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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Engelherz

Es ist anhand Erzählungen sehr schwierig einzuschätzen, was vom Verhalten dieses Jungen wirklich fragwürdig und was ganz normale Pubertät ist. Dann gibt es halt auch Kinder, die sind in dieser Phase ausgeglichener als andere.

Bei einigen Sachen, die du geschrieben hast, musste ich regelrecht schmunzeln. Wenn man in einer Situation drin steckt, ist es zwar alles andere als lustig, aber es gehört halt wirklich zur Pubertät dazu.
In diesem Alter haben fast alle Kids das Gefühl, andere haben mehr, dürfen mehr, haben mehr Geld, mehr Freiheit. Andere Eltern sind lockerer drauf, gehen öfter in die Ferien ....
Jugendliche sehen nur, was andere haben und dürfen. Sie bekommen nicht mit, welche Kämpfe ihre Kollegen mit ihren Eltern austragen und dass die anderen ihre Eltern genauso spiessig und doof finden.

Es ist auch normal, dass man sich nicht an Regeln halten will; schliesslich ist man im letzten Jahr der offiziellen Schulzeit und nachher steht einem die Welt offen und man ist frei. Und ein paar Jahre später wird man volljährig und was sind schon ein paar Jahre. Eigentlich ist man doch schon jetzt so quasi Erwachsen und kann somit bereits jetzt tun und lassen wie man will. Ob 15 oder 18, das darf man nicht so genau sehen. Die Selbstüberschätzung ist auch ganz typisch für dieses Alter. Daher glauben auch ganz viele Jungs, sie könnten auch früher Auto fahren.


Vielleicht liest du mal ein Pubertätsbuch. Ich habe jenes von Alain Guggenbühl gelesen.

Ich stelle es mir schwierig vor, wenn man so von heute auf morgen mit einem pubertierenden zusammen leben muss. Beim eigenen Kind wächst man so langsam hinein. Ich finde vieles nur noch halb so schlimm, weil ich das Ganze drumherum mitbekomme. Meine Tochter rebellierte vor allem modisch. Sie provozierte mit freizügiger Mode. Sprich: Nuttenlook. Es würde mich nicht wundern, wenn sich Passanten gefragt hätten, welch erziehungsunfähige Mutter dieses Mädchen hat. ;-) Und ich hätte mir gewünscht, jemand anders hätte ihr AUCH mal gesagt, dass sie aussieht wie eine Bordsteinschwalbe. Sie bekam den Spitznamen "Miss Latex". Oh Gott, wäre mir das peinlich.
Aber eben, ich war ja die Mutter und so wie sie kleiden sich heute ALLE Mädchen und ich habe ja KEINE Ahnung. Ja, ja und ich bin der Osterhase.

So wie sich meine Tochter von mir ablösen muss, so musste ich ich mich auch vom aktiven Muttersein verabschieden.
Übrigens erinnert mich meine Tochter je länger je mehr an meine eigene Pubertätszeit und was ich damals als ungerecht empfunden habe.

Meine Einstellung zu Jugendlichen ist heute eine ganz andere als früher. Ich konnte sie vom Alter her nicht richtig einschätzen, zudem wirkten sie alle so ungezogen, frech, aufmüpfig, vorlaut, egoistisch. Mit der Zeit lernt man zu differenzieren.
Ich glaube, wenn ich meine Stiefsöhne erst jetzt kennen lernen würde, dann hätte ich vermutlich echt Angst vor ihnen. Da ich mit ihnen aber die ganze Pubertätsphase miterlebt habe und selber beobachtete, welche Kämpfe sie auch mit sich selber austragen mussten, seither habe ich heute viel mehr bedauern mit diesen jungen Leuten. Es ist nicht einfach, sich in der erwachsenen Welt zu Recht zu finden.

Googel mal ein wenig. Ev. findest du in deiner Region auch einen Vortrag zu diesem Thema. Der Austausch mit anderen pubertätsgeplagten Eltern tut gut.
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Liebe Buchenholz

Mein "Problem" sehe ich eher darin, dass ich jetzt in dieser Pubertären-Phase feststelle, wie komplett anders Junior tickt als ich früher in der Pubertät.
Eltern können dies bestimmt viel besser verstehen, weil das Kind doch eher Verhaltensmuster aufweist, welche der Vater/die Mutter kennen. Zudem ist er ein Junge, das Verhalten seiner Schwestern in der Pubertät, macht mir viel weniger aus, weil ich dieses Verhalten von mir früher einfach nachvollziehen kann und kenne.

Zur Zeit läuft es bei uns besser als auch schon Zuhause.
Zumindest geht Junior aktuell wieder zur Schule & mein Mann und ich können das eine oder andere auch mit etwas Galgenhumor sehen.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Liebe Engelherz
engelherz hat geschrieben: Zudem ist er ein Junge, das Verhalten seiner Schwestern in der Pubertät, macht mir viel weniger aus, weil ich dieses Verhalten von mir früher einfach nachvollziehen kann und kenne.
Genau das machte mir zu Beginn auch zu schaffen. Ich bin eine typische Mädchen-Mutter und hatte fast immer nur Mädchen um mich herum. Als ich dann StiefSÖHNE bekam, musste ich einige Erziehungsvorstellungen über Bord werfen. Mein Partner war mir da sehr behilflich.

Und nochmals, im Buch von Alain Guggenbühl wird das sehr gut beschrieben.
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Hallo Zusammen

Bei uns ist zur Zeit alles etwas ruhiger und läuft soweit in geordeten Bahnen.

Ich konnte etwas in mich hören, habe einige Bücher gelesen und bin für mich zum Schluss gekommen, dass ich mich zum einen Distanzieren muss und zum andern nicht alles was Junior "anstellt" dramatisch ist.
Gut, dass mit der Schule klappt immer noch nicht. Er kennt aber die Konsequenzen welche die Schule ziehen wird und die Konsequenzen vom Sozialarbeiter. Es liegt nun in seiner Verantwortung, wie er weiter damit umgeht.

Seit ich entspannter auf Ihn zugehen kann, hat er sich bei mir auch wieder angenähert und erzählt mir von seinem Tag, seinen Plänen &&&...
Ich habe für mich gemerkt, dass es wichtiger ist mit Ihm im Gespräch zu bleiben, als Ihn Erziehen zu wollen - dazu ist es zu spät...

Um den täglichen Diskussionen über Ausgang, Fernsehen, Taschengeld etc. aus dem Weg zu gehen, habe ich vorgeschlagen, das wir eine Vereinbarung über alle aktuellen Themen zusammen erstellen, welche für unsere Familie bindend ist und welche auch Überschreitungen regelt.
Mein Mann ist davon noch nicht so überzeugt und zögert entsprechend.
Ich bleibe aber dran und möchte die aktuell gute Grundlage ausnutzen um in Zukunft grössere Auseinandersetzungen wie wir diese in der Vergangenheit hatten, zu vermeiden.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe engelherz,

das mit den schriftlichen Vereinbarungen finde ich eine super Idee!! Es sollte dann aber Dein Partner sein,d er die Konsequenzen durchsetzt, er ist der Vater. Auch Dir zuliebe, denn damit nimmt er Dich quasi aus der "Schusslinie" für die Wut des Jungen.
Und man muss sich gut überlegen, was die Konsequenzen sind. Es nützt gar nichts, Dinge festzulegen, die man hinterher nicht durchziehen kann...Ausgang streichen geht natürlich z.B. rein organisatorisch nur, wenn auch jemand zuhause ist, der den Junior dann beaufsichtigt...

Und noch ein Punkt: ja, im Gespräch bleiben!! Ganz viel ERziehung läuft über BEziehung. Eines geht nicht ohne das andere. Und wenn Du überhaupt erziehen kannst, dann durch Dein Vorbild und durch die Beziehung, die Du zu dem Jungen hast. Glaub mir, darüber läuft ganz viel!!! Viel, viel mehr als über Strafen, Diskussionen und sonstige Massnahmen! Pfleg die Beziehung, wenn er das jetzt anfänglich wieder zulässt und vertrau auf den Rest, daraus wird sich manches ergeben!

LG und alles Gute!
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Immer wenn man denkt jetzt hätte man das schlimmste durch, kommt der nächste Hammer.
Heute Mittag ruft mein Mann an und teilte mir mit, dass er von der Arbeit weg musste, weil Ihn die Polizei angerufen hätte. Erneute Hausdurchsuchung.
Dieses Mal steht Junior in Verdacht, eine Prostituierte mit dem Messer bedroht zu haben.
Im Zimmer von Junior wurde auch eine mögliche Tatwaffe - ein Offiziersmesser, welches Junior seinem Vater entwendet hatte- gefunden.
Junior betreittet die Tat, gibt aber zu, mit der Prostituierten Kontakt gehabt zu haben.
Es wird wohl eine Gegenüberstellung geben.
Keine Ahnung was passiert, wenn sich der Verdacht bestätigt....

Meine Welt steht gerade wieder Kopf, nachdem es nun etwas ruhiger geworden ist bei uns....
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Tja, was soll man dazu sagen. Nix.

Halt die Ohren steif, Engelherz, und sei froh dass es nicht DEIN Sohn ist, der da eine Prostituierte mit dem Messer bedroht hat (oder haben soll...)
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engelherz
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Beitrag von engelherz »

News von unserer Seite.

Wie ich im Tread von Val schon angedeutet habe, geht es bei uns nicht wirklich weiter und schon gar nich besser mit Junior.

Am Freitag ist Urteilsverkündung bei Gericht. Das ist die eine Sache, die andere; seit etwa 1 Monat hält sich Junior an keinerlei Regeln mehr bei uns Zuhause, Schwänzt Schule wie er lustig ist und Lügt uns immer und immer wieder an.

Vor 2 Wochen hatte ich wirklich wieder etwas Hoffnung - Die Invalidenversicherung gab uns postiven Bescheid, die Ausbildung von Junior zu Unterstützen, da er aktuell nicht zu einer "normalen" Lehre fähig ist. Da die Lehrstellensuche sich als sehr schwer gestaltet, wurde ein privater Berater von der IV dazu gezogen.
Wenn einer eine passende Lehrstelle finden wird dann er, wurde uns von der IV versprochen.
Bereits nach dem 2 Gespräch zwischen Junior und dem Berater, hat dieser sein Mandat der IV niedergelegt mit der Begründung - Es fehle Junior an allem. Er könne nichts für ihn tun.

Das finde ich eine Hammer-Aussage!!!

Ich meine, diese Menschen rund um Junior, alle wollen Helfen, aber Junior selbst sieht einfach keine Notwendigkeit...

Von uns erwartet man, dass wir einfach funktionieren, dabei sind die Probleme in der Schule und Ausser-Haus nur die Spitze des Eisberges.
Bei jedem Beratungsgespräch wird uns gesagt, "es kommt schon gut. Haben Sie Vertrauen" und mit dem Satz werden wir wieder nach Hause geschickt.
Ich verstehe die Behörden, die sehen das Schicksal, bedauern uns und Abends haben die Feierabend und der Fall ist vorbei oder er wird aufgrund mangelder Erfolgsaussichten gar nicht erst angenommen.
Wir sind nicht Aussenstehende, wir sind Mittendrin & können nicht so agieren wie die Behörden!!

Erschwerend kommt hinzu, dass wir eine Patchworkfamilie sind. Hier merke ich extrem, dass wir ein "einfaches Ziel" sind für Angriffe von innen und aussen. Ich bin beispielsweise auch in der Familie von meinem Mann die Schuldige an der ganzen Lage. Wir würden Junior zu wenig lieben, wären nur mit uns beschäftigt, hätten werder Zeit noch Verständnis für die Bedürfnisse - All das wird uns an den Kopf geschmissen... In einer Ursprungsfamilie muss schon sehr viel mehr vorfallen, als das man ein Elternteil in der Art Beschuldigen würde.
Die Ex hat es ja schon immer gesagt das wir es mit Junior nicht schaffen werden (Vergisst aber zu sagen, dass Sie selbst mit Junior nicht klar kam)und auch die Schulen sind, wenn sie uns nicht kennen erst der Meinung, wir wären das Problem...

Es ist zum Verzweifeln....

Zu meinem 3 Hochzeitstag gestern, musse ich das Fazit ziehen, dass ich/wir als Patchworkfamilie "versagt" haben.
Wir werden nie eine "Familie" sein wie wir uns das Vorgestellt haben.
Für mich ist diese Tatsache nicht ganz so bitter wie für meinen Mann.
Ich kann die Situation nun neu Angehen - Versagen ist bitter - aber wir haben es versucht und verloren - Jetzt heisst es eine neue Art des Umgangs miteinander finden.
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Beitrag von Babell »

Hallo Engelherz

Du schreibst, dass ihr mit der IV zu tun hattet. Hat er denn noch ein anderes "Problem" als "nur" die Verhaltensauffälligkeit?
Dann hättet ihr drum ev. auch noch die Möglichkeit, ihn auf dem Jugendpsychiatrischen Dienst abzuklären.
engelherz hat geschrieben: In einer Ursprungsfamilie muss schon sehr viel mehr vorfallen, als das man ein Elternteil in der Art Beschuldigen würde.
Hm, stimmt leider so nicht ganz. Auch die Ursprungsfamilien werden mit Schuldzuweisungen konfrontiert, wenn die Institutionen nicht mehr weiter kommen.
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Junior hat Lern- und Merkschwierigkeiten.
Abgeklärt wurde er schon beim Jugendpsychiatrischen Dienst.
Wir waren überall in einer Uniklinik - Ich kenne jede Abteilung dort unterdessen:-(

Das meine Schwiegermutter mich in einer unverschämten Art angreifft und mir die Schuld an Juniors Problemen aufdrücken will, hat mich extremst verletzt und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sie dies in der Art einer Mutter an den Kopf geworfen hätte...

Das ist aber dann nochmals eine andere Baustelle und die halte ich Aufgrund zu hoher Belastung erst mal geschlossen.
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Beitrag von val »

Hallo Engelherz

Das muss unheimlich belastend sein, was bei Euch abgeht. Und das schon so lange. Dass geht an die Nieren.

Weil's bei mir gerade als Lösung aktuell ist und ich bei Deinem Thread im Querlesen nirgends etwas dazu gefunden habe: Wie sieht es denn eigentlich mit einer Fremdplatzierung aus? Kann das nicht in Betracht gezogen werden?

Ich möchte noch etwas zum Thema Reaktionen aus dem Umfeld sagen:

Ich glaube, oft sind diese Personen einfach schlichtweg überfordert und reagieren deshalb völlig hilflos und gedankenlos. Ich glaube, sie haben Angst davor, sich mit dem Problem wirklich auseinanderzusetzen und es zuzulassen, dass in ihrer Familie, die doch bitte heil sein soll, ein Übel sitzt. Das löst Angst aus. Wegschauen, verdrängen und runterspielen, und wenn das nicht mehr funktioniert, einen Schuldigen suchen. So hält man sich das Problem vom Leib.

Bezüglich Fachstellen und Feierabend kann ich sehr gut mit Dir fühlen. Mir gab mal ein Sozialarbeiter seine private Handy-Nummer, auf die ich ausdrücklich jederzeit, auch nach Feierabend und am Wochenende anrufen könne. Ich wurde damals von meinem Ex-Mann bedroht und es war wirklich kritisch. Tja, und dann war Weihnachtsabend und mein Ex-Mann lauerte mir auf einem Parkplatz auf. Ich rief in meiner Not diese Nummer an: Natürlich nahm niemand ab. Da stehst Du dann da. Mit nicht nur abgesägten Hosenbeinen. Sondern komplett nackt. So läuft das.

Ich kann Dir nicht viel raten, liebe Engelherz. Es ist eine Hölle, durch die Du gehst. Hast Du für Dich einen persönlichen Notfallplan? Eine Adresse, zu der Du gehen könntest, Tag und Nacht, wenn wirklich alles bricht? Ich für mich ginge dann in die Notaufnahme der nächsten psychiatrischen Klinik. Ist vielleicht blöd, aber mir hilft dieser Gedanke in Momenten, in denen es kritisch wird. Dort ist immer jemand. Und ich könnte dann immerhin noch jemandem ganz offiziell erklären, dass ich nun einfach nicht mehr kann.

Geh nicht unter. Ich wünsche Dir Kraft.
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Beitrag von Babell »

engelherz hat geschrieben: Das meine Schwiegermutter mich in einer unverschämten Art angreifft und mir die Schuld an Juniors Problemen aufdrücken will, hat mich extremst verletzt und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sie dies in der Art einer Mutter an den Kopf geworfen hätte...
Ja, wenn es um die Schwiegermutter geht, dann wird wohl schon ein Unterschied zwischen "klassischer" Schwiegertochter und "Patchwork"-schwiegertochter gemacht. Ich hab gedacht, du meintest die Institutionen, mit denen ihr zu tun habt.
Junior hat Lern- und Merkschwierigkeiten.
Abgeklärt wurde er schon beim Jugendpsychiatrischen Dienst.
Wir waren überall in einer Uniklinik - Ich kenne jede Abteilung dort unterdessen:-(
Sehr schwierig, wenn schon alles getan ist und es immer noch keine Lösung gibt. Ich drück Euch die Daumen, dass sich irgend ein Lichtlein am Horizont zeigt, das ihr bisher noch ausser Acht gelassen habt.

Dass du die Schwiegermutter-Baustelle erst mal geschlossen hälst, machst du gut! Die muss jetzt wirklich nicht noch "einen drauf hauen". Ihr habt ja schon genug um die Ohren!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

engelherz hat geschrieben:Ich verstehe die Behörden, die sehen das Schicksal, bedauern uns und Abends haben die Feierabend und der Fall ist vorbei oder er wird aufgrund mangelder Erfolgsaussichten gar nicht erst angenommen.
Wir sind nicht Aussenstehende, wir sind Mittendrin & können nicht so agieren wie die Behörden!
Diese Aussage habe ich hier früher auch immer wieder gemacht. Für die Behörden, womöglich noch für Entscheidungsträger sind wir einfach ein Fall. Einer wie viele, für dich man sich ein paar Momente Zeit nimmt. Man macht auf verständnisvoll, aber nicht mehr, man will sich auch schützen und diese Geschichten nicht zu nah an sich ranlassen.
Und wir? Wir können um 17 Uhr nicht unseren Platz verlassen und nach Hause gehen. Wir leben 24 h in dieser Situation.

Zum Teil kann ich das verstehen, ich stehe ja manchmal auch als Berater auf der anderen Seite.


Und was das Umfeld anbelangt: Viele leben halt immer noch im Glauben, es würde Lösungen geben, wenn man nur am richtigen Ort sucht. Und wenn man will, dann klappt das schon. Viele glauben auch immer noch an das Wort Gerechtigkeit und unseren Rechtsstaat und vergessen, dass Gerechtigkeit absolute Glücksache ist.
Das ist auch Selbstschutz. Wir wollen an das Gute glauben.



Ich glaube, wir sind mit Stiefsohn über dem Berg. Er ist einsichtig geworden. 5 vor 12. Das Wort Gefängnis war dann sowas wie ein Ultimatum. Das war dann so quasi der Hammer auf den Kopf. Er wurde sich bewusst, dass er alle Chancen verspielt hatte. Und seit der Volljährigkeit ist er selber für sein Handeln verantwortlich. Jetzt gibt er sich jede erdenkliche Mühe, sein Leben in den Griff zu bekommen.


Aber vorher gab es Zeiten da hatte ich plötzlich Angst. Ich wusste nicht, zu was der Junge aus Rachegefühl alles fähig war. Ich habe doch noch einige Jahre vor mir und die Zukunftsaussichten waren alles anders, als das was ich mir mal träumte.
Bei uns war es doof, dass der Junge nicht bei uns lebte, denn der Vater hätte sich dem Jungen gestellt und wenn er seinen Job vernachlässigen müsste.

Engelherz, Ich würde auch mal Fremdplatzierung als Time Out in Erwägung ziehen. Das gibt auch euch wieder einmal Luft und Erholung.
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Guten Morgen

Die Fremdplatzierung stand bei uns auch bereits mehrmals im Raum. Erst machte uns der Sozialarbeiter wenig hoffnung, einen Platz für einen 17 Jährigen zu finden innert nützlicher Frist, dann das Finanzielle... Aber das alles hätten wir hingekriegt.
Leider sieht der Vater diese letzte Möglichkeit für sich noch nicht und solange mein Mann nicht zu 100% hinter diesem Schritt steht ud dem Zustimmt, bin ich Machtlos.

Ich kann ja auch nicht jeden Tag hinter meinem Mann stehen und sagen tu was tu was tu was... Für Ihn ist es schwer genug und er sieht auch mein Leiden - Aber den entscheidenden letzten Schritt ist er noch nicht bereit zu tun.

& vielleicht ist es eben genau das, was mich verzweifeln lässt.. Vielleicht sind es gar nicht mal die Behörden die uns nur als "Fall" sehen, vielleicht ist es meine Aussichtslosigkeit, dass der Vater nicht bereit ist die Fremdplatzierung einzuleiten....


Es sieht so hoffnungslos aus... & nur warten bis Junior 18 ist oder Ihn zur Grossmutter geben, ist für mich auch keine Lösung, denn da ist Junior nicht geholfen mit...
Bergblume
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Beitrag von Bergblume »

und warum nicht engelherz?? Auf die Strasse stellen könnt ihr ihn als Minderjährigen natürlich nicht, aber warum schickt dein Mann ihn nicht einfach zu dieser obertollen Oma, die ja eh alles viel besser kann und sich dem Junior viiiiel besser widmen könnte??
Was hält deinen Mann davon ab? Ja ich weiss. Dein Mann hat wohl einerseits Angst, als "Versager" dazustehen. Als einen Vater, der es nicht schafft, sein Kind zu einem sozialverträglichen Mitmenschen zu machen. Hat dein Mann Angst, dass die liebe Oma, die Verwandschaft, die Ex mit ausgestrecktem Buhfinger auf ihn zeigen?

Und auch wenn minderjährig? Warum soll der Junge nicht endlich mal die Konsequenzen seines Tuns bzw. Nicht tuns spüren? Wenn ihn der Vater aus jeder Bredouille raushaut, wird das nie was. Junior kann sich bequem zurücklehnen und warten, dass Papa dann schon in die Bresche springt.

Du leidest sehr, ich spüre das aus deinen Beiträgen. Es wird die Zeit kommen, wo du zusammenbrichst und dein Mann auch.
Die Unterstützung, die du deinem Mann bietest in allen Ehren, aber er macht es sich damit eben auch recht einfach. Engelherz rennt dann schon wenns brennt..
Ich glaube, du bist jetzt an einem Punkt angelangt, wo du trotz Liebe zu deinem Mann eine Notbremse ziehen musst. Es ist SEIN Sohn, die Entscheidungen trifft DEIN MANN allein.
Wenn ich mich recht erinnere, hast du keine eigenen Kinder. Das macht es etwas einfacher. Pack deine Koffer und schau, dass du irgendwo unterkommst und wenn es halt eine eigene Wohnung ist. Kann ja temporär sein.
Sag deinem Mann, dass du ihn liebst, aber aufgrund dieser schwierigen familiären Situation am Ende deiner Kräfte bist und es an deine Gesundheit geht. Und du dich schützen musst und dich deshalb zurückziehst. Was nicht heisst, dass die Beziehung im Eimer ist. Aber dein Mann muss sich jetzt selber um diesen Sohn bemühen, und wenn es schlussendlich das Loslassen und die kriminelle Laufbahn ist. Denn irgendwann ist Schluss mit Schulsozialarbeitern und dem ganzen blabla. Dann kommt nämlich die Polizei zum Einsatz und der junge Mann wandert dann mal für eine Weile in den Jugendknast oder so ähnlich.

schau gut für dich!
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