Interessieren und Kümmern - zwei oft benutzte Schlagwörter

Fragen, Probleme und Sorgen...
mira
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Interessieren und Kümmern - zwei oft benutzte Schlagwörter

Beitrag von mira »

Hallo an alle

Ich habe eine Interessensfrage vor allem an die Mütter. Meinungen von kinderlosen Frauen sind natürlich auch willkommen.

Was versteht ihr unter 'sich für die Kinder interessieren' resp. 'sich um die Kinder kümmern' wenn es um den Vater geht? Oder anders gefragt, wann habt ihr das Gefühl, der Vater eurer Kinder interessiert sich nicht mehr resp. kümmert sich nicht mehr um die Kinder? Wie definiert ihr 'Interessieren' und 'Kümmern' in diesem Zusammenhang?
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Naja, mira, aus meiner Definition heraus würde ich sagen, wir sind ein typisches Beispiel für einen Vater, der sich zwar interessiert, sich aber nicht kümmert.
Der Vater lebt weit weg und hat kaum die Möglichkeit, die Kinder zu besuchen oder sie zu sich zu holen. Er ruft regelmässig an, spricht auch mit mir über die Kinder und erkundigt sich. Das bezeichne ich als Interesse - wobei es eine andere Frage ist, wie sinnvoll dieses Interesse ist. Meist erkundigt er sich in erster Linie nach den Schulleistungen :roll: Aber was soll er auch sonst fragen? Nach Jahren der räumlichen Trennung hat er einfach keine Ahnung mehr vom Leben der Kinder, ihren Freunden, ihren Freizeitbeschäftigungen etc.

Kümmern wäre für mich, dass er Zeit mit ihnen verbringt, an ihrem Leben teilnimmt und auch, dass er sich finanziell sorgt. Er zahlt gar keine Alimente. Könnte er wenigstens das tun, wäre das auch schon eine Art des Kümmerns, indem er dann nämlich in irgendeiner Weise zum Leben der Kinder beiträgt....

Dass er sich nicht interessiert würde ich behaupten, wenn auch die Anrufe und Nachfragen ausblieben und ich das Gefühl hätte, die Kinder sind ihm völlig gleichgültig.

Darf ich fragen, warum Dich das beschäftigt?

LG carlotta
mira
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Beitrag von mira »

Liebe Carlotta

Danke für deine Antwort. Der Grund weshalb ich frage, ist folgender. Im letzten Jahr hatte ich einen E-Mail Kontakt mit der Ex-Frau meines Partners. Es ging um etwas, das uns beide betraf, sonst hatte ich kaum direkten Kontakt zu ihr. Sie schrieb mir damals, dass sie seit Jahren das Gefühl habe, mein Partner interessiere sich nicht mehr für die Kinder. Ich habe das erstaunt zur Kenntnis genommen.

Später haben auch die Kinder ihm mangelndes Interesse vorgeworfen und dass er sich nicht mehr um sie kümmern würde. Die Vorwürfe hinterliessen bei mir einige Fragezeichen, empfand ich meinen Partner doch als sehr fürsorglichen Vater. Da ich aber selber keine Kinder habe, stelle ich mir vor, dass meine Wahrnehmung diesbezüglich vielleicht betrübt ist.

Ich lese auch in anderen Foren immer wieder von Vätern, die sich (vermeintlich) weder interessieren noch kümmern. Deshalb ist diese Frage bei mir aufgetaucht, was Interessieren und Kümmern überhaupt beinhaltet. Ich hätte vielleicht eher 'Verständnisfrage' als 'Interessensfrage' schreiben sollen. Denn ich möchte das wirklich verstehen.
Und ich möchte betonen, dass es mir in keinster Weise darum geht, jemandem Vorwürfe zu machen oder meinen Partner zu rechtfertigen. Ich stelle diese Frage quasi ausserhalb unserer aktuellen Situation.
zimet
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liebe mira

Beitrag von zimet »

die Wahrnehmung ist da wohl bei jedem sehr individuell.

Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Partner sich sehr für seine Kinder interessiert und sich auch kümmern wollte, doch kam leider immer nur sehr sehr wenig zurück, dh auf Telefonanrufe, SMS kamen sehr selten Antworten und wenn, dann sehr unverbindliche.

Bei Geldproblemen kamen immer sofort Forderungen und wenn er dann reden wollte und vorallem die Geschichte dahinter wissen wollte, dann kam nichts mehr...auch nicht auf sein Nachfragen, er bot dann immer an, dass er gerne helfen würde, dies aber nicht ohne sich zu treffen und über mögliche Lösungen zu diskutieren - wohl verstanden die Kids ;-) sind 19 und 21.

Dann kommt immer wieder aus dem heiteren Himmel ein Mail mit Vorwürfen, er würde sich nicht interessieren, nicht kümmern, sie seien ihm egal, es sei ihm wurscht...wortwörtlich, wenn sie im Elend versinken, keine Zukunft hätten und überhaupt sei er ja damals vor 10 Jahren gegangen und hätte sie alleine gelassen...

Hart! Zumal er keine 5 Kilometer entfernt extra eine Wohnung mietete und die Kids sogar Schlüssel zu dieser Wohnung hatten. Dann zog er vor 2 Jahren zu uns und seither wurde es leider auch nicht besser.

Du siehst, jeder sieht es von seiner Seite und so bleibt es wohl nicht wirklich definierbar, was für jeden Einzelnen Interesse und "Kümmern" ist.

Aber ich würde es auch so sehen wie Carlotta!
unsere patchworkdecke verfilzt immer mehr und wir geniessen es sehr, auch wenn die Grosse nun eigene Wege geht...Mutterherz lass los ;-)
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Auch wenn's schwierig ist, mira, vielleicht würde ich mal nachfragen, was diese Mutter denn erwartet? Was würde in ihren Augen Interesse beweisen?

Einerseits ist das natürlich ein schnell gemachter und verletzender Vorwurf, der Vater würde sich nicht kümmern/interessieren. Andererseits steckt möglicherweise ein Verständigungsproblem dahinter. Sie empfindet es anders als ihr. Wenn ich davon ausgehe, dass sie den Vorwurf nicht einfach aus Bösartigkeit macht, würde ich an Stelle Deines Partners wissen wollen, was sie sich denn wünscht für die Kinder.
Es ist immerhin möglich, dass bei ihr von seinem Interesse für die Kinder wenig ankommt oder sie Dinge einfach anders versteht. Klären kann man das eigentlich nur, indem man die jeweiligen Erwartungen erklärt und darüber spricht.
Schwierig natürlich, wenn das nicht möglich ist!

Mein Ex findet auch, dass er unglaublich viel tut für die Kinder. Es sei nicht selbstverständlich, dass er in Afrika das Geld für die Anrufe aufbringt und ich solle dankbar dafür sein....das sagte er mir neulich.

Von meiner Seite aus sehe ich natürlich die Lage anders: er ist freiwillig gegangen, er hätte auch in Europa eine Zukunft gehabt (er hat ja die deutsche Staatsangehörigkeit!). Vielleicht nicht ganz die, die er sich erträumt hat und sicher verstehe ich sein Heimweh. Aber dennoch war es seine freie Entscheidung. Und die hat logischerweise Konsequenzen. Da ich diejenige bin, die die Trauer der Kinder gesehen hat, bin ich natürlich sehr enttäuscht von ihm.
Aber letztlich weiss ich, dass er die Kinder liebt. Er versteht darunter nur etwas ganz anderes als ich....Liebe bedeutet für ihn nicht, dass er sie sehen muss, erziehen muss, an ihrem Leben teilnehmen, Verantwortung tragen. Überhaupt findet er, dass er Verantwortung trägt, schliesslich nutzt er die Telefonate ausreichend für Hinweise darauf, wie sie lernen sollten und ihre Zukunft gestalten...
Und logisch sehe ich das anders....

Aber ich gehöre nicht zu den Müttern, die ihren Kindern sagen: der Papa interessiert sich nicht für euch. Die Kinder müssen sich ihr eigenes Bild machen!!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Mein Partner durfte mit seiner Ex-Frau in Mediation. Gebracht hat es nicht viel. Aber immerhin wurde ihre Denkweise sichtbar. Sie äusserte nämlich auch immer wieder den Vorwurf, er würde sich nicht für die Kinder interessieren. Auf die Frage, was denn genau sie von ihm erwartete brachte sie Vorschläge, die nicht praktikabel sind.
So sollter er sich jeden Tag erkundigen, wie es den Kindern geht, fragen, ob es etwas zu erziehen gibt und dann ein Machtwort sprechen. Und wie soll er aus Distanz objektiv urteilen und wie soll das gehen, wenn dann eben mal Handlungsbedarf besteht? Oh nein, einmischen darf er sich gar nicht. Und schon gar nicht eine eigene resp. andere Meinung haben.

Vor allem wollte sie, dass er sich im gleichen Mass engagiert, wie er das vor der Trennung machte. Gemeinsames Sorgerecht bedeutete für sie, dass sie sich während IHRER Obhutszeit gemeinsam um die Kinder kümmerten. Er durfte aber ihr Grundstück nicht betreten. Hä? Fernbetreuung? Fernkümmern?


Mein Partner konnte ihr dann erklären, dass ihre Vorwürfe einzig Gummibegriffe sind und dazu dienen, ihn als unfähigen, schlechten Vater hinzustellen.

In glaube auch, dass diese Vorwürfe einzig dazu dienen, den Ex-Partner zu diskreiditieren. Und gerade dann, wenn Probleme auftauchen und die kommen unweigerlich, wenn Kinder in Pubertät kommen, dann ist das ein guter Trick. Für jedes Problem findet sich dann einen Schuldigen. Entweder ist es die Pubertät, der Vater, die Scheidungssituation nur nicht die/der Obhutsberechtigte.
Pätchi
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Beitrag von Pätchi »

Bei uns kommt das Thema auch ab und an auf.

Wenn die "Kinder" älter werden ist es halt auch oft so, dass die Mütter nicht mehr alles mitbekommen. Halt auch nicht was an Kontakt läuft, denn in der heutigen Zeit mit E-Mail und Händy. So könnten sie dann auch meinen, dass sich der Vater nicht kümmert. Die "Kinder" erzählen ja auch nicht alles.

Ist bei uns schon oft so vorgekommen, heisst da kam der Vorwurf du meldest dich nie bei deinen Kinder, die hören wochenlang nichts von dir usw. dabei hatte man am gleichen Tag Kontakt per SMS ;-)
mira
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Beitrag von mira »

@carlotta
carlotta37 hat geschrieben:Auch wenn's schwierig ist, mira, vielleicht würde ich mal nachfragen, was diese Mutter denn erwartet? Was würde in ihren Augen Interesse beweisen?
Ja, ich hätte damals fragen sollen, als wir den Mail-Kontakt hatten. Ich wollte mich nicht in die Angelegenheiten zwischen meinem Partner und ihr einmischen. Vermutlich war das ein Fehler.

Ich glaube auch, dass es sich um ein Verständigungsproblem handelt. Leider ist es inzwischen absolut unmöglich, mit ihr darüber zu sprechen. Sie grüsst meinen Partner nicht einmal mehr. Er hat auch Fehler gemacht, und es versäumt, eine gute Beziehung zu ihr aufzubauen. Da ist noch so viel Groll auf beiden Seiten.
carlotta37 hat geschrieben:Aber ich gehöre nicht zu den Müttern, die ihren Kindern sagen: der Papa interessiert sich nicht für euch. Die Kinder müssen sich ihr eigenes Bild machen!!
Das finde ich schön von dir. In einem anderen Thread habe ich mal geschrieben, dass meine Mutter ihre Abneigung gegen meinen Vater und seine Frau nicht verheimlicht hat, aber sie hat nie schlecht über ihn gesprochen.
Dafür bin ich ihr heute sehr dankbar.


@Zimet
Was du beschreibst, entspricht genau der Situation, in der sich mein Partner zur Zeit befindet. Er ist ein Verdrängungskünstler, deshalb merkt man es ihm meist nicht an. Vor kurzem hat er wieder ein vorwurfsvolles Mail von seinen Kindern bekommen und war am Boden zerstört. das tut mir dann so leid für ihn.
mira
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Beitrag von mira »

@Buchenholz
Eure Situation mit der Ex-Frau ist schon sehr speziell und schwierig.

Ich glaube aber nicht, dass der Vorwurf, sich zu wenig zu kümmern oder interessieren in jedem Fall grundsätzlich unberechtigt ist. Es geht wohl eher darum, was wer erwartet und wie diese Erwartung ausgedrückt wird, falls überhaupt. Das hat Carlotta schon richtig beschrieben.


@Pätchi
Pätchi hat geschrieben:Wenn die "Kinder" älter werden ist es halt auch oft so, dass die Mütter nicht mehr alles mitbekommen. Halt auch nicht was an Kontakt läuft, denn in der heutigen Zeit mit E-Mail und Händy. So könnten sie dann auch meinen, dass sich der Vater nicht kümmert. Die "Kinder" erzählen ja auch nicht alles.
Ja, das stimmt und Teenager können sehr wortkarg werden, wenn sie merken, dass ein Elternteil sich für etwas Bestimmtes interessiert.
Als die Kinder meines Partners jünger waren, kamen wir manchmal gar nicht mehr zu Wort, wenn sie nach der Mama-Zeit zu uns gekommen sind, weil sie so viel zu erzählen hatten. In den letzten ein bis zwei Jahren hätte man auch glauben können, es passiere gar nichts mehr bei der Mutter.

Und ich bin mir absolut sicher, dass mein Partner öfter über Facebook Kontakt mit seinen Kindern hatte, als die Mutter... :)
vero
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Beitrag von vero »

Hallo mira

Ich denke einige Ex-Partner die solche Vorwürfe auf den Tisch bringen, denken das sich die Ex-Partner genau so um die Kinder kümmern sollte wie vorher oder resp. wie sie selber. Aber wenn man geschieden/getrennt ist, ist das nicht so einfach (Verletzunge, Wut usw.). Der Ex-Partner kann vieles abnehmen, aber es wird nie mehr wie vorher sein und ich denke das ist das was vielen Schwierigkeiten bereitet (Kindern wie Eltern) und sich interessieren, ist ab einem gewissen Alter der Kinder keine Einbahnstrasse.

Mein Vater hat sich während der Ehe mit meiner Mutter, sehr wenig um mich gekümmert und sich noch viel weniger für mich interessiert. Es hätte mich persönlich sehr gewundert, wenn es nach der Scheidung meiner Eltern anders geworden wäre. :wink:
Pätchi
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Beitrag von Pätchi »

@vero
Das mit der Einbahnstrasse dünkt mich auch ein ganz wichtiger Aspekt. Es geht aber nicht von alleine. Man muss das halt auch immer wieder mal sagen. Nicht vorwurfsvoll, habe ich ja von meinem Mami auch nicht gerne, aber oft sind sie sich das gar nicht bewusst.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Bei meiner Trennung damals stand zur Diskussion, dass das Kind beim Vater bleibt. Wir hätten dann einfach die umgekehrte Version gehabt und ich wär zum Unterhaltszahler geworden.

Ich überlege mir oft, wie sich dann mein Leben verändert hätte. An den Besuchs-WE hätte ich garantiert nachgeholt, was ich beziehungsmässig unter der Woche verpasst hätte. Je nach Job hätte ich mich aber sicherlich verändert, hätte mir Hobbys und Vereine gesucht. Auch ein wenig um das Heimweh nach Kind zu verdrängen. Dass Kinder unter der Woche dann weniger Priorität haben, finde ich legitim.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ich finde, das muss man wirklich berücksichtigen: wenn Väter ihre Kinder nur selten sehen können, müssen sie sich auch wieder ein eigenes Leben aufbauen! Das heisst überhaupt nicht, dass sie sich für die Kinder weniger interessieren. Aber es kann evtl. solche Befürchtungen bei der Mutter wecken....

Nach einer Scheidung muss man loslassen: nicht nur die Verletzungen, die Wut, auch das Gefühl, man hätte das Recht, Einfluss auf das Leben des Ex-Partners zu nehmen. Es fällt oft nicht leicht, die Rolle des Paares abzulegen und sich auf die Elternrolle zu konzentrieren!

mira, was mich überrascht ist, dass sich Kinder ab einem gewissen Alter noch dermassen beeinflussen lassen. Sie haben doch schon ihre eigenen Erfahrungen mit dem Vater gemacht und sind auch nicht mehr auf die Vermittlung der Mutter angewiesen, wenn es um die Kontaktaufnahme geht! Wenn der Kontakt früher gut war, kann es doch nicht sein, dass plötzlich einfach so der Mutter geglaubt wird, wenn diese sich über den Vater beschwert....Die Kidner haben doch selbst erlebt, dass ihr Vater Anteil nimmt an ihrem Leben!!!

Da wäre auch die Frage, was die Kinder erwarten...Meine Grosse findet auch gelegentlich, dass wir uns nicht für sie interessieren. Das kommt vor allem dann, wenn ich mal wenig Rücksiht auf ihre Befindlichkeiten nehme und sie sich missverstanden oder benachteiligt fühlt (gegenüber ihren Brüdern).
Bei ihr habe ich manchmal das Gefühl, sie hat eine tiefe Wunde durch den Verlust des Vaters und seinen Umzug so weit weg. Und jede noch so kleine Kritik, jedes kleinste (eingebildete...) Anzeichen, dass man sie nicht fraglos so akzeptiert, wie sie ist, reisst diese Wunde wieder auf....
Dann wird sie wahnsinnig "stachelig" und eklig. Dabei will sie wohl eigentlich nur, dass jemand sie in den Arm nimmt....

Ich kann mir oft das Verhalten von Jugendlichen in solchen Zusammenhängen nur so ähnlich erklären: was wir nach aussen sehen, ist nicht unbedingt das, was die Kinder fühlen....Sie legen sich eine besonders harte Schale zu und leiden eigentlich innerlich, aber wollen sich damit nicht auseinandersetzen....
mira
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Beitrag von mira »

Liebe vero

Du sprichst hier zwei ganz wesentliche Aspekte an.

Zum einen die Einbahnstrasse. Zum anderen die Veränderungen die sich zwangsläufig ergeben, wenn eine Beziehung auseinander geht. Ein mögliches Szenario:
Die Eltern haben eine unausgesprochene Aufteilung. In dieser Aufteilung spielt der Vater z.B. stundenlang mit den Kindern. Zu Hause schaut er mit ihnen DVDs, in den Ferien am Strand baut er mit ihnen Sandburgen während die Mutter sich in der Sonne bräunen lässt, geht mit den Kindern Skifahren, und entlastet damit die Mutter, die zu Hause einiges zu nüschele hat etc..
Dafür übernimmt sie Verpflichtungen wie Termine bei Zahnarzt, Kinderarzt, kümmert sich um die Lehrstelle, kontaktiert Lehrpersonen in der Schule, wenn was los ist etc.
Wichtig: sie besprechen alles miteinander, was die Kinder betrifft. Was niemandem bis dahin auffällt: die Mutter ergreift meist die Initiative, wenn es um wesentliche Dinge geht wie Gesundheit, Schule, Bildung etc., denn Entscheide werden gemeinsam getroffen.

Nun trennen sich die Beiden. Die Aufteilung bleibt gleich. Die Kinder werden älter, Sandburgen Bauen ist für die 15/17-Jährigen nicht mehr adäquat. Sie haben ihr eigenes Leben.
Zum Arzt müssen die Kinder aber auch dann noch. Sie sind immer noch in der Ausbildung. D.h. die Mutter organisiert das alles weiterhin, mit dem kleinen Unterschied, dass sie nichts mehr mit dem Vater bespricht, ausser sie hat ein gutes Verhältnis zu ihm. Weil der Kontakt zum Vater fehlt, kümmert er sich aus ihrer Sicht nicht mehr oder hat kein Interesse an den Kindern.
In Wirklichkeit hat lediglich die Struktur geändert, die gemeinsame Entscheide scheinbar nicht mehr möglich machen.
Der Vater würde vielleicht weiterhin mitentscheiden, wie damals, als sie noch zusammen waren. Aber er wird nicht mehr einbezogen, weil die Mutter seine Abwesenheit mit Desinteresse verwechselt.

Vielleicht ein bisschen klischiert, aber ein mögliches Szenario?
mira
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Beitrag von mira »

Liebe Carlotta

Was du hier schreibst, stimmt voll und ganz und ich kann dem nur wenig beifügen...

carlotta37 hat geschrieben:Ich finde, das muss man wirklich berücksichtigen: wenn Väter ihre Kinder nur selten sehen können, müssen sie sich auch wieder ein eigenes Leben aufbauen! Das heisst überhaupt nicht, dass sie sich für die Kinder weniger interessieren. Aber es kann evtl. solche Befürchtungen bei der Mutter wecken....
Mein Partner hatte die Kinder 50% bei sich. Diese Befürchtung kam vielleicht als ich ins Spiel kam und wir zusammenzogen.

carlotta37 hat geschrieben:mira, was mich überrascht ist, dass sich Kinder ab einem gewissen Alter noch dermassen beeinflussen lassen. Sie haben doch schon ihre eigenen Erfahrungen mit dem Vater gemacht und sind auch nicht mehr auf die Vermittlung der Mutter angewiesen, wenn es um die Kontaktaufnahme geht! Wenn der Kontakt früher gut war, kann es doch nicht sein, dass plötzlich einfach so der Mutter geglaubt wird, wenn diese sich über den Vater beschwert....Die Kidner haben doch selbst erlebt, dass ihr Vater Anteil nimmt an ihrem Leben!!!
Ja, genau das ist es, was uns beide so verwirrt.
Vor ein paar Wochen hat mein Partner ein Mail an die Kinder geschrieben. Er hat ein bisschen erzählt, was wir so gemacht haben in letzter Zeit und gefragt, wie es ihnen in Schule und Lehre gehe. Dinge, die er jede Woche gefragt hat, als die Kinder noch bei uns lebten. Als Antwort schreiben sie, sein Interesse an ihrer Ausbildung erstaune sie, da er sich in den letzten Jahren selten dafür interessiert hätte. :shock:

Die Tochter tanzt sehr gerne und nimmt Unterricht. Jeden Mittwoch Abend hat er zuerst mich von der Arbeit und sie vom Tanzen geholt. Wir sind zusammen nach Hause gefahren und er hat sie gefragt, wie es ging, was sie gerade üben, wer da war (weil er die Mädchen z.T. auch kannte) etc. Er war an JEDER Aufführung von ihr und hat sie an den Papa-Tagen an jede Aufführung chauffiert.

Aus meiner Sicht ein Vater, der sich interessiert und kümmert.
Nun bin ich doch dabei, meinen Partner zu rechtfertigen...

carlotta37 hat geschrieben:Ich kann mir oft das Verhalten von Jugendlichen in solchen Zusammenhängen nur so ähnlich erklären: was wir nach aussen sehen, ist nicht unbedingt das, was die Kinder fühlen....Sie legen sich eine besonders harte Schale zu und leiden eigentlich innerlich, aber wollen sich damit nicht auseinandersetzen....
Wie wahr!
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