Tochter und Partner immer schwieriger

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123
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Tochter und Partner immer schwieriger

Beitrag von 123 »

Bin froh um Gedankenanstösse.
Meine Tochter 14jährig, die gemeinsamen Kinder 3Jahre und 0.5jährig zusammen mit meinem Partner.

Der Alltag wenn beide zu Hause sind wird für mich immer unerträglicher. Wenn er mit ihr spricht ist es meist ein zurechtweisen,ermahnen an Regeln. Sie nimmt nicht gerne etwas an von ihm,was ich gut verstehe, da eigentlich keine Beziehung besteht. Würde das ihr gegenüber aber nicht erwähnen,will ihm ja nicht in den Rücken fallen. Er findet sie sei unselbstständig und mache ihre "Ämtlis" schlecht und erwartet mehr von ihr. Hat aber keinen Vergleichswert zu anderen Teenager. Diese Disskusion führen wir bereits 3Jahre. Es kommt zwischen mir und meinem Partner immer wieder zu Streit.
Ich fühl mich oft als Puffer, versuche die Situation zu deeskalieren, mache ihm Vorschläge zur Verbesserung der Beziehung zwischen ihnen. Setzt er manchmal um.
Aktuell: vor 3 Wochen gabs einen Riesenstreit. Er hat meiner Tochter vorgeworfen bei ihrem Bruder den Polizeigriff angewendet zu haben (stand daneben ich habs nicht so gesehen) sie hat dann das erste mal alles kommuniziert was sie belastet im Zusammenleben mit ihm (du unterstellst mir immer sachen, motzt nur an mir rum etc). Seit diesem Streit sprechen beide nicht mehr zusammen, kein Hallo nichts. Sie ignorieren einander. Hab mir fest vorgenommen ich mische mich nicht ein, vielleicht tut ihnen der Streit gut. Aber sein Verhalten wird subtil gemein. Ich halt es nicht mehr aus und es tut meinem Mamiherz weh. Z.bsp. knallt er ihr beim Essen schöpfen den Teller auf den Tisch, meidet sie und Blickkontak.
Nach diesem Streit hat er mir klar gesagt: ich mache nichts mehr für sie, ich zahle nichts mehr für sie.
Ich habe keine Ahnung wie ich mich verhalten soll, wie wir wieder zurück zur Normalität finden. Es gibt Situationen da Frage ich mich ob ich mich Entscheiden muss...Beziehung zu Partner oder glückliche Tochter.
Bessert sich da noch irgendwas und wie?
Dornenvogel
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Re: Tochter und Partner immer schwieriger

Beitrag von Dornenvogel »

hallo 123,

es tut mir leid, dass ihr solche Probleme habt!

wie ist das Verhältnis deiner grossen Tochter zum leiblichen Vater? Wie ist ihr Verhältnis zu den kleinen Geschwistern?

Deine Tochter ist nun in der Pubertät! Da gibt es unvermeidlich Reibereien und ganz nach dem Motto: du hast mir nichts zu sagen, bist nicht mein Vater.. und dein Mann hingegen erwartet Respekt, Hilfsbereitschaft und Anstand von ihr...

weisst du, ich kann die Situation leider mehr als gut nachvollziehen: die Tochter meines Mannes zog bei uns ein, als sie 14 war, weil sie sich mit der Mutter nicht vertrug und vor allem; weil sie (bis heute und sie ist 24!) völlig Vaterfixiert ist.
Es war für uns alle jahrelang eine unerträgliche Situation: meine Stieftochter versuchte mich nach Strich u. Faden auszubooten, zu hintergehen, belügen und vor allem auch meine eigene Tochter zu manipulieren (was ihr sehr gut gelungen ist).
Gespräche mit meinem Mann endeten in der Regel im Streit, für ihn war immer ich der "Aggressor" und sein allerliebstes Töchterlein das "Opfer".
Wir waren in der Paartherapie, ich war in Einzeltherapie... aber egal was ich tat, sage und dachte.... es war in seinen Augen immer gegen seine Tochter gerichtet.
Wir kamen dann soweit, dass ich ihm ganz klar das Ultimatum stellte; sie oder ich. (da war sie aber schon 22).

Stieftochter zog dann aus, ich denke, das hat unsere Ehe am Ende gerettet. Wir pflegen heute einen betont höflichen Umgang miteinander, aber nahe stehen werden wir uns nie.
Oft frage ich mich, was ist falsch gelaufen. Zu meiner Tochter war ich immer strenger als zur Stieftochter. Ich habe sie materiell gleich behandelt wie mein eigenes Kind und und und.... heute denke ich, die Chemie stimmt einfach nicht zwischen uns.

Für dich ist es schwierig, weil du beide liebst. Und deine Tochter sowohl wie dein Mann erwarten, dass du Schiedsrichter bist. Aber das funktioniert einfach nicht. Aufgerieben schlussendlich wirst du.
hast du mit deinem Mann gesprochen, was er denn für konkrete Erwartungen hat an eine 14jährige? Ich glaube, er überschätzt sie, was Ämtli etc. anbelangt. Und was erwartet deine Tochter von ihrem Stiefvater?
sicher wäre es gut, eine neutrale Person beizuziehen, bevor das ganze Geschirr zerbrochen ist.
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Re: Tochter und Partner immer schwieriger

Beitrag von Ria »

Hallo 123 und willkommen in unserem Forum

Ups, erst nach absenden meiner Antwort habe ich gesehen, dass Dornenvogel auch geschrieben hat. ;-)

Beim Lesen deines Beitrages habe ich spontan gedacht: Das kommt in den besten Familien vor, wenn die Tochter in diesem Alter ist. Nur wiegen hier die Konflikte auch aus deiner Sicht schwerer, weil dein Partner nicht ihr Vater ist.

Leider erschwerst du es ihr mit deinem Mitleid noch.
Warum darf dein Partner sie nicht zurechtweisen? Habt ihr beiden keine Regeln besprochen, die auch gelten, wenn er sie durchsetzen will?
Das ist wohl in einer Patchworkfamilie unabdingbar. Und ich habe selber erlebt, dass wir dem Partner dann auch erlauben müssen, dies in dem Tonfall zu tun, der für ihn stimmt. Und nicht sofort einzugreifen, wenn wir meinen, das müsste freundlicher passieren. Denn damit untergraben wir seine Autorität, die er gegenüber auch unseren Kindern braucht.
Denn eine Familie ist kein demokratisches Konstrukt, sondern die Eltern - ob leiblich oder nicht - dürfen befehlen, die Regeln aufstellen, sagen wie es unter ihrem Dach läuft... denn sie tragen auch die Verantwortung. Und es darf auch sein, dass unser pubertäres Kind darüber nicht zufrieden ist. Das gehört dazu.
Anderenfalls werden wir zu Marionetten, die nach der Fuchtel der Kinder tanzen. Und das tut IHNEN nicht gut!

Wenn du schreibst
Es gibt Situationen da Frage ich mich ob ich mich Entscheiden muss...Beziehung zu Partner oder glückliche Tochter.
glaube ich, dass du irrst. Denn wenn du zu deiner Tochter hältst, wird sie dadurch nicht glücklich. Leider. Oder zum Glück?
Denn was sie braucht ist Klarheit und das Vorbild von Partnerschaft, wo unterschiedliche Meinungen möglich sind und mit Respekt angegangen werden, und eben NICHT, dass daraus Trennung folgt!
Stell dir vor, du würdest dich deswegen trennen: Du würdest es ihr irgendwann einmal zum Vorwurf machen, wenn du später alleine dastehst.

Ich bin überzeugt, dass dein Partner zu ihr - und auch nur, wenn sie es auch will - eine Beziehung aufbauen kann, wenn du die beiden machen lässt. Das ist nicht mehr deine Aufgabe.
Andererseits geht es auch nicht, dass dein Mann sagt, er mache nichts mehr für sie und zahle nichts mehr für sie. Da ist sie von euch abhängig und hat keine Chance. Aber er darf Bedingungen stellen, wenn er ihr etwas helfen soll.
Und es kann auch sein, dass sie im Moment seine Hilfe gar nicht will, aber das ist eben Pubertät. Und auch wenn wir Mütter uns etwas anderes wünschen würden, können wir das nicht erzwingen, machen es durch unseren Druck sogar noch eher schwieriger.

Ich wünsche dir vor allem für deine Partnerschaft wieder Vertrauen und Respekt und Achtung für deinen Mann und seine Andersartigkeit. Unsere Kinder brauchen weibliche und männliche Behandlung für ihr Gedeihen.
Finde heraus, wie ihr beiden einander wieder näher kommen könnt und lasst nicht eure Kinder darüber entscheiden! Denn eure Beziehung ist das Fundament für eine glückliche Familie.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Dornenvogel
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Re: Tochter und Partner immer schwieriger

Beitrag von Dornenvogel »

habe soeben Rias Beitrag gelesen... genau das ist es! Auch ich habe immer erwartet, dass mein Mann Schiedsrichter spielen muss und für mich war es unerträglich, dass er seine Tochter immer in den Schutz nahm! Egal was sie tat, sei es mir Geld zu klauen, oder mir schlimme Schimpfwörter an den Kopf zu werfen... mein Mann hörte und sah und wusste nichts... Damit übermittelte er seiner Tochter falsche Signale: er fiel mir jedesmal in den Rücken!
Als ich meiner Stieftochter in einer ganz üblen Situation reflexartig eine gescheuert hatte, ging er mit ihr ins Kino!! So gesehen hat Ria absolut recht! Stieftochter und ich konnten unseren Weg gar nie zusammen finden, weil immer der Vater als der grosse Beschützer dazwischenstand.
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Re: Tochter und Partner immer schwieriger

Beitrag von Ria »

und ein Nachtrag noch von mir:
Was sich so leicht schreibt ist in Wirklichkeit wahnsinnig schwierig!
Mir geschieht es sogar heute noch, wo meine jüngste Tochter bald 26 Jahre alt wird, dass ich reflexartig meine, sie in Schutz nehmen zu müssen, wenn mein Mann und ihr Stiefvater etwas Kritisches zu ihr oder über sie sagt. :-( Aber ich übe weiter...
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Re: Tochter und Partner immer schwieriger

Beitrag von 123 »

Bin dankbar über eure Antworten, kann gut sein,dass ich selbst an mir arbeiten muss damit sich das Zusammenleben ändert.
Das mit "in den Schutz nehmen" triffts ins Schwarze, nur es verletzt mich das er nur negatives sieht und nur dann zu ihr spricht.
Babell
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Re: Tochter und Partner immer schwieriger

Beitrag von Babell »

Hallo 123

..und mir geschieht es, dass ich meine, meinen vierjährigen Sohn reflexartig in Schutz nehmen zu müssen, wenn mein Partner und Vater des Kindes etwas kritisches über ihn sagt. Geschieht also nicht nur bei Patchwork-Paaren! ;-)

Ihr habt ganz kleine Kinder und das ist anstrengend. Je nach dem wenn man keine zusätzlichen Betreuungsmöglichkeiten hat, kann das sehr an die Substanz gehen! Vielleicht übergibst du ihm zu viele Aufgaben? Vielleicht möchte er ein guter Vater für seine Kinder sein und sich einbringen und übernimmt deshalb viel, damit er mehr bei seinen Kindern sein kann?

Macht ihr zwischendurch mal etwas als Familie? ist immer das Mädchen mit dabei? Ich hätte wohl auch beim liebsten Stieftöchterchen irgendwann eine Krise, wenn ich einfach nie mit meiner Frau und meinen Kindern mal alleine sein könnte. Auch wenn sie noch so lieb ist: sie ist eine Person, die versteht was ihr redet und entweder mit redet oder es jemand weitererzählt. Das machen Kleinkinder noch nicht. Ich bin so froh um die Zeiten, die wir als Paar haben und die wir als nur unsere Familie haben. Auch wenn die Kinder lieb sind, man möchte auch mal was reden ohne Zuhörer. Ich glaube, ihr sollte mehr Paarzeit haben.

Wegen der Trennung: wie gesagt, deiner Tochter machst du damit auch keinen Gefallen, auch wenn das momentan so aussieht. Aber abgesehen davon: du nimmt deinen Kleinkindern den Vater weg. Ich weiss vom Stiefsohn, der sehr klein war, dass es ganz schlimm ist in so jungen Jahren getrennt zu werden!
Deshalb habe ich bisher die schlimmsten Kriesen ausgehalten, und siehe da: man findet sich wieder, wenn die ersten Jahre hinter einem liegen!

Gib deinem Mann mehr Zeit für das was er Zeit braucht: für sich?, für euch als Paar?, mit seinen kleinen Kinder? Mit dir und den Kleinen? Mit der Stieftochter alleine? Mit Euch allen? Mit dir und der Stieftochter?
Was braucht er? Frag ihn danach..
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