Grimmige Aussichten - ein langer Text...

Fragen, Probleme und Sorgen...
Benutzeravatar
Nin
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1009
Registriert: 12.11.2006 23:03

Grimmige Aussichten - ein langer Text...

Beitrag von Nin »

Grimmige Aussichten

Was es bedeutet, eine Stiefmutter zu sein

Als ich an meinem ersten Schultag gefragt wurde, was ich später werden will, war meine Antwort: „Mutter.“ So niedlich sich das anhören mochte, so sehr sehe ich heute, als Erwachsene, in dieser Antwort eine sehr einfache Wahrheit: kein Mädchen träumt davon, Stiefmutter zu werden. Stiefmutter ist eine undankbare Aufgabe, eine Rolle, die ein traumatisches Erlebnis voraussetzt, einen Todesfall oder eine Scheidung, ein Scheitern.

Das Bild der Stiefmütter ist nicht nur von den grimmschen Märchen geprägt, aber sie spielen eine wichtige Rolle für die Eigenschaften, die man vom Kleinkindalter an der Stiefmutter zuordnet. Die Stiefmutter ist potentiell tödlich: sie befiehlt dem Jäger, Schneewittchen zu töten. Sie ist eifersüchtig auf die Schönheit der jüngeren Stieftochter, die wie eine Rivalin erscheint. Sie ist ungerecht und zieht ihre eigenen Kinder (Töchter!) Aschenputtel vor. Sie geizig und hartherzig und enthält dem Stiefkind Essen und Kleidung, die ihm zustehen. Aber sie ist – am Ende zumindest – eine Verliererin. Die Prinzessin bekommt ihren verdienten Prinzen, Hänsel und Gretel kommen zurück nach Haus, die Stiefmutter wird bestraft. Die Welt ist in Ordnung.

Stiefmütter sind keine moderne Erfindung, es hat sie natürlich schon immer gegeben. Während hingegen früher die Stiefmutter meistens an die Stelle der verstorbenen Mutter trat, oft, wenn diese im Kindbett gestorben war. Heute hingegen tritt die Stiefmutter meist im Rahmen einer Scheidung ins Blickfeld, das Stiefkind hat also zukünftig zwei Mutterfiguren in seinem Leben. Und diese stehen in gewisser Weise fast immer in Konkurrenz zueinander.

Die Stiefmutter hat dabei einen chronologischen und biologischen Nachteil, den sie wohl nur in den wenigsten Fällen aufholen kann. Demnach sind fast alle Konstellationen fatal.
Leben die Kinder hauptsächlich beim Vater und der Stiefmutter ist die (abwesende) Mutter die „arme Frau“, die auf ihre Kinder „verzichten“ muss. Die Stiefmutter erscheint wie eine Diebin.
• Leben die Kinder hauptsächlich bei der Mutter und kommen am Wochenende zum Vater, so ist die Stiefmutter die Frau, die sie fast nicht kennt und die sich nicht kümmert. Will sie womöglich an diesen Wochenenden auch noch Zeit mit dem Vater verbringen, ist sie diejenige, die den Kindern den Vater stiehlt.
• Hat sie keine eigenen Kinder, kann sie nicht verstehen, was es bedeutet und hat keinen richtigen Mutterinstinkt.
• Hat sie eigene Kinder aus einer vorherigen Ehe, so hat sie das Risiko eines doppelten Stigmas: sie muss ja geradezu eine schlechte Ehefrau und Mutter sein, sonst wäre die erste Ehe nicht gescheitert. Und sie wird – natürlich – die eigenen Kinder immer bevorzugen.
• Hat sie Kinder mit dem Vater der Stiefkinder, also Halbgeschwister, stiehlt sie das legitime Erbe der Kinder aus der ersten Ehe. Und natürlich wird sie das eigene Kind bevorzugen!
In jeder Konstellation ist also die Stiefmutter „Verliererin“ in diesem unsichtbaren Konflikt mit der leiblichen Mutter.

Es kann eigentlich nur einen Fall geben, in dem die Stiefmutter als positive Figur auftreten kann – wenn die Mutter ihre Kinder entweder massiv vernachlässigt oder sogar aufgibt, während die Stiefmutter sich ihnen hingebungsvoll widmet. Der Film „Seite an Seite“, der oft als Beispiel für eine positive Stiefmutterrolle angeführt wird, ist eigentlich nur eine Variante dieses Szenarios: die Mutter kann ihre Rolle nicht wahrnehmen (im Film aufgrund einer Krankheit), muss ihre Kinder aufgeben. Die Stiefmutter kann nur deswegen diese freiwerdende Stelle einnehmen und sie muss sich, um diese Anerkennung zu verdienen, vollständig den Stiefkindern widmen, ihr eigenes Leben und natürlich ihre Karriere hinten anstellen – und natürlich keine eigenen Kinder haben! Vom Vater werden solche Opfer nicht verlangt. Von der Mutter übrigens auch nicht. Die schiere Tatsache, dass sie bereit ist, der Stiefmutter eine positive Rolle im Leben der Kinder einzuräumen macht sie geradezu zu einer Ikone.

Die Rolle der Stiefmutter bietet kein Potenzial zur Ikone.

Müssen denn die Mutter und die Stiefmutter in jedem Fall im Konflikt zueinander stehen? Und muss in diesem Konflikt notwendigerweise eine der beiden unterliegen?

Ich habe in meiner Biografie beide Rollen, ich bin sowohl Mutter als auch Stiefmutter; und ich bin Mutter von Kindern, die ihrerseits wiederum eine Stiefmutter haben. Meine Kinder leben mehrheitlich bei mir, also bleibt mir eine Befürchtung erspart, nämlich, dass meine Kinder grösstenteils von einer anderen Person erzogen werden. Ich habe wenig Kontakt zu der Stiefmutter meiner Kinder und weiss nicht wirklich, welche Rolle sie in ihrem Leben spielt. Sicherlich versuche ich, meine Kinder zu einer positiven Haltung ihr gegenüber anzuregen. Zunächst einmal verbal: niemals negativ über die Stiefmutter reden, nichts Herabsetzendes über sie sagen und richtig finden, was sie tut. Wenn man sie am Telefon hat, freundlich mit ihr reden... Kann ich dadurch den Konflikt, in dem die Kinder sich befinden könnten, mindern? Ich weiss es nicht. Damit dies möglich ist, müssen alle Beteiligten bereit sein, jedem einen Platz einzuräumen, der dazu noch positiv definiert werden muss. Man muss davon ausgehen, dass alle Personen dem Leben der Kinder etwas bringen können. Ich denke, dass die Stiefmutter meiner Kinder das kann. Ich bin froh, dass sie im Leben meines Ex-Mannes existiert. Bis jetzt scheint es keine grösseren Konflikte zwischen den Kindern und ihr zu geben. Ich hoffe, dass es so bleibt, weil es allen das Leben erleichtert. Und es ist ja schliesslich kompliziert genug.

Vielleicht ist die Haltung aber auch einfach, weil ich mir meiner Mutterrolle sicher bin und weil diese positiv besetzt ist. Mit der Stiefmutterrolle sieht es natürlich anders aus.

Erstens ist die Rolle, wie bereits gesagt, nicht positiv besetzt. Zweitens bin ich mir in dieser Aufgabe nicht sicher. Er schwierig zu formulieren, was von einer Stiefmutter erwartet wird. Wenn sie nicht tut, ist sie herzlos, wenn sie sich sehr für die Stiefkinder einsetzt, nimmt sie der Mutter den Platz weg und ist invasiv. Es ist ein schwieriges Gleichgewicht, in dem die Stiefmutter überhaupt nur eine Chance hat, wenn die Mutter der Stiefkinder sie ihr einräumt. Erstaunlicherweise ist nämlich der Diskurs über die Stiefmutter fast wichtiger – oder mindestens ebenso wichtig – wie die Wirklichkeit ihrer Handlungen. Denn alles, was die Stiefmutter tut, kann negativ interpretiert werden.
Macht sie den Stiefkindern Geschenke, will sie sie kaufen und die Mutter aus dem Leben der Kinder verdrängen. Macht sie keine, ist sie geizig, vor allem, wenn die Mutter noch dazu darüber klagt, dass sie nicht genug Geld für die Kinder bekommt. Fragt sie die Stiefkinder viel, ist sie neugierig und horcht aus; fragt sie wenig, sind die Kinder ihr gleichgültig. Kümmert sie sich viel um Essen, Wäsche, Haushalt, entwertet sie die Mutter – tut sie es nicht, vernachlässigt sie die „armen Kinder“ – oft gekoppelt mit dem Vorwurf ihre eigenen Kinder zu bevorzugen, so sie welche hat. Insofern bietet das, was die Stiefmutter für die Stiefkinder tut, keine Sicherheit dafür, dass es auch in irgendeiner Form anerkannt oder auch nur wahrgenommen wird. Es gibt keine Möglichkeit, sich die Zustimmung der Stiefkinder zu „erarbeiten“, wenn diese nicht von Anfang an gegeben ist. Und dabei spielen meiner Erfahrung nach drei Faktoren eine entscheidende Rolle.
• Die Haltung der Mutter: wenn diese die Stiefmutter diskreditiert, so, als stehle sie den Kindern den Vater, hat diese praktisch keine Chance.
• Die Unterstützung des Partners. Wenn er seine Kinder der neuen Partnerin vorzieht, ihr keine Zeit mit seinen Kindern lässt, um eine Beziehung und gemeinsame Erlebnisse aufzubauen, wenn er sie kritisiert – dann ist der Handlungsspielraum gering.
• Die Bereitschaft der Kinder, ihrem Vater ein eigenständiges Leben und Glück in einer Beziehung einzugestehen. Wenn die Kinder eigentlich nur meinen, dass die Stiefmutter die Idylle des Vaters und der Kinder stört – dann hat sie schlechte Karten.

Sowohl die Ex-partnerin als auch die Stiefkinder fühlen sich dazu berechtigt, die Stiefmutter zu verurteilen (von der Gesellschaft wollen wir hier einmal gar nicht reden) – wobei es nicht darum geht, was sie wirklich tut, sondern wie dieses interpretiert wird. Das die Rolle der Stiefmutter von vorneherein negativ definiert wird, kann man kein Wohlwollen erwarten. Von einer Stiefmutter nimmt man immer das Übelste an. Sie kann diese Rolle ja gar nicht gewollt haben, muss sie also mit Widerwillen ausfüllen.

Und das Urteil der Stiefkinder kann sehr hart ausfallen: das Stiefkind schuldet der Stiefmutter ja weder Respekt noch Liebe. Nirgends heisst es: du sollst deine Stiefmutter ehren. Man kann also an ihr stellvertretend alle Erwachsenen ablehnen und hassen. Das Risiko, deswegen die Liebe des Vaters zu verlieren, geht gegen Null.

Was bleibt vom Mythos der grimmschen Stiefmutter? Sicher gibt es Stiefmütter, die ihren Stiefkinder schädlich sind und solche, denen sie gleichgültig sind. Sicherlich gibt es solche, die sich negativ über die leibliche Mutter äussern – ein Fehler, den man niemals machen darf! Die Mutter ist heilig. Selbst, wenn die Kinder jahrelang im Konflikt mit ihr liegen, wenn die Stiefmutter sie kritisiert, werden sie sie garantiert verteidigen. Sicherlich gibt es unter den Stiefmüttern solche, die vom Vermögen dies Vaters profitieren. Aber das lohnt sich nur in den seltensten Fällen und kann bei Ex-Frau und Kindern einen hohen Preis an Ablehnung auslösen. Wie oft aber gibt es Stiefmütter, die alles tun, was sie können, jahrelang Wäsche waschen und Männer unterstützen, die hohe Alimente zahlen, auf ein eigenes Zimmer warten? Wie oft muss man sich als Stiefmutter zurückhalten, den Stiefkindern nichts zu sagen, wenn sie ihre Sachen rumfliegen lassen, im Haus rauchen oder nicht grüssen: Verhaltensweisen, die man bei seinen eigenen Kindern nie dulden würde.

Auf deutsch benutzt man den Ausdruck: stiefmütterlich behandeln. Es bedeutet, jemand schlecht behandeln, so als wäre man seine –natürlich böse – Stiefmutter. Für mich hat der Ausdruck nach jahrelangem Kampf und jahrelangem Hoffen als Stiefmutter anerkannt zu werden, inzwischen eine andere Bedeutung. Ich habe meinen Kampf in den letzten Monaten eigentlich aufgegeben. Und für mich bedeutet steifmütterlich behandelt zu werden, wie eine Stiefmutter behandelt zu werden: eine Person, von der man immer nur die übelsten Absichten annimmt, eine Person, die man ablehnt, ohne ihre Absichten irgendwie zu hinterfragen.

Als Stiefmutter hat man grimmige Aussichten: man kann sich darauf gefasst machen, gegen eine Wand von Ablehnung anzukämpfen, wobei oft, egal, was man tut, es die Ablehnung nährt.

Am Ende des Märchens erhält die Stiefmutter ihre gerecht Strafe – obwohl ihr Verhalten im Endeffekt Schneewittchen nicht davon abhält, ihren Prinzen zu heiraten (im Gegenteil, sie mach es erst möglich!). Natürlich möchten die Mädchen dann lieber Prinzessin sein – oder Mutter, was der Schritt danach ist. Und keines träumt davon, Stiefmutter zu werden.

Ich kann sie verstehen.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Benutzeravatar
Nin
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1009
Registriert: 12.11.2006 23:03

Beitrag von Nin »

Falls diesen Text jemand liest, würde ich mcih freuen, es zu wissen.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Benutzeravatar
BabyOne
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 698
Registriert: 10.01.2009 20:56
Wohnort: Bayern

Beitrag von BabyOne »

Ich hab es gelesen, und ich finde mich selber sehr gut darin wieder. Wäre ich jetzt nicht schon aus eigenem Erleben mit der Situation vertraut, würde ich mich nach dem Lesen fragen "wo bleibt die Lösung, der Vorschlag wie man es richtig macht". So weiß ich, wenn einem beispielsweise die leibliche Mutter den Platz nicht zugestehen will, dann hat man tatsächlich keine Chance.

Ich würde vielleicht trotzdem einen Lösungsvorschlag nennen, wenn das mein Text wäre, nämlich: bei der Wahl des Partners ganz früh ganz genau hinsehen - wie ist sein Verhältnis zu seiner Exfrau? Wie ist alles geregelt? Und wenn es irgendwelche Bedenken gibt - entweder die Beziehung gar nicht erst eingehen, oder aber - falls es dafür schon zu spät ist, wie bei den meisten - lieber eine eigene Wohnung behalten und finanziell und auch sonst in jeder Hinsicht unabhängig bleiben, damit man den Konflikten wenigstens möglichst aus dem Weg gehen kann.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Benutzeravatar
Nin
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1009
Registriert: 12.11.2006 23:03

Beitrag von Nin »

Ich hab noch andere Lösungsideen, aber dazu kommt dann noch mal so ein Mammutessay...
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
engelherz
Stammgast
Stammgast
Beiträge: 171
Registriert: 18.03.2009 12:47
Wohnort: Bern

Beitrag von engelherz »

Liebe Nin

Ich habe deinen TExt ebenfalls gelesen, muss mir diesen aben noch etwas durch den Kopf gehen lassen bevor ich darauf eingehen kann.
Auf die Lösungsideen bin ich gespannt:-)

Liebe Grüsse
engelherz
azza
öfters hier
öfters hier
Beiträge: 65
Registriert: 08.08.2012 09:31

Beitrag von azza »

Liebe NIN, Deinen Text habe ich interessiert gelesen. Vor Jahren, als mir mein älteres Bonuskind (damals ca. 10Jahre alt)in einer Drahtseilbahn, vor allen Leuten sagte(ich forderte ihn freundlich auf einer gehbehinderten Frau seinen Platz anzubieten) ich hätte ihm nichts zu sagen, ich sei nicht seine Mutter, war dies ein Anlass um mich intensiv mit meiner Rolle als Stiefmutter zu befassen. Als dann das Buch von Karin Frei " Gute böse Stiefmutter - Sieben Porträts und ein Leitfaden" im Radio vorgestellt wurde, habe ich es umgehend gekauft und gelesen. Irgendwie hat es mich befreit, fühlte ich mich nicht mehr so alleine, geteiltes Leid ist halbes Leid und andererseits konnte ich einen Schritt zurück machen um alles ein wenig distanzierter zu betrachten.
Trotzdem bin ich natürlich gespannt, was für "Lösungsvorschläge" du hast.
mira
Stammgast
Stammgast
Beiträge: 162
Registriert: 28.06.2011 13:16

Beitrag von mira »

Liebe Nin

Besten Dank für deinen Beitrag. Ich fühle mich darin verstanden, und das tut gut. Für mich fühlt es sich an, als ob alle meine Gedanken, Gefühle und Erfahrungen hier in deinen Worten wiedergegeben werden.

Du hast vieles auf den Punkt gebracht. Auf die Lösungsansätze bin ich auch gespannt. Den Vorschlag von BabyOne finde ich sinnvoll, allerdings können wir das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und stecken oft schon mittendrin, wenn wir eine Lösung brauchen.

Übrigens, mir hat eine märchenkundige Bekannte erzählt, dass die grimmsche Stiefmutter ursprünglich die leibliche Mutter war (in den ersten Ausgaben). Das Bild der bösen Mutter wurde nicht akzeptiert und deshalb eine Stiefmutter daraus gemacht. D.h. in Grimms Märchen geht es eigentlich um die Beziehung zwischen Mutter und Kind resp. um die negativen Aspekte der Mutter. Die Stiefmutter ist somit quasi der Archetyp der bösen Mutter...
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Beitrag von Babell »

Ein wunderbarer Text. Spricht mir aus dem Herzen!
Silke
Beiträge: 10
Registriert: 09.04.2011 14:01
Wohnort: Hilden (D)

Beitrag von Silke »

Hallo Nin,
da du ja gerne eine Rückmeldung haben möchtest... Ich finde mich in dem Text nicht wieder, da ich keine Stiefmutter bin - umso mehr hat er mich aber erschreckt und auch traurig gemacht. Ich hoffe sehr, dass die "Stiefmutter" meiner Kinder (die wir noch nie so genannt haben) nie einen Grund haben wird, sich so zu fühlen.

Als ich die Mädchen letzten Sonntag von ihrem Papa abholte, dachte ich noch, wie schön es ist, dass sie auch noch ein zweites "Vorbild" haben außer mir, also eine Frau, die das Leben anders anpackt (wenn sie natürlich auch nicht in jedem Punkt anders ist als ich, relativ introvertiert ist sie zum Beispiel ebenfalls). Gerade wenn man manche Sachen anders macht als viele (wir leben in einer offenen Beziehung, nur als Beispiel), dann ist es beruhigend, dass die Kinder auch noch woanders hinschauen können und den Lebensstil nicht als den einzig glücklich machenden erleben müssen... Auch bei so banalen Sachen wie Hobbies - bei uns dreht sich alles nur um Rätsel, und für andere Länder und Sprachen interessiere ich mich beschämend wenig - wie schön, dass die Kinder in den Urlauben erleben, dass es bereichernd sein kann, in eine andere Kultur einzutauchen.

Insofern liegt im Stiefmuttersein sicherlich auch eine Chance, und ich meine doch, dass "unsere" manchmal auch glücklich aussah, wenn sie die "Kleine" auf dem Schoß hatte (die inzwischen natürlich auch immer größer wird und weniger kuschelig, sie ist jetzt 5). Natürlich widerspricht das deinem Beitrag nicht wirklich, vielleicht haben wir einfach mit der Passung großes Glück gehabt.
Liebe Grüße, Silke
PatchStift
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 585
Registriert: 13.07.2011 10:37

Beitrag von PatchStift »

Silke hat geschrieben:Hallo Nin,
da du ja gerne eine Rückmeldung haben möchtest... Ich finde mich in dem Text nicht wieder, da ich keine Stiefmutter bin - umso mehr hat er mich aber erschreckt und auch traurig gemacht. Ich hoffe sehr, dass die "Stiefmutter" meiner Kinder (die wir noch nie so genannt haben) nie einen Grund haben wird, sich so zu fühlen.

Als ich die Mädchen letzten Sonntag von ihrem Papa abholte, dachte ich noch, wie schön es ist, dass sie auch noch ein zweites "Vorbild" haben außer mir, also eine Frau, die das Leben anders anpackt (wenn sie natürlich auch nicht in jedem Punkt anders ist als ich, relativ introvertiert ist sie zum Beispiel ebenfalls). Gerade wenn man manche Sachen anders macht als viele (wir leben in einer offenen Beziehung, nur als Beispiel), dann ist es beruhigend, dass die Kinder auch noch woanders hinschauen können und den Lebensstil nicht als den einzig glücklich machenden erleben müssen... Auch bei so banalen Sachen wie Hobbies - bei uns dreht sich alles nur um Rätsel, und für andere Länder und Sprachen interessiere ich mich beschämend wenig - wie schön, dass die Kinder in den Urlauben erleben, dass es bereichernd sein kann, in eine andere Kultur einzutauchen.

Insofern liegt im Stiefmuttersein sicherlich auch eine Chance, und ich meine doch, dass "unsere" manchmal auch glücklich aussah, wenn sie die "Kleine" auf dem Schoß hatte (die inzwischen natürlich auch immer größer wird und weniger kuschelig, sie ist jetzt 5). Natürlich widerspricht das deinem Beitrag nicht wirklich, vielleicht haben wir einfach mit der Passung großes Glück gehabt.
Liebe Grüße, Silke
Liebe Silke

Leider hat nicht jede Mutter dein Selbstvertrauen und sieht vorallem welche Vorteile die "Bonusmutter" für ihr Kind haben könnte. Und dann hast Du als Stiefmutter leider bereits verloren! Denn die Einstellung der Mutter überträgt sich 1:1 auf's Kind.

Auch ich musste diese Erfahrung machen, dass ich mich ja nicht zu sehr engagieren darf, aber auch nicht zu wenig.... also wie man es macht,....
Ich will ja nicht, dass sich jemand durch mich bedroht fühlt, also lass ich "die Altlasten" meines Partners alleinsein Problem sein.

Und mit dieser Haltung, erfülle ich wohl genau das Klische der
" bösen" oder zumindest desinteressierten Stiefmutter. :?

Denn die Sorgen der Mutter, interessieren mich so halt eben auch nicht mehr, ergo hab ich da auch kein Verständnis oder bin gar Kompromissbereit.....

Das ist ja die logische Konsequenz! Leid tut mir das für meine Stieftochter und meinen Partner, denn er steht schlussendlich immer wieder zwischen Stühlen und Bänken. Aber eine andere Lösung sehe ich leider auch nicht.
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Beitrag von Babell »

Hallo Silke
Silke hat geschrieben:
Insofern liegt im Stiefmuttersein sicherlich auch eine Chance, und ich meine doch, dass "unsere" manchmal auch glücklich aussah, wenn sie die "Kleine" auf dem Schoß hatte (die inzwischen natürlich auch immer größer wird und weniger kuschelig, sie ist jetzt 5). Natürlich widerspricht das deinem Beitrag nicht wirklich, vielleicht haben wir einfach mit der Passung großes Glück gehabt.
Liebe Grüße, Silke
Wenn es bei Euch so ist, dann solltest du nicht drüber nachdenken, sondern es einfach geniessen!
PatchStift
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 585
Registriert: 13.07.2011 10:37

Beitrag von PatchStift »

Babell hat geschrieben:Hallo Silke
Silke hat geschrieben:
Insofern liegt im Stiefmuttersein sicherlich auch eine Chance, und ich meine doch, dass "unsere" manchmal auch glücklich aussah, wenn sie die "Kleine" auf dem Schoß hatte (die inzwischen natürlich auch immer größer wird und weniger kuschelig, sie ist jetzt 5). Natürlich widerspricht das deinem Beitrag nicht wirklich, vielleicht haben wir einfach mit der Passung großes Glück gehabt.
Liebe Grüße, Silke
Wenn es bei Euch so ist, dann solltest du nicht drüber nachdenken, sondern es einfach geniessen!
leichtverwirrtbin...

Sike soll es geniessen? Ihre eigene Akzeptanz, gegenüber der neuen Partnerin ihres Ex?! :D

Genau..., wieso können es eigentlich so viele Mütter offenbar ganz und gar nicht "geniessen", dass sich eine Fremde, die sich nie darum gerissen hat, meist ja trotzdem gerne freiwillig in irgend einer Form um ihre Kinder mit-kümmert?

Haben diese Frauen (und dank manipulation leider auch ihre Kinder)
alle das " Dornröschen, Aschenbrödel und Rapunzel-Sydrom? Dann müsste man diese "Märchen" ja einfach nur verbieten und alles wäre wunderbar!

Aber wenn man (nach der Trennung plötzlich) selbst dem Vater der Kinder nicht zutraut, dass er sich halbwegs vernüftig um seine eigenen Kinder " sorgen" kann, wie soll man es dann seiner Neuen zutrauen können? Ja Verständlich! So einfach kann die Lösung also doch nicht sein.

Ev. müssten potenzille Stiefmütter einfach nur auch erst eine Prüfung ablegen müssen, damit sie ihre Fähigkeit der Mutter belegen können! :idea:


Wobei Mutter zu sein, heisst ja auch nicht zwingend, auch eine gute Mutter zu sein. Man könnte bei einigen aber fast den Eindruck gewinnen, mit der Milch, sei ihnen, und nur ihnen, auch die entsprechenden Fähigkeiten eingeschossen.

Denn diese zu hinterfragen, ist ja das absolute Tabu, wenn es um's Kindwohl geht!

Oder ist das alles am Ende gar keine Frage von fachlicher Kompetenz, verdrehten Märchen oder Mutter und Stiefmutter, sondern ganz banal, reine Charaktersache?

Vielleicht verhalten sich ja einige dieser Frauen nur so, weil sie genau wissen, das sie es können? Die absolute "Narrenfreiheit" besitzen? Ihre Kinder mit niemandem teilen zu müssen, wenn sie es nicht wollen. Noch nicht mal mit dem Vater!

:idea:
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Beitrag von Babell »

Ich meine damit: dass man nicht Probleme suchen soll, wo keine sind!
Benutzeravatar
Delphia
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2125
Registriert: 17.07.2006 11:43

Beitrag von Delphia »

Liebe Nin

Ganz schöner Text. Ich finde mich in den diversen Rollen auch gleich wieder :-).
mira hat geschrieben: Übrigens, mir hat eine märchenkundige Bekannte erzählt, dass die grimmsche Stiefmutter ursprünglich die leibliche Mutter war (in den ersten Ausgaben). Das Bild der bösen Mutter wurde nicht akzeptiert und deshalb eine Stiefmutter daraus gemacht. D.h. in Grimms Märchen geht es eigentlich um die Beziehung zwischen Mutter und Kind resp. um die negativen Aspekte der Mutter. Die Stiefmutter ist somit quasi der Archetyp der bösen Mutter...
Diese Version der grimmschen Märchen ist mir auch bekannt. Für die Lösungsvorschlägen bin ich noch zu stark in den Rollen verwickelt. Da ich aber nun einige Distanz entwickeln konnte, kann ich mir schon mal Gedanken machen. Melde mich wieder, sobald ich soweit bin.
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Schneeflocke
Beiträge: 5
Registriert: 26.04.2013 23:05

Beitrag von Schneeflocke »

Liebe Nin

Han vielen Dank für den Text, auch ich sehe mich in diesem Text wieder und bin erstaunt - und tut mir sehr leid! - ein wenig glücklich zu wissen, dass ich nicht alleine mit dieser Situation bin! Das gibt mir wieder Kraft!
Ich dachte immer, dass etwas mit mir nicht stimmt, da ich so traurig bin und einfach mit der Situation nicht klar komme, dabei geht es vielen von Euch auch so.

Bei meiner Sitaution wäre ein möglicher Lösungsvorschlag:
Bevor man sein Herz dem Partner ganz hingibt und alles Mögliche tut, um die Liebe zu fassen, sollte man sich die Situation mit der Ex und den Kinder, sowie den eigenen Partner genau ansehen und versuchen sich ein Bild zu machen, ob man damit klarkommt (ist aber sehr schwierig!). Und bei mir besonders: auf die eigene Mutter mehr hören, dass die Rolle der Stiefmutter in dieser Konstelation und Charakter meines Mannes, bestimmt nicht einfach wird und ich viele Träne vergiessen werde... Wenn ich es damals beobachtet hätte und mir auch Gedanken gemacht hätte, vielleicht wer weiss, hätte ich mein Herz wieder verschlossen. Aber Liebe ist eben auch so eine Sache für sich.

Hach ihr Lieben, ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft und Sonnenschein!!!
Antworten