig sind. Ich kenne jedenfalls in meinem ganzen Umfeld kein Paar, bei dem das dauerhaft gut gegangen ist.

Mein Freund hatte immer Probleme damit, dass er in unserer Beziehung mehr gibt als er bekommt. Damit kommt er zwar inzwischen besser zurecht, aber für mich ist das Thema immer noch aktuell: ich habe weniger Zeit, lebe finanziell in bescheideneren Verhältnissen, bin durch 365 Tage Kinder im Jahr sehr gebunden. Er verdient für sich allein gut (hätte er Kinder, wäre es auch nichts so viel mehr als ich), ist kinderlos, ungebunden, engagiert im Job, aber ansonsten frei.
Er möchte verständlicherweise mehr Zeit mit mir als Partnerin, ich bin dazu je länger je weniger in der Lage. Zu müde, zu abgelenkt. Es passt nicht in mein Leben. Oder nur sehr selten.
Glaubst Du wirklich, dass Dein Freund mehr gibt? Oder sind es nicht nur andere Dinge, die er gibt?
Und die Aussage, dass es (er?) nicht in Dein Leben passt, sagt viel aus. Ich denke, in einer guten, nahen Partnerschaft, ist immer Platz für den anderen. Du hast ja weiter oben geschrieben, wieviele Dinge Ihr gemeinsam habt. Ich glaube aber, dass Ihr in ganz grundlegenden Dingen aber viel trennendes habt. Nämlich die Erfahrung, Kinder zu haben, die Erfahrung, wie anders Leben mit Kindern ist. Oft beglückender, sinnstiftender, runder - aber oft auch anstrengender, aufreibender, sorgenvoller. Und diese grundlegende Unterschiedlichkeit wird auch noch zementiert durch Eure getrennten Wohnungen. Ich habe das Gefühl, dass Ihr jeder Euer Leben lebt und die Schnittpunkte zu finden, eben schwierig ist. Weil die gemeinsamen Schnittflächen eben nicht so groß sind.

Ausserdem scheint es mir, dass die Männer mit Mitte 40, vielleicht geschieden oder auch kinderlos, eigentlich egal, eher daran interessiert sind, das Leben zu geniessen. Da das zu zweit mehr Spass macht, wäre eine Partnerin nicht schlecht. Aber bitte nicht mit allzu vielen Verpflichtungen! Ist das ein total falsches Bild?
Was meinen Mann betrifft, ja. Und auf viele andere Männer Mitte 40, die ich kenne, trifft das auch nicht zu. Allerdings denke ich, dass das eventuell bei kinderlosen Männern so sein könnte, denn sie haben ja auch eine ganz große Verantwortung weniger. Sie haben keine Kinder, keine langjährigen Verpflichtungen. Da ist das Leben natürlich mehr Genuss, Leichtigkeit, umsichselbstdrehen. Erst recht, wenn die Partnerin mit ihren Kindern eben nicht Bestandteil des Alltages ist.

Inzwischen frage ich mich, ob es nicht schlau wäre, auf eine Beziehung zu verzichten, bis meine Kinder noch etwas älter sind. Denn ob nun mein Freund oder ein anderer, die Frage, wo und wann ich eine weitere Person in meinem Leben unterbringen soll, bleibt gleich.
Ich glaube nicht, dass das die Lösung ist. Ein zu Dir passender Partner passt - die Wortkombination sagt es ja schon - in Dein Leben. Da muss man nichts "unterbringen".
Und nun ist er total unglücklich, weil er Zeit mit mir verpasst hat, was aber einfach nicht planbar war.
Da ehrt ihn ja. Aber wenn Ihr unter einem Dach leben würdet, hätte er so viel Zeit mehr mit Dir....
Als Paar funktionieren wir gut, als Familie oder auch schon als Paar mit Alltag geht es so gar nicht!
Ich glaube, was das betrifft, machst Du dir etwas vor. Gut funktionierende Paare funktionieren GERADE im Alltag :wink: Und Dich gibt es nun mal nur mit Kindern, sie sind nun einmal ein nicht unbeträchtlicher Teil Deines Lebens. Mir würde es Unbehagen (und mehr) bereiten, wenn dieser Teil von mir irgendwie zwischen meinem Partner und mir stehen würde.

Mich würde einfach mal interessieren, was Eure Erwartungen an eine Beziehung waren oder sind und zwar gerade bei Paaren, deren Ausgangsbedingungen unterschiedlich sind (Kinder, Job, Einkommen etc.).
Ich glaube, es ist gar nicht so wichtig, wie die Ausgangsbedingungen sind. Sondern dass von welchen Ausgangsbedingungen auch immer eine gemeinsame Basis gefunden wird, eine Situation geschaffen wird, in der sich beide wohl, angekommen und angenommen fühlen. Und nicht immer das Gefühl haben, nicht zu genügen (egal ob zeitlich, emotional oder wie auch immer).
Patchwork unter einem Dach ab 6/2010:
Mein Mann: 3 Söhne (14, 18, 21)
Ich: Sohn (15), Tochter (11)
Bis auf den 18-jährigen Sohn meines Mannes lebten alle Kids bei uns.

Seit 06/12 patchwork in getrennten Wohnungen (ist das dann noch patchwork?)
vero
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Beitrag von vero »

Liebe carlotta

Was lapislazuli geschrieben hat, finde ich trifft es sehr gut. Bei mir ist die Lage ja eine andere, er hat ein Kind ich (noch) nicht. Auch ich habe längere Zeit alleine gelebt, konnte mit meinem Geld und Zeit machen was ich wollte und trotzdem habe ich ohne gross zu überlegen ja gesagt als er mich gefragt hat ob wir zusammen ziehen. Nur so kann man herausfinden ob die Beziehung auch Alltagstauglich ist und wenn man diesen grossen Teil der Partnerschaft nicht miteinander teilt, dann frage ich mich schon ob dies auf die Dauer klappt.

Ich denke auch, dass wenn die Partnerschaft stimmt, es kein "unterbringen" ist sondern etwas natürliches. Wir wollen ja auch Zeit gemeinsam Verbringen und geniessen diese Zweisamkeit sehr. Ich denke auch als Ehepaar und Eltern, sollte man sich Zeit füreinander nehmen, denn man ist ja auch ein Paar und nicht nur Eltern.

Ich denke umso älter man wird umso schwieriger wird es Kompromisse einzugehen auch sehe ich das in meinem Umfeld. Die meisten Kolleginnen die Single sind, suchen nach dem Partner fürs Leben als würden sie sich ein Auto aussuchen. Ohne Kompromisse geht es schlichtweg nicht und viele sind nicht bereit diese einzugehen, beklagen sich dann aber bei mir, dass sie niemanden finden. Ich glaube manchmal stehen wir uns selber im Weg (ich mir übrigens auch). :)
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Ich finde nicht, dass man zusammen leben muss, um eine erfüllte Partnerschaft zu haben. Eine Beziehung fernab dem Alltag kann auch etwas wunderbares sein, man wird nicht so sehr vom Alltag zerrieben usw. Es ist immer eine Frage, wie damit umgegangen wird. Ich bin an dieser Stelle ganz ehrlich - mir fehlt manchmal ein Ort, um mich zurückzuziehen, da wär ich froh, wenn ich einfach nach Hause fahren könnte.

Wir, also mein Freund und ich, sind ein Paar, was nicht verschiedener sein kann: Ich habe studiert, er ist Arbeiter. Er ist vom Dorf, ich aus der Grosstadt. Er ist sehr familienverbunden, ich unabhängig. Er früh verheiratet, ich Junggeselle von herzen. Ich verdiene mehr. Ich kann alles alleine. Das hat ihm am anfang schwer zu schaffen gemacht. In einem Streit hat er mir vorgeworfen, er fühlt sich an meiner Seite "nicht gebraucht und nicht männlich", weil ich alles alleine mache, mehr Einkommen habe und nichts weiter von ihm will als ihn. Er war es gewohnt, "Männerdinge" im Haushalt zu machen und "Ernährer" der Familie zu sein. Versteht mich nicht falsch, er ist kein Macho, aber er kannte früher eben keine, die ihre Koffer selber trägt. Sowas meine ich. Es hat lange für ihn gedauert, zu akzeptieren, dass man auch "der Mann" sein kann, wenn man andere Dinge macht. Und mittlerweile findet er es gut so wie es ist und ist ganz stolz.

Zum Rest - Carlotta, das klingt jetzt vielleicht blöd was ich sage, aber ich finde es, so wie du hier beschreibst, deinem Partner gegenüber ganz schön fies. Du schreibst z.B. du würdest ihn gerne einfrieren, damit so ein toller Mann noch da ist, wenn du mehr Zeit hast. Aber warum kannst du denn deinen Alltag auch nicht um ihn herum planen? Warum können die Kinder nicht mal allein sein oder bei deiner Freundin, die auch Kinder hat? Wieso muss er immer zurückstecken? Ich kann schon verstehen, dass ihm das auf die Nerven fällt oder er sich zurückgesetzt fühlt. Ich verstehe auch, dass er dann seine eigenen Pläne macht.

Vielleicht identifiziere ich mich auch so mit ihm, weil ich selber in seiner Rolle stecke (ausser, dass ich keine eigene Wohnung mehr habe). Ich bins oft leid, wegen Kindern, die nicht meine sind und die ich, mit Verlaub, nie gewollt habe, zurückzustecken, wenn ich merke, es kommt nichts zurück. Mit Zurück meine ich z.B. eine Ansage vom Partner "So Kinder, heut bleibt ihr mal allein, Papa geht mit Zanilla zum Tanzen" und aus, ende. Macht mein Partner aber nicht, denn die armen Kinder könnten sich ja ungeliebt fühlen. Völliger Quatsch. So lebt man Kindern auch eine Normalität vor. Das geht aber vielen Eltern nicht in den Kopf, und ganz ehrlich, das geht den Nicht-Eltern schon auf den Zeiger.

Ich sehs halt auch so: hätten Leute wie dein Freund oder ich oder andere Kinderlose Kinder gewollt, hätten wir welche gehabt. Dass wir mit einem Elternteil zusammensind, ist trotz allem ein Kompromiss, weil wir die Eltern als MENSCH toll finden - aber nicht als Eltern. Das kann man auch als Kompliment sehen, denn ich denke oft, auch hier im Forum "Was muss der Partner für ein toller Mensch sein, wenn er/sie sich das freiwillig antut". So wie von uns erwartet wird, sich mal in die Kinder zu versetzen und da zurückzustecken, sage ich, kann man auch ein Bekenntnis zum neuen Partner erwarten, und dass die Kinder auch mal zurückstecken. Denn: während einer Ehe kann ich mir nicht vorstellen, dass die Eltern, egal ob Vater oder Mutter, nicht auch mal ihr Ding gemacht haben. Wieso muss das nach einer Trennung immer anders verlaufen?

Nix für ungut. Aber ich fänds schön, wenn auch mal an diese Seite gedacht wird.
vero
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Beitrag von vero »

@Zanilla

Der Ort an den ich mich zurückziehen kann, der fehlt mir auch manchmal, obwohl ja seine Tochter nicht bei uns lebt. Aber trotzdem hatte ich so meine Mühe mit der neuen Situation und auch heute noch. In den letzten zwei Jahren die wir nun zusammen sind, habe ich mir schon ein par mal anhören müssen, du wusstest ja das er ein Kind hat. Wissen ja, aber was das wirklich bedeutet weiss man erst, wenn man mittendrin ist.

Wir sind zum Glück nicht so verschieden und ich bin auch nich ungerne Single gewesen aber ich finde es zu Zweit schon schöner. Aber auch ich merke, dass die Kind-Wochende extrem nach dem Kind ausgerichtet werden. Auch fühlte ich mich manchmal wie das dritte Rad am Wagen und wenn seine Schwester mit Familie dabei ist erst recht. Denn dann ist seine Tochter meistens bei seiner Schwester und ich Luft. Das tut ab und zu schon weh.

Und da gibt es noch die Dritte Gruppe die Zanilla ausgelassen hast. Nämlich diejenigen die auch noch gerne Kinder hätten und es manchmal wirklich hart ist, auch da zurückzustecken. Denn so gerne ich die Kleine habe sie ist nicht mein Kind. Auch das vergessen viele Elternteile die Kinder haben.

Auch sonst finde ich es ein Partner mit einer ohne Kinder schon noch ein bischen schwieriger, denn von Aussen (Freunde, Bekannte usw.), heisst dann mal rasch du hast eben keine Kinder, darum verstehst du das nicht (das nehme ich auch in diesem Forum war.) Auch im Geschäft nehme ich das war, die Frauen hier die vor kurzem Kinder geboren haben, sind plötzlich die all Wissenden und ich die keine hat, hat keine Ahnung. Echt nervend! Ich denke Patchworker gehen meisten viel mehr Kompromisse ein als andere Paare und trotzdem sollte der Einzelne Partner nicht zu kurz kommen und sich alles immer um die Kinder drehen. Auch wir haben einen Alltag und auch den können wir nicht immer unter die Woche schieben sondern müssen auch mal am Samstag was einkaufen gehen, auch da erlebt das Kind den Alltag und nicht immer nur "Fun"
Zuletzt geändert von vero am 26.09.2011 15:41, insgesamt 1-mal geändert.
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Ich wollte jetzt nicht falsch verstanden werden. Für nichts auf dieser welt würde ich diesen mann eintauschen wollen, und erst durch ihn habe ich gelernt, dass es im Leben mehr gibt als Junggeselle sein und dass es mit ihm viel schöner ist.

ich wollte nur sagen, dass dieser Aspekt, den du auch nochmal ganz richtig ausgeführt hast, vero, auch nicht zu vernachlässigen ist.
vero
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Beitrag von vero »

Ich glaube wir verstehen uns da zanilla :)
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Erstmal danke für die Antworten!
Ich finde es spannend, dass auch hier ganz unterschiedliche Meinungen zum Thema Verzichten wegen der Kinder zusammen kommen.

Zanilla: der Tag hat 24 Stunden, ungefähr 7 davon schlafe ich. Meinen Alltag um die Kinder herum organisieren? Weisst Du, das ist nicht möglich....Mein Alltag besteht ja nicht nur aus Kindern, ich habe auch einen Job. Heute - und das ist durchschnittlicher Tag - bin ich um 7 aus dem Haus, war um kurz nach 17 Uhr wieder hier, habe bis gerade eben mit den Kindern Aufgaben gemacht und ein paar Minuten Haushalt. Jetzt sind sie draussen, noch 45 Minuten bis zum Abendessen. Danach noch eine Maschine waschen, mit der Grossen für eine Prüfung lernen, um 20.15 müssen sie in ihren Zimmern sein. Morgen gebe ich 6 Lektionen Schule und ab 20.30 bis ca. 22.30 sitze ich dann am Schreibtisch. DAS ist mein Alltag, den ich übrigens sehr gern mache! Aber wie sollte ich den anders organisieren???? Und am Wochenende: mein Jüngster ist gerade 9 geworden, so einfach können die nicht stundenlang alleine bleiben. Normalerweise gehe ich Freitag oder Samstag Abend zu meinem Freund und die Kinder dürfen dann einen Film schauen. Nur dummerweise gibt's dann dauernd Ausnahmen: einer ist krank. Oder - sehr häufig auch das - mein Freund arbeitet abends, auch am Wochenende. Das kann er sich nicht aussuchen, bringt sein Job so mit sich....
Und dann sind es 3 Kinder, um die sich ausser mir niemand kümmern kann: kein Wochenendpapa o.ä.. Die einzigen Freiheiten gewinne ich durch die jeweiligen Götti, aber da ist dann halt oft mal ein Kind weg und die anderen da. Und wenn sie alle beschäftigt sind, passiert das oft spontan und dann hat mein Freund keine Zeit.

Es ist auch ein Punkt von dem ich denke, dass eine gemeinsame Wohnung und ein gemeinsamer Alltag daran nicht viel ändern würde: ich kenne genug Paare, die sehr darum kämpfen müssen, noch ihre Zeit als Paar zu leben. Auch wenn sie in erster Ehe verheiratet sind und gemeinsame Kinder haben! Und bei uns wäre das eben auch so. Käme nur der Stress und Ärger, den ein gemeinsamer Alltag eben auch bringt, noch dazu.

lapislazuli, ich finde, Du siehst das in vielem völlig richtig.
Nur das mit dem Partner, der zu mir passt und den ich dann nirgendwo "unterbringen" muss...naja, irgendwie glaube ich daran nicht mehr so ganz....
Es stimmt allerdings: mein Freund gehört zu denjenigen, die sehr grundsätzlich getrennte Wohnungen in einer Beziehung schätzen. Das hat nichts mit mir oder den Kindern zu tun, auch in einer langjährigen und kinderlosen Beziehung hatte er diesen Wunsch schon.
Ich sehe das nicht so grundsätzlich. Aber ich lebe nun seit fast 10 Jahren mit den Kindern allein (seit Beginn der Schwangerschaft mit dem Kleinsten) und habe mich auch sehr daran gewöhnt. Wir alle haben uns daran gewöhnt. Ich weiss nicht, ob ich die Kraft habe, daran etwas zu ändern.

Als ich gesagt habe, als Paar funktionieren wir gut, meinte ich: wir sind immer wieder sehr verliebt, wenn wir mal Zeit zu zweit haben. Aber auch gemeinsame Urlaube mit den Kindern sind sehr harmonisch (wenn man mal vom Stress mit meiner Tochter absieht). Wir haben ein ähnliches Weltbild, entscheiden deswegen vieles gleich und sind uns fast immer einig. Sowas habe ich vorher auch noch nie mit einem Partner erlebt!
Ansonsten stimmt es schon, manchmal empfinde ich dann auch vor allem Freundschaft....

Dein letzter Satz gibt mir allerdings zu denken. Denn genau dieses Gefühl, nicht zu genügen, haben wir beide. Er, weil er sich nicht voll in die Familie einbringt, ich weil er immer warten und verzichten muss.....

Ob er wirklich mehr gibt, weiss ich nicht. Aber er empfindet es so, ich muss es also als seine Realität akzeptieren....Vorwürfe macht er mir nicht! Dennoch ist die Situation so für keinen von uns befriedigend.
val
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Beitrag von val »

Hallo zusammen

Ich hoff jetzt mal, ich mach das mit dem zitieren richtig, ansonsten sorry, wenn der Text etwas chaotisch ist...

Ausserdem scheint es mir, dass die Männer mit Mitte 40, vielleicht geschieden oder auch kinderlos, eigentlich egal, eher daran interessiert sind, das Leben zu geniessen. Da das zu zweit mehr Spass macht, wäre eine Partnerin nicht schlecht. Aber bitte nicht mit allzu vielen Verpflichtungen! Ist das ein total falsches Bild?
Also ich kann das absolut unterschreiben. Mein Freund ist ein ausgesprochen typisches Beispiel für diese Haltung. Er ist kinderlos und hat in seinem Leben wohl noch nie gross Verantwortung übernommen. Seine Devise: Geniess den Tag und nimm's wie's kommt. Locker vom Hocker and keep smiling.

Schön und gut wenn man Single ist, aber mit dieser Haltung eine Beziehung mit einer Familie führen zu wollen, ist ziemlich unmöglich. Nichts kann geplant werden, denn das macht ihm Stress. Alles wird dann entschieden wenn es soweit ist, keinen Moment früher. Mache ich Druck, bockt der Herr und zieht sich zurück.

Wenn ich ganz ehrlich bin, beneide ich ihn manchmal um diese Freiheit. Ich würde gerne auch öfters in den Tag hinein leben. Und Abends einfach ins Bett gehen und mit niemandem mehr reden, wenn mir alle auf den Keks gehen. Aber das ist als Mutter nun mal nicht möglich.

Ich stelle auch fest, dass er alles im Leben aus einer "Added-Value" Perspektive betrachtet. Bei allem was er tut überlegt er sich, ob ihm denn das was positives bringt. Tut es das nicht, lässt er es sein. Auch hier muss ich feststellen, dass man als Single ohne Verpflichtungen mit dieser Haltung sehr gut durchs Leben kommt. Man kann auch den Job sausen lassen, wenn er nicht mehr passt, macht ja nichts, hängt keine Familie dran. Da ist nichts Zähes in seinem Leben. Kein Alltag, den man manchmal gerne verschenken würde. Keine Unruhe, keine Katastrophen, kein Tohuwabohu. Einfach nur easy.

hätten Leute wie dein Freund oder ich oder andere Kinderlose Kinder gewollt, hätten wir welche gehabt. Dass wir mit einem Elternteil zusammensind, ist trotz allem ein Kompromiss, weil wir die Eltern als MENSCH toll finden - aber nicht als Eltern.
Genau diese Argumentation höre ich sehr oft von meinem Freund. Aber ich finde, sie beisst sich irgendwie in den Schwanz: Ich bin als Mensch so wie ich bin, weil ich Kinder habe, sie machen den grössten Teil meines Lebens aus, meines Handelns, meines Denkens und meines Fühlens. Wie kann er die Mutter in mir ablehnen oder zumindest ausklammern wollen, wenn sie mich doch zum dem macht, die ich bin?

Ich habe auch Mühe damit, das immer wieder hören zu müssen, wenn es Streit gibt: dass es für ihn schliesslich nicht einfach sei, dass ich Kinder habe. Nun, er wusste, auf was er sich einlässt. Es gibt mich nicht ohne Kinder. Wenn er das nicht will, dann soll er es sein lassen. Aber sich immer nur die Butter vom Brot nehmen wollen und mich in jeder Krise quasi damit zu "strafen", dass ich nun mal Kinder habe - das finde ich nicht richtig. Er hatte und hat eine Wahl. Sich dafür zu entscheiden und dann doch immer wieder zurückzukrebsen und zu erklären, dass man das eigentlich nicht wollte... da habe ich meine Probleme damit. Wenn dem Partner ein Bein fehlt, reitet man schliesslich auch nicht jedes Mal darauf rum, wenn etwas ansteht, für das man beide Beine braucht, oder?

kann eine Beziehung ohne Alltag und gemeinsame Wohnungen funktionieren?
Ich für mich habe die Haltung: Nein. Ohne Alltag funktioniert das nicht auf Dauer. Mittlerweile habe ich auch Einblick erhalten in die Überlegungen der anderen Seite. Alltag bedeutet Verantwortung. Man kann sich nicht einfach ausklinken, da sind Partnerin und Kinder und all die kleinen und grossen Alltagssorgen. Lebt man zusammen, wird man da reingezogen, ob man will oder nicht. Lebt man nicht zusammen, kann man es sich aussuchen. Man hat eine Wahl. Zudem ist es bei einem gemeinsamen Alltag auf die Dauer viel zu anstrengend, nur seine Sonnenseite dem Partner zu zeigen. Man sieht sich gegenseitig in die Niederungen und das möchte man vielleicht nicht. Auch könnte dadurch der Reiz und die Anziehungskraft verloren gehen. Ohne gemeinsamen Alltag bleibt alles frisch und spannend und besonders. Und so soll es sein und bleiben.

Liebe Grüsse
Val
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Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe val, vieles was Du schreibst, erlebe ich ganz genau so! Nur dass mein Freund geradezu ein Planungsfanatiker ist. Ich nicht....da sind wir sehr verschieden. Vor allem weiss ich einfach, dass alle meine Pläne von einem kranken Kind oder sonstwas jederzeit umgeschmissen werden können. Mit sowas hat er extrem Mühe...

Zur Zeit ist die Stimmung zwischen uns bemüht eisig....klingt komisch, trifft es aber.
Wenn er aus irgendwelchen Gründen enttäuscht ist, weil wir uns zu wenig sehen, zieht er sich sehr zurück. Ich schätze es ja, dass er mich nicht unter Druck setzen will und mir keine Vorwürfe macht. Aber diese unausgesprochenen Vorwürfe sind fast schlimmer....diese sarkastischen Bemerkungen....Er wartet und leidet und lässt es mich spüren. Selber wird er dabei immer passiver. Wartet ab, dass ich ihm ein Datum nenne, wann ich Zeit habe (und kommentiert es dann: ja, WENN das dann klappt und nicht wieder jemand krank wird...wenn ich dann nicht wie üblich im Stress versinke...wenn nicht mal wieder irgendein Kind wichtiger ist - womit er übrigens auch meinen Job/meine Schüler meint....sehen wir mal....wie immer....). Na, auf so eine Verabredung freut man sich dann ja richtig! :twisted:

Das Schlimme ist: es nimmt mir absolut jede Lust oder Vorfreude darauf, ihn zu sehen. Da sage ich dann z.B. dass ich am Samstag Abend Zeit habe und frage ihn, was wir machen. Ja, er weiss ja nicht. Wenn es dann so bleibt. Wenn nichts dazwischen kommt. Was ich denn will. Ob ich zu ihm kommen will. Und so weiter....Komme ich dann zu ihm hält er 10m Abstand. Wartet. ICH muss auf ihn zugehen. Ihm beweisen, dass ich ihn vermisst habe. Dass ich bei ihm sein will. Tue ich das nicht, sitzen wir nebeneinander auf dem Sofa und machen smalltalk. Bis ich anfange zu gähnen und nach Hause gehe. Es entsteht keine Stimmung, in der man sich auf den anderen freut. Irgendwie finde ich immer, das hat was von emotionaler Erpressung: ich habe ihn warten lassen, also muss ich das jetzt wieder gut machen.
Ich weiss nicht, wie ich aus diesem Muster aussteigen soll. Und es sind tatsächlich die einzigen Situationen, in denen wir NICHT miteinander reden können.

Meist schleppt sich sowas dann monatelang, bis wir doch reden. Das hat schon mehrfach fast in einer Trennung geendet, aber irgendwie schaffen wir diesen Schritt dann doch nicht....
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Nin
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Beitrag von Nin »

Ich habe ja schon sehr oft darüber geschrieben, dass für mich eine Beziehung ohne Alltag absolut undenkbar ist. Es erstaunt mich auch, wie oft ich hier höre, dass der Alltag nur Stress und Ärger bringt.

Alltag bringt auch die schönsten Momente überhaupt. Es ist einfach sehr, sehr angenehm, wenn wir zusammen ein Essen vorbereiten, ich in der Küche stehe und die Bohnen zurechtmache, während er das Fleisch anbrät, dabei sitzt der Kleine am Tisch und motzt lautstark über seine Hausaufgaben... es ist nicht immer Harmonie, bei weitem nicht. Aber wir teilen Momente. Nun haben wir die sicherlich geradezu ideale Lösung, dass wir einfach auch viele Aufgaben im Alltag gemeinsam übernehmen oder teilen: wir kochen beide gerne und machen das regelmässig zusammen, wenn ich vor dem Fernsehen bügel, schläft mein Mann beim Tatort ein - aber schleppt mir nachher die vollen Wäschekörbe hoch... wir korrigieren einander gegenüber sitzend... Alle diese Handlungen erscheinen durch die Gemeinsamkeit extrem sinnvoll: sie bewirken, dass wir alle einen Lebensraum haben, nett und gut essen, sauber angezogen sind... einfach in Komfort leben können. Und dieser Komfort ist keine Anstrengung - denn genau dann verliert er ja seinen Sinn. Aber diesen Komfort nicht nur zu haben, sondern ihn gemeinsam zu schaffen und den Schaffensprozess schon als dazu gehörig zu empfinden: das ist für mich Alltag.

Wenn ich nur die Momente geniessen kann, in denen nichts zu tun ist - das sind zu wenige. Ich möchte mehr Spass am Leben haben - und das geht einfach nur, wenn man aus dem Alltag Spass macht! Und da gibt es dann soviele Dinge, die ich gerne mache, dass ich mir oft zuviel vornehme. Dieses Jahr stehen zwei Studienreisen mit Schülern und ein Austausch an, ich habe ein Projekt gestartet, um mit meiner besten Klasse einen Roman zu schreiben - auf deutsch! - und versuche mich in Weight Watchers. Dabei würde ich gerne auch noch bildhauen, Russisch lernen, mehr Gäste haben... Ja, dann kommt Müdigkeit und Erschöpfung dazu und manchmal keine Kraft mehr für den Alltag - aber dieser Mangel an Kraft kommt vor allem dann, wenn ich aus dem Alltag keine Kraft mehr schöpfen kann. Solange ich nach Hause komme mit dem Gedanken an Gemeinsamkeit, an die Sicherheit, dass da jemand sein wird, den ich zulabern kann, mit meinen Kleinigkeiten: das gibt mir Kraft und Energie, mehr als es mir nimmt.

Als ich mich in meinen jetzigen Mann verliebt habe, war er 47, ich 35. Von der Haltung, Distanz zu halten und sich nicht wirklich in die Beziehung zu investieren, habe ich nie auch nur einen Hauch gespürt. Er war sofort für mich da, es war sofort für mich und meine Kinder in seinem Leben Platz. Zur Zeit kriselt es zwischen seinem Sohn und mir - aber das führt nicht mehr zu Krisen zwischen uns. Manchmal dauert es mit dem Reden, aber das kommt dann.

Carlotta, dein letztes Posting sehe ich erst jetzt. Ich empfinde deinen Partner eher als sehr egoistisch. Er hat so eine Vorstellung vom Leben und von dem, was darin Bedeutung hat, und dazu gehört zu planen... aber das Leben ist nun mal nicht so und er kommt mir da nicht sehr lernfähig vor. Und ich verstehe sehr gut, was du mit emotionaler Erpressung meinst. Wenn dein Freund leidet, dann muss er daran arbeiten, die Situation zu ändern, aktiv werden. Dir einen Babysitter spontan bezahlen, sich überwinden und zu dir kommen, auf dich zukommen. Einfach nur leiden ist mir ein bisschen zu einfach. Du bist keine Krankenschwester!
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, Nin, ich verstehe genau, was Du meinst. Dass der gemeinsame Alltag Kraft gibt, das kenne ich so aus der Beziehung mit meiner besten Freundin. Wenn's einmal zu arg wird, können wir wenigstens noch gemeinsam darüber lachen.....Und es ist eben so: wenn sie hier ist, hätte ich theoretisch mehr freie Zeit, da wir die sogenannten Lasten des Alltags eben auch teilen. Aber dann verbringe ich fast automatisch die freie Zeit eben auch mit ihr. Es ist nur eine logische Fortsetzung der letzten Putzaktion :wink:
Nun zieht sie im März her...und nimmt einen Platz ein, der eigentlich meinem Freund gehören sollte....

Weisst Du, mein Freund versucht für sich schon, damit umzugehen, dass ich so wenig verfügbar bin. Er macht mehr ab mit Freunden, unternimmt allein etwas. Das finde ich auch gut!! Ich muss nicht ständig mit jemandem zusammen sein, bin auhc mal ganz gern allein. Aber ich habe immer den Eindruck, es stimmt eben dann doch nicht für ihn. Gerade war er 5 Tage in Kurzurlaub mit einem Freund. Da kam auch auf Nachfragen nichts: er scheint bedrückt, erzählt nichts. Frage ich, wie es ihm geht, kommt ein: jaja, gut. Wie war's: ach ja, ganz schön. Im entsprechenden Tonfall...eben nicht gut.
Er wünscht mir alles Gute für eine Prüfungslektion und kann es nicht lassen, hinterher zu sagen: aber du machst das ja sowieso super, nur wirst du wahrscheinlich wieder das ganze Wochenende arbeiten dafür.

Es ärgert mich: erstens mache ich das nicht so mühelos super, zweitens hatte ich gerade den Samstag Abend für ihn reserviert, habe aber bereits keine Lust mehr dazu und drittens, wieso wünscht er mir alles Gute, wenn er meint, das wäre gar nicht nötig?
Aber wenn ich NICHT anrufe abends (er ruft nicht an, denn es könnte ja sein, dass es mir gerade nicht passt....ich muss mich melden), dann ist er beleidigt.

Er muss mir keinen Babysitter bezahlen, Nin, aber Initiative zeigen. Das wäre schon was! Freude zeigen, überhaupt irgendeine Art von Aktivität, statt warten, was von mir kommt - mit dieser ewigen Skepsis. Er ist manchmal wie ein kleiner Junge, dem die Schokolade in der Sonne geschmolzen ist und der darüber so beleidigt ist, dass er keine neue mehr will.....
Lala
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Beitrag von Lala »

Hallo Ihr Lieben

Melde mich auch mal wieder zu Wort, auch wenn ich nicht mehr patchworke, aber das Thema ist spannend. :wink:

Ich finde auch, dass der gemeinsame Alltag einfach dazu gehört. Ohne fehlt irgendwas. Und wie einige von Euch schon geschrieben haben, es gibt nur sehr wenige Menschen, die aus Ueberzeugung alleine wohnen bleiben und das auch nicht anders haben möchten, auch wenn sie eine Beziehung haben. Schlussendlich sind wir ja alles "soziale" Wesen, die ihr Leben mit ihren Lieben teilen möchten und alleine "eingehen" würden - also "Rudeltiere", sozusagen. :wink:

val, mir ist ein Satz von Dir etwas sauer aufgestossen. Du schreibst, er wusste, auf was er sich einlässt. Glaub mir, wenn er selber keine Kinder hat, wusste er nicht, was es wirklich bedeutet! Das merkt man als kinderloser Partner erst so nach und nach. Und dann ist es meistens "zu spät", um es sein zu lassen, weil man ja doch den Partner/die Partnerin liebt. Es ist schon richtig, jeder hat die Wahl zwischen gehen und bleiben - aber ganz so einfach ist es dann doch nicht...
vero
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Beitrag von vero »

Lala hat geschrieben:Glaub mir, wenn er selber keine Kinder hat, wusste er nicht, was es wirklich bedeutet! Das merkt man als kinderloser Partner erst so nach und nach. Und dann ist es meistens "zu spät", um es sein zu lassen, weil man ja doch den Partner/die Partnerin liebt. Es ist schon richtig, jeder hat die Wahl zwischen gehen und bleiben - aber ganz so einfach ist es dann doch nicht...
Als eine die sich in dieser Situation befindet, kann ich lala da nur zustimmen.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ich stimme dem auch zu und habe diesen Satz auch noch nie zu meinem Freund gesagt. Wussten wir Mütter so wirklich, worauf wir uns einlassen, als wir Kinder bekommen haben? Aber wir konnten sie vom ersten Atemzug an begleiten und kennenlernen! Das ist ein Unterschied!

Mein Freund akzeptiert meine Kinder, er mag sie. Aber das heisst noch lange nicht, dass er einen gemeinsamen Alltag mit ihnen/mit uns allen leben kann!
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