Scheidungskinder - was macht die Scheidung mit ihnen?

Fragen, Probleme und Sorgen...
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Sorry, aber das stimmt so einfach nicht! Es gibt diese Geschichten genauso gut umgekehrt und da geht es nicht immer nur um Väter, die Alimente verweigern!

Ich glaube das alles gern, aber mir ist die Argumentation zu sehr festgelegt auf die Geschlechter: Mütter dürfen alles und Väter sind arm dran.

Selber habe ich es genau umgekehrt erlebt: der Vater hat bei uns keine Konsequenzen zu fürchten wegen seines Verhaltens. Es hat Jahre gedauert, bis nach und nach er sich selber vor den zuständigen Fachleuten durch sein Verhalten "geoutet" hat. Bis dahin hat man im Interesse der Kinder die Kompromisse immer von mir erwartet - einzig und allein weil ich die Kompromissbereite war. Umgekehrt hätte man sowieso nichts erreicht. Und da es letztlich darum geht, dass die Kinder zu beiden Kontakt haben können, egal ob dieser Kontakt ihnen gut tut, verliert immer derjenige, der sich weniger wehrt! In meinem persönlichen Fall war der Vorteil nur die Distanz, dadurch gab es nie Gerichtsverhandlungen....

Bis heute höre ich genau, was Buchenholz schildert: ja, man weiss, wie der Vater sich verhält. Man weiss, dass dies den Kindern enorm schadet. Aber man kann ja nichts machen....er ist nicht einsichtig, insofern geht es um Schadensbegrenzung.

Ich kann damit leben, weil ich diese Schadensbegrenzung ja auch will und somit die Kompromisse gern mache. Aber: ich habe auch von externen Fachleuten schon eine ganz andere Meinung gehört. Dass nämlich genau meine Kompromissbereitschaft den Kindern manchmal mehr geschadet als genützt hat, dass ich mich klarer hätte abgrenzen müssen.....

Und ich kenne andere, wesentlich krassere Geschichten, teilweise noch aus Deutschland - und dort ist die gemeinsame Sorge bei verheirateten Paaren ja gesetzlich verankert! Da wurde eine Mutter von ihrem Mann geschlagen in der Ehe, das Kind im Kindergartenalter musste das alles mit ansehen. Und wurde dann bei Übergaben auf dem Jugendamt der Mutter brüllend aus den Armen gerissen. Denn der Vater hat ja ein Recht auf Kontakt zu seiner Tochter. Später sass er dann im Gefängnis, wegen Körperverletzung. Und die 6jährige Tochter musste ihn dort besuchen, man hat der Mutter mit Entzug der Obhut gedroht.
Auch diese Geschichten gibt es.

Und ich will damit nur darauf aufmerksam machen, dass es sehr selten am Geschlecht liegt, wer sich wie verhält. Da tatsächlich Mütter meist die Obhut haben, findet man auf der anderen Seite vielleicht mehr solche Beispiele. Aber dass Mütter die Obhut haben, liegt nicht ausschliesslich an den Gesetzen, die männerfeindlich sind.
Wenn ein Paar sich darauf einigt, dass der Mann in der Hauptsache berufstätig ist udn die Frau sich um die Kinder kümmert, ist das fast eine logische Folge, oder? Eltern untereinander können dann eine andere Lösung finden, eine 50/50 Betreuung zum Beispiel. Aber eine solche zu erzwingen, halte ich für Blödsinn.

Ich kenne einen solchen Fall, eine Schülerin von mir. Da sehe ich die Auswirkungen am Kind. Die Eltern kommunizieren nicht, haben aber ein 50/50 Modell. Ich kann nicht beurteilen, ob eine andere Lösung für das Mädchen besser wäre, aber die mangelnde Kommunikationsbereitschaft sehe ich deutlich bei beiden Elternteilen und gut ist die Situation für das Kind so auf keinen Fall.
Möglicherweise ist es dennoch die beste machbare Lösung, das beurteile ich wie gesagt nicht.

Wirklich gut wäre nur, wenn die Eltern sich vernünftig einigen und dazu müssen BEIDE den absoluten Willen haben und eine enorme Grosszügigkeit. Wer kann hier von sich behaupten, diese Bereitschaft in absolut jedem Fall mitzubringen?
tabida
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Beitrag von tabida »

Danke, Carlotta.

Ich denke auch, wenn man Deine Post's hier liest, dann wären das gute Beispiele, was denn ganz im konkreten Fall das Beste für das Kindeswohl wäre. Ich denke Du (und auch Deine Kinder) haben oft darum gerungen - und oft sieht man eben erst im Nachhinein ob ein Entscheid dann wirklich gut war. Es gibt im Leben ja oft auch ganz unerwartete Wendungen.
Bergblume
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Beitrag von Bergblume »

danke carlotta, dass du auch die andere Seite beleuchtest.

es sind nicht immer nur die bösen Ex Hexen, die den armen armen Papis das Leben zerstören!

ich habe körperliche und seelische Gewalt erlebt, zur Anzeige wurde mir von der Polizei geraten... und was machte das Gericht: es stehe Aussage gegen Aussage, die Verletzungen könnte ich mir theoretisch auch selber beigebracht haben und überhaupt... in Stresssituationen könne jedem Mann ja mal die "Hand ausrutschen". Bingo.
Der Auszug aus dem Strafregister meines Ex ist unterdessen lang... und es interessierte keine ach so kompetente Behörde, als es um das Kindeswohl ging.

Wie bei carlotta, es war wesentlich einfacher den Hebel bei mir anzusetzen, weil ich ja die Kompromissbereite war.

Mich erstaunt immer wieder, wieviele "seconhandfrauen" sich dermassen radikal auf die andere Seite schlagen. Unzählige Beispiele sammeln, wo es überall "böse " Frauen gibt...als wären nur die zweiten Frauen die guten Frauen und perfekten Mütter..

Für mich wird diese Diskussion zu emotional, zu radikal und nicht mehr sachlich...
wünsche euch allen einen schönen Tag noch..
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Berglblume, ich bin nicht nur Zweitfrau, ich lese Akten und habe schon Betroffene begleitet. Einmal davon sogar eine Frau. Und viele Kollegen von mir begleiten "betroffene" bei Behördenbesuchen und berichten von ihren Erfahrungen.

Zudem leide ich bis heute unter der Manipulation meiner Mutter.

Mir ist bewusst, dass es auch böse Männer gibt. Bei Besuchsrechtsstreitigkeiten sind es einfach mehr Frauen. Ist jetzt einfach so. Punkt. Das erkennen inzwischen ja auch immer mehr Frauenorganisationen.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Buchenholz, logisch: denn meistens leben die Kinder ja bei den Müttern! Das ist unter anderem auch aus dem oben schon beschriebenen Grund der Fall und die Gesellschaft müsste sich insgesamt sehr radikal ändern, unabhängig von Scheidungen, damit ein anderes Modell nicht mehr die Ausnahme bleibt!

Mir ging es mehr darum, dass ich die Diskussion hier zu sehr auf die Geschlechterrollen festgelegt finde.

Aber letztlich glaube ich, es geht immer nur um Schadensbegrenzung. Wenn Eltern so zerstritten sind, dass Behörden eingreifen müssen (d.h. ja dann meistens, dass eben nicht freiwillig eine Mediation aufgesucht wurde!!!). Und das ist dann nicht unbedingt die Schuld der Behörden, wenn die Ergebnisse oft nicht optimal sind.
Ich habe selber Situationen erlebt, in denen ich nur die Wahl zwischen dem kleineren und dem grösseren Übel hatte und sehe solche Situationen in meinem Umfeld andauernd. Und oft ist es gar nicht mal so einfach, wirklich zu wissen, was denn nun das kleinere Übel ist.....

Da werden Fehler gemacht. Die Betroffenen machen welche, die Behörden auch! Wir können aber nicht jede Verantwortung abschieben, letztlich tragen die Hauptverantwortung die Betroffenen selber!
Babell
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Beitrag von Babell »

Solange die Männer für den gleichen Job wesentlich mehr verdienen als die Frauen, werden die Kinder bei einer Scheidung logischerweise den Müttern zugeteilt.
Es ist also ein wirtschaftliches Umdenken nötig, wenn die Obhut auch den Vätern zugeteilt werden sollte. Also: Männer weniger verdienen würden und Frauen etwas mehr verdienen würden. Mit etwas weniger könnten wir alle immernoch sehr gut leben! Das ist ja keine Frage! Aber wenn ein Paar Kinder bekommt, dann bleibt meistens eine Person zuhause und wenn es der Vater ist, dann wird es für die Mutter schwierig, einen Vollzeitjob zu finden, es sei denn, sie wurde vom vorherigen Arbeitgeber behalten! Aber normalerweise ist es die Mutter, die zuhause bleibt, da der Vater normalerweise mehr verdient!

Und zweitens: Solange es keinen echten Vaterschaftsurlaub gibt, haben die Väter gar nicht die Möglichkeit- ausser sie nehmen Ferien, wie das die Meisten tun, ausser vielleicht die Patchworkväter, da die Ferien ja für seine Kinder aus erster Ehe noch reserviert werden müssen- wirklich als Familie gemeinsam zu starten.
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