Nun wohnt Tochter bei uns...

Fragen, Probleme und Sorgen...
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PetraS77
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Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von PetraS77 »

Hallo liebe Forumsleser

Wie ich euch vor einiger Zeit berichtete, gründeten wir eine WG mit der 15jährigen Tochter meines Mannes.

Es ist nun die 3. Woche in der sie bei uns wohnt. Zu Beginn war sie sehr anänglich, liebevoll und war stets bemüht es uns recht zu machen. Wir sassen abends oftmals im Wohnzimmer und redeten über Gott und die Welt.
Das Mädchen wurde uns wirklich mit ein paar Kisten regelrecht vor die Tür gestellt. Ihr Bett bzw. ihre Möbel durfte sie entgegen ersten Versprechen dann doch nicht mitnehmen. Die Kleidungsstücke die sie hatte,haben Flecken, sind UR alt oder kaputt. Wir waren in der ersten Woche gezwungen ihr neue Kleidungsstücke zu kaufen.
Letzte Woche kamen dann so die ersten Vorzeichen..sie wurde zunehmend "pampiger". Plötzlich musste sie wegen angeblicher "Krankheit" von der Schule Nachhause. Einen Tag blieb sie Zuhause, danach musste sie wieder zur Schule und natürliich den verpassten Schulstoff am Sonntag ihrem eigentlichen lern freien Tag nachholen.
Nun gehts rund, jeden Tag zunehmend wird sie abweisender, frecht und ein normaler Umgangston scheint kaum mehr möglich zu sein. Vor allem scheint meine Anwesenheit auszureichen sie aufzuregen. Sie provoziert und hängt permanent am Handy. Letzen Sonntag sah sie ihre Eltern seid über zwei Jahren mal wieder, sie war dermassen abweisend und ignoarant, dass sogar ich mich schämte, obwohl auch ich nicht das beste Verhältnis zu den Schwiegereltern habe, dennoch benimmt man sich so nicht.
Heute haben wir nun unsere erste "Familien-und WG-Zusammenkunft" da ich diesen Umgang nicht länger toleriere. ich bin andauernd der Idiot und Papi ist der liebe obwohl er um einiges strenger ist wie ich.
Kurz war die Dauer des Friedens und der Freundschaft.
Danke fürs lesen!
Ganz liebe Grüsse

Petra
Buchenholz
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von Buchenholz »

Hallo Petra

Jetzt hätte ich dich bald gefragt, wie es weiter gegangen ist. In der Zwischenzeit haben wir in deinem Thread ganz fleissig diskutiert. Nur von dir haben wir nichts mehr gelesen. Dass du nun eine solche negative Rückmeldung machst, das erschreckt und enttäuscht mich jetzt total. Ich hätte es euch allen so gewünscht, dass es gut kommt.

Ich hoffe, dein Mann merkt auch, dass das Mädchen den Umzug nicht als Chance nutzt, sondern im gleichen Stil weiter macht. An eurer Stelle würde ich jetzt Nägel mit Köpfe machen und dem Mädchen klar signalisieren, dass das so nicht geht. Ev. Mit Hilfe einer Fachstelle.

Möglicherweise ist es auch ein Austesten, wie weit sie bei euch gehen darf und ob sie euer Rückhalt hat.

Ich sende dir mal eine Portion Energie.
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BabyOne
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

ich würde fast sagen, das war zu erwarten.

Viel Kraft und Durchhaltevermögen wünsche ich Dir!
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
PetraS77
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von PetraS77 »

Liebe Buchenholz und liebe Babyone

Ja ich weiss,ich hab mich schon lange nicht mehr gemeldet. ich war derartig hin und her gerissen, weil ich echt nicht weiss was mich erwartete. Es ist für uns alle wirklich eine sehr grosse Umstellung, ihre Vorgeschichte kanne wir und, dass nicht der "eitle Sonnenschein" bei uns einziehen wird, war uns klar. Zudem verlangt es die Erhlichkeit auch gegenüber der Kindsmutter, dass sie bestimmt nicht alles falsch gemacht hat.
Mich hat es mehr erstaunt die kurze Dauer bis der Absturz eintrat. ich hätte schon gedacht, dass sie es zumindest ein bis zwei Monate durchhält, bis das ware Gesicht zum Vorschein kommt. :-)

Gestern Abend war dann die grosse Aussprache:
Nochmals haben wir all unsere Positionen inklusive der vebundenen Rechte und Pflicht kommuniziert. Angesprochen auf ihr Verhalten meinte sie, dass sie auch gemerkt hätte, dass sie sich von mir provoziert fühle, sie wisse aber selber nicht warum dem so sei. Einzig, wollte sie mir das von meinem Mann zugestandene Mitspracherecht mir entziehen. Sie finde es nicht für notwendig. Mein Mann hat da ganz klar Stellung bezogen, dieser Punkt sei nicht verhandelbar. Er hätt mich zur Mitsprache und Mitverantwortung autorisiert und diese Abmachungen treffen er und ich und sie sei in dertige Gespräche nicht involviert. Kurzum wenn jemand das Haus wieder verlässt, dann sei sie das.
Fazit: ich geh nach heutigem Stand mal davon aus, dass es eine Mischung aus Austesten und der Wahrung bzw. die Versuche waren ihre Position zu sichern war. Sie meinte auch, dass wir viel mehr reden als zu Hause und sie sei sich das gar nicht gewohnt obwohl es ihr so gefällt.

Nochmals...so naiv bin ich nicht zu glauben,dass es das war. Sie wird es wieder versuchen. Aber ich hoffe, dass es ihr nun endlich klar ist, dass sie wirklich keine Alternative mehr hat. Ihre Mutter nimmt sie nicht mehr zurück, dass ist schon fast geschrieben. Bei uns muss sie durchhalten ansonsten kommt sie ins Heim. Mehr Optionen hat sie nicht. Wir haben ihr schonungslos klar gemacht, dass es an ihr liegt die ihr gebotene Chance als solche zu anerkennen und zu nutzen ansonsten müsse wirklich sie die Verantwortung übernehmen. Es kann nicht sein, dass immer Mami und Papi, sowie deren Partner an allem Schuld sein sollen.

Für euren Zuspruch und die Motivation danke ich euch sehr! die von euch gesendete Kraft und Energie kann ich sehr, sehr gut gebrauchen.
Ganz iiebe Grüsse

petra
Buchenholz
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von Buchenholz »

Hallo Petra

Hey, dein Mann ist cool. Genau eine solche klare Konfrontation brauchen Teenager und das macht das Zusammenleben mit Pubertierenden ja auch so anstrengend. Sie können nur Erwachsen werden, wenn sie auch lernen für sich einzustehen. Dazu gehört aber auch zu erkennen, wenn sie auf dem Holzweg sind. Sie brauchen diese Auseinandersetzungen und das ist halt anstrengend, für beide Seiten, aber für den Teenie eben lehrreich, dass es nicht immer nach ihrem Kopf geht.

Das Mädchen sagt ja selber, wie sehr sie es schätzt, dass ihr mehr diskutiert. Sie wird mit der Zeit merken, dass es nicht immer nur Gegenwind gibt. Sie wird Vertrauen aufbauen müssen, dass ein Nein von eurer Seite manchmal auch zu ihren Gunsten geht.
Sie fühlt sich provoziert. Aber genau das ist gut. Und das wird in der Berufswelt ganz oft passieren.
Ich empfehle dir wirklich ein Pubertätsbuch. Danach konnte ich vieles mit Humor nehmen. Ich fühlte mich nicht mehr so angegriffen, sondern sah es als Teil vom Prozess, Erwachsen zu werden.

Sie wird noch mehrfach versuchen, ihre Vorstellungen durchzusetzen. Auch das ist normal. Wenn ihr nachgibt, dann habt ihr verloren. Bleibt ihr stark, dann werdet ihr später bewundert. Das Mädchen weiss dann, dass ihr auch im grössten Sturm stabil bleibt.

Mein Mann verlangte von mir, dass ich den Streit mit seinen Jungs aushalte, damit die Kinder auch mal eine Chance bekommen zu verhandeln und Kompromisse zu erarbeiten. Es gibt also nicht nur Weiss und Schwarz. Und v.a. gibt es nach einem Streit keine Toten. Man darf mir also alles sagen.


Der Jüngere bemerkte das sehr schnell und er sagte öfters: Bei uns sei es einfach schön. Warum genau konnte er nicht sagen. Aber ich glaube, er schätzte die ausgeglichene Atmosphäre.

Eine Szene geht mir nicht aus dem Kopf. Der Ältere hätte das Tablett mit dem Zvieri drauf in den Garten tragen sollen. Dann stolperte er und alles flog zu Boden. Meine schön gemachten Brötchen, alles lag am Boden. Dann rannte er ins Zimmer und schloss die Türe. Etwas verwirrt, weil er die Sachen nicht wieder aufgelesen hat, fragte ich den Jüngeren, was das soll? Und der antwortete: er hat Angst, dass du ihn jetzt verschlägst, zu Hause hätte das jetzt massive Folgen. Ich fragte warum, das kann doch jedem passieren, das hat er ja nicht extra gemacht. Darauf der Jüngere: er hat noch nicht verstanden, dass du nicht bist wie unsere Mutter.

Oder als wir zu einem grossen Grillplausch im Wald eingeladen waren. Der Ältere trug seine selbstgekauften, neuen weissen Hosen. Ich erklärte ihm, dass dies der falsche Anlass sei, sich so cool zu stylen. Für den Wald tun es auch alte Kleider. Er flippte aus, weil ich ihn STÄNDIG (warum müssen Pubertierende immer so übertreiben?) kritisiere, ich wolle ihn IMMER (schon wieder) fertig machen.
Ich erklärte wieder, dass ich ihn im Gegenteil vor einer Enttäuschung bewahren möchte. Er wolle diese Hose doch anderntags auch noch anziehen und ich weiss nicht, ob ich über Nacht alle Flecken rausbringe.
Wenn er also genau hinhören würde, dann hätte er bemerkt, dass ich ihn nicht beleidigen, sondern ihm helfen wollte.

Klar, diese Erfahrung hätte ihm auch gut getan. Aber die Zeit, dies dann mit ihm auszudiskutieren und die Folgen praktisch zu erarbeiten, das geht dann nicht. Sie sind dann ja wieder bei der Mutter. Also fand bei uns Erziehung vor allem verbal, sprich im Gespräch, statt.
Und wie bei euch, hatten meine Stiefsöhne kaum Kleider. Also galt es, den wenigen Sachen Sorge zu tragen.

Euer Mädchen muss insofern auch lernen, dass ihr ganz andere Verhaltensmuster habt, als sie es von zu Hause gewohnt ist. Und es bedarf bestimmt noch einige solche Aussprachen. Aber sie wird es schon noch schätzen lernen. Bis sie in der Lehre ist, wird es anstrengend sein, dann bessert es.
PetraS77
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von PetraS77 »

Liebe Buchenholz

Deine Erzählungen tun mir offen gesagt im Herzen weh, wie kann man ein Kind bestrafen nur weil mal was runter fällt oder ein Missgeschick passiert.Passiert uns doch auch und ich geh immer mal davon aus, dass es niemand extra macht. Die Geschichte mit der Angst vor Bestrafung kennen wir auch, die Kinder sind bereits früher wie geschlagene Hunde unter das Bett gekrochen vor lauter Angst, dass wir sie schlagen, nur weil für sie Schläge derartig normal waren und gar nicht begriffen, dass dies nicht er Alltag ist, zumindest nicht zu unserer Normalität gehört.

"Unser Mädchen" ist einerseis derartig eingeschüchter und unbeholfen, wenn es darum geht eigene Wünsch nur überhaupt vor zu bringen. Sie sei sich das nicht gewohnt offen und ohne angst zu einer Sachlage zu äussern oder gar gefragt zu werden. Mir scheint als ob ihre absolute Kraztbürstigkeit teilweise auch als Schutz entstanden ist Ich bin kein Psychologe, ich weiss es nicht, ich könnte mir vorstellen, dass aus der Sicht der Kinder Angriff halt oftmals die beste Verteidigung ist.

Seit unserer Aussprache ist sie wieder wie ein umgedrehter Handschuh. Sie gibt sich sichtlich Mühe und ist bemüht aus den Fehlern zu lernen. Ich lob sie auch und hab ihr gesagt, dass sie so ein liebes, freundliches und symphatisches Mädchen sei. Sie soll doch auch anden Menschen die Möglichkeit diese Seite kennnen zu lernen.
Welches Pubertätsbuch empfiehlst du mir denn?

Es braucht viel Geduld und manchmal ist auch das genau der Punkt der für mich am schwierigsten zu sein schein.

Danke, dass du mich an deinen Erfahrungen teilhaben lässt!
Liebe Grüsse
Petra
Babell
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von Babell »

Hallo Petra

Ich find es super, dass ihr Familienkonferenzen führt! Und dass du und dein Mann ganz klar und kompromisslos die Stellung hält! Und seiner Tochter klar macht, wie die Positionen sind. Dein Mann hat wirklich Grösse! Gratulation!
Für die Tochter hab ich auch ein lobendes Wort: dass sie mindestens MERKT, dass sie sich durch dich provoziert fühlt, aber nicht weiss warum, ist schon mal recht gut für eine Pubertierende, finde ich. Ich meine: du bist ja für sie nicht die Mutter, also die Frau die an Papas Seite aus Sicht des Kindes sein müsste. Ich denke, daraus entsteht diese Anspannung. Provokativ empfinde ich Leute, von denen ich das Gefühl habe, sie kämen mir "zu nah" oder übertreten meine unsichtbare Privatsgrenze. Das ist ja bei Euch durch den Umstand +zusammen wohnen+ so gegeben.


Alles Gute
Buchenholz
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von Buchenholz »

Hallo Petra

Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie verwirrt das Mädchen ist, weil sie mit eurem Verhalten total überfordert ist. Sie muss eben erst Vertrauen aufbauen, dass auf eine Tat ganz andere Konsequenzen folgen.

Es gibt übrigens Anleitungsbücher zum Thema Familienkonferenz. Ich habe davon mal in einem Vortrag: "Kommunikation in der Familie erfahren". Da darf sich jeder im voraus Notizen machen und die bringt man dann zur Konferenz mit. Reihum muss jeder einmal die Sitzung leiten und Protokoll führen. Die Sitzung dauert genau 1 Stunde und könnte anfangs wöchentlich statt finden.
Dann wird alles festgehalten, wer was stört und was man ändern möchte. Auch Menüwünsche werden notiert. Und auch Positives wie Negatives sollte Platz haben. Am Schluss müssen alle unterschreiben.
Ich habe mal so ein Buch sehen dürfen. Das war ganz toll. Wie eine Art Tagebuch. Und man kann dann nachverfolgen, ob sich Dinge verändert, resp. ob sich alle an diese Abmachungen gehalten haben.


Unsere Jungs konnten zum Beispiel keine Geschenke entgegennehmen, die ich ihnen einfach so, weil ich jetzt fand, dass sie das gut gebrauchen könnten, gegeben habe. Da ist irgend ein fauler Trick dabei. Und sie sassen dann da in "Achtung-Stellung" bis ich den Befehl erteile. So konnten kaum einschlafen und fragten den Vater immer wieder, warum ich das jetzt gemacht habe und was sie jetzt für mich tun müssen. Das hat ihr Weltbild total irritiert, weil sie nur die Version kannten, dass man Zuwendung nur für eine Gegenleistung bekommt.

Der Ältere war bei uns derjenige, der psychisch schwierig und kompliziert war. Er konnte seine Wünsche nicht geradeheraus äussern, weil er Angst hatte, das Gesagte würde ein Geschrei mit Drohen, Erpressen und fliegendem Mobiliar auslösen.

Am Sonntag machten wir immer einen ausgiebigen Brunch. Der Tisch war so ziemlich voll belegt mit allem was der Kühlschrank hergab. Wir haben lange nicht bemerkt, dass der Junge nicht mit dem Messer umgehen kann. Er war wahlweise bekennender Vegetarier, wenn es Steak oder Braten gab und dann plötzlich wieder ein Fleischtiger, wenn es Ghackets, Geschnetzeltes oder Fingerfood gab.
Regelmässig kam er am Sonntagmorgen herunter, sah sich die Auslage auf dem Tisch an, fluchte, schleuderte sein Gedeck weg, stand auf und verschwand mit dem Satz: hier sei er nicht willkommen. Die Türe knallte und der Rest des Sonntages war gelaufen und mein Mann sass Ewigkeiten in seinem Zimmer um herauszufinden, was die Ursache war.
Es dauerte fast Monate, bis wir es herausfanden.
Wir deckten kein Müesli, weil das für uns das Werktagsfrühstück war. Und Brot/Zopf konnte er nicht essen, weil man ja dazu das Messer gebraucht hätte. Er hätte nie gefragt, ob er sich Müesli holen darf. Er hätte ev. als Versager gegolten und wir hätten ihn verstossen.


Das Pubertätsbuch, welches ich damals gelesen habe war dieses. Vielleicht gibt es noch andere, bessere. Aber ich habe darin viele schwierige Szenen wieder erkannt.

http://www.pubertaetverstehen.ch/index.php?pageid=320
Bergblume
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von Bergblume »

liebe Petra77,

es tut mir sehr leid, dass es nun so gekommen ist. Was mich ehrlicherweise nicht erstaunt, aber das habe ich dir in deinem 1. Thread schon mitgeteilt.

Was ich aber ganz toll finde, ist das Verhalten deines Mannes! Und da sehe ich Chancen, dass es klappen könnte mit der Tochter.

Er hat der Tochter wohl klar signalisiert, du bist willkommen und WIR sind bereit, dich aufzunehmen, aber zu UNSEREN Bedingungen. Und das heisst seine und DEINE!
Das heisst ja nicht, dass das Mädchen nun immer zu tun hat was ihr wollt... aber der Grundtenor ist klar definiert.

Es wird noch viele Auseinandersetzungen geben, mach dir nichts vor und das Girl wird es naturgemäss immer wieder probieren. Aber sie wird es irgendwann auch zu schätzen wissen, dass ihr ihr Leitplanken gesetzt habt. Und Stabilität gegeben habt.

Vielleicht wäre es bei uns auch anders gekommen, wenn mein Mann von Anfang an so reagiert hätte. Logisch hat er seinen Kindern nie gesagt: die XY hat euch nichts zu sagen... aber dadurch, dass er immer alles hinter meinem Rücken mit den Kindern, besonders der Tochter geregelt hat (was er im Uebrigen immer noch tut und sie ist jetzt 22), gab er ihnen klar den Freipass, dass ich nichts zu sagen hatte. Er stellte sich dann nicht mal neben mich, wenn sie mehr als ausfällig wurde gegenüber mir und mir alles an "Schlötterlis" anhängte.. Im Gegenteil, er zog sich zurück und machte mir dann den Vorwurf, ich hätte sie ja provoziert.

Als wir heirateten, flippte die Tochter völlig aus. Sie fühlte sich quasi als Staatschef und (Thron)Erbin abgesetzt. Schon das zeigt das falsche Denken und Rollenverhalten.
Erst als die Situation völlig eskalierte, und ich ihn defintiv verlassen wollte, riet er ihr auszuziehen.

Seither ist die Beziehung zwischen meinem Mann und mir sehr gut, Stieftochter kommt meistens unangemeldet und oft nachts hierher... ich schweige, denn sie geht ja wieder. Mit mir spricht sie kaum, und wenn dann nur, wenn ich sie anspreche.

Du hast die grosse Chance mit deinem Mann, dass alles sowas nicht passiert! Sag ihm auch, wie froh du bist, dass er gemiensam am gleichen Strick zieht!
Ich wünsche euch ganz viel Glück und gute Nerven!
PetraS77
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von PetraS77 »

Liebe Buchenholz

Für den Buchtipp danke ich dir wirklich sehr! ich hoffe mir gelingt es die Dinge gelassener zu sehen und mit dieser Situation überhaupt umzugehen. Aktuell gehts mir zugebenermassen schon sehr an die Substanz.
Auch bei deinen Erfahrungen mit den Jungs, zeigt es sich, dass die "Nicht-Mütter" halt lediglich die Scherben zusammenkehren können, allenfalls gelingt es uns ein paar Bruchstücke zusammenzufügen, mit welchem Erfolg lässt sich nicht abschätzen. Zum Glück hatten deine Jungs in dir eine "Stiefmutter" gefunden die in der Lage ist, Dinge zu erkennen und mit denen auch angemessen umit der Situation umzugehen weiss. Welche Angst der Junge durchleben musste aber noch viel mehr der Druck des Verheimlichens einer Schwäche wie sie X andere auch haben.

Liebe Bergblume
Vielen Dank für dein "Mitgefühl" :-) Ja, ich bin meinem Mann wirklich dankbar, dass er so zu mir steht. Er steht nicht nur hinter mir, sondern auch vor mir. :-) Sie versucht nämlich schon sehr, zwischen uns ihren Platz zu finden. Mit Papili ist ja alles so toll auch wenn er mal was böses sagt, ist die Welt dennoch gleich wieder in Ordnung. Vermutlich ist es schon so eine Angst den Platz abgeben zu müssen. Dein "Mädchen" versteh ich nicht, sie ist ja grundsätzlich Alt genug sich ein eigenes Bild über die Sachlage zu verschaffen. Irgendwann sollte sie sich doch bemühen die Frau an Papas seite zu aktezptieren oder noch viel mehr kennen zu lernen. Ich kann mir ansatzweise vorstellen, welcher Kraftakt es für dich darstellen muss, ruhig zu bleiben und die Situation zu erdulden.

Aktuelles Fazit nach drei Wochen:

Unser Mäddel scheint einfach eine ganz strenge Hand zu benötigen. Sie muss straff geführt werden und offensichtlich waren wir zu grosszügig. Sie kann mit der von uns gewährten Freiheit nicht umgehen und offensichtlich ist sie damit überfordert. Es liegt nun an uns die "Daumschrauben" nochmals anzuziehen, so sehr es meinem Mann und mir wiederstrebt. Jeden Tag auf s neue braucht sie eine unmissverständliche Ansage bezüglich ihres Umgangtones, ihres Verhalten aber auch bezüglich ihrer Zuverlässigkeit. Sie lügt uns nicht an, verschweigt uns aber immer wieder Dinge, so dass wir anderst entschieden hätten, wenn wir in Kentniss der ganzen Sachlage gewesen wäre. Offensichtlich müssen wir sie wie ein Kleinkind ganztags betreuuen. So leid es mir tut! Nach jeder Zurechtweisung funktioniert es besser.
So habe ich es mir jedoch nicht ganz vorgestellt. Ich ging davon aus, dass sie erwachsener ist und weniger kontrolle benötigt. Mein bzw. Unser Fehler in der Einschätzung der Sachlage. Dass es kein Zuckerschlecken wird, wussten wir, dass derartig viel im Argen liegt, wussten wir jedoch nicht.

Ganz liebe Grüsse
Petra
seerobbe
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von seerobbe »

Hallo Petra,

ich kann vieles gut nachvollziehen. Vor fast 6 Jahren zog die damals 12-jährige Tochter meines Mannes nach 2 Jahren Tauziehen zu uns (meine beiden Kidner aus 1. Ehe damals 10 und 9 und unsere gemeinsame Tochter damals 3). Das erste halbe Jahr war ein Traum und ich, die ich mich vorher fast verrückt machte war schon fast eingeschläfert.....danach ging es dann so langsam los, es gab harte Zeiten, abends wollte ich oft nur noch weinen so fertig war ich. und oft mußte ich mir anhören, das arme Kind muss man doch verstehen bei der Mutter (als ob meine beiden keinen Streß mit ihrem Vater haben - aber das ist eine andere Baustelle) - mein Schwiema macht alles für das Kind, nur damit es nciht so endet wie die ungeliebte und nervende Ex-schwiegertochter. Mein Mann ist nicht so resolut wie deiner und knickt gegenüber seinen Eltern öfters ein :( . Die Buhfrau bin dann ich, weil ich verusche alle möglichst gleich zu behandeln in guten wie in schlechten Momenten. Sei froh, dass dien Mann dich unterstützt - würde ich mir auch oft wünschen, dass ich da mehr Unterstützung habe. Inzwischen haben wir eine Art Wafffenstillstand, ihre Art bringt mich zu Weißglut, aber ändern kann ich es nicht, ich versuche nur ich selber zu bleiben. Es ist hart aber es geht alles.

Fühl dich gedrückt und ich shcicke dir eine Riesenportion Gelassenheit und Ruhe und Verständnis rüber

Seerobbe

P.S ich empfehle dir die Bücher von Jesper Juul "Pubertät" und "Bonuseltern"
Buchenholz
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von Buchenholz »

Babell
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von Babell »

Buchenholz hat geschrieben:Das scheint auch witzig zu klingen
http://www.youtube.com/watch?autoplay=1 ... pp=desktop
Mut machend! :lol:
carlotta37
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von carlotta37 »

Liebe Petra,

ich kann mir vorstellen, dass es noch schwierig ist, zu unterscheiden was normale Pubertät ist und was an der speziellen Situation/Vorgeschichte liegt....Aber ich finde auch, Ihr habt gute Voraussetzungen dadurch, dass Ihr als Paar so zusammensteht.
Der einzige Rat von mir wäre, nichts zu dramatisieren. Wenn ich mir anschaue, wie sich meine Tochter gelegentlich so benimmt..... :roll:
Da müsst Ihr nicht alles auf Euch beziehen und Du nicht alles auf Dich persönlich. Die Pubertät ist erst witzig, wenn sie vorbei ist und man mit Abstand drüber lachen kann.....

Wünsche Euch viel Glück und Durchhaltevermögen.
PatchStift
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Re: Nun wohnt Tochter bei uns...

Beitrag von PatchStift »

Na Bravo! Überrascht mich aber absolut nicht, Petra! Ich find's aber gut, zeigt sie jetzt schon ihr wahres Gesicht, noch ist ja nicht alles sakrosant.



Das "Mädchen" dachte wohl sie sitzt bei Papi am längeren Hebel.
War mir klar, dass dieses Machtspielchen kommt und es hat absolut nichts mit deiner Person zu tun, aber mit deiner Position an seiner Seite.

Aber sie wird schon merken, oder hat es ev. ja schon, dass er nicht zulässt, dass sie einen Keil zwischen euch treibt und deine Poistion für Sie,
sowieso nicht zur Disskusion steht. Das war 100% die richtige Ansage zur richtigen Zeit!

Man sagt es dauert ca. 2 Jahre, bis so ein Patchwork eingespielt ist und das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Bei euch kommt erschwerend dazu, dass das Mädchen A mitten in der Pupertät steckt und B halt schon sehr geprägt von der Mutter ist. Ev. spiegelt sie ja ungewusst deren Verhalten?

Halt durch, sie wird schon lernen, Dich und deine Art mit ihr umzuhgehen, noch sehr zu schätzen! Sie kennt's so einfach nicht und es einfach so anzunehmen, von einer Fremden, da fehlt vielleicht auch noch das nötige Vertrauen?


Nachtrag:

Sich selbst ein Bild der Situation machen….

Das kann man mit 15 Jahren sicher schon! Nur die Realität auch zu akzeptieren, ist nicht immer ganz so leicht.

Als mein Vater verstarb war ich 29 Jahre alt. Ich wünschte mir für meine Mutter immer, dass sie bald wieder einen Partner findet. Das sie allein bleiben müsste, stand für mich nie zur Diskussion. Ihr Mann ist gestorben, ihr Leben geht aber weiter, dass ist Realität.

Eines schönen Tages wollte ich sie spontan besuchen, da kam ein wild fremder Mann mit meines Vaters Werkzeug aus dem Keller, der sich offenbar am Haus zu schaffen machte und stellte sich mir unverblümt als mein zukünftiger Stiefvater vor, bevor er im Sessel meines Vaters, ganz selbstverständlich Platz nahm.

Eigentlich, genau das was ich mir für meine Mutter ja gewünscht habe!

Doch ich rastete komplett aus! Gab ihm klar zu verstehen, dass einer wie er, meinem Vater nie das Wasser reichen kann und ihn ersetzten schon grad gar nicht! Und überhaupt wie er dazu komme in seinem Stuhl zu sitzen.
Dann verliess ich das Haus fluchtartig, ich konnte es nicht ertragen zu sehen wie er sich da bewegt, als wäre er schon zuhause. Als wäre der Platz meines Vaters einfach so neu besetzt worden.

Ich war mir dabei sehr wohl bewusst, wie irrational und eigentlich unfair ich reagierte.
Nur ändern, konnte ich es trotzdem nicht! Ich war komplett überfordert und das mit 29ig….

Vielleicht tut es dem Mädchen einfach auch irgendwo weh zu sehen, dass ihr Vater mit einer anderen Frau, die gute Beziehung führt, die er (für sie)eigentlich mit ihrer Mutter hätte führen müssen. Dann wären ihre Eltern noch zusammen, dann wäre ihr Leben auch anders verlaufen.
Das muss nicht heissen, dass sie nicht sieht, wieso und weshalb es mit der Mutter nicht klappte, oder um Schuldzuweisung, aber weh tut’s halt vermutlich trotzdem.
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