Patchworkfamilie

Sie sind hier:  Startseite > Expertenmeinungen > Herausforderungen > Der Sohn meines Freundes

Der Sohn meines Freundes

 


Koni Rohner im Beobachter 1/ 2002


Wie geht der neue Partner eines alleinerziehenden Elternteils mit Problemen wie Eifersucht und Ablehnung um?

Das Problem:
Ich lebe seit einem halben Jahr mit meinem Partner und seinem achtjährigen Sohn zusammen. Wenn ich mit dem Jungen allein bin, scheint er sich ganz wohl zu fühlen, und wir machen auch viel zusammen. Sobald aber der Papi da ist, bin ich Luft und werde nicht mehr angesprochen. Ist meine Eifersucht normal, und wie gehe ich damit um? Lydia Z.

Koni Rohner, Psychologe:
Die Frage, ob normal oder nicht normal, ist in der Psychologie bedeutungslos und unfruchtbar. Jedes Gefühl muss und darf ernst genommen werden, weil es eine seelische Wirklichkeit ist. Ich kann Ihre Eifersucht jedenfalls gut verstehen, obwohl sich sehr viele Frauen in ähnlichen Situationen noch viel grösseren Schwierigkeiten gegenübersehen als Sie im Moment.

Es ist doch bereits toll und nicht selbstverständlich, dass es mit dem Kleinen so gut klappt, wenn Sie mit ihm allein sind.
Ich empfehle Ihnen, Ihre Gefühle zu akzeptieren und sie auch mitzuteilen. Sie können dem achtjährigen Jungen ohne Vorwürfe offen sagen, dass es Sie ärgert oder eben eifersüchtig macht, wenn er Sie wie Luft behandelt, sobald der Papa da ist. Sie werden sehen, dass das auf Sie selber eine befreiende Wirkung hat, und möglicherweise ändert das Kind dann sein Verhalten ein wenig. Falls es dies nicht tut, nehmen Sie es nicht persönlich. Ihr Partner ist nun mal der Papi, und Sie sind nicht die Mami – Luft sind Sie deswegen noch lange nicht. Das wird der Kleine spätestens dann registrieren, wenn Sie ihm offen sagen, was Sie kränkt.

Vater als wichtige Identifikationsfigur
Ich stelle immer wieder fest, dass man mit Kindern sehr gut über zwischenmenschliche Probleme reden kann, wenn man ehrlich ist und sich auch für ihre Gefühle interessiert. Die starke Hinwendung zum Vater könnte übrigens auch daher kommen, dass der Sohn ihn wenig sieht, weil dieser den ganzen Tag auswärts arbeitet. Vielleicht ist es für einen Jungen aber auch einfach besonders wichtig, sich mit einem Mann zu identifizieren.

Häufig erschüttert die Trennung der Eltern auch das Urvertrauen der Kinder. Was sie für sicher und unzerstörbar hielten, nämlich ihre Familie, zerfällt unbegreiflicherweise in zwei Teile. Manchmal bleibt da eine untergründige Angst, man könnte nun auch noch den Elternteil verlieren, mit dem man zusammenlebt. Wenn Sie Ihre Eifersucht offen zugeben, werden Sie vielleicht im Gegenzug mehr über die Motive des Jungen erfahren.

Mischung aus Schwester, Tante und Mutter
Es ist für Kinder in einer Patchworkfamilie immer ein bisschen schwierig, dem «fremden» Partner ihres leiblichen Elternteils eine passende Rolle zu geben. Bezeichnenderweise gibt es auch keinen Namen dafür: Es handelt sich weder um Stiefeltern noch um Onkel oder Tanten. In der Regel wird einfach der Vorname verwendet: Lydia ist die Freundin von Papa und so eine Mischung aus älterer Schwester, Tante und Mutter – aber eben nicht die «richtige» Mama.

Die hat wie der «richtige» Vater einen speziellen Platz im Herzen eines Kindes.
Viel Fingerspitzengefühl oder pädagogisches Geschick braucht es, wenn die «Stiefkinder» im Jugendalter sind. Dann sind sie Erwachsenen gegenüber besonders kritisch und reagieren sehr empfindlich.
Wenn die neuen Partner die Rolle akzeptieren können, die ihnen die Kinder übertragen, und auch nicht unterschwellig versuchen, mit den leiblichen Eltern zu rivalisieren, kann das Verhältnis für beide Seiten sehr schön und bereichernd sein. Falls es nicht von Anfang an klappt, muss man offen darüber reden und sich gegebenenfalls zusammenraufen.

News01

 

 

Aktuell

Gesprächsgruppe
für Patchworker in Stäfa
mehr hier

Kontakt

info(at)patchwork-familie.ch

Patchworkseite auf Facebook


Wer steckt dahinter?

Diese Seite wird redigiert und
moderiert von

Ria Eugster, Patchworkcoach
www.coacheria.ch
Logo Coacheria