Eine Odyssee endet

Fragen, Probleme und Sorgen...
PetraS77
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Eine Odyssee endet

Beitrag von PetraS77 »

Lieber Forums Leser

Eine ca 1 1/2 Jährige Odyssee mit der Stieftochter findet ein Ende.
Es ist dem Mädchen gelungen ihre Beiständen, ihre Psychologin, ihren Vater und mich als ihre Stiefmutter zu bescheissen, zu hintergehen und zu betrügen. Die vermeintlichen Besprungen und Einsichten waren nicht anderes als eine riesige Schmierenkomödie.

Sie hat fremde Typen in unser Haus für eindeutige Avancen eingeladen, sie stalkt unser Nachbarn, ihr wurde gar polizeiliche Anzeigen angedroht weil sie wildfremde Männer belästigt. Sie erzählt in der Schule ich hätte sie im Zimmer eingesperrt und sie verbal bedroht.

Nun muss das Kind ausziehen und war gleich sofort. Wir halten es nicht mehr aus und offensichtlich braucht sie fachliche Hilfe.

Wer bezahlt ein Heim? Welche Kosten müssen gerechnet werden? Zu der Mutter kann sie ja nicht mehr?

Ich danke euch

verzweifelte Grüsse
Buchenholz
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von Buchenholz »

Hallo Petra

Huch, jetzt bin ich aber auch sprachlos. Ich studierte diese Tage, was ich auf deinen letzten Beitrag betreffend Konfirmation schreiben sollte und jetzt das. Ich bin schockiert und weiss jetzt nicht, was sagen.

Betreffend Heim. Ich weiss nur von einem Kollegen, dessen Tochter man von der Mutter weg in ein Heim gesteckt hat. Ohne ihn zu fragen und über die Option Obhut bei ihm abzuklären. Nach ihrer Volljährigkeit bekam er die Rechnung und musste rückwirkend den Heimaufenthalt zahlen.
Ich denke, da müsst ihr bezahlen, ausser man würde eine psychische Störung finden, die zwingend einen Heimaufenthalt nötig macht.

Ich drücke dich jetzt einfach mal ganz fest.
PetraS77
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von PetraS77 »

Liebe Buchenholz

Danke für deine lieben Worte.

Wir können es selber nicht glauben, dass es eine so abrupte Wende gab. Sah es doch wirklich so aus, dass sie Fortschritte macht. Grad letzte Woche sagte ihre Psychologin zu meinem Mann, dass sie über die Besserung und die positive Veränderungen sehr erfreut sei. Dabei müssen wir einfach feststellen, dass das Mädchen hinterrücks alles noch viel schlimmer weiter getrieben hat.

Sie ist letzten Freitag infolge Gespräch mit mir ca. 10 Minuten zu spät in der Schule erschienen. Angeblich ist sie dort weinend angekommen und hat denen erzählt ich hätte sie ins Zimmer eingesperrt. Ihrer Mutter erzählte sie, sie müsse bei uns immer den Haushalt besorgen und ich mache sie fertig. Ich drohte ihr das Leben zu Hölle zu machen.

Jetzt sind gewisse Grenzen überschritten. Ich hab sie dann ins Auto gepackt und der Mutter vor die Tür gestellt. Mein Mann war am Wochenende mehrheitlich weg und ich sah keinen anderen Ausweg.
Gestern ist sie wieder Nachhause gekommen, Arrogant wie Oskar und schnippisch wie eh und je.

Wir haben's wirklich versucht, wir haben sie lieb und haben alles für sie gegeben und sie tritt uns mit Füssen. Das einzige was sie gelernt hat...ihr Besscheissereien zu perfektionieren.

Ich hoffe eben, dass wir das Heim nicht alleine bezahlen müssen. Sie ist ja schon bei der Mutter infolge der gleichen Schwierigkeiten raus geflogen. Nun bei uns das gleich in grün und das KJPD therapiert sie seit ca. einem halben Jahr.

Wir wissen nicht weiter....

Liebe Grüsse
Babell
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von Babell »

Hallo Petra77

Das ist ja wirklich traurig, diese Wende.
Natürlich ist es auch wichtig, zu wissen, wer das Heim bezahlen wird und ich finde das gut, dass ihr trotz der emotionalen Tiefen das Finanzielle nicht aus den Augen verliert, aber das Finanzielle sollte kein Hindernis sein, dass sie in eine für sie entsprechende Betreuung/Begleitung/Heim gehen kann. Zum Wohl des Kindes.
engelherz
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von engelherz »

Liebe PetraS77

Es tut mir echt leid, dass es nicht geklappt hat und zu dieser tragischen Wendung kam.
Dabei habe ich mir bei deinem Bericht zur Konfirmation gedacht, "Wow, es geht also doch und endet nicht im selben Schlamassel wie bei uns. Es kann also auch gut gehen."
Und dann das...

Ich hoffe, dem Kind kann im Heim geholfen werden.

Drück dich
engelherz
PetraS77
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von PetraS77 »

Hallo ihr Lieben

Für euren Trost und eure lieben Worte danke ich euch sehr und kann es auch gut gebrauchen.

Mein Mann und ich sind erschüttert, grad weil die Wende so abrupt erfolgte. Bis vor einer Woche sah ja noch alles sehr positiv aus. Wir hatten schon schlimmere Krisen miteinander. Es scheint einfach, dass sie Aufmerksamkeit braucht und will und diese auch mit Gewalt einfordert. Nun hat sie ja künftig wieder einen Grund die "arme" zu sein, sie kann mit Recht allen erzählen die böse Stiefmutter und der Papi haben mich in ein Heim gesteckt...

Rückwirkend ist es einfach so, dass sie nichts gelernt hat. Sie versteht nicht warum man gewisse Dinge nicht macht. Sie erfasst es nicht. Sie hat einzig gelernt sich anzupassen und zwar so anzupassen, dass wir zufrieden sind. Mehr auch nicht. Ihre intriganten Spielchen und Betrügereien hat sie einfach perfektioniert. Sie kann unglaublich gut Manipulieren.Tragisch zu sagen aber mich beruhigt etwas, dass sie nicht nur uns, sondern auch ausgebildete Psychologen getäuscht hat.

Gestern Abend haben wir ruhig und sachlich mit ihr gesprochen. Die Nachricht, dass sie nun bei uns ausziehen müsse, berührte sie nicht im geringsten. Einzig ihr Bedauern über den allfälligen Schulwechsel sprach sie aus. Auch als ihr Vater am Tisch weinte, schien sie das eher zu belustigen als zu berühren. Sie meinte auch, dass sie mit dieser Konsequenz bereits seit Samstag rechne.

Was sollen wir da noch tun?

Nein, Geld geht nicht vor. Eine richtigen Platz für sie ist viel wichtiger. Ihr muss dringendst und ganz nachhaltig geholfen werden. Aber es stimmt schon, ich habe keine Lust, dass wir einen Heimplatz mit 220.--Fr Tagessatz für sie zu bezahlen, nur weil sie lieber bei Gleichaltrigen wohnt. (sie betrachtet das Heim als ein immer währendes Lager mit Gleichaltrigen und Kollegen....)

Die Kindsmutter übt sich in Schuldzuweisungen wie immer....ihr seid Schuld, ihr habt jenes und ihr habt dieses......sie habe keine Schuld, sie habe nichts falsch gemacht etc. etc. etc. und ja sie hätte das gemeinsame Sorgerecht sowieso nicht gewollt. Es sei nun alles unser Problem. Die Welt kann so schön einfach sein....:-)

Ich dachte auch, dass wir es schaffen werden.....

Ganz liebe Grüsse

Petra
Buchenholz
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von Buchenholz »

Petra, ich denke, die Reaktion des Mädchens in Bezug auf den Heimaufenthalt ist auch ein wenig normal. In diesem Alter sind die pubertierenden so cool und easy peasy drauf. Das Leben eine Riesenparty und wenn du es geschickt machst, dann musst du nicht arbeiten und die Kohle fliesst automatisch.

Mein älterer Stiefsohn hatte auch lange diese Ansicht. Bis er merkte, dass er bald der einzige ist, der seinen Tag kiffend und schlafend verbrachte, nichts auf die Reihe brachte und nie Geld hatte. Seine Freunde waren inzwischen erwachsen geworden, sprich spiessig, hatten Freundinnen, Visionen, träumten vom eigenen Auto und wussten, dass man das nicht pennend erreicht.

Seine Wandlung kam dann ziemlich rassig. Vielleicht auch, als er bei seiner Mutter erleben konnte, dass es gar nicht so einfach ist, Sozialleistung zu bekommen.
Dornenvogel
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von Dornenvogel »

liebe Petra,

spielen kann man nur mit denen, die das zulassen.... sonst wird das "Spiel" irgendwann zum Eigentor. Und dieses Eigentor hat deine Stieftochter offenbar noch nie kassiert. Bei der Mutter war das manipulieren offenbar zur Tagesordnung geworden, sie kannte das wahrscheinlich gar nicht anders und jetzt ist das in Fleisch und Blut übergegangen. Ausserdem steckt sie inmitten der Pubertät.( was eine Erklärung aber keine Entschuldigung ist)
Das ist absolut kein Vorwurf an dich, nicht falsch verstehen, gell! Meine Stieftochter hat übrigens fast unsere Ehe zerstört, ich hatte sie von Anfang an durchschaut, ein so durchtriebenes Kind, das mit solcher Vehemenz ein Ziel verfolgt, überstieg meine Vorstellungskraft. Nur packte sie es viel geschickter an, hochintelligent wie sie ist. Es ging dabei vor allem um ihre eigenen Ziele.

Nun, deine Stieftochter muss dringend Grenzen erfahren. Bei euch ist der Zug abgefahren, sie kennt euch zu gut.
Eine Pflegefamilie oder ein Heim mit klaren und restriktiven Regeln und auch Ahndungen bei Verstössen ist sicher eine Option. Vielleicht packt sie es dann irgendwann, vielleicht nicht. So weh es tut, aber wenn sie erwachsen ist, dann ist es ihr Leben.

Die Tochter von Bekannten (ähnliche Konstellation wie bei euch) mussten das Mädchen mit 14 auch in ein anfänglich geschlossenes Heim geben. Rauchen, Kiffen, Strassenstrich, Klauen und bei der Mutter völlig unhaltbare Zustände. Sie war 3 Jahre im Heim! anfänglich geschlossen, dann Tagesbesuch mit Begleitung und wenn es jeweils reibungslos funktioniert hat, dann schrittweise Lockerungen.. anfänglich hat das Girl auch alles ausprobiert und es ging 1 Schritt vorwärts und dann konsequent drei Schritte zurück durch die Heimleitung. Sie hatte Hausarrest am Wochenende und ihre Freunde Ausgang... irgendwann war es nicht mehr lustig. Schrittweise kam sie zurück in die Gesellschaft und ist heute mit 22 eine gut ausgebildete Berufsfrau. zwar immer noch etwas schwierig im privaten Umfeld, aber voll integriert in der Gesellschaft.

Manchmal braucht es viel Zeit, Geld, Nerven und Geduld.....
PetraS77
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von PetraS77 »

Liebe Dornenvogel

Das Eigentor hat sie tatsächlich noch nie kassiert, immer dort wo es schwierig wird, läuft sie davon. Erst bei der Mutter, jetzt bei uns und zurück zur Mutter. Denn Mama belohnt sie ja noch für das dumme Getue....einen Tag in der Badi, "lädele" in der Stadt und wir sind Zuhause die dummen die erwarten, dass sie Regeln einhält. Mama merkt ja noch nicht mal um was es geht.

Mein Fazit: dass Mädchen hat uns von Anfang an hintergangen und ausgenutzt. Jetzt wo alles an die Oberfläche kommt spielt man die sture. Meiner Ansicht nach ist das Kind schwer Verhaltensgeschädigt. In einem offenen Heim geht wie unter und da Psychische Erkrankungen bei 16jährigen noch nicht geprüft werden dürfen, wird sie ihr Spiel bis auf weiteres durchziehen.

Die Mühlen der Ämter mahlen nach wie vor äusserst langsam. Und darum hab ich mich entschlossen bis auf weiteres von Zuhause auszuziehen und übergangsmässig bei meiner Familie zu wohnen. Ich halte dass nicht aus, jeden Tag provoziert sie aufs Neue.

Es ist nicht auszuhalten.

Ganz liebe Grüsse
Petra
engelherz
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von engelherz »

Hallo Petra

Die Mühlen mahlen langsam, diese Erfahrung musste ich auch machen. Erst als wir an einen anderen Sachbearbeiter verwiesen wurden, ging es relativ schnell. Er hat sich damals sehr für uns eingesetzt.
Wohnt das Mädchen denn noch bei euch?
Warum geht Sie nicht bis auf weiteres zu Ihrer Mutter zurück bis eine andere Lösung gefunden wurde?

Ich wünsche dir viel Kraft und Halt in dieser schwierigen Situation!

Liebe Grüsse
engelherz
PetraS77
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von PetraS77 »

Liebe Engelherz

Ja aktuell wohnt das Mädchen noch bei uns.

Die Mutter will sie nicht. Grad Gestern schrieb die Mutter mit ihrem Lebenspartner ein E-Mail in dem sie alle Fakten zu ihren Gunsten neu auslegte. Fazit: nur unser Unvermögen und unsere Schuld, dass es so ist wie es ist. Sie hätte keine Fehler gemacht. Einerseits beklagt sie sich, dass sie von den Ämtern bezüglich der drohenden Heimeinweisung nicht informiert wurde grad wegen dem gemeinsamen Sorgerecht. Anderseits aber sagt sie klar, dass sie damit nicht zu tun habe wolle und zahlen werde sie schon gar nicht.

Unglaublich und wir fragen uns was mit dem Kind geschehen ist und noch viel schlimmer der Bruder lebt ja noch bei der Mutter. Ach...ja eine psychologische Therapierung -wie von uns vorgeschlagen- ist nicht nötig, der Junge soll einfach nicht mit unseren Probleme des Mädchens belastet werden. Dass es die eigene Schwester ist und, dass die beiden sich lieben hat die Frau nicht kapiert.

Mich schmerzt am meisten, dass wir zu keiner Zeit ihr oder gegenüber den Ämtern über Schuld gesprochen haben. Als sie vor mehr als einem Jahr uns anrief und meinte, wir müssen, dass Mädchen zu uns nehmen sie halte es nicht mehr aus, haben wir nicht gezögert und versucht das Beste für alle Beteiligten zu finden. Und nun sind wir Schuld und wir können es nicht und zahlen sollen auch grad wir. Aber die Mutter möchte dann bitte schon alle Rechte nur die Pflichten sollen wir behalten.
Was ist nur mit meinem schönen und ruhigen Leben passiert? dieser Hass , dieser abgrundtiefe Neid und diese menschenverachtende Haltung gegenüber dem eigenen Kind, dem ehemaligen Ehemann aber auch mir die nur am Rande involviert ist. Ich versteh die Welt nicht mehr.

Liebe Grüsse
Petra
engelherz
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von engelherz »

Liebe Petra

Es ist im Leben immer einfacher, die Schuld bei andern zu suchen... Das war damals bei uns nicht anders (ist es wohl immer noch, aber ich nehme diese Schuld nicht mehr an)...
Ich habe von verschiedenen Seiten zu hören gekriegt, dass wohl mein Mann und vorallem ich Schuld sei, früher war es mit Junior nie so schlimm und überhaupt kümmern wir uns ja überhaupt nicht um das Kind.
Das es aber die Mutter war, die Junior damals zum Vater gebracht hat, weil es Zuhause "nicht mehr ging" (Die Worte der Mutter damals als Junior 12 Jahre alt war...) Das scheint vergessen!
Auch das die eigene Mutter geplante Ferienaufenthalte einen Tag vorher einfach abgesagt hat mit den Worten "Dieses Kind will ich nicht bei mir haben", das interessierte keinen.
Da hat man als Stiefmutter einfach eine schwache Position. Eine Mutter macht eben immer alles richtig und weis was das beste für ihr Kind ist - ihr wird auch jederzeit unterstellt, ihr Kind zu lieben, auch wenn die Handlungen etwas anderes zeigen...

Ich habe lange gebraucht und viele Tränen geweint, bis ich mich von diesen Vorwürfen distanzieren konnte. Manchmal gibt es Momente, wo es immer noch weh tut...
Dafür musste ich mit mir selbst ins reine kommen und mich von Junior distanzieren.
Das ging aber auch nur, da Junior unter der Woche in einem betreuten Wohnen lebt und nur noch am Wochenende nach Hause kommt.
Ist er Zuhause, spricht er mit seinem Vater nur das nötigste und mit mir kein Ton.
Mir geht es damit soweit gut, als das ich nicht schon beim Gedanken an Zuhause Bauchkrämpfe kriege.
Und für uns ist klar, dass Junior nach abschluss der Ausbildung in einem Jahr, sich eine eigene Wohnung wird nehmen müssen. Das lässt mich durchhalten.


Ich hoffe, du kannst für dich die nötige Distanz schaffen und nein, du bist nicht Schuld!
Die Erziehung ist in dem Alter abgeschlossen, wir können nur noch Vorbild sein, wenn die Kinder dieses Vorbild aber nicht annehmen möchten, können wir tun was wir wollen es fruchtet nichts.
Hoffentlich findet ihr bald eine Unterbringungsmöglichkeit für die Tochter!

Wie sieht es denn mit Ausbildung aus? Wäre Tochter nicht auch in den Alter, sich eine Lehrstelle zu suchen?
Besteht denn allenfalls im Rahmen der Ausbildung die Möglichkeit einer externen betreuten Unterbringung?
Buchenholz
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von Buchenholz »

Hallo Petra und Engelherz und die anderen

Gegensätze ziehen sich an. Ein Partner, der so ganz anders ist, das ist doch spannend. Man ist jung, flexibel, findet das Leben spannend und dass der Partner/die Partnerin sich manchmal schräg oder daneben benimmt, das merkt oder verdrängt man. Ist doch lustig, wenn nicht alle gleich ticken und irgendwann wird sich das schon geben. Irgendwann findet man sich in der Mitte.
Verschieden kann man aus ganz unterschiedlichen Gründen sein. Kulturelle, gesellschaftliche, religiöse, intellektuelle Hintergründe.
Viele speziellen Menschen sind so, weil sie eine schwierige Vergangenheit haben. Der neue Partner ist da eine gute Stütze. Er/Sie bringt Ruhe, Zuverlässigkeit und Stabilität ins Leben. Am Anfang ist das gut. Vor allem für die Kinder.
Der eine kompensiert, was der andere unterlässt.
Der eine räumt auf, was der andere durcheinander bringt
Der eine übernimmt Verantwortung für die Kinder, wo der andere überfordert ist.

Irgendwann wird es für beide Parteien anstrengend. Es kommt zur Trennung.

Jeder kehrt in das alte Leben zurück. Die Diskrepanz zwischen den beiden Eltern wird immer grösser. Plötzlich sind da wie verschiedene Welten.

Ich habe das bei meinen Eltern erlebt. Sie haben sich nie scheiden lassen, das Thema stand aber im Raum. Mein Vater verunfallte schwer, da war ich 15. Meine Mutter, die das Leben mit ihm hasste, pflegte ihn. In schlechten wie in guten Zeiten.
Es war schlimm für mich. Er starb 8 Jahre später. Gesund und psychisch normal wurde er nie mehr.

Und nun bin ich hier, ein Kind zweier Eltern die nie hätten heiraten sollen. Eltern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kulturen, die sich nicht nie wirklich in der Mitte gefunden haben.
Ich fühle mich gespalten.
Und ich heiratete ebenfalls ein Mann, der zwar ein toller Hausmann und Vater ist, aber nicht zu mir passte. Die Geschichte hätte sich fast wiederholt.

Auch meine Stiefsöhne erleben eine solche Situation. Und bestimmt ist das in euren Fällen ganz ähnlich.

Ihr erwähnt hier Schuld. Ich glaube, es ist eher die Tatsache, dass Kinder völlig überfordert sind mit diesen unterschiedlichen Lebensarten. Und wenn sie sich dem einen Elternteil anpassen, dann sind sie dem anderen Elternteil fremd.

Wir erlebten das mit den Stiefsöhnen. Offensichtlich besonders bei der Sprache und ihren Themen. Unabhängig von der Pubertät lebten sie in einer anderen Welt. Eine Welt, zu der wir nicht gehören wollten. Es sind aber die Kinder und der Vater möchte doch an ihrem Leben teilhaben. Lehnt man das ab, dann lehnt man ihre Mutter ab. Man sollte aber nicht schlecht von/über die Mutter reden. Und auch sonst war es schwierig. Für uns ist Bildung wichtig. Für sie ist Schule Scheisse (ups)

Die Mutter erwähnte öfters, dass die Kinder völlig verstört sind, wenn sie zurück kommen. Sie komme nicht mehr klar mit ihnen. Es kamen Vorwürfe, wir hätten sie manipuliert.
Klar haben wir das und wie. Wir haben ihnen ein anderes Leben vorgelebt. Ein Leben, in dem Vieles funktionierte, Wäsche gewaschen, richtiges Essen gekocht wurde, Meinungen geäussert werden konnte, ohne dass Mobiliar flog.
Und das erlebte Bild von uns, stimmte nicht mit dem überein, welches die Mutter über uns erzählte.

Auch wir nahmen am Freitag ganz verstörte Kinder in Empfang. Wir verstanden immerhin die Zusammenhänge. Es machte das Wochenende trotzdem nicht einfacher.

Hinter diesen Schuldzuweisungen steckt somit eigentlich nur die Botschaft: Du bist Schuld, dass ich mich in dich verliebt habe, mit dir gemeinsame Kinder zeugte und du bist schuld, dass du nicht so bist wie ich. Weil so wie ich bin/denke/lebe/handle ist es richtig. Du bringst unser Kind durcheinander. Und das Kind darf nur einen Elternteil lieben.

Ich selber verweigere den Kontakt zu meiner Mutter. Ich lebe zwar mit einem ständig schlechten Gewissen. Meine Mutter ist 91 und könnte demnächst sterben.
Aber bei jeder Begegnung lässt sie mich spüren, das ich falsch bin. Zum Glück hat meine Tochter das mal miterlebt und sie konnte verstehen, dass ich mir diese Verletzungen nicht antun möchte. Und sie erkannte auch, dass es unmöglich ist, sich gegen diese Frau zu wehren, die von sich überzeugt ist, im Recht zu sein.

Ich möchte mit diesem langen Text zu verstehen geben, wie schwer es für diese Kinder ist, in einer Welt von so gegensätzlichen Eltern den Weg und vor allem ein eigenes ICH zu finden.
PetraS77
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von PetraS77 »

Hallo Ihr Lieben

@ Buchenholz du hast der Kern der Dinge getroffen. Gemäss der Psychologin ist es so, dass das Mädchen während rund 14 Jahre gehört hat: "Papi und seine Neue" sind schlecht, die sind böse nur so wie ich es als deine Mutter mache, ist es richtig."
Dieser Hass gegen uns hat die Tochter verinnerlicht nun hat sie uns aber anderst kennen gelernt und versucht nun rauszufinden wer denn nun gut oder böse ist. Da die Mutter naturgemäss die wichtigste Bezugsperson ist, nimmt sie deren Aussage als Maasstab und alles wird daran gemessen. Nun hat sie gemäss der Psychologin unbewusst genau die Situation provoziert und inszentiert die sie schon kennt. Nämlich mann ignoriert sich, mann redet nicht miteinander und wenns hart auf hart kommt, werde ich als Tochter sowieso abgeschoben.

Diesen ganzen Frust und diesen dann noch Kompletiert mit der Konfirmation hat nun ihren Frust vollständig auf mich übertragen lassen. denn ich bin ja nicht Familie und gemäss Mami bin ja sowieso ich an allem Schuld. Ein immer währender Kampf im Loyalitätskonflikt. Liebe ich die Neue = Mami sauer und umgekehrt.

Es gilt nun diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Hierfür benötigt sie aber eine 100% Betreuung. Zu der ich nicht bereit bin. Ich bin berufstätig und möchte es auch bleiben. Gerne unterstütze ich aber ich bin auch am Ende meiner Kräfte und irgendwo habe ich mein Leben verloren vor lauter Sorgen um alle anderen.

Danke euch für euren Rat und eure lieben Gedanken.

Liebi Grüess

petra
engelherz
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Re: Eine Odyssee endet

Beitrag von engelherz »

Liebe Buchenholz

An deinen Worten ist was dran...

Um meine Kräfte wieder zu erlangen, freude am Leben zu haben und auch ruhe in die Familie zu bringen, habe ich mich aus Juniors Leben komplett zurück gezogen.
Für uns alle ist es im Moment wohl die beste Lösung, wenn wir uns aus dem Weg gehen & ich hoffe auch sehr für PetraS77, dass Sie Ihren Weg in dieser für alle schwierigen Situation finden wird ohne das Sie auf der Strecke bleibt.

Liebe Grüsse
Andrea
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