böse Stiefmutter oder fast am Ende?

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Herzaktion
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böse Stiefmutter oder fast am Ende?

Beitrag von Herzaktion »

Hallo
ich bin sehr verzweifelt, weswegen ich mich hier an Euch wende, vielleicht kann ich irgendwie noch Hilfe bekommen.

Ich liebe meinen Mann sehr- aber ich komme mit unserem Patch-Work einfach nicht zurecht. Wir haben beide ein Kind mitgebracht (3, 4 Jahre) und ein gemeinsames Kind (Baby).

Wie soll ich mein komplexes Problem möglichst kurz zusammenfassen??

Ich versuche es mal bildlich: Wir haben eine schöne, auch romantische Partnerschaft ohne sein Kind. Kommt dieses zu Besuch, dann rutsche ich aus der Rolle "geliebte Frau" in die Rolle "WG Partnerin, die ihrem WG Partner bei der Erziehung seines Kindes zuschaut". Dadurch fühle ich mich so wertlos. Ich bin leider auch nicht souverän genug, einfach darüber zu stehen, so dass wir dann regelmässig streiten.

Ohne sein Kind- das ist gemein aber Tatsache- funktioniert es gut. Er erzieht mein Kind mit (ich arbeite dann), und da er das gut macht, lasse ich ihn weitestgehend. Umgekehrt funktioniert das überhaupt nicht. Alles, was ich bei seinem Kind als wichtig erachte (z.B. selbstständig werden), wird von ihm banalisiert ("das kommt schon von alleine"). Oder: ich habe viele Pflichten, aber keine Rechte. Ich darf sein Kind nicht so erziehen, dass ich mit ihm leben kann! Alle seine Macken muss ich ertragen, Pflichten dagegen reichlich ausüben.

Oder: mein Kind bekommt für "positiv positiv und negativ negativ" (das ist richtig so!) seines für "positiv positiv und negativ positiv"....Ist das so verständlich geschrieben?? Das finde ich ungerecht.

Mir ist absolut bewusst, dass es unserer Paarproblem ist. Ich beziehe das nicht auf sein Kind, welches an sich ein ganz normales, eher liebes Kind ist. Ich habe nichts gegen sein Kind als Mensch.

Aus der ganzen Konstellation hat sich jetzt, meines Erachtens reaktiv, auch eine Eifersucht entwickelt... Weil ich mich konstant wertlos fühle... Ich bin nicht mehr "Frau" nicht mehr "wichtig" und meine Bedürfnisse hinsichtlich Erziehung seines Kindes "nichtig"... Also ein Tiefschlag auf allen Ebenen.

Jetzt habe ich versucht, die Wochenenden jeweils auswärts zu verbringen, wir haben eine kleine Zweit-Wohnung, wo ich mich zurück ziehen kann. Dummerweise funktioniert das aber auch nicht. Ich bin so derartig traurig... Das er jetzt mit seinem Sohn und nicht mit mir ist... Wir arbeiten soviel.. Die Wochenenden brauchen wir doch als Familienzeit...

Für mich wird die Luft daher immer dünner. Es geht einfach nicht mehr mit seinem Kind, ich komme aus der Nummer wie nicht mehr raus, zuhause geht es nicht, weggehen geht nicht...Wir haben schon so viel gesprochen und es gibt keine anhaltende positive Entwicklung! Jeder Besuch artet in einer Katastrophe aus.

Dieses Wochenende war wieder eine riesige Katastrophe...Ich habe mich aufgeregt, weil sein Sohn um 16.15h noch Mittagsschlaf gemacht hat. Mir ist es aber wichtig, dass die Kinder früh im Bett sind, weil mit drei kleinen Kindern müssen wir Paarzeiten planen. Hinter diesem Konflikt steht die Missachtung meiner Bedürfnisse und zack- das geht ins Selbstwert und das ist dann meine Schwäche und dann kommt die Eifersucht. Aber wir haben ein gemeinsames Kind, ein Haus, mein Kind hat schon eine schlimme Trennung hinter sich und jetzt endlich die Stabilität, die es braucht. Das hindert mich zu gehen.

Ich habe den Impuls einfach zu gehen "Dein Kind hat gewonnen", das kommt mir spontan in den Sinn. Das drückt doch schon den Konkurrenzkampf aus und das wollte ich doch nie!

Was meint ihr? Liebe Grüsse Herzaktion
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Re: böse Stiefmutter oder fast am Ende?

Beitrag von Ria »

Hallo Herzaktion und nachträglich willkommen im Forum

Leider habe ich deinen Beitrag erst jetzt gesehen und es ist höchste Zeit, dass du eine Antwort erhältst!

Schön, dass du danz am Anfange schreiben kannst
Herzaktion hat geschrieben: 19.11.2017 08:07 Ich liebe meinen Mann sehr
Du schilderst ein Problem, mit welchem viele Patchworkfamilien kämpfen - unterschiedliche Erziehungsmethoden. :?
Wir hatten sie nicht wie in den Erstfamilien gemeinsam entwickelt, sondern mit unserem Kind ohne den neuen Partner schon meist jahrelang eingeschliffen, und aus unserer Sicht haben sie sich so auch bewährt.
Und jetzt kommt der neue Partner und hat dazu eine andere Meinung.
Was ist daran schlecht oder schlimm? Eigentlich nichts, aber es macht das Ganze kompliziert und manchmal fühlen wir uns dadurch sogar in Frage gestellt.

Und dadurch wird etwas Grundsätzliches an die Oberfläche gespült: unsere empfindlichsten Stellen. Wenn die berührt werden, fühlt es sich an, wie wenn unser Partner uns schwer verletzen würde. Dabei hat er damit nicht so viel zu tun, die Empfindlichkeit kommt aus früheren Verletzungen.
Bei dir ist offensichtlich, dass du fälschlicherweise meinst, wertlos zu sein. Aber das ist nicht die Meinung deines Partners!

Wie du schreibst, macht er es als Stiefvater deinem Kind gegenüber ganz gut. Und wenn sein Kind nicht dabei ist, ist er sowohl guter Partner wie Stiefvater. Das ist doch schon etwas.
Und wenn sein Kind kommt, ist völlig eine andere Situation, euer "trautes Heim" wird durch seine Präsenz durcheinander gebracht und die Rollen sind nicht mehr klar. Durch diese Verunsicherung kommt dein meinen-wertlos-zu-sein wieder voll zum Zug.
Und für deinen Partner ist es ein echtes Dilemma: er kann nicht mehr zugleich guter Partner und Vater zu sein. Und was macht er dann?
Er mutet dir als erwachsener Partnerin zu, damit leben zu können, dass er sich seinem Kind zuwendet.
Ehrlich gesagt, die meisten von uns würden es wohl genauso machen.

Zum Glück schreibst du auch:
Mir ist absolut bewusst, dass es unserer Paarproblem ist. Ich beziehe das nicht auf sein Kind, welches an sich ein ganz normales, eher liebes Kind ist. Ich habe nichts gegen sein Kind als Mensch. .... und
Jetzt habe ich versucht, die Wochenenden jeweils auswärts zu verbringen, wir haben eine kleine Zweit-Wohnung, wo ich mich zurück ziehen kann. Dummerweise funktioniert das aber auch nicht. Ich bin so derartig traurig... Das er jetzt mit seinem Sohn und nicht mit mir ist... Wir arbeiten soviel.. Die Wochenenden brauchen wir doch als Familienzeit...
Zum Glück! Denn das funktioniert auf die Länge nicht!

Im Moment wirkt es so, wie wenn ihr beide ums Rechthaben in Bezug auf Kindererziehung kämpft. Da kommt ihr nicht weiter.
Ich glaube, dass es zum einen wichtig ist, gewisse Familienregeln zusammen abzusprechen, hinter denen BEIDE stehen können.
Und dann darf es auch sein, dass du ihm zum Beispiel etwas darüber sagst, wie es dich stört, wie er isst und er das lernen kann. Und gleichzeitig darf es auch sein, dass es anders ist, wenn du nicht da bist.
So findet man einfacher Lösungen, als wenn der Partner etwas durchziehen sollte, hinter dem er nicht steht.
Ich habe den Impuls einfach zu gehen "Dein Kind hat gewonnen"
damit hängst du dem Kind eine Verantwortung an, die es nicht hat und nicht tragen kann. Und gegenüber deinem Partner ist das wie ein Killersatz.
Wichtig wäre, dass ihr ALLE gewinnen könnt. Und das ist nur dann möglich, wenn ihr euch als Partner mit euren Unterschiedlichkeiten respektiert und gemeinsam immer wieder neue Lösungen entwickelt, die für die jeweilige Situation funktionieren.

Ich wünsche es euch von Herzen
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
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