Nach Fehlgeburt Irrfahrt der Gefühle

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Mara31
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Nach Fehlgeburt Irrfahrt der Gefühle

Beitrag von Mara31 »

Hallo zusammen, ich erkläre am besten zuerst mal meine Situation: ich bin mit meinem Mann seit 6 Jahren zusammen und seit 4 Monaten verheiratet. Er hat eine 13 jährige Tochter aus einer früheren Beziehung. Seine damalige Freundin wurde ungewollt schwanger, ist bis heute sehr profitlich, unkooperativ und bewegt sich eigentlich nur in ihrer Komfortzone. Das hat unser Mieinander am Anfang auf eine ziemliche Probe gestellt, weil die Tochter ähnlich war. Mir fiel das Bewusstsein auch schwer, dass wir auch mit einem gemeinsamen Kind nie ein geschlossenes System sein werden, wie eine " normale" Familie. Nun bin ich schwanger geworden, wir wünschten uns das Kind sehr, ich hatte aber vor 5 Wochen in der 9. Ssw eine Fehlgeburt. Seitdem fällt mir das ganze Patchworkleben wieder genauso schwer wie anfänglich. Ich entwickle wieder eine Abneigung gegenüber seiner Tochter und sehe mich unzugehöriger denn je. Mir tut es auch irrsinnig weh zu sehen und zu wissen, dass er ein Kind mit einer anderen Frau hat. Ich weiss, dass da viel Kopfsache ist. Aber durch den Verlust unsres Kindes und die Trauer fühle ich mich wie betäubt. Wer weiss Rat?
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Ria
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Re: Nach Fehlgeburt Irrfahrt der Gefühle

Beitrag von Ria »

Hallo Mara31

Herzlich willkommen im Forum!

Wenn ich deine Geschichte so lese, dann kann ich dich nur allzu gut verstehen.
Du trauerst um dein Kind, das du dir so sehr gewünscht hast und hast noch diesen ganzen Hormonwechsel zu verarbeiten. (Das kenne ich leider auch aus eigener Erfahrung.) Logischerweise hast du hart daran zu beissen, fühlst du dich wie betäubt, fällt es dir nicht so einfach, in dein gewohntes Alltagsleben zurückzukehren, als wäre nichts gewesen!

Und dazu kommt jetzt auch noch, dass es da diese andere Frau und die Tochter gibt, die einen Einfluss auf deinen Leben haben, ob du das willst oder nicht. Du wolltest dein Kind und hast es verloren, die andere Mutter wollte keines und hat diese Tochter. Ist doch irgendwie total ungerecht! Nur ist es halt schon so, dass diese beiden überhaupt nichts dafür können, dass du diese Fehlgeburt hattest.

Es stimmt, dass dein Mann ein Kind mit einer anderen Frau hat. Aber diese Frau ist nicht mehr seine, DU bist es. Und mit dir wünscht er sich ein Kind und nicht mit ihr. Und wir alle wünsche dir natürlich, dass es auch noch kommen wird.

Wenn ich dir einen Rat geben darf dann diesen: Erlaub dir jetzt einfach, um dieses Kind zu trauern. Nimm dir, was du dafür brauchst. Verlange nicht von dir, dass du das einfach mit links schaffst. Lass dir die Zeit dafür, die du brauchst. Und wenn nötig, hol dir Unterstützung dafür, (ich habe gute Erfahrungen mit Kinesiologie gemacht).
Aber vermische es so wenig wie möglich mit der 13-Jährigen. Denn da tust du ihr unrecht, und da kann es passieren, dass dein Mann für sie Partei ergreifen "muss". Und dann fühlst du dich noch unzugehöriger.

Deine Zugehörigkeit hängt zum grössten Teil davon ab, wie sehr du dich einbringst, deinen Teil dazu beiträgst, dass es dir auch wohl ist, wenn die Stieftochter da ist.
Könnte es sein, dass du dich in deiner Trauer zurückgezogen hast? Gar keine Lust mehr hattest/hast, mit den anderen, deinem Partner und seinr Tochter zusammen zu sein und es lustig zu haben? Das darfst du, aber das bedeutet nicht, dass die anderen nicht mit zusammen sein wollen. Das kannst du selber steuern.
Denn für die anderen ist es wahrscheinlich ziemlich schwierig, es jetzt richtig zu machen. Denn sie können dir deine Trauer nicht abnehmen. Dein Mann hatte das Kind nicht in seinem Bauch, er hat noch kaum etwas davon gespürt, also ist wahrscheinlich sein Verlust um das Kind nicht so gross wie für dich. Und gleichzeitig würde er dich so gerne wieder glücklich sehen, aber kann das nicht erzwingen. (Vielleicht ist es bei euch auch anders, aber ich habe es damals so erlebt.) Das ist für ihn nicht einfach.

Niemand kann dir diesen Weg abnehmen. Aber die anderen sind auch nicht schuld daran. Du machst eine Erfahrung, wo du dich überfordert fühlst. Verständlich. Aber du wirst es schaffen, wieder aus diesem Tief aufzutauchen, wenn du das willst. Gerade in schweren Erfahrungen müssen wir über uns hinauswachsen und Fähigkeiten entwickeln, die wir uns oft nicht zugetraut hätten. Das wünsche ich dir von Herzen.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
Babell
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Re: Nach Fehlgeburt Irrfahrt der Gefühle

Beitrag von Babell »

Hallo Mara

Manchmal ist eine Fehlgeburt auch eine Chance!
Eine Chance, den Kinderwunsch zu überdenken, den Familienwunsch mit diesem Mann zu überdenken, dein Lebensentwurf zu überdenken, etc.

Fragen, die du dir dabei stellen könntest: warum willst du ein Kind? Warum willst du eine Familie? Wieviele Kinder willst du? Will dein Mann (dieser Mann) noch mehr als ein Kind mit dir? Wäre das für dich akzeptabel?

Natürlich kommen später immer mal wieder Gedanken auf wie: hätte ich damals mit diesem Mann ein Kind gekriegt, wäre mein Leben jetzt so und so (natürlich schöner und besser! :wink: ) Dann ist es gut, eine Freundin, die auch deine Probleme mitgekriegt hat, an deiner Seite zu haben, die dann sagt, dass es doch nicht nur so schön war wie es jetzt in deiner Erinnerung ist! Mir hat das gut getan, als eine Freundin mir das in Erinnerung rief, als ich über einem Mann nachtrauerte.

Nimm es als Chance!

Es ist immer so richtig, wie es sich anfühlt. Geh tief in dich hinein und spüre, ob es bloss der Druck der Zeit ist (wir Frauen haben ja leider nicht bis ins hohe Alter Zeit, eine Familie zu gründen), der dich antreibt, den Kinderwunsch zu spüren, oder ob es tatsächlich DIESER Mann ist, mit dem du sooooo glücklich bist! Bist du tatsächlich so glücklich mit diesem Mann? Warum brauchst du es, dass er und seine Tochter dir weh tun können? Warum brauchst du diese Distanz? Manchmal mögen wir ja jemanden, weil er so distanziert zu uns ist. Wir sind es vielleicht gewohnt aus der Vergangenheit. Dann heisst es: wollen wir weiterhin in der Gewohnheit bleiben und leiden, dass ein Gegenüber distanziert ist zu uns, oder wollen wir uns ändern und erkennen, dass es nicht in Ordnung war, dass wir in der Vergangenheit auf Distanz gehalten wurden vom Vater z.b., einem früheren Partner, etc.
Du musst ja nicht Schluss machen, du kannst den Prozess während der Beziehung machen. Vielleicht ändert sich dann was IN der Beziehung! Wenn nicht, dann ist es dann auch ok zu gehen für dich. Solange du jedoch noch dieses Distanzverhalten brauchst von einem Partner, wird ER sich nicht ändern. Du musst dich ändern, dann geschieht alles andere von alleine und das Glück kommt zu dir!

Das Kind hoffentlich auch:-)

Ich wünsche dir alles Gute!
Mara31
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Re: Nach Fehlgeburt Irrfahrt der Gefühle

Beitrag von Mara31 »

Lieben Dank für eure Antworten. Mittlerweile geht es mir auch wieder besser! Ich bin sehr glücklich mit meinem Mann und habe auch nicht das Gefühl, dass er mich auf Distanz hält. Was unsere Situation so schwierig, besonders für mich, macht ist das Verhalten bzw der Charakter seiner Ex. Sie ist schlichtweg profitlich, fragt auch ausserhalb des Unterhaltes nach zusätzlichem Geld etc. bewegt sich wenn es um Absprachen geht nur in ihrer eigenen Komfortzone. Mein Mann lässt vieles zu weil er Angst hat, dass sie die Tochter gegen ihn aufbringt. Das verstehe ich einerseits, andererseits ist es gefühlt halt so, dass man dieser Frau permanent ausgeliefert ist. Sie hat quasi die Macht. Das fühlt sich für mich falsch an, nicht die Beziehung an sich. Ich habe quasi das Gefühl dass ihre Launen unser Leben mitbestimmen. Das macht mich manchmal, und besonders eben in der letzten Zeit, müde.
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