Ich kann meine Stiefkinder kaum/nicht mehr ertragen

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lapislazuli
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Ich kann meine Stiefkinder kaum/nicht mehr ertragen

Beitrag von lapislazuli »

Ich schäme mich. Ich kämpfe dagegen an. Ich finde das selbst unmöglich. Ich habe ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Mann.

Aber der Punkt ist nun da: Jede Minute, die die Söhne meines Mannes nicht da sind, genieße ich und wünsche mir, die Zeit, bis wieder einer auftaucht möge länger und länger sein.

Ich bin so oft belogen, ausgetrickst, hintergangen, beklaut, verleumdet worden, dass ich die Anwesenheit der Jungs nur noch schwer ertage und mich in ihrer Gegenwart unwohl fühle. Sie lassen sich bedienen, hinterlassen überall Chaos und Dreck, sind rücksichtslos, maßlos, grenzenlos.

Und ich reagiere auf eine Art und Weise, die weder erwachsen ist noch dazu geeignet, das irgendwie wieder zu ändern: entweder ich ziehe mich ins Schlafzimmer zurück oder in eines der Zimmer meiner Kinder, oder ich spiele "Platzhirsch". Lege zum Beispiel im Wohnzimmer eine CD mit Musik ein und nehme mir Bügelarbeit, damit ich nicht ertragen muss, dass die Jungs sich auf´s Sofa knallen, den Fernseher mit hirnlosen Sendungen laufen lassen und dabei Berge von leeren Joghurtbechern, angetrunkenen Wasserflaschen und Krümeln von Broten produzieren. Und wehe, ich gehe dabei auf die Toilette, dann ist das Zimmer doch wie eben beschrieben in Beschlag genommen.

Ich wünschte, der Älteste würde ausziehen, der Jüngste ganz zu seiner Mutter. Im Klartext: Ich wünschte, ich wäre sie los. Und finde das selber ganz ganz schlimm :cry:

Was kann ich tun?
Patchwork unter einem Dach ab 6/2010:
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aisha

Beitrag von aisha »

liebe lapislazuli,

auch ich schäme mich es zuzugeben. Die Situation bei euch könnte unsere sein und ich denke auch nicht erwachsen, sondern gleich wie du.
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Ja, aber das ist doch kein Leben ...
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Lapislazuli

Wenn ich deinen Texte lese, aber die auch von anderen hier, dann schauderts mich. Eine gewisse Ablehnung gegenüber den Stiefkinder, das kann ich nachvollziehen. Ich war auch nicht immer Fan von meinen Stiefsöhnen. Auch sie haben vieles anders gemacht, als ich mir es gewünscht habe.

Aber teils habe ich das Gefühl, dass ihr Ordnung fordert, die jeder Heimeligkeit widerspricht. Es klingt so nach Drill. Wo Kinder leben ist das aber kaum zu schaffen. Das einzige was dagegen hilft ist immer wieder Kinder ermahnen. Darauf hinweisen, dass sie die Papierchen und Schoggispuren beseitigen. Und das muss man manchmal 10, 20 Mal sagen. Auch unsere Mütter haben uns damit genervt.
Abmachungen treffen, wann sie TV-schauen dürfen. In dieser Zeit kannst du ja was für dich machen.

Aber jetzt im Moment ist dir nicht wohl. Und es muss eine Lösung her. Ich war total begeistert von der Super-Nanny, die uns zu Hause besuchte. Sie hat vor allem meine Frustgefühle sortiert nach: hier verhalten sich die Kinder total normal und hier darf ich auf meine Wünsche beharren. Dannach war der Berg viel kleiner.
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Buchenholz hat geschrieben: Abmachungen treffen,
Darauf wird sich oft erst gar nicht eingelassen. Und wenn doch, werden sie einfach nicht eingehalten.
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Die Abmachungen müssen gemeinsam mit deinem Partner gemacht werden. Und er muss auch dahinter stehen. Sonst nützt es nichts.

Und bei einigen Sachen muss man sich - wohl oder übel - auch ein wenig den Gepflogenheiten der Kids anpassen. Meine Stiefsöhne sind total medienverwöhnt. Bei ihnen läuft der ganzen Tag der TV. Wir wollten das nicht. Mein Partner ist sogar ohne TV aufgewachsen und kann dieses Konsum-Verhalten überhaupt nicht nachvollziehen. Folge daraus: wir mussten die Kinder bespielen, Action organisieren oder ihnen wenigsten zu gewissen Zeiten TV- und PC-Konsum erlauben.
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Buchenholz hat geschrieben:Aber teils habe ich das Gefühl, dass ihr Ordnung fordert, die jeder Heimeligkeit widerspricht. Es klingt so nach Drill. Wo Kinder leben ist das aber kaum zu schaffen. Das einzige was dagegen hilft ist immer wieder Kinder ermahnen.
Hallo Buchenholz,

das sehe ich anders. Ich finde, wer zu Besuch kommt, hat sich auch dementsprechend zu benehmen. Räume, die gemeinschaftlich genutzt werden, haben so einfach nicht auszusehen wie bei Hempels unterm Sofa. Wenn du das Drill nennst - gut. Ich nenne es Selbstverständlichkeit. Ich glaube nicht, dass jemand von uns hier sich benimmt wie die Stiefmutter im Märchen, das das Aschenputtel bis zum Umfallen schuften lässt oder ihm gar willkürlich Aufgaben auferlegt. Aber es kann auch nicht sein, dass die Stiefkinder machen, was sie wollen, und der Vater schaut aus Feigheit zu oder macht alles sogar selber.

Wenn du das Wohl der Kinder so im Blick hast, hast du auch darüber nachgedacht, ob es dem Kindeswohl entspricht, alles Laissez-Faire zu behandeln, so dass sie als Erwachsene dann massive Schwierigkeiten bekommen? Oder ob das alles die "leibliche Elternteil-Kind" Beziehung fördert?

Nix für ungut,

Zanilla
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi Lapislazuli

Ich kann Dich gut verstehen...

Es liegt nicht ständig nur an uns Erwachsenen!

Die Familienbegleitung hat mir damals sehr geholfen. Ihr Fazit nach längerer Beobachtungszeit: Die zwei Ältesten (volljährig) sollten auf eigene Beine stehen und sich ein WG-Zimmer suchen. Für mich galt diese Zeit noch zu überbrücken, das war alles andere als einfach.

Und jetzt ist das Verhältnis zu den Zweien sehr gut. Sie kommen freiwillig und gerne nach Hause. Gerade Heute Abend kommt die Mittlere ;-) und ich freue mich.

Dabei hat sie mir mehrmals gesagt gehabt: "Dich und Deine Balgen werde ich aus diesem Haus vertreiben!"

Aushalten heisst hier die Devise und den jungen Menschen immer wieder gute Gedanken senden/mitteilen/auf den Weg mitgeben und nicht aufgeben, es lohnt sich.

:-)
Delphia
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Beitrag von Buchenholz »

Zanilla hat geschrieben:Ich finde, wer zu Besuch kommt, hat sich auch dementsprechend zu benehmen.
Es heisst zwar Besuchsrecht. Aber ich finde es schade, wenn man Kinder als Besuch anschaut. Kinder gehören zum Vater und wenn sie am WE kommen, dann leben sie da. Als Teil der Familie.

Zwischen Drill und Laissez-Fair gibt es noch ein Dazwischen.

Und! Kinder sind immer noch im Lernzprozess. Und der dauert bis weit über ihre Volljährigkeit. Die machen nicht Chaos aus Boshaftigkeit, sondern weil es ihnen einfach nicht wichtig genug ist. Reden, reden, reden, erklären, ermahnen, ...
Das ist unser Job.
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Aber die beiden Söhne meines Mannes leben ja bei uns. Sind nicht "Wochenendumgangskinder".

Und mein Partner unterstützt mich ja und steht hinter mir.

Es nutzt nur nichts. Die Jungs sind trennungsgeschichtlich bedingt nicht bereit, Regeln einzuhalten und ihre Persönlichkeitsstruktur unterstützt das.
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Beitrag von Zanilla »

Hallo Buchenholz,

ich hab mich vielleicht verkehrt ausgedrückt. Auch wenn die Kinder immer beim Vater leben würden, ginge das nicht. Auch wenn es leibliche Kinder wären, ginge das nicht (vgl. aishas Beitrag). Das ist ähnlich wie in einer Wg, da kann man die Gemeinschaftsräume auch nicht einfach einsauen. Man muss so leben, dass es für alle stimmt und nicht, dass eine Seite macht, was sie will. Ob die Kinder jetzt Besuch oder Familie sind, muss jeder für sich selber entscheiden.

Abgesehen von der Ordnung empfinde ich auch den Rest, den lapislazuli schreibt, als starken Tobak: klauen, verleumden usw. Einen erwachsenen Weg kenne ich auch nicht. Steht denn ausziehen oder zur Mutter ziehen zur Debatte?
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Habt ihr euch dann schon irgendwo Hilfe geholt? Oder eine Beratung aufgesucht?

Also wenn meine Stiefsöhne heute bei uns wohnen würden, dann nur, wenn wir begleitet würden.
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Zanilla hat geschrieben: Steht denn ausziehen oder zur Mutter ziehen zur Debatte?
Der Älteste (20) könnte wohl. Will aber nicht. Er ist im Moment bei der Bundeswehr (noch 1 Jahr) und möchte sein Geld, das er dort verdient, lieber verfeiern und verprassen und den kostenlos-Service von umsonst wohnen, ständiger Lebensmittelverfügbarkeit und Zivilwäsche gemacht bekommen genießen...

Der Jüngste möchte gern zur Mutter ziehen, aber dieser wurde das Sorgerecht entzogen und mein Mann hat das alleinige Sorgerecht übertragen bekommen. Rechtlich also schwierig und mein Mann möchte das auch nicht...
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Beitrag von lapislazuli »

Buchenholz hat geschrieben:Habt ihr euch dann schon irgendwo Hilfe geholt? Oder eine Beratung aufgesucht?
Ja, bei mehreren Stellen, sogar bei einer, die sich sehr mit patchwork- Situationen auskennen.

Irgendwann kam immer der Punkt, dass die Berater sagten, sie wüssten auch nicht, was wir sonst noch versuchen könnten. Wir hätten alles getan und versucht, aber das führt eben trotzdem nicht immer zum Erfolg.
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Beitrag von Buchenholz »

Haben die Leute nur mit euch oder auch gemeinsam mit den Kindern gearbeitet?

Ich denke, die grossen Stiefsöhne darf man in den Prozess miteinbeziehen.
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