Wenn ein Mädchen weint....!

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Apollonia
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Wenn ein Mädchen weint....!

Beitrag von Apollonia »

Hallo !

Eigentlich habe ich kein Anliegen im Moment. Aber ich möchte etwas los werden weil es mich beschäftigt und etwas schwer aufliegt.

Gestern Abend war ich alleine mit meinem Stiefmädchen zu Hause. Mein Freund und mein Stiefsohn waren beide ausser Haus.

Jedenfalls hatten wir eben fertig gegessen als die Freundin (15) meine Stieftochter anrief und fragte ob sie rasch nach draussen kommen könne. Ein paar Minuten später kamen beide zu mir ins Haus. Die Freundin weinte sehr und ich fragte erschrocken was den sei.

Ganz verzweifelt und traurig sagte sie, dass ihre Eltern ihr und ihrem Bruder (13) eben bekannt geben hätten das sie sich scheiden lassen und das der Vater auszieht aus dem Haus. Ich war selber ganz aufgelöst - weil ich sah wie das Kind leidet. Sie sagte sie wäre gleich aus dem Haus gerannt weil sie so durcheinander war.

Wir haben uns hingesetzt und ein wenig geredet aber was konnte ich schon tröstendes sagen, denn es gibt für das Mädchen und den Bruder nur eines, dass die Eltern zusammenbleiben. Sie sagte die Eltern hätten nie gestritten aber die Ehe hätte schon länger nicht mehr gestimmt. Trotzdem konnte ich sie ein klein wenig beruhigen für den Moment.

Meine Stieftochter sass auch verstört da und wurde natürlich an die Scheidung ihrer eigenen Eltern und die ganzen schwierigen Umstände erinnert.

Und auch ich erinnerte mich als die Eltern meiner Schwester damals 9 und mir 13 sagten sie lassen sich scheiden.

Am meisten ging mir die Verzweiflung und das Weinen des Mädchens unter die Haut und einen Moment fragte ich mich schon ob Eltern an sich wissen was sie manchmal tun...........

Einige Zeit später als meine Stieftochter sich bereit machte fürs Bett fragte sie mich ob ich ihr aus einem Buch vorlesen würde (Lauraus Stern......!!!) und so setze ich mich ans Bett und las ihr vor und nach einer geraumen Zeit merkte ich doch tatsächlich das sie friedlich eingeschlafen war.
Kinder brauchen wohl Sicherheit - die Geschichte und das Vorlesen haben geholfen für den Moment.

Ich wollte wie ich bei meiner "Vorstellung" schon geschrieben habe nie eigene Kinder. Für "original" Mütter sind natürlich meine Aussagen sonnenklar. Aber ich lerne noch.

Apollonia
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Anita

Beitrag von Anita »

schön hat das mädchen bei euch halt gefunden.

als meine eltern uns mitteilten, dass sie sich trennen, hat mich das nicht so sehr berührt. für mein verständis haben sich sich schon viele jahre davor getrennt gehabt. das war mir irgendwie immer klar.

ich finde es aber auch verständlich und gut, dass ein paar das miteinander nicht mehr kann, ehrlich damit umgeht und dazu steht, es auch so lebt und die trennung vollzieht.
Apollonia
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Beitrag von Apollonia »

Ja Anita Du hast recht......Trennung/Scheidung ist manchmal klar besser.

Meine Eltern hatten oft Streit und es war eine schwierige Zeit für uns. Und auch ich dachte in Ordnung lasst Euch scheiden, dann hört die Streiterei endlich auf. Und siehe da, nach der Scheidung haben sie sich besser verstanden als je zuvor. Sie gingen freundschaftlich miteinander um.

Aber das Mädchen gestern war so traurig und da gehen die Emotionen einfach durch mit mir. Auch bezogen auf meine Stieftochter die es sehr berührt hat :cry:
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Apollonia

Hey schön, dass du die Freundin deiner Stieftochter trösten konntest. Vermutlich hat das andere Mädchen gespürt, dass sie ihre Trauer bei euch deponieren darf.

Als wir uns trennten, war unsere Tochter 6 Jahre alt. Damals war sie ziemlich erschüttert, heute erinnert sie sich nicht mehr daran. Vielleicht, weil sie nachher nicht darunter leiden musste. Vater und Mutter waren immer noch da. Sie sah ihre Eltern halt nicht mehr miteinander, sondern nacheinander.

In unserem Umfeld war eine Familie mit gleichaltrigem Kind. Zu denen hatten wir eine ganz intensive Beziehung. Ich fragte diese Familie an, ob sie sich während unserer Trennungszeit unserer Tochter annehmen würden. Ich war mit meinen Gefühlen zu beschäftigt. Und so hörte meine Freundin etwas genauer hin, wenn Tochter irgendwas über ihre Eltern erzählte.

Vielleicht kannst du sowas auch dem Mädchen anbieten? Und wenn das Mädchen anderswo Hilfe wünscht, dann gibt es einige Angebote.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi Apollonia

Wow! Auch als Nicht-leibliche Mutter hast Du ganz toll reagiert. Es ist aus dem Herzen gekommen und ist einfach schön. :-)
Delphia
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mira
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Beitrag von mira »

Liebe Apollonia

Ich finde auch, dass du in dieser Situation ganz liebevoll reagiert hast. Auch die Beziehung, die du zu deiner Stieftochter aufgebaut hast, finde ich aussergewöhnlich.

Mich dünkt die Idee von Buchenholz sehr gut. Vielleicht könntest du der Freundin anbieten, dass sie jederzeit zu euch kommen kann (auch wenn das für dich klar ist), evtl. auch bei deiner Stieftochter übernachten darf. So wäre sie etwas abgelenkt und hätte zudem Leute um sich, die die Situation aus eigener Erfahrung kennen und sie verstehen.
Apollonia
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Beitrag von Apollonia »

Vielen Dank für Eure Anregungen. ':)'

Die Freundin meiner Stieftochter wird auf jedenfall immer zu uns kommen können. Mein Freund hat es ihr am Wochenende auch nochmals gesagt. Wir werden nun sehen wie die Familiengeschichte der Freundin weitergeht. Hoffen wir das diese Familie eine guten Weg trotz Scheidung einschlagen kann.

@mira

Beim "Thread" vorstellen habe ich gelesen, dass Du ja in einer ähnlichen Situation bist wie ich und ebenfalls selber kinderlos wärst - wenn da die Siefkinder nicht wären. Und ich kenne die leibliche Mutter nicht persönlich.

In einem Beitrag hast Du einen interessanten Satz geschrieben:
Vielleicht geht es darum, sich wieder bewusst zu werden, dass es eben nicht die eigenen Kinder sind und dass das Engagement für die Kinder angemessen bleiben muss.

Meine Stieftochter hängt sehr an mir, und ich bekomme jeden Tag etliche Umarmungen und liebe Worte. (Wohlverstanden sie nervt manchmal auch mit den üblichen pubertären Anwandlungen - zum Glück) Und sie will das ich überall dabei bin (Lehrergespräche, Doktor usw.) Ich habe mich da in etwas eingelassen mit viel Gefühl und Engagement das dieser Satz für mich nicht mehr stimmt. Ich werde nie die leibliche Mutter sein - dass weiss ich schon - aber ich hoffe ich kann dem Mädchen zusammen mit Ihrem Vater noch viel auf den Weg ins Leben mit geben.

Mit meinem Stiefsohn (19) komme ich sehr gut zurecht. Einfach anders. Er kann mich ja auch nicht unbedingt so sorglos umarmen und Schmatzen wie seine kleine Schwester. ':lol:'
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mira
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Beitrag von mira »

Hallo Apollonia

Mein Zitat ist ein bisschen aus dem Zusammenhang gerissen. Mit angemessenem Engagement meine ich nicht kein Engagement, sondern so dass das Gleichgewicht zwischen Nehmen und Geben längerfristig für alle stimmt. Bei dir ist das der Fall. Bei mir war das nicht der Fall.

Inzwischen habe ich einen Weg gefunden, um das Gleichgewicht wieder herzustellen, so dass ich mich nicht ständig ausgelaugt und ausgenützt fühle. D.h. nicht, dass ich meinen Stiefkindern nichts mehr gebe, aber das was ich gebe, bleibt im Rahmen meiner Rolle als Stiefmutter in unserer Konstellation angemessen. Was 'angemessen' ist, unterscheidet sich von Patchworkfamilie zu Patchworkfamilie. Bei uns wäre es z.B. völlig unangemessen, wenn ich mit an ein Lehrergespräch käme...

Ich denke, viele hier werden bestätigen, dass deine Beziehung zu deiner Stieftochter eher aussergewöhnlich ist. Offensichtlich sucht sie bei dir etwas, was ihr die Mutter nicht geben kann.
Apollonia
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Beitrag von Apollonia »

Liebe Mira

In keinster weise wollte ich Dir zu nahe treten mit dem kopieren Deines Satzes aus einem anderen Text. ':oops:'

Was Du wegen dem Gleichgewicht bezüglich "geben und nehmen" schreibst stimmt natürlich. Und es ist gut das Du einen Weg gefunden hast das die Balance stimmt.

Nur Dein Satz hat mich daran erinnert wie ich am Anfang gedacht habe als mein Stiefmädchen schon bald meine Nähe suchte. Ich wollte angemessen bleiben das machen was möglich ist aber nicht mehr - den eben da gibt es noch eine leibliche Mutter.

Aber auch hier vermutest Du richtig: Die Mutter ist und hat sich in der Vergangenheit gegenüber ihren Kindern einiges geleistet das nicht an Kinder/Jugendlichen spurlos vorbeigeht. Als die Probleme begannen war das Mädchen erst 11.

Die Geschichte meiner "neuen" Familie betrübt mich manchmal. Aber meine Freund sagt wir sollen in Zukunft schauen - da hat er recht.
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