Patchwork light

Alles rund um die Partnerschaft
carlotta37
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Patchwork light

Beitrag von carlotta37 »

Seit Oktober arbeite ich wieder 60%, in der Realität ist es eher mehr. Und seitdem gehen die alten Probleme wieder los....

Partnerschaft? Die bleibt irgendwo auf der Strecke.
Ein konkretes Problem ist wirklich der Faktor Zeit. Ich bin einfach abends sooo müde, dass ich eigentlich niemanden mehr sehen will. Oft genug muss ich auch noch am Computer/Schreibtisch arbeiten, letzte Woche mehrfach bis 1 Uhr nachts. Die Tage vergehen schnell, ich emfinde eigentlich keinen wirklichen Stress, mindestens nicht im unangenehmen Sinne. Aber ich bin eigentlich immer beschäftigt, mit Ausnahme von 2 Stunden Montags, die ich dann für mich ganz allein geniesse. Bleiben noch die Wochenenden. Aber oft genug arbeitet mein PArtner dann am Wochenende. Oder es kommt sonstwas dazwischen von der Seite der Kinder, Einladungen etc. (heut z.B. sehen mein Freund und ich uns nachmittags bei einer Einladung - aber das wird wohl auch schon alles sein für dieses Wochenende).

Eigentlich kann ich selber recht gut damit leben. Wir haben uns nunmal gegen gemeinsame Wohnung und Alltag entschieden und das ist eben die Folge davon. Ausserdem könnte mein Freund durchaus Abende bei mir verbringen. Er ist da aber skeptisch, wenn das unsere einzige gemeinsame Zeit ist, denn er weiss genau, dass man da keine Garantie auf Ruhe hat wegen der Kids bzw. dass ich gern auch mal einen Krimi einschalte und davor einschlafe. Da wir uns aber sowieso so selten sehen, hat er das Bedürfnis, mich dann auch ganz für sich zu haben und meine volle Aufmerksamkeit..
Ich weiss, es wird auch immer mal wieder besser, z.B in den Ferien, da sehen wir uns viel und Schulferien sind ja noch recht häufig. Und dazu muss ich es einfach so akzeptieren, mein Job und meine Kinder finde ich erfüllend, habe ein Ziel und bin eigentlich sehr ausgeglichen und zufrieden zur Zeit.

Problem: er ist damit total unglücklich. Zwar bemüht er sich, sich nicht zu beklagen, weiss auch, dass ich nichts daran ändern kann etc., aber seine Trauer spüre ich und finde das wirklich anstrengend. Es wäre mir lieber, er würde dann über seine Gefühle sprechen. So bringt er mich nämlich auch in die Rolle der "Bösen": schau mal, ich leide und du tust nichts für mich, du bist fröhlich.
Tatssächlich tue ich nichts, denn ich habe versucht, mich abzugrenzen von seiner Trauer, mit der er mich unter Druck setzt. Was aber nichts daran ändert, dass diese ewige Trauerstimmung nicht gerade mehr Lust auf gemeinsame Zeit macht und unsere Beziehung schon beeinflusst.
Ich habe gelernt, zu akzeptieren, dass ich mich nicht verbiege, sondern gemeinsame Zeit so nehme, wie sie kommt - und natürlich nutze ich Gelegenheiten auch sehr gern, wenn es machbar ist!

Und dann gerate natprlich auch ich ins Nachdenken: kann man so eine Beziehung leben? Kann ich? Gibt es in meinem Leben überhaupt Platz für einen Partner? Ist es tatsächlich ein Problem,d as ich mit jedem Mann hätte, oder ist es doch eher mein Freund, der damit nicht leben kann?
Wenn wir zusammen sind, verstehen wir uns sehr gut, haben wirklich Spass miteinander, gemeinsame Interessen etc. Aber wenn....das ist es eben....
Und er schränkt dieses "wenn" auch sehr ein, da es immer mit einem ernormen Anspruch verbunden ist. Das hat sich natürlich auch im Lauf der Beziehung so entwickelt.....
Was er sich glaube ich nicht wirklich klar macht: meine Zeit teilt sich zwischen Arbeit, Kindern und jeder freie Moment gehört ihm, wenn es möglich ist von seiner Seite. Zeit für mich allein plane ich schon gar nicht mehr ein, darauf verzichte ich meistens oder verbinde es eben mit den Kindern, indem sie dabei sind (Museum, Konzert mit dem Kleinen dabei, Kaffee mit der Freundin und alle toben drum herum). Dabei hätte ich eigentich sehr wohl das Bedürfnis nach Alleinsein! Mein Freund meint, die Zeit mit ihm wäre doch Zeit für mich und ich empfinde es nicht oder nicht mehr so....Ich erlebe, dass Zeit für mich eine Zeit ist, in der niemand Ansprüche an mich stellt.....
val
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Beitrag von val »

Liebe Charlotta

Nur ganz schnell, sind auf dem Absprung in die Skiferien. Warten auf meinen Freund, der zum Einkaufen abkommandiert wurde und sich dafür einen Migros ausgesucht hat, der fast 60 km von hier entfernt ist :shock:

Auch meine Beziehung ist wohl ein Patchwork light und ich kann Deine Gedanken sehr gut nachvollziehn. Ich kann Dir einfach soviel sagen: Wenn Dein Freund unglücklich ist, dann ist das sein Problem. Er muss damit klar kommen oder eine Lösung für sich finden, nicht Du. Wir müssen bei uns bleiben und das tun was für uns richtig ist. Wir sind für unsere Gefühle verantwortlich, nicht für die des Partners.

Es gibt immer einen Grund, warum wir so leben wie wir leben und warum unsere Situation die ist, die sie ist. Vielleicht bist Du dir grundsätzlich nicht sicher, wo ein Mann in deinem ausgefüllten und zufriedenen Leben einen Platz hat, darum lebt ihr vielleicht Eure Beziehung so wie sie ist. Lass das zu und hintersinne Dich nicht.

Weiss nicht ob Dir das viel hilft. Ich für mich habe einfach gelernt: Ich kann es so annehmen wie es ist oder mich dafür entscheiden, ganz alleine mit den Kindern zu bleiben. Solange es Gefühle gibt, die uns verbinden, ist es aber noch nicht soweit. Und dann ist das auch richtig so.

Finde es toll, dass Du für Dich sagen kannst, dass Dein Leben mit Job und Kindern eigentlich stimmt. Oft ist diese Balance zu finden schon sehr schwierig :wink: , also Hut ab. Zu einer Beziehung gehören immer zwei. Du gibst was Du geben kannst und bist offen Deinem Partner gegenüber. Es ist auch an ihm, Wünsche und Vorstellungen zu formulieren und nach Lösungen zu suchen, damit auch er glücklich wird.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo Charlotta

was ich bei deinem Text etwas raus spüre, ist, dass er dich am liebsten gerne alleine für sich hätte, aber auch weiss oder merkt, dass dies nicht möglich sein wird. Und das macht ihn wohl unzufrieden, weil er hin und her gerissen ist.

Wie ich schon oft gesagt habe, denke ich eben, dass es für einen kinderlosen Partner schwieriger ist, mit der Patchworksituation umzugehen, weil das Verständnis fehlen kann, was es heisst, Kinder zu haben. Kinder sind immer an erster Stelle bei den Eltern, sei dies Mutter oder Vater. Und wenn man selbst keine Kinder hat, ist dies manchmal schwierig zu verstehen.
Muss nicht sein, ist aber oft so.

Ansonsten schliess ich mich val an, schlussendlich ist es sein Problem damit umzugehen.
colour67
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Beitrag von colour67 »

liebe Carlotta,

ich lebe momentan auch in einer ähnlichen Konstellation; das Problem bei euch ist, so glaube ich, dass es wegen der Wochenenddienste schon mal schwieriger ist, mehr Zeit für einander haben.

Dass du Zeit für dich willst und brauchst, verstehe ich. Kinder fordern einen ganz schön und nun ist es so, dass doch du voll für sie da sein musst. Dann ist noch der Haushalt und die vielen Dinge des täglichen Leben, die auch noch erledigt gehören. So ist eben und man darf nicht vergessen, dass alles an dir hängt.

Ich finde es schön, dass du Arbeit hast, welche dir gefällt und es stellt sicherlich einen schönen Ausgleich zum Mutter-Dasein her, auch wenns zeitweise stressig ist. Dein Partner muss das in Kauf nehmen, weil du dadurch weniger Zeit für ihn hast - so ist ein nunmal; viele Mütter suchen Arbeit und wären froh, hätten sie die Möglichkeit arbeiten zu gehen.

Geniesse die Zeit mit den Kindern, sie geht leider zu schnell vorüber und dann gibt es Wochenenden, wo sie einen nicht mehr so brauchen. Die Kinder werden immer selbständiger und dann habt ihr mehr Zeit für einander.

Erkläre deinem Freund, dass du nicht Gedanken lesen kannst :D und schon haben möchtest, dass er dir es sagt, wenn ihn etwas stört. Tatsache ist, dass er sich für eine Mutter mit Kindern entschieden hat und die Kinder sind ein Teil von deinem Leben und er der andere Teil.

Was die Beziehung anbelangt, frage dich nicht, ob du einen Partner haben kannst oder darfst, wie auch immer. Es kommt darauf an, wie dieser mit deiner Situation umgehen lernt und ob er sie so akzeptiert, würde ich sagen.

Wiederum wenn man sich nicht zuviel sieht, ist die Vorfreude da und wie du schreibst, habt ihr ja Spaß, wenn ihr zusammenseid.

Ich würde dir wünschen, dass dein Partner einsichtiger wird.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo Carlotta

Da ist mir etwas ins Auge gestochen:
Mein Freund meint, die Zeit mit ihm wäre doch Zeit für mich und ich empfinde es nicht oder nicht mehr so....Ich erlebe, dass Zeit für mich eine Zeit ist, in der niemand Ansprüche an mich stellt.....
Da meine ich herauszuhören, dass das so auch für dich nicht stimmt, du mit ihm auch dann zusammen bist, wenn du eigentlich gar keine Lust dazu hast. Und das weckt in dir negative Gefühle ihm gegenüber, wie wenn er dir dann etwas schuldig wäre. Und so gerät er in eine Mangelhaltung, weil er dich auch in der wenigen Zeit nicht wirklich hat, wo ihr zusammen seid. :oops:

Was würdest du tun, wenn du ganz frei wählen könntest? Wirklich mehr Zeit mit ihm verbringen wollen?
Was ist dein Gewinn daran, dass ihr nicht mehr Zeit miteinander habt?
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Erstmal danke für die vielen Antworten!

Ria, es gibt keinen Gewinn an der wenigen Zeit miteinander. Wenn ich ganz frei wählen könnte, würde ich mir einfach mehr freie Zeit wünschen und davon dann gern einen grösseren Teil mit ihm verbringen.
Was allerdings stimmt ist, dass ich mich oft zwinge, ihm einen Abend zu widmen. Es ist nämlich sowieso schon so wenig! Würde ich das nicht tun, würden wir uns fast gar nicht mehr sehen. Aber die Gründe für meine mangelnde Motivation liegen einfach daran, dass ich oft so müde bin, fast nie eine Minute für mich habe nud mich einfach eingeengt fühle - aber nicht in erster Linie von ihm, sondern mein Leben ist einfach so....Ich denke, das können viele hier nachvollziehen, die ihre Kinder immer bei sich haben und noch arbeiten!

Er und ich haben ein unterschiedliches Bedürfnis nach Nähe, aber nicht grundsätzlich, sondern aufgrund unserer verschiedenen Lebenssituationen. er arbeitet viel, aber wenn er dann heim kommt, hat er Ruhe und ist allein. Ich arbeite und wenn ich heim komme, stürzen sich die Kinder auf mich. Meist komme ich kurz nach ihnen und dann warten sie schon auf mich, mit all ihren verschiedenen Anliegen und Bedürfnissen. Während der Woche bleibt ja nach der Schule nicht so viel Zeit, dann gibt's noch Termine ausser der Reihe, die üblichen Hausaufgaben und organisatorische Dinge etc.. wenn die Kinder dann um 20.30 ins Bett oder jedenfalls in ihre Zimmer gehen, bin ich sowas von kaputt, dass ich es mit grösster Selbstbeherrschung noch schaffe, das Nötigste an Schreibkram zu erledigen und dann kippe ich um. Ich schlafe selten nach 22 Uhr ein....es sei denn ich habe so viel Arbeit, dass es nicht anders geht. Und wann bitte soll ich da Zeit mit meinem Freund einbauen, ganz entspannt und vergnügt?
Ich kann ihn auch verstehen, denn er ist dann oft einsam. Dieses Gefühl kommt bei mir nicht so auf, denn obwohl die Nachmittage mit den Kindern acuh Kraft kosten, geben sie mir ja auch viel, allein bin ich nie.
Versteht Ihr was ich meine?

Unsere Lebensform der getrennten Wohnungen ist ja gar nicht so ungewöhnlich, es gibt immer mehr Paare, die sich dafür entscheiden - ich frage mich nur immer wieder, ob es in unserer Situation überhaupt möglich ist!

Tarzan, es stimmt nicht, dass mein Freund mich am liebsten ganz für sich hätte. Er ist eigentlich selber recht unabhängig und ich glaube, es war sogar ein Gewinn für ihn, dass ich durch die Kinder auch ein eigenes Leben habe. Er war nämlich immer überzeugt, dass er nicht mehr mit einer Partnerin eine kleine Wohnung teilen will, während seine früheren Freundinnen das immer unbedingt wollten....! Aber er will mehr Zeit mit mir als er jetzt hat, und zwar auch Paarzeit! Und ehrlich gesagt, ich finde das verständlich, ein Abend die Woche ist doch sehr wenig....
Er setzt mich ja auch nicht unter Druck, ich spüre nur seine Trauer, sehe es ihm an, direkt sagt er nichts. Klar, das muss ich bei ihm lassen. Aber das ist doch sehr viel einfacher gesagt als getan, denn es wirkt sich immer auf die Stimmung aus, auch wenn wir dann zusammen sind. Es verunsichert ihn, dass ich so in meinem Alltag versinke und er zweifelt dann immer an meinen Gefühlen. Er meint, ich müsse doch auch Sehnsucht haben. Habe ich ja auch, aber ich denke nicht darüber nach, sondern lebe einfach von Tag zu Tag.

Im Lauf unserer Beziehung ist er immer rücksichtsvoller geworden, weil er ja gespürt und gesehen hat, wie mein Leben mit den drei Kindern nun wirklich ist. Inzwischen ist er für mich schon so rücksichtsvoll, dass es mich nervt :oops:
Er hat immer das Gefühl, total machtlos zu sein, er kann ja nichts tun. Dabei stimmt das nicht. Und möglicherweise finde ich deswegen auc die Zeit mit ihm manchmal anstrengend.

Wenn ich mit meiner besten Freundin zusammen bin oder mit anderen vertrauten Personen, sei es nur für einen Ausflug oder ein paar TAge Urlaub, dann kenne ich es nicht anders, als dass sie Mitverantwortung übernehmen. Das können Kleinigkeiten sein, aber genau die sind entlastend, z.B. dass mal jemand anders entscheidet, was gekocht wird, dass mal jemand anders den Kindern eine Anweisung gibt oder auf eine Frage antwortet, dass mal jemand anders entscheidet, was wir machen.
Also wirklich Kleinkram! Aber sooo wohltuend!

Mit meinem Freund ist es genau umgekehrt: zwar hilft er beim Kochen, aber Planung von Mahlzeit und EInkauf muss ich machen, er hat immer Angst, die Kinder würden es sonst nicht mögen (so what, einer motzt immer, auch bei mir!!!). Er ist total passiv, wenn ich dabei bin. Dabei handelt es sich doch um Kleinigkeiten, da kann doch von einem Eingreifen in die Erziehung keine Rede sein.....er dürfte also. Und das weiss er auch, ich war immer loyal, habe immer alle seine Wünsche unterstützt gegenüber den Kindern! ich finde das wichtig, er kennt mich nicht anders. Aber er schafft es nicht....

Wenn wir als Paar zusammen sind, läuft alles total partnerschaftlich, als Familie mit den Jungs ist es nett, aber alles hängt an mir. Und oft finde ich diese ständige alleinige Verantwortung viel anstrengender als wenn ich allein putzen oder kochen muss.....
Ich freu mich immer so, wenn mal jemand anders die INitiative übernimmt! Eine Ablehnung ist da von mir nicht zu befürchten, ich habe in einer WG gewohnt mit Freundin und Kindern, hattte AuPairs, ich bin es gewohnt, Verantwortung abzugeben und die Entscheidungen anderer zu respektieren, auch wenn es um meine Kinder geht.

Mein Freund wird dagegen immer initiativloser. Ich habe den Eindruck, wenn er nicht gerade arbeitet, wartet er auf mich.
Nun habe ich ihm vorgeschlagen, dass wir im Frühling ein Wochenende zu zweit wegfahren. Er freut sich, bleibt aber skeptisch: ja, wenn's klappt....Aber: ICH muss das Reiseziel vorschlagen, ICH muss die Unterkunft suchen, die ganze Planung bleibt bei mir. Wenn ich ihm sage, dass mir das zu viel ist meint er: er kann ja nicht helfen, er weiss ja nicht, ab wieviel Uhr ich weg kann, wie weit weg ich möchte usw. Ja hallo? Darüber kann man doch reden! Ich buche ja auch nichts, ohne Rückfrage bei ihm!

Sorry, das hier ist sehr ausführlich, aber es ist so schwer zu erklären!
Was mache ich denn, dass er so passiv wird? Wie kann ich ihm Mut machen, doch mal was zu riskieren?

Wir haben darüber gesprochen und er meint, er hat solche Angst vor einer Ablehnung/Absage von mir, dass er sich nicht traut. Und natürlich ist das schon vorgekommen, wenn z.B. ein Kind plötzlich krank wurde. Oder wenn er in seiner Begeisterung Dinge vorgeschlagen hat, die für mich unreal sind, weil zu teuer etc.. Na und? Gefreut habe ich trotzdem und sowas muss ich dann eben sagen! Er nimmt ja auch bei weitem nicht jeden meiner Vorschläge an, aber deswegen zweifele ich doch nicht immer gleich an seiner Liebe....

Uff....es IST kompliziert.....
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Carlotta

Akzeptiere es, dass er traurig ist. Gestehe ihm seine Gefühle zu. Er darf traurig sein! Sogar wegen dir darf er traurig sein.

Kann es sein, dass ihr Beide zuviel Rücksicht aufeinander nehmt? Du auf seine Gefühle und er auf deine Lebenssituation?

Jeder Mensch hat eine andere Lebenssituation und ist sich etwas anderes gewohnt. Wenn zwei Menschen zusammen kommen, kommen eben auch diese beiden Lebenssituationen zusammen. Wenn diese sehr verschieden sind, heisst es Kompromisse einzugehen und sich angleichen. Wenn es so ist, wie bei einer Patchworksituation, wo es dem einen Teil nicht möglich ist, Kompromisse einzugehen, bleiben die Abstriche am andern hängen. Damit umzugehen ist nicht einfach: es sind auch Träume, die verloren gehen, es sind auch Gewohnheiten, die man ablegen muss, es ist so vieles - darf man darüber nicht traurig sein?

Weisst du ich war auch sehr traurig und ich wusste zuerst nicht mal genau weshalb, konnte es aber schnell reflektieren. Alle diese Träume, alle meine Vorstellungen wie eine Beziehung aussieht, das musste ich einem Ereignis seiner Vergangenheit wegen aufgeben.

Aber ich wusste ja, dass es an mir ist, dass es mit meinem Leben und meiner Entscheidung mich in diese Beziehung plus Kinder einzulassen, zu tun hat, dass es mein Prozess ist!

Ich weiss es ist schwierig auszuhalten, wenn der Partner traurig ist, aber es ist seine Sache. Du kannst Mitgefühl haben, ihn verstehen, aber nicht Mitleid oder gar ihm das wegnehmen wollen. Er muss diesen Prozess durchgehen und scheinbar will er das auch! Sonst hätte er irgendwas getan, um es zu verdrängen.

Aber er muss jetzt da durch und das einzige was du tun kannst ist, seine Gefühle zu akzeptieren und ihm zugestehen, dass er auch wegen dir traurig sein darf. Vertraue ihm einfach, dass er genug stark ist, selber mit seinen Gefühlen zu ranke zu kommen. Vertrauen.. ;-)

P.S. Wegen der Zeit, die dir fehlt: hast du keine Grossmutter in der Nähe, welche die Kinder einmal am Abend nehmen würde? Auch wenn man Arbeit und Kinder sehr gerne tut, man braucht ja schon auch Ruhe und Zeit für sich alleine- und nicht nur totmüde ins Bett fallen.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Carlotta,

für mich klingt es nach unterschiedlichen Bedürfnissen: Du wünschst Dir vor allem Hilfe im Alltag, jemanden zum Anlehnen, der Dir auch mal die Verantwortung für Haushalt und Kinder abnimmt und Dein Freund möchte mehr Nähe, mehr Paarbeziehung leben. So kommt er in die Rolle des Bedürftigen. Kann er nicht lernen, sich mehr einzubringen, Dir hier und da wirklich etwas abnehmen und Entscheidungen treffen ?

Was für mich auch sehr wichtig ist: Wir Eltern haben auch Bedürfnisse und die Kinder verstehen das auch, wenn wir sie deutlich machen. Das Anstrengende am Mutter/Stiefmutter-Sein finde ich manchmal dieses ständig verfügbar sein müssen. Wenn ich Besuch habe, kann es durchaus sein, dass ich eine Weile meine Ruhe haben will und nicht alle 5 Minuten jemand etwas von mir wollen kann. Kleine Freiräume entstehen nur, wenn ich als Mutter/Stiefmutter sie mir auch schaffe.
Sofia
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe Babell,

danke für Deinen Beitrag, das hilft mir schon ein Stück weiter!
Ich habe auch schon oft in die Richtung gedacht, nur vergisst man es im Alltag immer wieder.
Was es allerdings schwierig macht: seine "Trauer" bestimmt die Beziehung so sehr! Es ist schwer, das verständlich zu machen, aber ich habe so oft das Gefühl, ich muss dadurch immer mehr der "Motor" der Beziehung sein. Auch wenn ich ihm dieses Gefühl lasse und auch wenn er mir ja tatsächlich keine direkten Vorwürfe macht, so spielt es doch in alles mit rein. Kleines Beispiel: ich mache einen Vorschlag für etwas, das wir gemeinsam unternehmen können und von ihm kommt vor allem Skepsis. Er kann sich auch dann nicht freuen. Das kostet mich Kraft! Es ist dann als müsste ich ihn noch überzeugen, sich darauf einzulassen und mit mir zu planen.
Und unsere Zeit zu zweit bekommt so eine übergrosse Bedeutung....wenn wir dann mal ungestört zusammen sind, muss es perfekt sein und ich habe schon regelmössig vorher Angst, es könne doch ein Kind anrufen, ich könne Kopfschmerzen haben o.ä.

sofia, es stimmt schon, natürlich habe wir unterschiedliche Bedürfnisse, die Bedürfnisse von einem Single ohne Kinder sind wohl immer anders als die von einer Mutter mit drei Kindern. Was für mich schon der Gipfel an Glück und Freiheit ist - wie ein halber Tag ohne Kinder auf der Skipiste - ist für ihn einfach nichts, bei dem Mass an Freiheit, das er gewöhnt ist. Und er möchte tatsächlich den Alltag aus der Beziehung fern halten, während mein Leben zu 99% aus Alltag besteht. Da bleibt also nicht vel übrig. Aber damit haben wir uns ja jetzt schon lange auseinandergesetzt und bisher immer wieder einen Weg gefunden.

Spannend war, dass wir uns am Wochenende mit einem Paar getroffen haben, das in einer ganz ähnlichen Konstellation lebt, nur dass deren Kinder schon fast erwachsen sind und sie inzwischen wieder viel mehr Freiheiten haben.
Mir hat es ganz gut getan, dass mein Freund da auch hören musste, er muss sich eben allein beschäftigen und meine Situation akzeptieren, ohne zu sehr darunter zu leiden. Jedenfalls wenn er ein gemeinsames Leben unter einem Dach nicht will.

Letztlich nützt mir das aber nicht viel, denn ich kann ja nicht ihn ändern sondern nur mich....

Der Faktor Zeit: ich muss momentan sehr auf mich achten, mein Pensum an Arbeit steigert sich....Es ist nicht nur eine organisatorische Frage sondern auch eine Frage der Kraft!
Für mich selber finde ich Nischen im Alltag, aber das was mein Freund sich wünscht ist mehr als diese kurzen MOmente. Für mich ist ein warmer Tee oder auch mal ein Glas Wein bei einer Kerze in meinem Zimmer am Abend, ein guter Film (DVDs kann man ja auch in Abschnitten schauen, damit es nicht zu spät wird...) viel wert. Bei schönem Wetter auch mal ein Spaziergang etc.. Das alles ist möglich! Aber mein Freund ist sehr fixiert auf mehr als das.....mit mir auf dem Sofa kuscheln für ein Stündchen reicht ihm kaum, er will dann den ganzen Abend mit mir und mit der Garantie, dass kein Kind stört. Einmal die Woche plane ich einen solchen Abend ein, aber das ist natürlich nicht viel....
er hat schon versucht, sich mir da anzupassen, aber das ist kaum zum Aushalten, denn es macht ihn nur noch trauriger.....Und auch wenn ich diese Trauer akzeptiere und verstehe, es tut mir nicht gut!
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo carlotta37

Vielleicht musst du deine Angst abbauen und nicht im voraus schon denken was alles passieren könnte.

Ein Abend pro Woche für euch zu haben ist doch schon schön, und mehr liegt doch als berufstätige Mutter gar nicht drin. Wo sollte man seine Kinder auch unterbringen ?

Er muss sich damit abfinden, dass bei Kinder immer etwas dazwischen kommen kann. Das war bei uns früher auch nicht anders. Mal war ein Kind plötzlich krank und ein Ausflug musst abgesagt werden, oder sonst etwas.
Wenn man keine Kinder hat, ist das schwieriger zum verstehen, weil man das nicht gewohnt ist.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Carlotta,

ich kann aus deinen Schilderungen beide Seiten verstehen, diese Trauer, was alles nicht möglich ist in einer Patchwork-Beziehung kenne ich auch. Ist das nicht der Preis, den wir bei Patchworkbeziehungen bezahlen ? Deine Seite: Du hast ganz schön viel am Hals. Ich würde an Deiner Stelle schon Entlastung und auch Initiative von meinem kinderlosen Partner erwarten.
wenn wir dann mal ungestört zusammen sind, muss es perfekt sein und ich habe schon regelmässig vorher Angst, es könne doch ein Kind anrufen, ich könne Kopfschmerzen haben o.ä.
Wo kannst Du dann auftanken ? Den Alltag aus der Beziehung raushalten, das funktioniert nach meiner Meinung nur für begrenzte Zeit.
Sofia
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Beitrag von Babell »

Und er möchte tatsächlich den Alltag aus der Beziehung fern halten, während mein Leben zu 99% aus Alltag besteht.
Das geht nicht. Schade schreibst du und nicht er hier, sonst könnte ich es ihm sagen, da ich ja auch auf der selben Seite der Patchworkkonstellation bin, wie er.
Ich finde, man sollte nicht die Kraft beim Partner tanken, sondern für sich selbst ein Hobby finden, um aufzutanken. Sonst saugt man sich gegenseitig aus.
Man kann doch nicht sagen: das ist mein Alltag und das meine Partnerschaft. Die Partnerschaft gehört doch auch in den Alltag? Vielleicht mehr wenn man zusammen wohnt und weniger wenn man nicht zusammen wohnt, aber es gehört doch alles zusammen und das Ausspannen sollte unabhängig von Partnerzeit stattfinden.
Stellt Euch doch nicht so hohe Anforderungen. Wenn du zuviel zu tun hast, dann lasst diese Abende mal weg, aber mit dem Wissen, dass ihr Euch wieder mehr sehen werdet. Oder macht ein Datum ab: Bis zum Schulsemesterende sehen wir uns nur spontan oder mit Kindern und danach gibts wieder mehr Paarzeit?
Ich finde auch wie Tarzan, dass du dir nicht zuviel Angst mache sollst.
colour67
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Beitrag von colour67 »

hallo charlotta37,

dein partner sollte verständnis haben, wenn mit den kindern etwas dazwischen kommt. das ist nun mal so. auch bei uns war es oft so, dass selbst in der ehe der sohn krank wurde und wir müßten unsere pläne ändern.

es ist ja nicht so, dass du ihm eine geschichte erzählt - es sind tatsachen, wenn die kinder krank werden. das kann man sich nicht aussuchen. soviel verständnis sollte dein partner haben.

ich denke nicht, dass man alltag und partnerschaft trennen kann. dein freund glaubt, das geht so auf knopfdruck. du bist nunmal mutter und das ist auch so in ordnung. wenn dein freund deinen alltag - sprich alles rundherum mit kindern, alltagsstress etc. - nicht haben möchte, muss er sich wohl eine frau ohne kinder suchen.
aisha

Beitrag von aisha »

ich denke carlotta, es mag in gewissen Dingen einfacher sein, wenn man NICHT zusammenlebt, in andern Bereichen ist es aber schwieriger.
Beim Zusammenleben läuft vieles nebeneinander her oder ineinander hinein. Manchmal freue ich mich, wenn ich spät von der Arbeit komme, dass Nachtessen auf dem Tisch steht, vielleicht hat er eine Flasche Wein aufgemacht und mein Freund hat die Hausaufgaben mit meiner Tochter schon gemacht.
So ist oft ein fliessender Uebergang von Stress zu Paarzeit.

Wenn ich mir vorstelle, in deiner Situation zu sein... ich komme heim, mache Essen, dann Hausaufgaben mit den Kindern, vielleicht noch Wäsche waschen und bügeln, Hausarbeit, dann glaube ich, hätte ich auch nicht mehr viel Energie, noch zu meinem Freund zu gehen...

Und da ihr auch kein Leben im gemeinsamen Haushalt führt, kann er wohl auch nicht nachvollziehen, wie es für dich ist. Er kommt heim von der Arbeit, niemand hat unterdessen die Wohnung auf den Kopf gestellt, niemand will was von ihm, dann ist es klar, dass er die Zeit mit dir verbringen möchte.

ich stelle es mir wirklich sehr schwierig vor, eure Interessen unter einen Hut zu bringen, sodass es für alle stimmt.
Aber ich glaube auch ,dass ein schlechtes Gewissen fehl am Platz ist. Ihr führt einfach zwei total unterschiedliche Leben, die ihr beide krampfhaft versucht, unter einen Hut zu bringen.
colour67
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Beitrag von colour67 »

ich stimme aisha voll zu; sie hat es auf den punkt gebracht!

jede konstellation hat ihre vor- und nachteile.

dein freund hat viel zeit und dir fehlt die zeit.....
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