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Tipps für Patchworker

 


Annette Riestenpatt auf PARSHIP


Patchwork, das klingt zwar nach lustiger Flickendecke, aber als Form des Zusammenlebens hält die bunt gewürfelte Lebensgemeinschaft auch Zündstoff bereit. Das Zusammenwachsen gerät nicht selten zum heiklen Balanceakt für alle Beteiligten.

Natascha Becker kennt sich aus mit Patchwork-Familien. Die 34-Jährige wuchs selbst in einer auf, mit Stiefvater und Stiefschwester und allem, was dazu gehört. Heute lebt sie als geschiedene Mutter einer Tochter mit einem neuen Partner zusammen. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse fasst sie in ihrem Buch "Leben in der Patchwork-Familie" (s.u.) zusammen. Die Patchwork-Familie als Zukunftsmodell? "Es ist toll, wenn ein Paar eine Familie gründet und harmonisch zusammen lebt", findet sie. "Aber leider ist das ja heutzutage oft nicht mehr der Fall. Immer mehr Beziehungen gehen in die Brüche, neue entstehen und dadurch eben immer mehr Patchwork-Familien." Und da tauchen dann auch die ersten Schwierigkeiten auf.

Normalität braucht Zeit

"Jeder möchte natürlich von Anfang an eine möglichst perfekte und normale Familie haben", so Natascha Becker. "Dabei braucht das Zusammenwachsen einer Familiengemeinschaft ungeheuer viel Zeit und Feingefühl." Leider haben viele Paare eine übersteigerte Erwartungshaltung. Probleme sind dann vorprogrammiert. Wer vorschnell auf Normalität und Harmonie drängt, überfordert damit nicht nur den Partner und die Kinder, sondern meist auch sich selbst. Keine gute Basis für einen Neubeginn. Dass das Zusammenwachsen einer Patchwork-Familie eine Menge Zeit braucht, weiß auch Nele (31). Die Kunsterzieherin wartete erst mal, bis sie ihren beiden Kindern Tom (37) vorstellte, den neuen Mann in ihrem Leben. "Ich wollte mir erst sicher sein, dass es mit ihm wirklich was Ernstes ist. Als es so weit war, hatte ich einen Riesen-Bammel, wie die Kinder wohl auf ihn reagieren würden." Gerade Mütter plagt oft das schlechte Gewissen, wenn sie zu Beginn einer neuen Partnerschaft nicht rund um die Uhr für ihre Kinder da sind. "Dabei haben sie ein Recht auf ein Liebesleben. Von einer harmonischen und stabilen Beziehung profitieren langfristig auch die Kinder", hält Patchwork-Expertin Becker dagegen.

Die lieben Kleinen

Zu Anfang waren Neles Kinder skeptisch, verglichen Tom ständig mit ihrem leiblichen Vater und gingen auf Konfrontationskurs. "Das war für mich ganz schrecklich", erinnert sich Nele. Die Kinder waren eifersüchtig und hatten Angst, dass Tom ihnen die Mutter wegnimmt. Dahinter steckt meist die Angst, die Mutter an den neuen Partner zu verlieren. "Sprechen Sie mit Ihren Kindern", rät Natascha Becker. "Immer und immer wieder. Erklären Sie ihnen, dass ein erwachsener Mensch auch einen erwachsenen Partner braucht, um glücklich zu sein. Dass dieser Partner Bedürfnisse befriedigt, die ein Kind nun mal nicht befriedigen kann. Aber zeigen Sie auch deutlich, dass Ihre Gefühle für Ihre Kinder dadurch nicht geschmälert werden." Nele versuchte, ihren Kindern so viel Geborgenheit und Verständnis wie nur eben möglich zu vermitteln, lobte und knuddelte sie bei jeder Gelegenheit, auch und gerade im Beisein von Tom. Und auch Tom ließ sich Zeit. "Es war schwierig. Ich wollte Interesse für die Kinder zeigen, aber mich nicht anbiedern", erinnert er sich. "Außerdem wollte ich ihnen zeigen, dass ich ihnen die Mutter nicht wegnehmen will."

Die Last mit der Eifersucht

Deshalb unternahm er viel mit Nele und den Kindern, zuerst gemeinsam, dann auch nur mit den Kindern. Er half der Tochter bei den verhassten Mathe-Hausaufgaben und ging mit dem Sohn zum Fußball. Und langsam aber sicher gewöhnten sie sich aneinander, bauten eine Beziehung auf und lieben sich mittlerweile heiß und innig. Leider läuft das nicht immer so reibungslos. Nicht selten ist es auch der neue Partner, der ein Problem mit den Kindern hat. Die fehlende gemeinsame Vergangenheit, die - manchmal unbewusste - Eifersucht auf den Ex-Partner. Und dann natürlich die Tatsache, dass man die Kinder des Partners gar nicht genauso lieben kann wie seine eigenen. Dabei muss das gar nicht sein. "Versuchen Sie nicht, besser zu sein als der leibliche Elternteil", rät Natascha Becker. Ein klassischer Fehler aller Patchworker, sie wollen dieses Mal alles besser machen. Schließlich kommen sie in der Regel ja aus einer gescheiterten Beziehung.

Patentrezepte gibt es nicht

Wenn beide Partner ihre jeweiligen Kinder in die Beziehung mitbringen, wird das Ganze noch kniffliger. Bis alles reibungslos läuft, fliegen öfter mal die Fetzen. Aber der Versuch lohnt sich. Nicht zuletzt, weil Kinder aus zusammengewürfelten Familien oft mehr soziale Kompetenz haben und kompromissbereiter sind. Ein Patentrezept, wie es mit dem Zusammenleben klappt, hat auch Expertin Becker nicht, schließlich ist jede Konstellation anders. Nur so viel: Es ist völlig normal, Fehler zu machen und nicht so zu reagieren, wie man eigentlich sollte. Eine normale Familie wächst schließlich auch nur langsam zusammen, warum sollte es da bei einer Patchwork-Familie schneller gehen. "Manchmal dauert es eben Jahre", resümiert Natascha Becker. Aber "wenn die Beziehung der Erwachsenen stabil und harmonisch ist und jeder versucht, so viel Verständnis wie möglich für den anderen aufzubringen, ist das schon eine erfolgversprechende Basis."

 

 

 

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