Meine Löwenmutterart zerstört meine Ehe!

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anouschka
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Registriert: 18.04.2010 07:56

Meine Löwenmutterart zerstört meine Ehe!

Beitrag von anouschka »

Ihr Lieben

In vielen Themen hier im Forum habe ich unsere Familie gesehen. Es ist schön zu wissen, dass wir nicht alleine sind, die mit Patchworkproblemen zu kämpfen haben.

Ich dachte immer "schlimmer wirds nimmer"! Ich finde einfach (noch)keine Lösung für mich aus unserer "Sauce".

Unsere Situation sieht wie folgt aus:

Mein Mann ist kinderlos in unsere Ehe eingegangen und ich habe 2 Söhne (knapp 13 und 10). Mein Mann ist ein guter Stiefvater und ist immer für uns da und ich vertraue ihm. Tja, wo liegt denn das Problem?

Das liegt an mir. Mein Ältester ist ein spezieller Junge. Ruhig, eher introviertiert, etwas langsam in seiner Denkart und seinen Reaktionen und seinem Vater in jeder Pore ähnlich. Er ist ein toller, menschlicher Junge, hat jedoch wenige bis keine Freunde und zählt in der Schule eher als Aussenseiter. Mich als Mutter macht das natürlich schon manchmal traurig.

Mein Mann ist und war auch als Kind das pure Gegenteil von ihm. Extrovertiert, unternehmens- und abenteuerlustig. Da prallen also zwei Welten aufeinander.

Und dann kommt noch unser Jüngster aus erster Ehe ins Spiel, der meinem Mann sehr ähnlich in der Wesensart ist und es somit auch gut mit ihm hat.

So, und jetzt die Problematik. Mein Mann hackt oft auf meinem Ältesten herum: "lass es sein, du kannst das sowieso nicht", "du bist ein Kaiser, wie dein Vater"... So höre ich das schon seit Jahren. Handkehrum führen die beiden dann aber wieder super Gespräche, gehen miteinander weg und mein Mann nimmt sich wahnsinnig viel Zeit für ihn oder auch für den Jüngsten oder für beide miteinander.

Ich komme einfach nicht gut damit zurecht, wenn er die Kinder auf "seine Art" angreift. Ich finde das so unglaublich erniedrigend und demütigend und es verletzt mich unglaublich. Darüber haben wir schon x-mal geredet, gestritten, geheult und gekeift und uns wieder versöhnt. Aber nun hat die Ehe schon solche Abnützungserscheinungen, dass sie keinen weiteren Krisen mehr standhält.

Er fühlt sich von der Familie prostituiert, weil ich ihm sozusagen die Möglichkeit nehme, ihn so zu lassen, wie er ist. Ich kann ihn gut verstehen. Er fühlt sich als Nummer 2 in der Familie. Ich habe das Gefühl, dass ich viel für ihn mache, viel Zeit mit ihm alleine verbringe, ihm alle Freiheiten lasse. Er ging oft alleine in den Urlaub, hat seine Hobbies für sich. Ich geniesse die Zeit auch mal alleine mit den Kindern.

Er hat das Gefühl, in Konkurrenz mit den Kindern zu stehen, dabei habe ich Liebe für alle drei und gebe sie allen bedingungslos. Ich kann mich doch hier nicht entscheiden!

Wie soll ich nun lernen, nicht immer wie eine Löwenmutter vor meine Kinder zu springen, wenn mein Mann den Kindern etwas sagen möchte? bzw. kritisieren möchte. Es geht ja nur darum. Unsere Ehe droht durch dieses immer währende Problem zu zerbrechen. Es macht müde und mürbe.

Ich habe mich nun mit einer Therapeutin in Zürich in Verbindung gesetzt, die die systemische Therapie anwendet. Kann mir jemand sagen, ob das gut ist und wie das ist? Und natürlich hoffe ich, dass es mir hilft.

Ich danke für euer Zulesen und wünsche euch einen schönen Sonntag.

Liebe Grüsse
Anouschka
Anita

Re: Meine Löwenmutterart zerstört meine Ehe!

Beitrag von Anita »

hallo anouschka - lässig das du mitschreibst!
Das liegt an mir. Mein Ältester ist ein spezieller Junge. Ruhig, eher introviertiert, etwas langsam in seiner Denkart und seinen Reaktionen und seinem Vater in jeder Pore ähnlich. Er ist ein toller, menschlicher Junge, hat jedoch wenige bis keine Freunde und zählt in der Schule eher als Aussenseiter. Mich als Mutter macht das natürlich schon manchmal traurig.
du schreibst: "das liegt an mir" - und ich finde dein bewusstsein bemerkenswert. es wird dir helfen, auch noch weitere schritte zu gehen und wege zu finden.
tatsache ist, dass es DICH traurig macht. es ist also in erster linie DEIN PROBLEM. wie fühlt sich dein bub in seiner auseinseiter rolle? vielleicht stört es ihn weniger?
schwierig sind die vergleiche. sobald wir kindern den "du bist wie"-stempel aufdrücken, habe sie meist kaum eine chance aus dieser rolle zu wachsen - sie wird ihnen aufgedrückt.
eigentlich ist es der wunsch von uns allen NICHT verglichen, sondern als individuum geschätz zu werden.
Mein Mann ist und war auch als Kind das pure Gegenteil von ihm. Extrovertiert, unternehmens- und abenteuerlustig. Da prallen also zwei Welten aufeinander
.
vielleicht ist es eben auch der vergleich, der deinen partner, an dein leben vor ihm erinnert - dein sohn hält dafür hin?
So, und jetzt die Problematik. Mein Mann hackt oft auf meinem Ältesten herum: "lass es sein, du kannst das sowieso nicht", "du bist ein Kaiser, wie dein Vater"... So höre ich das schon seit Jahren. Handkehrum führen die beiden dann aber wieder super Gespräche, gehen miteinander weg und mein Mann nimmt sich wahnsinnig viel Zeit für ihn oder auch für den Jüngsten oder für beide miteinander.
abwertungen würden für mich auch nicht stimmen. sie führen zu minderwertikeitsgefühlen und sollten vermieden werden.
ich hatte in gesprächen schon gute erfolge mit der beschreibung; "wäre ich dein kind/wäre ich an der stelle des kindes, würde ich mich so und so fühlen..."
Ich habe mich nun mit einer Therapeutin in Zürich in Verbindung gesetzt, die die systemische Therapie anwendet. Kann mir jemand sagen, ob das gut ist und wie das ist? Und natürlich hoffe ich, dass es mir hilft.
super! die systemische sichtweise finde ich absolut passend und ich bin sicher, sie wird dich/euch bestimmt untersützen können. wir haben tolle erfahrungen damit gemacht und manch hürde so nehmen können :)
ich habe mir danach sogar eine systemische weiterbildung gegönnt, weil ich selbst so viel davon profitieren konnte :)

alles gute auf deinem weg!
anita
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo Anouschka
Willkommen in unserer Runde! :)
Du machst genau das Richtige: Du holst Dir Unterstützung und suchst einen Weg aus dieser schwierigen Situation.

Viele von uns kennen dieses Problem. Ich selber fühlte mich oft auch als Löwenmutter, die sofort auf Angriff ging, wenn ich meinte, meine Jungen seien bedroht.
Heute ist das eines der wenigen Dinge, die ich anders machen würde. :?

Die Voraussetzung für eine glückliche Partnerschaft ist, dass Du Deinen Partner ganz klar zur Nr. 1 machst.
Aus meiner Arbeit und meinem Patchworkerleben weiss ich: Wenn nicht, muss sich der Mann dagegen wehren, wenn er stark und kein Schlappschwanz ist.
Es geht darum, dass die Eltern die Basis und gleichzeitig die "Regierung" der Patchworkfamilie sind. Sie tragen ja auch die ganze Verantwortung.

Der Liebe zu Deinen Kindern tut dies überhaupt keinen Abbruch. Die ist bedingungslos, die ist auch da, wenn Du etwas tust, das ihnen nicht gefällt oder wenn sie etwas tun, das Dir nicht gefällt. Das ist eine ganz andere Ebene. Und sie werden langfristig viel davon profitieren, wenn Du ihnen glückliche Partnerschaft vorlebst, glücklich bist... und sie von der Sorge um Dich entlastest.

Wenn Dein Mann jetzt also etwas zu sagen hat, zeigen sich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Art der Kommunikation:
Männer sind meist direkter, klarer, mit weniger Worten. Ihre Aufgabe ist es schon in der ganzen Entwicklungsgeschichte, für die Sicherheit zu sorgen. Dies funktioniert besser ohne lange Diskussionen.
Die Frauen pflegen Beziehung über das Gespräch. Das heisst, es geht dabei gar nicht immer um die ausgetauschten Informationen, sondern darum, einander zu spüren und nahe zu sein.
Nur, wenn es darum geht, Regeln durchzuziehen, konsequent zu sein... was halt Erziehung so mit sich bringt, funktioniert diese Art der Kommunikation nur bedingt. :(
Meine Kinder entwickelten sich zu begabten Diskutiererinnen, bis ich mit Hilfe meines Mannes realisierte, dass manchmal auch "keine Diskussion" angebracht ist.
Keine der beiden Möglichkeiten ist besser als die Andere! Aber wir Frauen haben oft das Gefühl, die Männer müssten von uns noch umerzogen werden. Nicht wirklich inspirierend! :? Und indem sie etwas tun, das uns nicht gefällt, wehren sie sich dagegen.

Die Mütter neigen ab der Geburt dazu, ihre Kinder so nahe an sich zu lassen, dass diese zwischen sich und den Mann geraten. (Das kommt in allen Familienarten vor!)
Wenn sie es nicht mit der Zeit schaffen, diese Kinder auch in die Obhut des Vaters (oder jemand anders) loszulassen und ihnen zuzutrauen, auch einmal Konflikte zu überleben, machen sie es ihnen schwer, selbständig zu werden und für die Herausforderungen des Lebens vorbereitet zu sein.
Aber das wollen wir Mütter doch, oder?

Du schreibst, Du willst Dich von einer systemischen Therapeutin unterstützen lassen. Super! Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei und hoffe, dass Du Dich doch sofort wohl fühlst. Es gibt ja verschiedene Angebote. Du findest für Dich das Richtige.

Wir sind gespannt zu hören, wie es weitergeht :wink:
Machs gut Ria
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
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Nin
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Beitrag von Nin »

Hallo Anouschka und herzlich willkommen im Forum,

ich glaube, dieser Wille, unsere Kinder zu schützen, sogar vor unseren Partnern, der ist bei vielen problematisch. Es ist schwierig, Distanz zu behalten und sich nicht schützend vor sein Kind zu stellen.

Dein Sohn ist jetz knapp 13 - er kann für sich selbst dastehen. Und vielleicht stört ihn gar nicht so sehr, was dich stört... sprich doch mal mit ihm: wie er seinen Stiefvater erlebt, seinen wirklichen Papa, einfach zuhören, um zu sehen, ob du oder er unter der Ablehnung leiden. Und sicher ist es auch gut für das jugendliche Ego, wenn man ihm sagt: "Sprich für dich, du kannst das, du brauchst nicht immer deine Mami, du kannst auch selbst deinem Stiefpapi sagen, was dir nicht passt...".
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
anouschka
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Registriert: 18.04.2010 07:56

Beitrag von anouschka »

ihr lieben

ich danke euch für eure antworten und euren zuspruch. mein mann und ich waren heute zum ersten mal in der systemischen therapie und sind hellauf begeistert! wir waren schon früher bei einem therapeuten, aber dieser war dann doch eher "tiefenpsychologisch".

wir haben sogleich den zugang zur therapeutin gefunden und auch eine "aufgabe" bekommen. nämlich, dass wir uns gegenseitig nicht mehr einmischen, wenn wir etwas zu den kindern sagen. natürlich sollten erniedrigungen ausbleiben.

ich bin ja gespannt, wie wir das umsetzen, denn noch weilen die kinder diese woche bei ihrem vater in den ferien. somit haben mein und ich noch zeit, um vieles zu diskutieren.

ich wünsche allseits einen schönen abend und grüsse euch.
anouschka
Anita

Beitrag von Anita »

hey klingt ja nach einem super schritt in die gewünschte richtung :D

ich wünsche euch viel erfolg und würde mich freuen, wenn du mal berichtest, wie es weiter ging ;)

lg
anita
Tina74
Beiträge: 1
Registriert: 31.10.2010 14:09

Re: Meine Löwenmutterart zerstört meine Ehe!

Beitrag von Tina74 »

Hallo Anouschka und hallo an alle Patchworker

Ich bin neu im Forum. Es tut mir gut zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, die Probleme hat eigene Kinder und einen neuen Partner...

Ich habe auch die gleiche Situation. Mein älterer Sohn ist 14 und eher introvertiert. Daher hat er weniger Kollegen und Interessen. Nach draussen zu gehen, ist eher nicht sein Hobby. Aber ich habe gesehen, dass es bei seinen Kollegen nicht anders ist. Darum dränge ich ihn auch nicht, mehr nach draussen zu gehen. Mein Partner ist jedoch ein aktiver Naturmensch, liebt die Ordnung und einer von der alten Schule, er urteilt die heutige Jugend aus damaliger Sicht. Mein jüngerer Sohn passt genau zu meinem Partner. Er ist sehr selbstsicher und ein "Wildsau" :roll: . Die beiden unternehmen viel miteinander.

Nun kann sich jeder vorstellen, dass bei uns ständig die Fetzen fliegen. Ich falle regelmässig zwischen Stühle und Bänke, was an meinen Kräften zerrt. Aber ich denke, ich werde eine Beratung aufsuchen, die uns mal coacht :)

Herzlichen Dank für Dein Beitrag! Liebe Grüsse Tina
sofia
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Registriert: 17.12.2009 17:17

Beitrag von sofia »

Hallo zusammen,

sind denn die geschiedenen Väter nicht auch ganz schön empfindlich, wenn es um ihre Kinder geht ? Bei meinem Freund kann ich das gut beobachten: sobald ich seine kids kritisiere, fängt er an sie zu verteidigen. Ich finde, Kritik darf nicht so lieblos und abwertend daher kommen, egal, ob es mein Kind ist oder nicht. Der Ton macht die Musik. Und wenn er sich bei meinem Sohn im Ton vergreift, was schon mal vorkommt, muss ich ihm das sagen. Das tut mir dann natürlich auch weh, aber auch, wenn er seine eigenen Kinder so hart anfährt.
Sofia
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