Loyalität Konflikt

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fra
Beiträge: 3
Registriert: 04.04.2017 06:41

Loyalität Konflikt

Beitrag von fra »

Liebe alle

schon länger lese ich hier still mit und danke euch allen für die hilfreichen, bereichernden, teils amüsanten und auch sehr berührenden Texte!

Nun möchte ich mich vorstellen und auch mit einem Problem an euch gelangen, das mich recht beschäftigt.
Mein Freund und ich sind seit vier Jahren ein Paar, seit zwei Jahren wohnen wir zusammen. Er hat zwei Jungs (12 und 9 Jahre alt) Ich habe einen Jungen (11 Jahre alt). Meiner wohnt mit uns, wobei er regelmässig bei seinem Papa ist. Seine sind rein rechnerisch jedes zweite Wochenende bei uns. Die Kinder haben sich aneinander gewöhnt und freuen sich auch meistens aufeinander. (Sicher bin ich da bei meinem Sohn und dem Jüngeren meines Freundes). Natürlich gibt es auch manchmal Streit, auch heftigen, doch ich sehe, das in diesen vier Jahren eine Vertrautheit gewachsen ist. Auch mein Freund und mein Junge sowie mein Freund und mein Ex-Freund verstehen sich gut.
Ich habe zu meinem Ex-Freund inzwischen ein freundschaftliches Verhältnis, wir feiern auch Geburtstage und Weihnachten zusammen.

So weit, so gut. Und nun versuche ich euch das Problem zu erklären und merke, dass das gar nicht so einfach ist, wenn ich keinen Roman schreiben will... Ich denke, die Kinder meines Partners sind in einem grossen Loyalität Konflikt und müssen Verantwortung für Dinge übernehmen, die eigentlich Sache der Eltern wären.

Ein Beispiel: Die Ex-Frau meines Freundes macht immer den Plan, wann die Kinder bei uns sind. Auch wann wir sie in den Ferien haben, bestimmt sie. Nun wollte mein Ex-Freund wissen, wann er mit unserem Sohn in die Ferien kann. Da wir von ihr noch nichts gehört haben, hat mein Freund nachgefragt und sie hat gesagt, es sei noch nichts geplant, worauf wir ihr zwei Wochen angegeben haben, die für uns noch gut passen würden. Als unverbindlicher Vorschlag gemeint.
Am folgenden Wochenende ist der ältere Sohn dann total ausgetickt und hat seinen Vater aufs Übelste beschimpft: Sie wollen in den Ferien sechs Wochen nach Amerika und er sabotiere nun ihre Ferien, weil er unbedingt diese Ferien- Woche mit ihnen haben wolle.
Dem Jungen war aber klar, dass wir von ihren Ferienplänen nichts wissen konnten, da seine Mutter ihm verboten hat, uns davon zu erzählen.

Wenn an einem Papa-Tag ein Anlass statt findet, bei dem das Kind mit Begleitung kommen soll, fragt sie die Kinder, mit wem sie lieber gehen wollen. Natürlich sagen sie dann mit Mama - sie ist ja da und nicht der Papa und sie wollen sie ja nicht verletzen.Einmal hat mein Freund dann nochmals nachgefragt und der Junge meinte, es wäre ihm egal. Da hat seine Ex-Frau gemeint, er müsse sich jetzt outen und sagen, mit wem er lieber gehen würde, mit Mama oder Papa.

Immer mal wieder kommen die Kinder ohne Begründung nicht ins Papa-Wochenende. Es heisst dann nur, sie wollen nicht. Und sie dürften schliesslich frei entscheiden. Dieser Meinung bin ich nicht. Auf jeden Fall noch nicht jetzt. Klar, der Zwölfjährige kommt bald in das Alter, wo er mitbestimmen kann. Aber im Moment fände ich es für die Kinder wichtig und einfacher, wenn Klarheit besteht, wann sie bei Papa sind.

In den Herbstferien wären sie, laut Plan, 12 Tage bei uns gewesen, wovon sie schlussendlich 3 Tage gekommen sind. Diese Geschichte führe ich nicht weiter aus - wird sonst zu lange.

Meine Frage ist, ob es sinnvoll wäre, für die Besuchsregelung einen Beistand bei zu ziehen, damit die Kinder da entlastet werden können oder ob das eher das Gegenteil bewirkt. Die Meinungen der Fachpersonen sind verschieden: die eine sagt, es sei sehr wichtig, die Kinder so zu entlasten, weil die Rahmenbedingungen dann klar und nicht mit den Kindern verhandelbar sind. Zudem zeige es, dass dem Vater die Kinder wichtig seien. Ich habe aber schon die gegenteilige Meinung gehört. Mein Freund hat grosse Angst davor, die Kinder zu verlieren und möchte keine Behörden einschalten. Seine Ex-Frau wird sagen, die Kinder wollen gar nicht zu uns. Der ältere Junge hat bereits gesagt, die Anwältin der Mutter habe gemeint, sie seien ohnehin zu oft bei uns. Ob die Mutter ihm das so gesagt hat, weiss ich nicht, diese Aussage fiel während eins Ausrasters seinerseits.

Auf keinen Fall möchten wir den Loyalität Konflikt verstärken. Wenn die Kinder vor einer Behörde Stellung nehmen müssten, kämen sie ja doppelt unter Druck.

Was meint ihr? Hat jemand Erfahrungen in diese Richtung gemacht? Tut mir leid, das der Text so lange geworden ist! Hoffe, es ist verständlich was ich meine...

Herzlichen Dank fürs Lesen und liebe Grüsse

fra
FrauBlume
Beiträge: 3
Registriert: 05.09.2022 09:44

Re: Loyalität Konflikt

Beitrag von FrauBlume »

Liebe Fra,

ich habe zwar keine Erfahrungen zum Thema Beistand und Besuchsregelung, aber ich bin der Meinung, die Kinder dürften nicht so stark eingebunden sein in die Entscheidung. Sie sind nun mal unweigerlich einem Loyalitätskonflikt ausgesetzt. Sie können das gar nicht frei entscheiden, wann sie wo sein wollen. Es wäre besser, wenn man ihnen die Entscheidung abnimmt und es vorgibt. Wenn sie dann wirklich gar nicht wollen würden, kann man immer noch reagieren, aber es sollte für alle eine klare Regelung geben und nicht jedes mal wieder eine neue Entscheidung von den Kindern abverlangt werden.

Was denkst du, gibt es die Möglichkeit, dass ihr euch mit der Mutter so einigt, dass die Kinder nicht gefragt werden, sondern, dass ihnen nur gesagt wird, wann sie beim Papa sind?

LG, Kri
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