Urlaub

Fragen, Probleme und Sorgen...
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carlotta37
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Urlaub

Beitrag von carlotta37 »

Ihr Lieben,

wir sind vor ein paar Tagen aus einem wunderschönen Urlaub in Südfrankreich zurückgekommen. Da mein Partner den Sommer über im Ausland arbeitet, waren wir dort mit der Patin von meinem mittleren Sohn.

Meine Grosse hat mich in dieser Woche sehr beeindruckt: ich hatte ein völlig verwandeltes Kind dabei!
Diesmal konnte ich sehe: ja, sie ist in der Pubertät und zickt gelegentlich etwas rum. Aber das ist normal und akzeptabel. Und von solchen wenigen Momentan abgeshen, war sie völlig entspannt und ganz sie selbst. Sie hat plötzlich wieder alle ihre Stärken und guten Seiten gezeigt, wir haben viel geredet, gelacht, Spass gehabt. Als einziges Mädchen hat sie sich natürlich eher bei uns Frauen gehalten, sie fühlt sich einfach nicht mehr den Kinderspielen der kleinen Brüder zugehörig. Dennoch war auch das Verhältnis zu den Brüdern sehr friedlich. Es war ein Urlaub in dem jeder seinen Platz gefunden hat und sich einbringen konnte, keiner ausgegrenzt war oder mit übertriebener Eifersucht zu kämpfen hatte.

Alle drei Kinder mögen die Patin meines Sohnes, sie ist selber kinderlos, aber ein sehr lockerer Mensch, steht fest im Leben. für sie war es der erste Urlaub mit einer so grossen Familie und ich habe gestaunt, wie gut sie das geschafft hat: sie hat mitgestaltet, ihre Ideen eingebracht, sich bei den Kindern auch mal durchgesetzt und die Stimmung war einfach rundherum nur gut.

Wirklich erschütternd war für mcih, dass mir das deutlich gemacht hat, wie wenig meine Tochter mit meinem Partner leben kann. Sie schafft es einfach nicht, mit der Situation klar zu kommen und in seiner Gegenwart auch nur ansatzweise entspannt und glücklich zu sein. Und sie hat es in diesem Urlaub das erste mal geschafft, ganz deutlich zu formulieren warum das so ist. Leider muss ich sagen, dass ich sie verstehe und ihr teilweise recht geben muss.

Sie empfindet, dass unser Leben sich ändert, wenn mein Partner anwesend ist und das ist für sie negativ, weil sie dann nicht mehr weiss, wo ihr Platz ist. Sie erlebt sehr deutlich, dass sie dann zu den Kindern gehört und er bestimmte Zeiten mit mir allein fordert. Sie empfindet, dass sie stört, ihn stört. Als einziges Mädchen und Älteste ist sie mit 12, 5 zwar noch jung aber doch kein kleines Kind mehr. Sie ist von mir gewöhnt, dass ich zwar in einigen Punkten sehr klare Vorstellungen habe und deutliche Regeln gelten, dass ich aber andererseits die Kinder auch viel mitreden und mitentscheiden lasse. Es hat mich gefreut, als sie gesagt hat: Mama, du bist echt eine strenge Mama, aber total fair!

Ich kann sie verstehen, denn tatsächlich hat ja dadurch dass wir keinen gemeinsamen Alltag haben, mein Partner keinen klaren Platz in der Familie. Und genau das überfordert meine Grosse, die es einfach am stärksten miterlebt. Die Konstellation ändert sich wenn er da ist, man muss ihm dann quasi Platz machen für eine begrenzte Zeit aber in unserem Alltag ist er dann wieder nicht anwesend. So kann sie sich nie wirklich auf etwas einstellen.
Und ja eigentlich keiner von uns....denn auch mich belastet das....

Am Ende des Urlaubs meinte meine Tochter dann: ach Mama, wenn du einen Mann willst, warum dann nicht einen, der bei uns wohnt und dich auch heiratet, dann ist endlich mal alles klar und wir können uns aneinander gewöhnen.
(Ja, das stellt sie sich etwas einfach vor, aber mir ist klar, worauf sie hinaus will).

Was mache ich nun damit? Kann ich so überhaupt wieder mit ihm und den Kindern in Urlaub fahren? Ich weiss gar nicht, ob ich das selber nochmal aushalte nach dieser nun so ganz anderen Erfahrung....(erstaunlich war, dass meine Jungs, die mit ihm ja gut auskommen dennoch nie von ihm geredet haben. Er ist nun über einen Monat weg und wird nicht vermisst...). Ich habe einfach ni ht mehr die Kraft, im Zentrum dieses Konflikts zu stehen. Und selbst wenn ich die beiden "Gegner" beide verstehen kann - ich bin doch völlig machtlos! Das strengt so sehr an!

Wenn ich mich trenne, dann gebe ich einem 12, 5 jährigen Mädchen die Macht, über meine Beziehung zu entscheiden. Diese Beziehung, die nur als Paarbeziehung so schön ist und als familie absolut nicht funktioniert.
Ich will das nicht! Aber ich habe einfach keine Kraft mehr...

Nun sind wir zuhause, mit Besuch von meiner Freundin und ihren Kindern. Er ist noch weg. Und ich spüre einfach, wie ich mich von Tag zu Tag mehr entspanne und erhole. Es geht mir gut und auch wenn er mir persönlich fehlt, ich habe jetzt schon Angst vor seiner Rückkehr und dem erneuten Ausbruch der Konflikte....
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Nin
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Beitrag von Nin »

Carlotta, ich denk drüber nach, erstmal wollte ich dich nach den Ferien willkommen zurück heissen.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Danke, Nin! Auf Rügen war ich übrigens mehrmals als meine Kinder noch kleiner waren und fand es toll! Deine Photos sind auch super.
Uns hat es aber in der Camargue so gut gefallen, dass wir wohl nächstes Jahr wieder hinfahren werden....Kinder sind da ja erstaunlich konservativ, wenn es ihnen an einem Ort gefällt, wollen sie nichs anderes mehr...
Anita

Beitrag von Anita »

liebe carlotta

sehr eindrücklich, wie du eure erfahrungen beschreibst.

vertraue in deine gefühle. lass es auf dich zukommen. bestimmt spürst du, wohin der weg dich zieht und du wirst einen entscheid für dich treffen. wichtig ist doch, dass es wirklich DEIN entscheid ist und nicht der deiner tochter.
dann kannst DU auch ganz dahinter stehen und musst ihn nicht als "sieg" deiner tochter sehen.
und noch ein gedanke - warum soll ein kind nicht einfach auch mal eher was merken, warum soll ein kind uns nicht den weg zeigen oder die augen für etwas öffnen?
kinder und ihre gefüle sind nicht minderwertiger als unsere eigenen.

wenn du dich "besiegt" fühlst, dann weil du es als kampf angesehen hast....aber ich glaube es ist kein kampf gegen dich gewesen, sondern einer für das wohl deiner tochter. sie hat für sich gedacht und gehandelt und für eure beziehung zueinander. eigentlich ja ganz verständlich oder?

sprich mit deinem partner darüber - ganz offen - vielleicht liegt die lösung näher als du denkst?

alles liebe
anita
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Carlotta

Willkommen zurück und ein gutes Landen im Alltag in der bald nassen Schweiz.

Dein Posting ist sehr eindrücklich, trotzdem muss ich ihn noch ein wenig wirken lassen. Anita schreibt aber viel, was mir auch durch den Kopf geht.

Meine Tochter ist zwar sehr glücklich mit meinem Partner, was sie in der Woche, in der wir hier alleine waren mehrmals erwähnte.
So eine Aussage, wie sie deine Tochter machte, könnte aber auch von meinem Kind kommen. Auch wenn es noch Kinder sind, so besitzen sie doch schon ein sehr grosses Geschpür und können heute auch viel besser über Gefühle reden.

Muss es denn gleich Trennung sein? Könnte man deinem Partner nicht auch bei zwei Wohnsitzen mehr Platz in eurer Familie einräumen?
Wie wäre die Version: wenn dein Partner bei euch ist, dann ist er Teil der Gemeinschaft. Wenn du bei ihm bist, dann lebt ihr egoistisch eure Zweisamkeit?
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe Anita,

ich sehe es eigentlich nicht als Kampf, aber habe es vielleicht ein wenig so ausgedrückt. Eigentlich meinte ich: die Paarbeziehung ist gut und als Partner nur für mich bin ich mit ihm glücklich. Als Familie funktioniert es nicht. Und ich gerate immer mehr in eine Situation, in der ich mir keinen Rat mehr weiss, denn sie ist so unerträglich für mich, dass ich eigentlich zugunsten meiner Kinder und mir als Familie über eine Trennung nachdenke.
Wir haben intensiven Kontakt per mail und natürlich wollte er auch wisen, wie der Urlaub war. Ich habe ihm sehr offen geschrieben. Von seiner Seite ist einfach klar: er schafft es nicht, sich weiter auf ein Familienleben mit Kindern einzulassen. Er fühlt sich dem nicht gewachsen. Das kann ich ja als sein Gefühl nur ernst nehmen und für so ein Gefühl kann man jemandem auch keine Vorwürfe machen. Ihn unter Druck zu setzen, wäre wohl total falsch.

Damit bleibt aber der Hauptkonflikt: wo ist sein Platz bei uns? Und wie können wir alle in dieser Konstellation einen Platz finden, den wir nicht aufgeben müssen, wenn er dazu kommt? Dafür scheint es auch deswegen keine Lösung zu geben, weil es sehr schwierig ist, jemandem einen Platz in einer Familie zu geben, wenn derjenige nur sehr bedingt Teil dieser Familie sein will....

Buchenholz, natürlich ist das eine gute Idee, mit einem grossen ABER: mein Partner und ich haben fast keine Zeit für uns allein. Meine Kinder sind ja ständig bei mir, sie haben keine Wochenenden bei ihrem Vater. Will ich also Zeit mit meinem Partner ohne Kinder bedeutet das, ich muss organisieren und planen wie verrückt. Nicht immer ganz einfach, denn cih kann die drei Kinder jeweils nur bei verschiedenen Personen unterbringen, die ja dann alle Zeit haben müssen etc..
Insofern hängt es immer sehr stark an mir: schaffe ich es, uns Freiräume zu organisieren oder nicht? Seine Position ist dabei eine Abwartende....und er ist oft sehr traurig, wenn es mir nicht gelingt. Während ich mit diesem Doppelleben als Alleinerziehende und Partnerin überfordert bin....

Beim Schreiben merke ich gerade, wie schwierig es für meinen Partner ist, wirklich "Teil der Gemeinschaft " zu sein. Er hat so andere Gewohnheiten als Single...und kann sie nicht ablegen....Er ist Vegetarier, wir nicht, darauf muss ich beim Kochen Rücksicht nehmen. Meine Jungs gehen leidenschaftlich gern fischen (inklusive töten des Fisches, den wir dann auch zubereiten und essen...), das ist für ihn ein Horror. Er arbeitet zeitweise zu sehr chaotischen Zeiten, mal sehr früh, mal sehr spät und ist deswegen sehr aufs Ausschlafen Sonntags morgens fixiert. Er geht nicht gern schwimmen im See (d.h. schwimmen schon, aber sich dort den ganzen Tag aufhalten und faulenzen, lesen, mit den Kindern rumtoben, diese Zeit hat er nicht - meint er...). Da liessen sich noch viele Beispiele finden....

Als wir uns kennengelernt haben, waren die Kinder wesentlich kleiner. Damals war es einfacher: nachmittags ein Ausflug mit Kids, die gingen dann schön müde um 19.30 schlafen und wir hatten Zeit für uns. Das ist heute natürlich nicht mehr so....Ich kann abends manchmal zu ihm gehen, aber natürlich nicht oft. Meine Grosse mag es nicht mehr, von ihm weggeschickt zu werden. Sie hat recht, wenn sie empfindet, dass er oft nur darauf wartet, dass die Kinder verschwinden....Seit er in der Nachbarschaft wohnt, kann er sich dann schnell zu sich zurückziehen, wenn es hier ungemütlich wird.
Er unternimmt Dinge mit den Kindern und macht das ganz toll. Und auch gern. Aber eben in einem sehr beschränkten Mass. Und Familienalltag - das empfindet er nicht als etwas wünschenswertes....so formuliert er es selber....Aber mein/unser Leben besteht zu 98% aus Alltag! Wo soll ich ihn denn da noch unterbringen????

Das Schlimme ist für mich, dass ich mich und meine Kinder inzwischen oft als Zumutung sehe für jemanden, der so ein freies Leben führt. Es stimmt ja: er muss sich ständig nach uns richten, auf uns rücksicht nehmen. Aber lässt sich das denn vermeiden bei einer Partnerin mit 3 Kindern??
Ich habe sehr viel von meiner Fröhlichkeit und meinem Selbstwertgefühl verloren.

In dem Sinne, Anita, werde ich wohl spüren, welche Richtung ich einschlage - wenn der richtige Zeitpunkt dafür kommt. Ich kann nur hoffen, dass meine Jungs es gut verkraften, denn für sie war er doch eine wichtige Bezugsperson (wobei ich momentan zweifle, wie wichtig er wirklich für sie ist).
Anita

Beitrag von Anita »

liebe calrotta

aus dem was du schreibst, lese ich viel...

es wundert mich nicht mehr, dass deine tochter sich nicht wohl fühlt. sie spürt doch diese form der ablehnung (er will keine familie/nicht mit kindern leben) und sie ist bestimmt auch verunsichert, weil du damit lebst. schliesslich bist du ihre sicherheit.

deine jungs nutzen den männlichen anker, weil sie nach solchen vorbildern suchen....aber ist dein partner DAS vorbild, dass du dir ausgewählt hast für deine kinder?

...ich lese es anders...da lese ich ja genau deinen konflikt...

und das du darum, deinen entscheid eigentlich gefällt hast
Ich kann nur hoffen, dass meine Jungs es gut verkraften
...

schau, dass es dir gut geht!

viel kraft!
lg
anita
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Du hast schon recht, Anita, ich warte nur noch auf den richtigen Moment, diese Entscheidung auch umzusetzen....momentan bin ich einfach zu feige, es gibt in de nächsten Wochen einiges zu regeln was meine berufliche Zukunft betrifft. Da werden die Weichen in den nächsten Wochen gestellt und ich kann einfach keine emotionalen Katastrophen gebrauchen....

Mein Partner hat sich immer die Rosinen rausgesucht: doch, er will die Kinder und mag sie, aber eben nur, wenn es in sein Leben gerade passt. Es ist eine Entscheidung von seiner Seite, die immer hiess: ja, aber....
Die grosse, romantische Liebe zu mir, aber es folgen keine Taten. Es hat mich natürlich auch beeindruckt, ich glaube nicht, dass ich jemals einen Freund hatte, der so treu und bedingungslos in mich verliebt war. Das Ganze hat nur einen Nachteil: es ist überhaupt nicht REAL!
Denn mein reales Leben sieht ganz anders aus....

Zur Zeit bekomme ich von ihm täglich mails aus dem Ausland, sehr ausführlich berichtet er von seinen Erlebnissen. Auf meine Berichte von den Kindern geht er nicht ein. Ich frage mich, was eigentlich in ihm vorgeht.

Das Schlimme für mich ist: hätte ich die Kinder nicht, ich könnte als Partner gut mit ihm leben. Ich bin selber ein freiheitsliebender Mensch und nach so vielen Jahren als Alleinerziehende gewohnt, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Nur mit den Kindern geht es nicht,
Manchmal würde ich ihn gern so ca. 8 Jahre einfrieren :?

Ich mag mir nicht wirklich eingestehen, dass wir gescheitert sind :cry:

Waren wir zu vorsichtig? Haben den richtigen Zeitpunkt verpasst, die romantische Liebe zu einer realen Beziehung werden zu lassen?
Als wir uns getroffen haben, WOLLTE ich vorsichtig sein. Denn eine weitere Trennung wollte ich den Kindern nicht zumuten. Und mir auch nicht. Sollte man - wenn man sich verliebt und Kinder im Spiel sind - einfach das Risiko eingehen? Ist eine baldige ganz klare Entscheidung füreinander besser als ein langes Abwarten? (Das meinte einmal unsere Familienberatung, zu der meine Grosse geht).

Für mich hoffe ich, dass ich meine beruflichen Pläne auf den Weg bringen kann. Dann werde ich für 2 Jahre sehr gut beschäftigt sein und bin sehr motiviert. Und danach sieht das Leben wieder anders aus. Die wirklich wichtige Person für meine Kinder bin ich und an anderen und stabilen Beziehungen mangelt es nicht. Es sind auch Männer dabei: Opa und Ersatzopa (für die beiden Jungs DIE Vorbilder überhaupt!), sie haben männliche Klassenlehrer, Klavierlehrer und Judotrainer. Und viele Frauen: Oma und Ersatzoma, meine beste Freundin, die Patinnen, das sind alles sehr intensive Beziehungen und Menschen, die nicht so einfach aus unserem Leben verschwinden....

Sorry, ich bin sehr traurig und heule mich hier etwas aus... :oops:
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Carlotta

Mir kommt da zuerst in den Sinn, was mir meine Mutter jeweils sagt: Treffe keine Entscheidungen, wenn du vor einer beruflichen Veränderung stehst. Ich habe ihren Rat jeweils befolgt und bin mir im Nachhinein froh darüber, denn ich war oft einfach zu nervös und da wollte ich alles andere auch gerade um 180 grad drehen und ändern.

Meinst du wirklich, dass ihr seid gescheitert seid?
Vielleicht war dieser Partner momentan genau das Richtige für Eure Familie. Meistens kommen doch diese Situationen und Personen, die es genau in dem Moment braucht um weiter zu kommen im Leben, oder? Vielleicht hattet Ihr (Du und Deine Kinder) für diese Zeit einen Partner gebraucht, der ein bisschen auf Abstand war und nicht zu viel dreingeredet hat? Oder vielleicht hattest du dir unbewusst auch einen Mann gesucht, der sich nicht zu fest einmischt?

Diese Zeit scheint nun vorbei zu sein und Du und auch Deine Älteste sehnen sich nach einem Mann und Vater, der stabil in die Familie gehört. Dazu gehört auch, dass ihr diesem Mann einen Platz in der Familie zugestehen müsst (allenfalls Kompromisse eingehen müsst) und dass er sich einmischen wird. Er wird Regeln aufstellen, die nicht immer allen Familienmitgliedern gefallen werden und er wird auf der Einhaltung dieser Regeln bestehen. Ausserdem möchte er von seinen Stiefkindern geliebt werden wollen und mit ihnen eine nahe, gegenseitig respektvolle Beziehung aufbauen. Vielleicht fühlt sich das eine oder andere bedrängt, und sehnt sich zurück nach dem unzulänglichen Mann, der ihnen die Freiheit liess. Da wird es dann an Dir liegen, diese gegenseitig respektvolle Beziehung zum Wohl aller Beteiligten zu ermöglichen und dem Neuen auch wirklich einen Platz zu geben.

Es gibt kein "richtig oder falsch". Deshalb seit ihr auch nicht gescheitert!
Es war zu dem Zeitpunkt richtig so, wie es war.

Dass dein Partner dir nicht auf die Erlebnisse der Kinder geantwortet hat, kann auch daran liegen, dass bei ihm auch eine Veränderung im Gange ist. Vielleicht denkt er daran, sich näher einzubringen, hat aber Angst?

Erinnere dich daran, was Dein Partner Euch alles in die Familie gebracht hat, und nimm das mit in deine neue Beziehung. Dann kommts gut!

Alles Gute.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Liebe Carlotta, ja, es hört sich auch für mich so an, als habest du deine Entscheidung getroffen. Und auch, wenn du gute Gründe hast, so ist es schmerzvoll. Und vielleicht findet ihr auch noch einmal eine Lösung: du warst durchaus schon mal an dem Punkt, wo du gedacht hast, es geht nicht weiter...

Ich kann die Bemerkung mit dem Rosinenpicken sehr gut verstehen: was bedeutet es, jemandem die grosse Liebe zu versprechen, wenn das keinen Einfluss auf das Handeln hat? Wo geht er auf dein Leben ein?

Ich weiss, als ich noch verheiratet war und in Gedanken meine Woche durchging und mir aufging: die Person, die mir am meisten hilft, ist nicht mein Partner sondern mein Au-Pair Mädchen. Und damals habe ich sehr geweint, denn meine Idee von Partnerschaft war doch eine ganz andere.

Die grosse, romantische Liebe und Alltag müssen sich nicht ausschliessen! Ich erlebe dies seit über viereinhalb Jahren, davon etwas über vier, seit wir zusammen wohnen mit allen Belastungen durch vier Kinder, Ex-Partner und Patchwork... und einem grossen Karriereknick im Leben meines Partners. Es geht! Und als ich an deinen Thread dachte , habe ich einen alten Brief von ihm herausgesucht, einen, der für mich in der Beschreibung der Zukunft, die er sich für usn vorstellt, eine der schönsten Liebeserklärungen enthält: "Da bin ich jetzt mit dir alleine, hoffe, dass du noch ruhig und kuschelig dem Wecker entgegendöst und würde dir gerne einen Kaffee bereiten könne (übrigens, deine Idee, deine Kaffeemaschine dort hinten in die Ecke zu quetschen, halte ich nicht für gelungen - aber darüber können wir noch streiten). Ich freue mich auf ein Leben mit dir." In dem gleichen Brief schrieb er mir, dass ich auch sofort und mit den Kindern bei ihm einziehen kann. "Sie gehören zu dir."

Vielleicht kann dein Partner darüber nachdenken, warum er den Alltag nur als Störfaktor einer Beziehung empfindet und nicht als mögliche Bereicherung, was er sehr gut sein kann. Was bedeutet es für ihn, wenn er sagt, dass er dich liebt, wenn es nicht heisst, dein Leben zu teilen und dich zu unterstützen? Was bedeutet Partnerschaft für dich? Überstürze keine Entscheidungen... und denke nicht, dass du deiner Tochter zuliebe handelst... denn das heisst auch in deinem Kopf die beiden als Gegner hinzustellen.

Viel Glück für die beruflichen Schritte!
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Hallo Carlotta,

ich will deine Texte auch erst mal auf mich wirken lassen. Jedoch glaube ich, kann ich deinen Partner auch etwas verstehen, vielleicht, weil ich mich immer gut mit den "neuen" Männern identifizieren kann, weil ich ja selber eine "neue" Frau bin und keine Kinder habe. Schon früher habe ich bei eurem Lebensmodell gedacht "Mensch, toll, wie die das scheinbar hinkriegen. Sowas ginge bei uns gar nicht", und jetzt ist es wohl doch nicht so toll gewesen :? Ich lese solche Berichte auch immer mit der Vorstellung, dass mein Partner vielleicht genauso denkt wie du/ihr, und manchmal gruselts mich echt, wenns so wäre.

Ich weiss nicht, ob du deine Entscheidung wirklich schon getroffen hast. Überstürzen würde ich nichts, schon gar nicht, wenn du dich auch auf deinen Beruf konzentrieren musst. Du musst ganz genau für dich ausloten, was du wirklich möchtest. Und wenn du es dir aussuchen könntest - wie müsste eure Beziehung dann sein? Was bräuchte es, um dich glücklich zu machen? Wie müsste das ablaufen? Inwieweit wird der Partner integriert, inwieweit klinkt er sich selber aus? Hat er genug Raum? Gibt er genug Raum? Uswusf. Ich weiss, es mag vielleicht ermüdend sein, solche Dinge zu beantworten, aber manchmal helfen sie einem selber, klarer über alles zu werden.

Ich wünsche dir viel Mut, und bitte halte uns auf dem Laufenden.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Babell, das stimmt: für unsere damalige Situation war er der richtige Partner. Ich habe mich verändert und auch meine Wünsche an eine Beziehung. Zum Teil verdanke ich das ihm, denn durch ihn habe ich überhaupt wieder gewagt, einem Mann zu vertrauen.

Ich überstürze nichts, eben wegen der beruflichen Veränderungen. Aber es gibt Dinge, die spürbar werden, wenn sie innerlich klar sind. Auch er wird es spüren. Wir respektieren einander sehr. Das macht es besonders schwer...

Ja, Nin, manchmal trauert man um das was hätte sein können! Das kenne ich sehr gut!
Danke Dir für die Worte aus dem Brief von Deinem Partner.
Bei mir geht es jetzt nicht um eine neue Beziehung. Ich glaube, ich brauche wieder eine Zeit alleine und verkrieche mich als frau inzwischen so sehr in mein Schneckenhaus, dass es auch unwahrscheinlich ist, dass dort gerade jemand anderes mich findet ;-)! Aber ich will unbedingt meine beruflichen Pläne verwirklichen - wenn es gelingt, wird das mein Leben sehr erleichtern und dann wäre auch wieder raum für den Aufbau einer neuen Beziehung.

Es stimmt, wir hatten schon eine Krise. Das Problem ist nur, dass sich seitdem nichts grundsätzlich geändert hat. Und dass ich nun in dem zurückliegenden Urlaub eine so ganz andere Erfahrung gemacht habe....eine, an die ich kaum glauben kann, nämlich dass eine Erwachsene ohne Kinder sich sehr wohl voll einlassen kann. Natürlich war das nur Urlaub, aber: es hat mir extrem viel bedeutet, dass diese Patin von meinem Sohn mir gesagt hat - wenn mir jemals etwas passiert, sie würde ihr Leben umkrempeln und meine drei Kinder gemeinsam grossziehen. Das hat mir einfach gezeigt: ja, es gibt Menschen, die grundsätzlich dazu bereit sind, egal wie schwierig es ist (und immer ein Risiko).
Ich habe sehr viel Selbstwertgefühl verloren, fühle mich Männern gegenüber nichts wert. Wer will schon eine Frau mit drei Kindern? Es ist zum Teil auch diese jahrelange (4, 5 Jahre jetzt) Erfahrung mit meinem Freund: ich als Frau bin zwar begehrenswert, aber es wird doch niemals jemand dieses Leben teilen wollen!

Seine Einstellung dazu wird sich nicht ändern. Denn sie besteht sogar ganz unabhängig von mir. Er fand Alltag in einer Beziehung nie erstrebenswert, daran ist u.a. auch seine letzte langjährige Beziehung gescheitert - ohne Kinder.
Für ihn bedeutet Beziehung: zwei in jeder Hnisicht gleichberechtigte Partner geniessen gemeinsam das Leben. Jede dieser beiden Personen nimmt am Leben des anderen teil und dennoch bleibt man unabhängig. Mit Schnupfen und Brummschädel lliegt jeder lieber allein im Bett....sowas macht ja nicht attraktiv ;-) Es ist ein romantisches Ideal, ein Traum, weiter nichts. Ich habe ihn - da er ja 13 Jahre älter ist als ich - mal gefragt, wie das denn dann wäre, wenn er mal weniger leistungsfähig ist als ich. Davor hat er Angst und er kann sich nicht vorstellen, dass ich ihm dann helfen könnte oder geduldig mich ihm anpassen könnte. Nicht weil er mir das nicht zutraut, sondern weil er es nicht will!

Stell Dir vor, Nin, diese Seifenblase: er ist doch hauptberuflich Musiker. Im Konzert war ich oft, aber da spielt er im Ensemble. Ich habe ihn in 4, 5 Jahren Beziehung NIE üben gehört und er will das nicht!!
Und er hat noch nie hier eine Nacht verbracht, wenn ein Kind krank war oder ich Migräne hatte oder sonstwas! In so langer Zeit....

Ich will nun eindeutig mehr - aber das war ein Prozess auch bei mir. Ich kann gut mit den Kindern allein leben. Aber wenn ich eine Partnerschaft habe, dann wünsche ich mir eine wirkliche Gemeinschaft, in der einer für den anderen einsteht, man gemeinsame Pläne und Ideen verfolgt und sich eben auch im Alltag gegenseitig unterstützt. Ein gewisses Mass an Eigenleben und Unabhängigkeit muss dem nicht widersprechen, finde ich: sicher teilt man nicht alle Interessen und alle Freundschaften und jeder darf auch mal eigene Wege gehen, solange es ein gemeinsames "Zentrum" dieser Beziehung gibt, in das jeder gern zurückkehrt.

Es ist einfach schade...
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Arabella
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Beitrag von Arabella »

Liebe Carlotta,

Viel hat sich bei Euch getan! Ich habe den ganzen Thread durchgelesen und schreibe dir stichwortartig, was mir in den Sinn kommt.

- Du kannst stolz sein, auf deine tolle Tochter. Ich habe mich gefreut, von deinen emotionalen Erfolgserlebnissen in den Ferien mit ihr zu lesen. Klopf dir mal kräftig auf die Schultern!

- Dass der Partner für deine Situation vielleicht nicht das Richtige ist, hast du ja lange bevor deine Tochter es dir so klar gesagt hat, hier schon immer wieder angedeutet. Wenn deine Tochter je auf den Gedanken kommen sollte, dass sie dich dazu gebracht hat, eine Beziehung zu beenden, dann schick sie zu uns!! ;-)

- Dass er in seinen Mails nicht auf deine Erzählungen von den Kindern eingeht, finde ich traurig und bedenklich.

- Ich staune, wie du in den vergangenen Jahren einen Partner an deiner Seite haben konntest, der dich in dieser sooooo anstrengenden Zeit mit den drei Kindern und Beruf überhaupt nicht entlastet hat. Er hat offenbar nie wirklich mit angepackt ?!

- Ich würde auch mit einem klaren Schritt warten, bis sich die beruflichen Weichen gestellt haben. Es eilt ja nichts.

- Wir haben uns einmal getroffen für einen schönen Schwatz. Ich habe dich gesehen und deshalb erlaube ich mir zu sagen: einen neuen Partner zu finden dürfte für dich nicht so schwer sein.. ;-))

- Es kann jedoch auch so kommen: Wenn Du deinem Partner sagst, wo du dich zuwenig unterstützt fühlst, und weshalb du keine gemeinsame Zukunft siehst, dass er dann die Kraft findet, sich zu ändern.

Herzlichste Grüsse

Arabella
Habe fünf Kinder im Alter von 19,17,15,13 und 11. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. (Fast) alle leben seit über 10 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Das ist ganz schön geschrieben Arabella! Wenn nur die Liebe nicht im Spiel wäre...

Viel Glück Carlotta bei der Entscheidungsfindung.

@ Arabella: Deine Aussage "Wenn deine Tochter je auf den Gedanken kommen sollte, dass sie dich dazu gebracht hat, eine Beziehung zu beenden, dann schick sie zu uns!! ;-) " hat mich stutzig gemacht. Habe ich da was verpasst oder interpretiere ich was, was nicht ist? Falls Du Lust hast, mehr dazu zu sagen. ;-)

Liebe Grüsse an Euch beiden
Delphia
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