Ratlosigkeit

Fragen, Probleme und Sorgen...
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Funny
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Ratlosigkeit

Beitrag von Funny »

Hallo, ich bin schon einige Zeit eifrige Mitleserin und möchte heute selber einmal ein Thema einstellen, da es gerade akut ist.
Ich, 47, habe zwei Kinder (m, 5 J. und w, 9J.) mit meinem Noch-Ehemann. Wir haben uns in 2015 friedlich getrennt und noch guten Kontakt zueinander. Es geht uns gut mit der Situation. Ein Zurück gibt es für uns beide definitiv nicht. Die Kinder sind alle zwei Wochenenden und einen Teil der Ferien bei ihm und den Rest bei mir. Beide kommen auch gut damit klar.
Seit Januar bin ich mit einem Mann, 48, zusammen, der auch zwei Kinder hat (m, 8 J. und w, 10 J.). Er ist seit 6 Jahren geschieden und hat nur zwangsweise wegen der Kinder Kontakt mit der Ex. Sie scheint sich nicht wirklich um die Kinder zu kümmern; geht lieber aus. Das bestätigen auch andere im Umfeld. Seit dem hat er ca. 2-3 Beziehungen, von denen die Kinder auch etwas mitbekommen haben.
Seine Ex wohnt mit einer Freundin zusammen und hat die Kinder zu ca. 50%. Die Kinder haben dort ein gemeinsames Kinderzimmer. Ab und zu hat die Ex einen neuen Partner.
Recht schnell haben wir unsere Kinder miteinander bekannt gemacht und alle haben sich auf Anhieb verstanden und tun dies auch jetzt noch. Es ist alles sehr harmonisch und von Anfang an irgendwie selbstverständlich, dass wir zusammen sind.
Wir wohnen getrennt und treffen uns jedes Wochenende (einmal mit und einmal ohne Kids), sowie einmal in der Woche mit den Kids, für gemeinsame Aktionen. Zusätzlich übernachtet er ein- bis dreimal unter der Woche bei uns. Das habe ich aber vorher mit meinen Kindern besprochen und sie konnten das akzeptieren. Mittlerweile vermissen sie ihn schon manchmal, wenn er nicht hier schläft.
Von Anfang an haben mich jedoch einige Dinge massiv gestört. Er hat vor seinen Kinder über seine Ex gelästert. Das hat er jedoch, nachdem wir darüber gesprochen haben, eingestellt. Am Tisch haben die Kinder keine Manieren. Schmatzen, quasseln mit vollem Mund einfach rein, wenn wir uns unterhalten, stehen auf wenn sie fertig sind, usw. Mittlerweile sieht er es auch und versucht, neben mir – allerdings recht inkonsequent – seinen Kids meine Tischregeln zu verinnerlichen.
Außerdem hat er seinen Sohn, der in seinen Augen und lt. einer Ärztin, zu dünn sei, mit dem Essen verrückt gemacht. Schreien, drohen, Verbote, Strafen, all das nur, weil er nicht so ißt, wie der Papa das möchte. Auch darüber haben wir ausführlich gesprochen und er hat es einstellen können. Er sieht, der Sohn mampft auch ohne sein Zutun.
Er macht sehr viel mit seinen Kinder und beide sind körperlich absolut fit. Klettern (Halle und Klettersteige), Berge besteigen, Surfen, Gitarrenkurs, ist nur ein Teil davon. Beide sind auch schon auf die Zugspitze gestiegen. Er liebt beide sehr, reißt sich teilweise wirklich den A**** auf für sie und gibt sein Leben jedoch nicht für sie auf. Sie müssen halt die Sachen, die er machen mag, auch mitmachen. Darauf hat er sie von klein an hinerzogen. Ich muss dazu sagen, dass beide Kinder nicht geplant waren und die Beziehung bei der Entstehung der Kinder schon kaputt war. Ob das okay war oder nicht, ändert jetzt eh nichts mehr.
Ich denke manchmal, dass er die Kinder etwas überschätzt und mal einen Gang runterschalten sollte. Er denkt, dass ich meine Kinder UNTERschätze und ihnen mal mehr zutrauen sollte. Was auch nicht ganz falsch ist. Seit wir alle zusammen sind, haben meine Kinder einen riesen Schritt in Sachen „sich-selber-etwas zutrauen“ gemacht. Sie waren nie wirklich ängstlich, aber ihnen fehlte jemand, der sie an außergewöhnliche Dinge ranführt.
Mein Partner ist ein sehr ungeduldiger Mensch mit Hummeln im Hintern. Oft kann es ihm nicht schnell genug gehen und dann wird er hektisch, laut und etwas unfreundlich. Er meinte einmal, ich würde ihm gut tun. Ja, er ist innerhalb weniger Wochen Zusammensein wirklich ruhiger oder gelassener geworden.
Er ist durchaus jemand, der sich selbst, sein Verhalten und das von anderen reflektiert und auch gegensteuert, wenn er es versteht. Er ist absolut nicht oberflächlich und hat ein großes Herz. Den anderen soll es gut gehen.
Jetzt aber zum eigentlichen Grund, warum ich hier schreibe. Seine Tochter kann wirklich lieb und nett und hilfsbereit sein, aber sietickt immer wieder mal aus. Auslöser sind Banalitäten wie Finger leicht eingeklemmt, etwas nicht bekommen, … Entweder hat sie dann Bauchweh – was uns Anfangs einige gemeinsame Zeit gekostet hat, da Papa dann ja bei ihr bleiben musste. Oder aber sie bekommt einen Heul- und Motzkrampf. Der durchaus einige Stunden dauern kann. Verständlicherweise rastet der Papa da auch des Öfteren mal aus und brüllt, da sie wirklich so dermaßen uneinsichtig, frech, egoistisch rumquietscht, dass es einen alleine bei der Tonlage die Schuhe fast auszieht. Die tollen gemeinsamen Stunden vorher sind auf einmal komplett weg. Jeder ist frustriert und sogar leicht stinkig wegen dem Theater.
Was jetzt noch hinzu kommt ist, dass meine Tochter Geburtstag hatte und von ihrer Oma ein tolles Spielzeugpferd geschenkt bekommen hat. Das hatte sie sich gewünscht. Am Geburtstagsmorgen waren wir alle sechs bei uns und feierten etwas. Die beiden Mädels spielten wie immer später zusammen mit ihren Pferden und Lego friends.
Als mein Partner am nächsten Tag mit seinen Kindern wieder nach Hause fuhr, bemerkte meine Tochter, dass ihr neues Pferd weg war. Wir räumten das Zimmer um und es kam der Verdacht auf, dass die Tochter meines Partners es aus Versehen eingesteckt hat. So meine Tochter. Eine andere Möglichkeit war nahezu unmöglich. Also fragten wir sie. Sie verneinte. Mehrmaliges Nachfragen, auch durch ihren Papa wenige Tage später, wurde mit einem Nein quittiert. Er hat sogar das Zimmer der Kinder bei seiner Ex durchgeschaut. Nichts! Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass ich seine Tochter verdächtigt habe. Er stritt es ab. Seine Tochter macht so etwas nicht, seitdem seine Kinder einmal richtig von ihm was zu hören bekommen haben, als sie ihm Geld geklaut hatte. Aber mein Bauch sprach etwas anderes. Ich beließ es jedoch dabei und versuchte meiner Tochter zu erklären.
Gestern trafen wir uns alle wieder und mein Partner nahm mich beiseite, zog ein Pferd aus der Tasche und fragte, ob es das sei. Er habe es durch Zufall in der Wohnung seiner Ex gefunden, als er seinen Sohn abgeholt hat. Die Tochter war noch nicht da und wollte nachkommen.
Sie kam aber nicht mehr und auf Nachfrage bei der Mutter, meinte diese, dass die Tochter Bauchweh hätte.
Mein Partner war schon nicht mehr sauer. Er war bitterlich enttäuscht, traurig und konnte es einfach nicht fassen, warum die eigene Tochter ihn so respektlos angelogen hat. Das Klauen ist eine Sache, aber dass sie ihren Papa, mich, meine Tochter und alle, die ihr noch eine Chance gaben, es zuzugeben, so dreist und eiskalt ins Gesicht gelogen hat, ist für ihn unfassbar.
Er ist über seinen Schatten gesprungen und hat gleich gestern Abend noch das Gespräch mit seiner Ex und der Tochter gesucht, nachdem wir uns beraten haben und auch beschlossen haben, das seine Tochter meiner das Pferd persönlich mit einer Erklärung wiedergeben muss.
Was noch hinzukommt, meiner Tochter fehlen noch zwei andere Dinge, die bei seiner Tochter gesehen worden sind. Sie meinte jedoch nur, das habe ihre Mutter ihr gekauft. Sie hätte jetzt halt genau das gleiche. Meinem Partner fehlt seit kurzem ein sehr wertvoller Füller. Den habe sie nicht, war ihr Antwort.
Wir beide wissen, dass bei seiner Tochter etwas massiv im Argen ist und ich glaube er weiß, dass er daran nicht ganz unschuldig ist. Sie ist seit Jahren in Therapie, die in seinen Augen jedoch nichts bringt. Jetzt ist im Gespräch, dass vielleicht die Therapeutin gewechselt wird. Sofern seine Ex da mit macht.
Auf lange Sicht möchte er die Kinder komplett nehmen, da beide auch nicht gerne bei der Mutter sind. Ich verstehe mich mit ihr, zumindest haben wir keine Differenzen, wenn wir uns mal sehen. Allein der Kinder wegen, versuche wenigstens ich ein gutes Verhältnis zur Mutter zu bekommen.
Mich belastet die Situation und ich – mittlerweile auch mein Partner – haben Angst, dass seine Tochter abdriftet. Gerade jetzt, wenn die Pubertät kommt. Sollten wir mal zusammenziehen, hätte ich auch wegen meiner Kinder bedenken, die so etwas dann ja wirklich hautnah mitbekommen würden.
Habt ihr Tipps im Umgang mit der „Großen“. Wie kann ich meinen Freund unterstützen? Was sollen/können/müssen wir machen? Wir fühlen uns gerade echt ziemlich hilflos.

Vielen Dank für eure Zeit das zu lesen!
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von BabyOne »

Hallo funny,

ich will Dir - ein wenig ungeordnet - meine Gedanken zur Verfügung stellen.

1. Zum Thema Klauen:

Natürlich ist es für Deine Tochter wirklich fies, wenn ihr ihr Geburtstagsgeschenk geklaut wird. Und sicher muss man aufmerken, wenn ein Kind mehrfach klaut - vermutlich steckt das Gefühl eines Mangels dahinter. Man kann sich darüber Gedanken machen, was es ist, was ihr fehlt - Bestätigung, Beachtung, das Gefühl einer heilen Familie? Ist sie eifersüchtig auf Deine Tochter?

AAAABer: bitte dramatisiert das Ganze nicht. Stehlen ist etwas, was eigentlich jedes Kind mal(oder mehrmals) tut.Wirklich jedes. Dafür gibt es sogar einen wissenschaftlichen Ausdruck: die Ubiquität der Delinquenz (zu Deutsch: jeder tut mal was Verbotenes). An den Unis wird im Übrigen am meisten in den Fachbibliotheken der Juristen und der Theologen gestohlen. Wenn das Mädchen in letzter Zeit einige Male lange Finger gemacht hat, heißt das nicht, dass sie als Erwachsene eine Kriminelle sein wird. Durch die Bauchschmerzen hat sie ja übrigens gezeigt, dass ihr selber klar war, dass sie sich nicht richtig verhalten hat.

Ich glaube, einerseits sollte man wie gesagt darüber nachdenken, was es ist, das sie durch das Stehlen kompensiert, und dann natürlich versuchen dafür zu sorgen, dass sie das in Zukunft nicht mehr braucht. Andererseits muss man sie klar damit konfrontieren, dass man es bemerkt hat, und dass man sie in Zukunft aufgrund ihres Verhaltens schnell mal verdächtigen wird, wenn etwas verschwindet. Und dass sie sich das Vertrauen der Familie erst wieder erarbeiten muss.

So lange Du Dir Sorgen machst wegen Deiner Kinder, kann ich Dir nur raten - zieht nicht zusammen.

2. Weswegen ist sie in Therapie?

3.Mein Partner ist auch so jemand, der schnell laut wird. Das färbt unvermeidlich auf die Kinder ab. Auch mein Partner hat mir am Anfang gesagt, dass er mit mir ruhiger wird etc., und als Partnerin fühlt man sich dann natürlich geschmeichelt. Zumindest bei mir war es aber so, dass er langfristig sich immer weniger bemüht hat, sein Temperament in Zaum zu halten. Mittlerweile leide ich schon deutlich unter dem ständigen Laut-Werden, der schnellen Eskalation, wenn ihm etwas nicht passt, und darunter, dass er sich mittlerweile auch gar nicht mehr bemüht sich um meinetwillen zurückzuhalten. Von daher kann ich nur sagen - Vorsicht! Du kennst diesen Mann noch nicht lange und bei weitem noch nicht gut genug um zu wissen, wie er sich verhalten wird, wenn mal die erste Verliebtheit verflogen ist. Ich würde lieber noch für längere Zeit nicht an ein Zusammenziehen denken.

Und so lange ihr nicht zusammen wohnt, sind seine Probleme mit seiner Tochter nicht Deine, sondern eben seine. Ich weiß mittlerweile, wie wichtig es ist, sich abzugrenzen. Natürlich will man seinen Partner unterstützen, und Du siehst seine Tochter auch regelmäßig, aber Angst vor der Zukunft brauchst Du nicht zu haben. Sollte es irgendwann so weit kommen, dass seine Tochter sich (übertrieben formuliert) zu einer soziopathischen Killerin entwickelt, dann MUSST Du keinen Kontakt zu ihr haben. Also kannst Du ganz entspannt im Hier und Jetzt bleiben - sie hat geklaut, wohl auch mehrfach, und darüber müsst ihr mit ihr reden. Aber Sorgen was auch ihr später mal wird und was in der Pubertät sein wird brauchst Du Dir wirklich nicht zu machen.
Patch von 2002/2003 bis 2017
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von Funny »

Vielen lieben Dank, BabyOne für Deine ausfürhliche Antwort.

Zum Stehlen: Es kam heraus, dass die Tochter wohl mehrfach, auch bei ihrer Mutter stiehlt. Meistens sogar Essbares. Das hortet sie dann unter dem Bett. Noch nicht mal Süsses, sondern meist Fleisch, Käse, Brot....
Mein Partner hat einen Tochterabend gemacht und mit ihr geredet. er hat rausbekommen, dass sie massiv eifersühtig auf meine Kinder ist. Ihr Papa ist bei anderen Kindern (und seiner Freundin, also mir) und sie MUSS bei der Mama bleiben. Sie hat Angst, dass ihr der Papa auch noch genommen wird und sie dann niemanden mehr hat. Alles sehr verständlich und nachvollziehbar.
Wir bleiben hier am Ball und auch in Kommunikation mit ihr und untereinander. Klauen geht aber gar nicht und dass hat sie jetzt mitbekommen. Auch dass das Vertrauen erst einmal wieder erarbeitet werden muss - heißt, dass es bei nochmaligem Vorfall heftige Konsequenzen haben wird. Parallel werden wir mit allen Kindern reden und die Zuständigkeiten und Wichtigkeiten klären. Also wer wohin gehört - immer und jederzeit - und auch dort am Wichtigsten ist und was Gleichberechtigung im Patchworksystem bedeutet.

Zusammenziehen ist noch kein Thema bei uns. Das will ich auch noch gar nicht, da zu viele Dinge noch unklar sind. Aber im Hinterkopf habe ich es - und er auch. Wir arbeiten beide drauf hin ohne den Druck des Müssens zu haben :)
Und das Laut werden... er kann sich sehr gut reflektieren. Bisher hat ihm das noch niemand gesagt und ich sage es offen und so, dass er es annehmen kann ohne gekränkt zu sein. Vielleicht hat ihn das bewogen, darüber nachzudenken und etwas zu ändern. Ist mir schon vielfach aufgefallen in diesem Jahr.

Warum genau die Therapie der Tochter ist, weiß ich nicht. Die Mutter hat sie vor wenigen Jahren dahin gebracht, weil sie sich beide nicht verstehen.

Ich danke Dir ganz herzlich für deine Anteilnahme und Deine Zeit! :D
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von Funny »

... und wieder haben wir den Salat :?
Ein Mega-Krach zwischen Papa und Tochter, weil sie im höchsten Maße provoziert.
Sie und ihr Bruder waren heute beim Papa, weil nach der Schule Gitarrenstunde war. Beim Abendessen muss es eskaliert sein. Er hat sie heimgefahren, wobei vorher die Mutter am Telefon gesagt hätte, dass Sie mit der Tochter momentan absolut nichts anfangen kann, weil städnig Streit wäre.
Er hat sie dennoch heimgefahren und meinte zu mir am Telefon, dass er richtig fertig sei. Er würde das Kind am liebsten eine zeitlang sonstwohin geben, weil er nur am Ende ist und nicht weiterkommt.
Mehr als meine Hilfe kann ich nicht anbieten.... Aber er igelt sicht jetzt wieder ein. Allerdings ist sein Sohn noch bei ihm, der alles natürlich immer mitbekommt... :roll:
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

wenn Mutter UND Vater beide solche Probleme mit der gerade mal zehnjährigen Tochter haben, würde vielleicht eine Erziehungsberatung helfen? Wenn da schon jahrelang eine Therapie läuft, die angeblich nichts bringt, frage ich mich allerdings auch ein wenig, was da los ist. Ein verhaltensauffälliges Kind ist ja meist nicht selber "schuld", sondern in irgendeiner Weise ist der Rest der Familie ja eigentlich immer beteiligt. Ein Vater, der am liebsten den Kontakt für einige Zeit abbrechen möchte, weil das Kind sich so provozierend verhalten hat, eine Mutter, die mit dem Kind nichts anfangen kann... hm, das löst bei mir Fragezeichen aus. Verlässliche Eltern sehen aus Sicht eines Kindes anders aus. Gründe, die diese Ablehnung durch die Eltern auch nur ansatzweise erklären könnten, finde ich in Deiner Schilderung nicht. Was macht dieses Kind denn so schreckliches, dass ihre Eltern sie so gar nicht ertragen?
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

ich habe jetzt noch einmal Deinen ersten Post genauer gelesen. Du schriebst, dass die Tochter teilweise unangemessen heftig reagiert und auch teilweise sehr lange Heulkrämpfe bekommt, wo sie wohl auch laut und unfreundlich wird. Das klingt in der Tat anstrengend und vielleicht nicht ganz altersangemessen. Ich muss Dir aber auch sagen, dass die beste Freundin meiner Tochter auch so eine Drama-Queen ist. Bei ihr dauern die Anfälle wohl nicht stundenlang, können aber auch sehr heftig und von außen nicht nachvollziehbar sein. Bei Mädels in dem Alter muss man dann immer auch noch die einsetzende Pubertät mit ihren Hormonschüben mit bedenken. Im Fall der Freundin meiner Tochter habe ich beobachtet, dass beide Eltern zwar im Allgemeinen recht ruhig sind, sich aber dennoch manchmal sehr schnell sehr über etwas aufregen können - da ist also sicher auch der ererbte Charakter und das Vorbild der Eltern nicht zu vernachlässigen. Du beschreibst Deinen Partner auch als jemanden, der schnell ungeduldig wird - seine Tochter hat erstens seine Gene und zweitens sein Vorbild, da kann man nicht erwarten, dass sowas gar nicht abfärbt, und ein Kind hat halt oft noch nicht gelernt, negative Gefühle sozialverträglich zu äußern. Es mag ja auch sein, dass in irgendeinem Bereich eine leichte Wahrnehmungsstörung oder Entwicklungsverzögerung da ist - für die kann ein Kind aber ebenso wenig etwas.

Wenn solche Anfälle stundenlang dauern, würde ich unterstellen, dass die Erwachsenen sich in diesen Situationen auch nicht besonders geschickt verhalten. Man kann sowas ja durchaus ignorieren, besänftigen oder eben auch anstacheln und verstärken. Ich gehe mal davon aus, dass wir hier nicht von einer schweren Behinderung wie Autismus sprechen, da wäre die Lage natürlich anders.

Dein Partner ist der Meinung, die Therapie hilft nicht. Beteiligt er sich denn selbst aktiv, nimmt er dort Termine und Einzelgespräche wahr? Kennt er überhaupt die Diagnose und den Behandlungsplan? Hat er sich dort einmal beraten lassen, wie er auf solche Heulattacken richtig reagiert?

Mein Stiefsohn war einige Jahre lang in einer Therapie, und die Therapeutin sagte uns, dass sie ganz häufig erlebt, dass die Eltern ihr Kind bei ihr quasi zur Reparatur abgeben wollen. Die Eltern möchten es gerne so sehen, dass nur das Kind das Problem ist und sie selber nichts dafür können. Wenn Kinder ein abweichendes Verhalten zeigen, liegt das aber fast immer zumindest zum Teil auch an der Umgebung in der sie aufwachsen. Und die Umgebung können nur die Erwachsenen verändern. Wenn Eltern sich an der Therapie nicht aktiv beteiligen, dann darf man keine Verbesserung erhoffen.

Nach dem was Du hier geschildert hast haben wir hier ein Mädchen, das wenig Liebe und Geborgenheit spürt. Die Mutter scheint sich wenig Zeit zu nehmen und sieht die Tochter vorwiegend als Problem an. Warum das so ist, kann man aus der Ferne nicht sagen. Vielleicht ist das Dasein als allein erziehende Mutter für sie zu anstengend, um noch Kraft für ihre Kinder zu haben. Vielleicht hatte sie selber Probleme mit ihrer eigenen Mutter, etc, etc... Der Vater hat eine neue Partnerin, die auch eine Tochter hat, und gleichzeitig scheint der Vater eher fordernd, oft ungeduldig und nicht immer verständnisvoll mit seiner Tochter zu sein. Wie gesagt, es mag ja auch sein, dass die Tochter durch eine Entwicklungsverzögerung größere Bedürfnisse hat als ein durchschnittliches Kind, und den Eltern mehr Kraft abverlangt, aber daran kann das Kind ja auch nichts ändern. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Mädchen in dieser Situation große Eifersucht und regelrechte Verlustängste spürt. Man muss immer bedenken - alleine könnte ein Kind nie überleben. Es ist existenziell auf die Liebe seiner Eltern angewiesen, denn nur Eltern, die ihr Kind lieben, werden es in der Natur am Leben halten. Demzufolge gibt es für ein Kind instinktiv kaum etwas Schlimmeres als das Gefühl, von den eigenen Eltern abgewiesen und nicht geliebt zu werden. Und was tut man, wenn man sich in einer gefühlt lebensbedrohlichen Lage wähnt, weil man nicht beachtet und nicht geliebt wird? Man kämpft, man greift zu allen Mitteln die man eben hat. Man schreit, man tobt, und man klaut. Hier bin ich! Schaut mich doch an! Es geht mir nicht gut! Tut doch was!

Immerhin hat sie sich dem Vater ja anvertraut und über ihre Eifersuchtsgefühle gesprochen. Das ist ja schon einmal ein Schritt voran. Man darf nicht gleich verzagen, wenn es als nächstes auch wieder einen Rückschritt gibt - nur ein Gespräch alleine kann so ein Problem nicht lösen.

Wenn ich das richtig interpretiere, dann hat Dein Partner dadurch, dass er sie nach einer Auseinandersetzung zur Mutter gebracht hat - die explizit auch nicht weiß was sie mit der Tochter anfangen soll - seiner Tochter letztlich gezeigt, dass er auch nicht für sie da ist. Das wird ihre Ängste nicht verringern, sondern bestätigen. Und das wird ihr Verhalten nicht verbessern. Der richtige Weg wäre der umgekehrte - viel Geduld zeigen, Verständnis, Liebe, Ruhe, auch wenn man zwischendrin Grenzen setzen muss.
Patch von 2002/2003 bis 2017
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von Funny »

Liebe BabyOne, ein dickes Danke noch einmal!
Was das Kind schreckliches macht? Ich weiß es nicht. Sie ist halt da :( In meinen Augen ist sie das Ergebnis ihrer Umwelt, wie Du ja auch schon festgestellt hast.
Sie war ein Unfall. Beide haben sich dann aber schon drauf gefreut. Allerdings hat die Mutter mit einem Kind nicht viel anfangen können, sodass der Papa für alles zustädnig war/ist. Neben einem Vollzeitjob.

Die Therapie ist (oder soll sein) eine Spieltherapie bei einer, seiner Meinung nach, etwas eigenartigen Person. Er war einmal mit dabei und das war auch das letzte Mal. Er mag die Frau nicht. Die Mutter geht da auch nicht hin, soviel ich weiß. Ich finde es auch komisch.... Ob es eine Diagnose gibt, weiß ich nicht. Alles sehr seltsam. Er hält aber allgemein von Therapeuten nichts. Ich bin da schon dran, ihm dieses Bild wieder aus dem Kopf zu holen, da ich selber gute Erfahrungen gemacht habe.

Im Moment habe ich kaum Kontakt zu meinem Partner, da er sich immer einigelt, wenn er Probleme hat. Hatte ihm noch Links bezüglich Kinderverhatlen usw. geschickt. Er will jetzt aber nix mehr lesen. Er spielt gerne beleidigte Leberwurst. Ich weiß um die Notwendigkeit auf das Kind zuzugehen, verstehe aber auch ihn. Es lief so viel fehl in der Vergangenheit. Fängt bei Inkonsequenz an und hört bei der Tochter den Arsch nachtragen auf. Nein, er ist kein böser Papa. Er liebt seine Kinder und tut wirklich viel für sie - das was er halt als richtig empfindet. Manchmal denke ich, er ist selber noch ein Kind mit seien fast 50 Jahren.
In seiner Familie gibt es ziemliche Eigenarten - einen absolut chaotischen Bruder mit evtl. autistischen Zügen, einen Papa, dem die Kinder an erster Stelle standen und der viel Humor hatte und noch zwei andere Geschwister, die eher konservativ sind. Die Mama ist auch etwas chaotisch im Kopf. Aber nicht gleichzusetzen mit "krank" oder schlampig. Einfach viel im Kopf, schnelles und manchmal sprunghaftes Reden. Er, als dritter, ist so ein mittelding aus allen :) Ein Top-Familienzusammenhalt herrscht dort.

Ich habe ab und zu eine WhatsApp von der Tochter bekommen. Nur ein Hi oder ein Bild. Auf meine Frage vorgestern, wie es ihr ginge kam "Naja, und Dir?" ich fragte, was los sei und sie meinte, dass sie es nicht wüßte. Ich: Ist schwierig alles zur Zeit, hm? Sie: Ja. Ich: Magst was ändern? Sie: Ja! Ich: Weißt du schon was? Sie: Hm. Ich bot ihr an, mir zu schreiben oder mich anzurufen, wenn sie reden möchte. Sie musste dann zum Bus.

Heute Abend sehe ich alle wieder beim gemeinsamen Sport. Er überlegt noch, ob er seine Tochter auch mitnehmen möchte. Eigentlich mag er nicht. Und ich habe auch schon wieder Angst, dass beide uns den Abend dann wieder vermiesen mit einer evtl. Launenhaftigkeit. Ich weiß gar nicht mehr, wei ich reagieren soll. Er lässt sich so provozieren und sie ist echt störrisch. Man kommt an bede dann nicht mehr ran und er reagiert dann mit einer oft übereilten Konsequenz und taucht dann wieder ab.
Ich bin echt geneigt zu hoffen, dass sie nicht dabei ist, damit wir mal wieder einen entspannten Abend haben können. Es ist alles echt blöd gerade. er fehlt mir mittlerweile echt und ich befürtchte, dass das ein Los ist, dass ich immer habe, weil ich die zweite Geige bin und nicht wie in einer Kernfamilie die erste - oder zumindest gleichweitig.
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von Funny »

Was mir noch eingefallen ist: Ich glaube, ein Problem von meinem Partner ist, dass er sich nicht vorstellen kann, dass seine Tochter noch nicht so weit ist wie er. Dass sie die Dinge noch nicht so reflektieren kann wie er. Und dass sie kein gleichwertiger Gesprächspartner ist, mit dem man ganz sachlich über seine Emotionen reden kann. Da hackt es glaube ich, bei ihm. Er sucht das Gespräch und glaubt ihren Antworten, die sie vermutlich in dem Moment erdacht hat, in der HOffnung etwas verständliches mitgeteilt zu haben. er nimmt es für bare Münze. Und wenn die Tochter sich dann aber ncith so verhält, wie es eigentlich in dem sachlichen Gespräch vereinbart wurde, dann versteht er das nicht. Es war doch abgemacht und es war ihr klar, weil sie es so gesagt hat.
Wie kann ich ihm klarmachen, dass 10-jährige nicht so ticken wie Erwachsene? Bzw. wir haben ja schon darüber gesprochen, aber es scheint nicht drin geblieben zu sein ;-) Oder seine eigenen Gefühle sind so stark, dass er es in dem Moment nicht sehen kann :roll:
Gibt es irgendwo eine gute Seite, die das kindliche Gehirn erklärt? Wann ein Kind was fassen kann und auch die Folgen davon abschätzen und so? veilleicht glaubt er mir ja, wenn es schwarz auf weiß wo steht - natürlich nur von seriöser Quelle.
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von BabyOne »

Hallo Funny,

tja, das klingt sehr schwierig. Wenn Eltern selber noch nicht so ganz erwachsen und reif sind...

Mir fällt da nicht viel mehr dazu ein. Du schreibst ja, er hat eigentlich keine Lust mehr, etwas zu lesen. Ich glaube auch, dass in so einem Fall eine persönliche Beratung viel mehr bringt. Jemand, der das Kind gut kennt und auch die Lebensumstände und die Eltern, kann viel passgenauer erklären als ein allgemeiner Ratgeber, was man konkret tun und ändern sollte, aber wie gesagt muss bei den Eltern die Bereitschaft dafür da sein sich das anzuhören und drüber nachzudenken. Vielleicht kannst Du ihn ermutigen, dass er doch mal das Gespräch mit der Therapeutin sucht. Ehrlich gesagt finde ich es schon ein Armutszeugnis, wenn das Kind jahrelang in Therapie ist und die Eltern sich anscheinend beide nicht dafür interessieren was dort passiert. Wenn schon irgendwer dafür bezahlt, könnte man es auch richtig nutzen, mal blöd gesprochen...

Es gäbe auch noch Webseiten im Internet, wo man sich anonym eine persönliche Beratung holen kann. Eine davon ist

bke-elternberatung.de.

Ich habe neulich auch noch eine andere Seite gesehen, da fällt mir aber der Name derzeit nicht ein. Wenn ich ihn finde, stelle ich ihn noch ein.
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von Funny »

Hallo BabyOne,
ja, ich empfinde es auch als Armutszeugnis. Ich habe eben allerdings alle getroffen. Die Tochter war dabei und Papa und Tochter haben nur das Nötigste miteinander gesprochen. Ich kann ihn aber verstehen, denn der Ton, in dem die Tochter mit ihm redet ist sowas von Respektlos, das habe ich so noch nicht bei ihr erlebt.
Bei einem kleinen Spaziergang eben meinte er, dass er nicht mehr kann. Er arbeitet täglich bis 22 Uhr (ist ein sehr umfangreicher und stressiger Job) und das was seine Tochter am Montagabend rausgelassen hätte, wäre so verletzend und demütigend und enttäuschend ihm gegenüber, dass er mit ihr gar nichts mehr zu tun haben mag. Und mittlerweile kann er nicht mal mehr das tun, was er am liebsten macht. Fahrradfahren! Er hat keine Kraft mehr... Und das, obwohl er bei Wind und Wetter fast täglich zur Arbeit gefahren ist, um sich abzureagieren.
Er sagt auch schon, dass er so momentan gar nicht mehr leben mag. Er ist einfach nur alle und kraftlos.
Ich habe ihm vorgeschlagen, mal zum Ausprobieren, dass er, wenn seine Tochter wieder anfängt, in ruhigem Ton sagen soll, dass er keine Lust auf ein Gespräch mit ihr hat, wenn sie in diesem Ton redet. Und dann soll er einfach rausgehen. Damit die sich nciht wieder gegenseitig hochheizen.... Ich mache mir echt Sorgen.. :-(

Danke für den Link. Da werde ich mal hinschreiben....
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von BabyOne »

Hallo funny,

nicht Du solltest dort hinschreiben, sondern er. Er ist der Vater, und er ist verantwortlich dafür, wie er seine Beziehung zu seiner Tochter gestaltet.

Nach Deinem letzten Post klingt es so, als sei er depressiv oder nicht mehr weit davon entfernt. Er sollte unbedingt zum Arzt gehen und sich Hilfe holen... natürlich kann man nur dann ein guter Vater sein, wenn man selber einigermaßen gesund ist. Aber davon abgesehen sollte er sich auch Hilfe für sich selber holen.

Pass auf Dich auf... in dieser Konstellation kannst Du ganz schnell in die Rolle der Retterin kommen, die von allen um Hilfe gebeten wird und die dann von allen "angezapft" wird... achte auf Deine Bedürfnisse und deine Grenzen.
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von Funny »

Ja Babyone, depressiv war meine Vermutung auch. Habe mich da auch eingelesen... :roll:
Allerdings habe ich ihm, bevor ich das gedacht hatte, einen lieben Brief geschrieben und mich mittags mit ihm zum Essen verabredet. Hatten wir vor MOnaten oft gemacht, damit wir überhaupt mal Zweisamkeit hatten.
Ich habe auch geschrieben, das sich nicht bereit bin mich für irgendjemanden, auch nicht für ihn, aufzugeben. Mich jedoch eine gewissen Zeit, wenn Hilfe gebraucht wird, zurücknehmen kann und da bin.
Mittags war er sehr gelöst, hat auch wieder mal gelacht und das Thema Tochter haben wir nur am Rande angesprochen. Er ist auch wieder mit dem Fahrrad gefahren :applaus:
Ich habe das Gefühl, das er sich gefangen hat. Auch bei den Telefonaten seit dem. Er ist nach wie vor der Meinung, das seine Tochter spüren müsse, das er richtig doll verletzt ist und sie hat jetzt Verbot mit zu unserem wöchtenlichen Eislaufen zu gehen. Eigentlich wollte er es auch vermeiden, dass unsere Kinder sich treffen, weil ihr das sehr wehtut. Da ich aber am Wochenende arbeiten muss, bat ich um seine Hilfe und nun kommen sie doch alle heute Abend. Und ich freue mich!
Ich hatte dieTochter am Mittwoch abend noch kurz beiseite genommen und sie nett gebeten, sich etwas freundlicher ihrem Papa gegenüber zu verhalten, da er momentan ziemlich viel Stress in der Arbeit hat. Sie versprach es und ihr Papa hat am nächsten Tag auch gesagt, dass abends bei ihm dann nichts mehr vorgefallen sei.
Gestern und heute schreibt mich die Tochter mehrfach per WhatsApp an. Um halb 11 heute nacht habe ich sie, nach einigem Hin und Her gebeten, die Augen zu zu machen. Ihrer Mama kann sie sicher auch morgen früh noch die Zeichnung zeigen. Sie stimmte mir zu und war ruhig.
Hach, bin gespannt, wie das WE wird. Gestern mittag war es zumindest seit gut 1-2 Wochen mal wieder richtig schön!
Achso, ich hatte meinen Partner gestern noch gefragt, ob er öfter so ein "Loch" habe. Er verneinte und meinte, dass ihm momentan ALLES einfach zu viel sei. Sogar von mir hat er ja Abstand genommen... Aber er sagte auch, dass das ja wieder anders werden würde.
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von Babell »

Hallo Funny

Mir ist bloss beim Durchlesen etwas durch den Kopf gegangen:

Du weisst sehr viel, bist engagiert und hast gute Ideen. Das alles besprichst du sorgfältig mit deinem Partner. Das Thema Stiefkind, bzw Vater-Kind-Beziehung nimmt sehr viel Stellenwert ein. Du hilfst eigentlich, dass sie eine optimale Beziehung aufbauen können.

Könnte es sein, dass du damit deinen Partner überforderst?
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von horva34 »

Hallo,
wir sind auch eine Patchworkfamilie. In unserem Haushalt wohnt mein Sohn - seine Tochter wohnt bei ihrer Mutter (alle 14 Tage sehen sie sich kurze Zeit, da sie nicht mehr möchte.) Wir sind jetzt seit 4 Jahren eine Patchworkfamilie und naja was soll ich sagen. Meinen Partner liebe ich sehr, habe aber mittlerweile große Zweifel. Er ähnelt aber sehr dem Partner von dir Babell. Mein Partner ist gegenüber meinem Kind in jeglicher Hinsicht äußerst konsequent - oft schon zu übertrieben. Nun sind wir leider an dem Punkt angelangt, wo er auch zu schreien beginnt und das halte ich dann gar nicht aus, weil er gegenüber seiner Tochter total inkonsequent ist. Prinzessin darf einfach alles - auch frech zu ihm und uns sein, ohne dass es Konsequenzen oder zumindest ein Gespräch zu Folge hatte. Mit der Begründung, dass mein Mann Angst hatte, wenn er was zu ihr sagt, könnte sie vielleicht irgendwann einmal sagen, dass sie ihn nicht mehr sehen möchte. Sie kam ca. 2 Jahre alle 14 Tage zu uns zu Besuch und ist gleich alt wie mein Sohn. Ein einziges Desaster. Sie hat uns alle nur ausgespielt und meinem Sohn stets gedroht, wenn er das nicht macht was sie will, dann erzählt sie ihrem Papa, dass mein Sohn nicht lieb zu ihr ist oder ihr was angetan hat. Ich liebe Kinder grundsätzlich - aber sie ist wirklich ein Biest sondergleichen. Es führte sogar soweit, dass deswegen beinahe unsere Hochzeit geplatzt wäre. Mein Mann stand bis zu diesem Zeitpunkt in keinster Weiser hinter mir, wenn ich ihm erzählte, was da los ist. Sie wächst in recht bescheidenen Verhältnissen auf und wir wohnen halt in einem Haus mit Garten. Sie war permanent eifersüchtig. Auf der einen Seite konnte ich das verstehen, aber irgendwann nach viel viel Geduld gab ich auf. Sie erzählte ständig Unwahrheiten. Sie kommt mittlerweile nicht mehr zu uns, worüber ich sehr froh bin, weil sie nur Unfrieden gestiftet hat. Natürlich wusste ich dass sie von der Mutter instrumentalisiert wurde aber irgendwann half mir diese Erkenntnis und all die vielen Gespräche auch nichts mehr. Was das Verhältnis zwischen meinem Mann gegenüber meinen Sohn betrifft, muss ich ehrlich sagen, wenn ich geahnt hätte, dass es sich so entwickeln könnte, wäre ich Patchwork sich nicht eingegangen. Er macht sicher sehr viel für ihn aber ich fürchte, dass es das eines Tages nicht mehr aufwiegt. ich habe ihn nie gebeten ein Vaterersatz zu sein, da er einen Vater hat. Der kümmert sich zwar nicht so wie es sein sollte, aber immer hin. Zu Patchwork gehört einfach sehr viel Reife, sehr viel Geduld und Toleranz und vor allem Eltern, die Kinder nicht instrumentalisieren. Das ist für die neuen Partner und Partnerinnen ein Riesenproblem.
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Re: Ratlosigkeit

Beitrag von Funny »

Liebe Babell,

dankeschön, für Deine Überlegung. Das ist in der Tat ein Ansatz, über den ich einmal nachdenken müsste. Mein Partner sagt jedoch immer wieder, dass er nicht weiter wüßte... daher überlege ich halt mit und erörtere ihm dann was ich gedacht habe. Danke jedoch für den Hinweis ;-)

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